Lerntheorien im Kontext neuer Medien

Interesse und Ablehnung von neuen Medien in Bezug auf Lernen


Bachelorarbeit, 2015

47 Seiten, Note: 1,8


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Vorwort

Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Begriffserklärungen der Neuen Medien
2.1 Begriffsdefinition von Medien
2.1.1 Entstehung von „Neue Medien“
2.1.2 Charakteristische Merkmale von neuen Medien
2.2 Unterscheidung von Massenmedien und Individualmedien

3. Der lernende Mensch
3.1 Der Mensch als lernfähiges Wesen
3.2 Vermittlung und Aneignung von Wissen
3.3 Selbstgesteuertes Lernen
3.4 Lerntheorien
3.4.1 Behavioristischer Ansatz
3.4.2 Kognitivistische Ansatz
3.4.3 Konstruktivistischer Ansatz
3.4.4 Übersicht zum Behaviorismus, Kognitivismus und Konstruktivismus
3.5 Lernwiderstände
3.6 Senioritätsprinzip

4. Medien in der Pädagogik
4.1 Interesse der Pädagogik an den Neuen Medien
4.2 Entwicklung der Medienpädagogik
4.2.1 Medienpädagogik
4.2.2 Lernkonzepte der Medienpädagogik
4.3 Formen von computerbasierten Lernprogrammen
4.4 E-Learning/Blendedlearning
4.5 Nutzung von Internetanwendungen in der Erziehungswissenschaft
4.6 Einsatz von Medien in der Schule
4.6.1 Beispiel eines Schulversuches: „MyMobile- Handy im Unterricht“
4.6.2 Lernsoftware im Unterricht
4.7 Einsatz von Medien in der Erwachsenenbildung
4.7.1 Beispielhafte Integration einer E-Learning Einheit in eine Vorlesung
4.7.2 Erhebung zur Nutzung digitaler Medien im Studium
4.7.3 Auswirkung von virtuellen Seminaren beim Fernstudium

5. Fazit

Literaturangaben

Internetquellen

Abbildungsnachweise

Vorwort

Durch die Einführung Neuer Medien in den Alltag deutscher Haushalte und durch den fortwährenden Anstieg deren Nutzung, hat sich das Verhalten von Individuen in Bezug auf Medien im Vergleich zur Medien-freien-Zeit stark ver- ändert. Die Benutzung Neuer Medien ist aus dem Alltag vieler nicht mehr weg- zudenken und bestimmt diesen grundlegend. Die Mediennutzung ist, in ver- schieden starker Ausprägung, in allen Altersschichten zu erkennen. Doch be- sonders Kinder und Jugendliche können oftmals ohne Medien nicht mehr leben. Der Einsatz von Medien wie Fernseher, Handy oder Computer ist fest in die Freizeitgestaltung integriert.

Aus diesem Grund hat auch die Pädagogik ein Interesse an der Nutzung und der Verwendbarkeit von Medien erhalten. In diesem Zusammenhang entstand die Medienpädagogik, die sich mit der Benutzung von Medien im pädagogi- schen Kontext beschäftigt. Daraus resultierte auch ein Interesse daran, mit Hilfe vom didaktischen Medieneinsatz in Schulen, der Universität und in der Weiter- bildung, Konzepte zu erarbeiten, welche Lernsituationen mit dem Einsatz von Medien kombinieren. Daraus sollte für Schüler*, Studenten und Weiterbildungs- teilnehmer eine neue Art der Vermittlung von Lerninhalten ermöglicht werden. Dies kann sowohl Chancen, als auch Hindernisse für die Lernenden mit sich führen. Inwieweit sich dieses auf das Lernverhalten der Individuen auswirkt und welche Möglichkeiten bereits im Lernkontext von Schulen, Universitäten und Weiterbildungseinrichtungen eingesetzt und ausprobiert wurden, wird in bei- spielhafter Form in dieser Arbeit thematisiert.

*Im Zusammenhang dieser Arbeit wird durchgängig die männliche Form verwendet, damit eine bessere Lesbarkeit der Arbeit geschaffen wird. Natürlich sind auch weibliche Personen in die- sen Aufzählungen mit einbezogen.

Abbildungsverzeichnis

Abb. 1: Selbst- und Fremdlernen

Abb. 2: Übersicht zum Behaviorismus, Kognitivismus und Konstruk-tivismus

Abb. 3: Funktionen von Medien

Abb. 4: Das Dreieck der Medienvermittlung und –nutzung

1. Einleitung

Die vorliegende Arbeit thematisiert Lerntheorien im Kontext mit Neuen Medien. In diesem Zusammenhang wurde die Frage entwickelt, welches Interesse für die Pädagogik besteht, sich mit Neuen Medien zu beschäftigen und in welcher Form diese sich auf das Lernverhalten von Kindern, Jugendlichen und Erwach- senen auswirkt. Weiterhin sollten Möglichkeiten der Gestaltung beispielhafte Anregungen dafür schaffen.

