Ziel der vorliegenden wissenschaftlichen Arbeit ist es, sich den vielfältigen Fragestellungen, die aus der Rezeption von Krankenhausserien hervorgehen, aus zwei verschiedenen Standpunkten zu widmen: zum einen aus dem von (werdenden) MedizinerInnen und zum anderen aus dem von Nicht-MedizinerInnen.
Entertainment-Education an sich wird bereits seit mehreren Jahrzehnten in der Kommunikationswissenschaft ausführlich erforscht und es wurde auch mehrfach nachgewiesen, dass die Verbindung von Unterhaltung und Bildung gut funktioniert.
So kann beispielsweise durch ein gut gewähltes Narrativ das Arztbild verbessert werden, oder aber auch die Ansprüche auf das Gesundheitssystem angehoben werden. Sowohl die Geschlechterrolle in der Ärzteserie als auch die Auswirkung der Darstellung der Frau in diesem Format auf die Entertainment-Education-Botschaft sind allerdings bisher wenig bis gar nicht erforscht. Der Universitätsprofessor und Mediziner Jürgen Schäfer ist dafür bekannt, dass er die Ärzteserie "Dr. House" in seinen Unterricht einbaut. Er und viele seiner FachkollegInnen sind der Meinung, dass Ärzteserien durchaus "großes Potenzial bei der Gesundheitsaufklärung" haben.
Fazit: Obwohl größtenteils sehr sorgfältig recherchiert wurde, da in den USA auch medizinische Beratung für Drehbuchautoren angeboten wird, was im deutschsprachigen Raum fehlt, kam es inhaltlich natürlich trotzdem in manchen Punkten zu Kritik aufgrund der Dramatik oder dem Hauptaugenmerk auf den (Liebes-)Narrativen, abseits des klinischen Alltags. Marion Esch, eine Medienwissenschaftlerin der Technischen Universität Berlin, kritisiert Ähnliches an deutschen Ärzteserien und ist der Meinung, dass Fernsehunterhaltung auch Bildung sein sollte. Außerdem spricht sie sich deutlich gegen das dargestellte Frauenbild in deutschen Arztserien aus. So sei ein weiblicher Chefarzt unvorstellbar, "und wenn eine Frau richtig Karriere macht, ist sie schnell eine Rabenmutter". Inwiefern sich das dargestellte Rollenbild, sowohl der Ärztin als auch des Arztes in Serien, von dem realen Bild eines/einer MedizinerIn unterscheidet und inwiefern sich dieses Rollenbild im Laufe der Zeit verändert hat, wird in Kapitel 6 genauer erläutert.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
1.1. Erkenntnisinteresse
1.2. Forschungsleitende Fragestellungen
1.3. Aufbau der Arbeit
2. Gesundheit und Gesundheitskommunikation
2.1. Gesundheit
2.2. Gesundheitskommunikation
3. Medienforschung
3.1. Symbolischer Interaktionismus
3.2. Mediennutzung
3.2.1. Der Uses- and Gratification-Approach
3.2.2. Der handlungstheoretische Nutzenansatz
3.2.3. Der Information-Utility-Ansatz
4. Information und Unterhaltung
4.1. Information
4.2. Unterhaltung
4.3. Das Zusammenspiel
4.4. Entertainment Education
5. Das Seriengenre Arzt-/Krankenhausserie
5.1. Definitionen und Merkmale
5.2. Geschichtliche Entwicklung von Arzt-/Krankenhausserien
5.3. Die Krankenhausserie „Charité“
5.4. Einfluss von Arzt-/Krankenhausserien auf die RezipientInnen
6. Rollenverständnis und Rollenflexibilität
6.1. Die Rolle allgemein
6.2. Die Rolle des Arztes/ der Ärztin in der Realität
6.3. Die Rolle des Arztes/ der Ärztin in der Serie
7. Die Verwissenschaftlichung der Medizin
8. Methodik
8.1. Erhebungsmethoden
8.2. Datenerhebungsinstrument Gruppendiskussion
8.2.1. Definition und Anwendungsbereiche
8.2.2. Vorteile und Nachteile einer Gruppendiskussion
8.2.3. Die Gruppe
8.2.4. Ablauf und Leitfaden
8.2.5. Datenerfassung und Transkription
8.3. Datenerhebungsinstrument Fragebogen
8.4. Untersuchungsdesign
8.4.1. Wahl der Methode
8.4.2. Konzeption der Gruppendiskussion
8.4.3. Ablauf und Leitfaden
8.4.4. Wahl des Filmmaterials
8.4.5. Konzeption des Fragebogens
8.5. Auswertungsverfahren
8.5.1. Gruppendiskussionen
8.6. Samplebeschreibung
8.6.1. Rekrutierung der ProbandInnen
8.6.2. Sample
9. Ergebnisse
9.1. Deskriptivstatistische Ergebnisse
9.1.1. Informationsverhalten
9.1.2. Nutzung von Krankenhausserien + Charité
9.1.3. ÄrztInnenbild
9.1.4. Gesundheitsvorsorge
9.1.5. Geschlechtsrollenverständnis
9.2. Auswertung der Gruppendiskussion
9.3. Hypothesen
10. Zusammenfassung und Ausblick
11. Literaturverzeichnis
12. Abbildungs- und Tabellenverzeichnis
12.1. Abbildungsverzeichnis
12.2. Tabellenverzeichnis
13. Anhang
13.1. Fragebogen
13.2. Auswertung des Fragebogens
13.3. Transkript der Gruppe I
13.4. Transkript der Gruppe II
13.5. Kategorien Gruppe I
13.6. Kategorien Gruppe II
13.7. Abstract
Danksagung
Ich möchte mich von Herzen bei allen TeilnehmerInnen der Erhebungen bedanken, denn ohne sie wäre diese Magisterarbeit nicht zustande gekommen. FK, GM, GW, JDe, JDo, JN, JP, LM, LS, MD, MG, SH, SW, vielen Dank, dass ihr euch die Zeit genommen habt!