Das Interesse daran diese Arbeit zu verfassen resultiert daraus, dass ein Leben und Aufwachsen ohne Medien fast undenkbar in der heutigen, medial bestimm- ten Zeit ist. Daraus stellt sich die Frage, in welchem gemeinsamen Kontext Me- dien und Pädagogik in Form von Lernarrangements betrachtet werden können. Ein sich immer weiter verbreitender Teil der klassischen Pädagogik stellt die Medienpädagogik dar. Diese beschäftigt sich mit den Thematiken der Medien, deren Nutzen und Auswirkungen auf die Konsumenten.

Ob man Medien sowohl zum Lernen als auch zum Zeitvertreib, oder zur Unter- haltung nutzen kann und wie mediale Lernmethoden aussehen, soll deshalb in dieser Arbeit zusammengetragen werden.

Die ersten zwei Teile dieser Arbeit dienen zunächst der Begriffserklärung und Einordnung dieser Arbeit. Im ersten Teil wird der Begriff der Medien näher un- tersucht und definiert. Im zweiten Teil wird ausführlich der Begriff des Lernens thematisiert und verschiedene Lerntheorien aufgeführt.

Der dritte und letzte Teil setzt sich mit dem Thema der Medienpädagogik aus- einander. In dessen Zusammenhang werden verschiedene Methoden des Ler- nens mit Medien, beispielhaft, aufgegriffen. Hierbei werden Projekte genannt, die Medien in Schulen und Universitäten, in den Lernkontext eingebunden ha- ben. Dabei werden auch Beispiele genannt, in welcher Form didaktische Kon- zepte des Lernens durch Medien in die Praxis eingebunden werden. Abschließend an diese Arbeit steht ein persönliches Fazit, welche die grundle- genden Erkenntnisse noch einmal zusammenfasst und ansatzweise kritisch betrachtet.

2. Begriffserklärungen der Neuen Medien

2. 1 Begriffsdefinition von Medien

Die Definition des Begriffes „Medien“ ist oftmals von unterschiedlichen Autoren und deren Auslegung der Sichtweise abhängig und durch diese geprägt (vgl. Herzig/Grafe, 2006, S.10).

Wenn man das Wort Medium sprachwissenschaftlich definiert, so stellt es die „ verschiedenen Trägerformen für Zeichensysteme“ dar . Dieses beinhaltet etwa das gedruckte Buch, Texte, welche auf Leinwand oder einem Bildschirm, sicht- bar gemacht werden (vgl. Frank-Job, 2010, S.28).

„Der Begriff `Medium` wird in verschiedenen Bedeutungen gebraucht. In der Kommunikationswissenschaft bezeichnet er ein Instrument, welches Informati- onen an andere Personen überträgt (Hobmair et al., 1996, S.266).“

Spricht man in diesem Zusammenhang von einem Medium, welches eine große Anzahl von Menschen erreicht, so handelt es sich hierbei um ein Massenmedi- um (vgl. Hobmair et al., 1996, S. 266).

Setzt man Medien dagegen in den Zusammenhang mit der Vermittlung in Lehr- Lern-Prozessen, wird das Medium als Mittler verstanden. Durch diesen Mittler versucht man kommunikative Zusammenhänge entstehen zu lassen. Durch den medialen Einsatz können Informationen verarbeitet, abgebildet, präsentiert, ge- speichert und wiederholt werden (vgl. Herzig/Grafe, 2006, S.10). Neue Medien werden in diesem Kontext als computerbasierte Medien wahrgenommen, die im Vergleich zu den traditionellen Medien wie Radio, Zeitung, Fernsehen usw. eine Verarbeitung von Lerninhalten durchführen (vgl. Herzig/Grafe, 2006, S. 11).

2.1.1 Entstehung von „Neue Medien“

Im ersten Jahrhundert nach Christus galten Circus, Amphitheater und Theater als eine Art von Massenmedium, welche die Menschen durch Gladiatorenkämp- fe, Tierhetzen oder Bühnendarbietungen unterhielten. Dass sich seitdem ein Wandel der Massenmedien vollzogen hat, bei der es zu einer Erschaffung von Neuen Medien gekommen ist, muss an dieser Stelle nicht grundsätzlich erörtert werden (vgl. Benz, S.2010, 17).

Durch Neue Medien wurde die Kommunikation in der heutigen Zeit grundlegend verändert. Neue Medien haben somit Einfluss auf die gesellschaftliche Entwick- lung. Ebenfalls werden Entwicklungsschübe durch Neue Medien angeregt. Die daraus resultierende Technik ist heute nicht mehr wegzudenken. Dieses zeigt auch, inwieweit die Gesellschaft von den Neuen Medien abhängig ist und wie sie durch diese beeinflusst wird (vgl. Hüther, 2005, S. 345).