Mein Dank gilt natürlich auch den Menschen, die mich auf dem Weg durch das Studium begleitet haben und mir an Zweigstellen mit ihren Worten neue Motivation geschenkt haben.
Vielen Dank an meine Julia, die mir nicht nur bei organisatorischen Dingen eine riesengroße Hilfe war.
Auch meiner Mama möchte ich einen herzlichen Dank aussprechen. In all den Jahren hatte sie immer ein offenes Ohr für mich und hat stets an mich geglaubt.
Ein ganz besonders großer Dank gilt meinem Felix, der mir immer zur Seite gestanden ist und mich liebevoll aufgemuntert hat, wenn die Last des Schreibens zu groß war. Ohne dich wäre die Arbeit vermutlich nicht entstanden.
1. Einleitung
Entertainment-Education an sich wird bereits seit mehreren Jahrzehnten in der Kommunikationswissenschaft ausführlich erforscht und es wurde auch mehrfach nachgewiesen, dass die Verbindung von Unterhaltung und Bildung gut funktioniert.
So kann beispielsweise durch ein gut gewähltes Narrativ das Arztbild verbessert werden, oder aber auch die Ansprüche auf das Gesundheitssystem angehoben werden (vgl. Hurth 2008).
Sowohl die Geschlechterrolle in der Ärzteserie als auch die Auswirkung der Darstellung der Frau in diesem Format auf die Entertainment-Education-Botschaft sind allerdings bisher wenig bis gar nicht erforscht. Der Universitätsprofessor und Mediziner Jürgen Schäfer ist dafür bekannt, dass er die Ärzteserie „Dr. House“ in seinen Unterricht einbaut. Er und viele seiner FachkollegInnen sind der Meinung, dass Ärzteserien durchaus „großes Potenzial bei der Gesundheitsaufklärung“ haben („CSI, Doctor House Wie realistisch sind Arztserien?“, 2014).
Auch an der Medizinischen Universität Wien wurden jahrelang von Herrn Professor Graninger - einer Legende im Bereich der Inneren Medizin, besonders der Infektiologie – außercurriculäre Vorlesungen über Dr. House gehalten. Dabei wurden abwechselnd Ausschnitte der Serie gezeigt, die anschließend einer strengen inhaltlichen Prüfung standhalten mussten. Fazit: Obwohl größtenteils sehr sorgfältig recherchiert wurde, da in den USA auch medizinische Beratung für Drehbuchautoren angeboten wird, was im deutschsprachigen Raum fehlt (vgl. ebd.), kam es inhaltlich natürlich trotzdem in manchen Punkten zu Kritik aufgrund der Dramatik oder dem Hauptaugenmerk auf den (Liebes-)Narrativen, abseits des klinischen Alltags. Marion Esch, eine Medienwissenschaftlerin der Technischen Universität Berlin, kritisiert Ähnliches an deutschen Ärzteserien und ist der Meinung, dass Fernsehunterhaltung auch Bildung sein sollte. Außerdem spricht sie sich deutlich gegen das dargestellte Frauenbild in deutschen Arztserien aus. So sei ein weiblicher Chefarzt unvorstellbar, „und wenn eine Frau richtig Karriere macht, ist sie schnell eine Rabenmutter“ („CSI, Doctor House Wie realistisch sind Arztserien?“, 2014). Inwiefern sich das dargestellte Rollenbild, sowohl der Ärztin als auch des Arztes in Serien, von dem realen Bild eines/einer MedizinerIn unterscheidet und inwiefern sich dieses Rollenbild im Laufe der Zeit verändert hat, wird in Kapitel 6 genauer erläutert.
1.1. Erkenntnisinteresse
Ziel der vorliegenden wissenschaftlichen Arbeit ist es, sich den vielfältigen Fragestellungen, die aus der Rezeption von Krankenhausserien hervorgehen, aus zwei verschiedenen Standpunkten zu widmen: zum einen aus dem von (werdenden) MedizinerInnen und zum anderen aus dem von Nicht-MedizinerInnen.
Die in der Thesis behandelnden Themen stützen sich auf die erste Staffel der Krankenhausserie „Charité“, welche im Jahr 1888 in Berlin spielt. Mit Hilfe einer Gruppendiskussion, die von einem Fragebogen gestützt wird, werden Daten zu den Bereichen Gesundheitsverhalten und Informationsverhalten, zum Rollenverständnis als auch zur Einstellung über traditionelle beziehungsweise alternative Heilmethoden und Methoden der Schulmedizin erhoben, die einen Einblick in die unterschiedliche Rezeptions- und Verhaltensweise von MedizinerInnen und Nicht-MedizinerInnen geben.
1.2. Forschungsleitende Fragestellungen
Die zentrale Forschungsfrage vorliegender Arbeit lautet:
Welche Unterschiede gibt es zwischen MedizinerInnen und Nicht-MedizinerInnen bei der Rezeption von Arztserien am Beispiel der Krankenhausserie „Charité“?
Es lassen sich weitere Unterfragen formulieren:
- Forschungsfrage 1: Inwiefern unterscheidet sich der Konsum von Krankenhausserien zwischen MedizinerInnen und Nicht-MedizinerInnen?
- Forschungsfrage 2: Inwiefern unterscheidet sich die Einschätzung über edukative Wirkungen von Krankenhausserien zwischen MedizinerInnen und Nicht-MedizinerInnen?
- Forschungsfrage 3: Inwiefern unterscheidet sich das Gesundheitsverhalten der MedizinerInnen von dem der Nicht-MedizinerInnen?
- Forschungsfrage 4: Inwiefern unterscheidet sich das Informationsverhalten der MedizinerInnen von dem der Nicht-MedizinerInnen?
- Forschungsfrage 5: Inwiefern unterscheidet sich das Rollenverständnis und die Rollenflexibilität der MedizinerInnen von dem der Nicht-MedizinerInnen?
- Forschungsfrage 6: Inwiefern unterscheidet sich das Vertrauen in ÄrztInnen der MedizinerInnen von denen der Nicht-MedizinerInnen?
- Forschungsfrage 7: Inwiefern unterscheidet sich das rezipierte Arztbild in der Serie Charité zwischen MedizinerInnen und Nicht-MedizinerInnen?
- Forschungsfrage 8: Inwiefern unterscheidet sich das Arzt-/Ärztinnenbild in Realität zwischen MedizinerInnen und Nicht-MedizinerInnen?
- Forschungsfrage 9: Inwiefern unterscheiden sich die wahrgenommenen Problematiken im heutigen Arzt-/Ärztinnenberuf zwischen MedizinerInnen und Nicht-MedizinerInnen?
- Forschungsfrage 10: Inwiefern unterscheidet sich die Einschätzung über Alternativ- und Schulmedizin der MedizinerInnen von dem der Nicht-MedizinerInnen?
1.3. Aufbau der Arbeit
Die vorliegende Magisterarbeit geht zu Beginn auf den Begriff „Gesundheit“ und in weiterer Folge Gesundheitskommunikation ein. Im Anschluss wird der medientheoretische Rahmen erläutert.
Kapitel 4 widmet sich den Themen Information und Unterhaltung, dem Zusammenspiel der beiden Bereiche sowie der Vorstellung des Entertainment-Education-Konzepts. Studien und Beispiele zum Thema werden besprochen.
Im Anschluss daran wird das Genre der Arzt- beziehungsweise Krankenhausserie thematisiert, wobei auf die geschichtliche Entwicklung dieses Genres eingegangen, die Serie „Charité“, die für die Erhebung im Zuge dieser Arbeit zentral war, vorgestellt und auf den Einfluss auf RezipientInnen von Arzt-/Krankenhausserien eingegangen wird.
Das nächste Kapitel befasst sich mit Rollenkonzepten von Ärzten und Ärztinnen sowohl in der Realität als auch in den Arzt-/Krankenhausserien.
In Kapitel 7 wird auf die Verwissenschaftlichung der Medizin eingegangen. Es folgt ein kurzer Aufriss zur Geschichte der Medizin sowie Erklärungen zu Schul-, Alternativ- und Komplementärmedizin.
Im zweiten Teil der Arbeit erfolgt die Empirik. Zuerst werden die Methoden erläutert und die Wahl jener begründet. Der Ablauf der Erhebungen wird beschrieben, die Auswertung kommentiert und im Anschluss die Ergebnisse unter Bezugnahme auf den zuvor gewählten theoretischen Hintergrund diskutiert.
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