Der Wandel vollzog sich vom Einwegkommunikationsmittel hin zu einer Netz- kommunikation, die ein interaktives Medium darstellt. Die neuen interaktiven Medien versprechen dem Benutzer eine Eingriffs- und Rückkopplungsmöglich- keit (vgl. Sutter/Mehler, 2010, S.7).

Der Begriff der Neuen Medien kam erstmals in den 70er Jahren auf und wurde als Oberbegriff für alle, zu der Zeit neuen Technologien, verwendet. Dieses um- fasste Massen- und Speichermedien, wie Kabel- und Satellitenfernsehen, Video und Bildplatten. Der Begriff war damals politisch belegt. Es gab Debatten dar- über, wie die deutsche Medienlandschaft, die von den öffentlichen-rechtlichen Rundfunksendern und der staatlichen Telekommunikation beherrscht wurde, sich durch Auftreten anderer Medien verändern würde (vgl. Hüther, 2005, S.346).

Besonders durch die Entstehung des Internets kam es zu einem Wandel, der es den Nutzern ermöglichte, sich mit anderen auszutauschen und in Kontakt zu treten. Besonders beliebt dabei sind soziale Netzwerke. Aber auch Wissens- plattformen und Suchmaschinen, die eine einfache Nutzung des Internets ver- sprechen, bieten einen hohen Anreiz, das Internet und seine Möglichkeiten zu nutzen (vgl. Sutter/Mehler, 2010, S.7/8).

2.1.2 Charakteristische Merkmale von Neuen Medien

Heute steht der Begriff vermehrt für digitale computertechnische Medien. Dabei wird der Computer als Arbeits-, Unterhaltungs-, sowie Lehr- und Lernmittel ein- gesetzt. Das heutige Verständnis von Kommunikation wurde dabei grundlegend verändert. Besonders durch die Funktion des Internets sind der Kommunikation und der Wissenserweiterung fast keine Grenzen mehr gesetzt (vgl. Sut- ter/Mehler, 2010, S.8).

„Im wesentlichen lassen sich die neuen Medien durch folgende Kennzeichen charakterisieren: Digitalität, Vernetzung, Globalität, Mobilität, Konvergenz, In- teraktivität (Hüther, 2005, S.346).“

Durch die Digitalität, Vernetzung und Globalität wird ein Anschluss an das ex- terne, global arbeitende Netzwerk geschaffen. Dabei können über das Internet Texte, Grafiken, Animationen, Bilder, Filme, Sprache und Musik angeschaut, verarbeitet und verbreitet werden. Ebenfalls besteht ein leichter Zugang zu viel- fältigen Informationen zu allen Themenstellungen. Dazu kommt ein hohes Maß an Kommunikation über soziale Netzwerke, welche zur Verfügung stehen. Eine globale Kommunikation kann somit unabhängig von Raum und Zeit stattfinden (vgl. Hüther, 2005, S.346).

Die Mobilität der Neuen Medien ermöglicht es, dass Daten durch das Datennetz leicht verschickt und somit an andere Orte transportiert werden können. Dies schafft eine immer und an jedem Ort mögliche Kommunikation, die durch das Internet nicht ortsgebunden ist. Besonders durch die Nutzung des mobilen In- ternets auf Handys wurde diese Funktion noch erweitert (vgl. Hüther, 2005, S. 346/347).

Durch den Begriff der Konvergenz wird der Wandel der Neuen Medien charak- terisiert. Bei diesem sind die Grenzen zwischen den einzelnen Medien ver- wischt. Es treten Mischformen und Neukombinationen auf. So werden Web- Auftritte, TV-Sendungen, Computerspiele, Printmedien und Soundtracks in ver- schiedenen Weisen kombiniert und miteinander in Verbindung gebracht (vgl. Hüther, 2005, S.347).

Die Neuen Medien versprechen ebenfalls ein hohes Maß an Interaktivität. Die- ses ist jedoch aus sozialer Sicht sehr kritisch zu betrachten. Da eine Interaktion zwischen Mensch und Maschine eine Qualität zugesprochen wird, die durch Interaktionen über Medien zwar geschaffen werden kann, aber nicht dieselbe Intensität wie reale, soziale Kontakte, aufweist. Durch die mediale Ebene des Computers können jedoch vielseitige Fragestellungen geklärt werden, die eben- falls eine Interaktion darstellen. Diese finden jedoch ausschließlich mit einer Maschine statt (vgl. ebd.).

Schwierigkeiten erweisen sich in allen Bereichen der medialen Gestaltung, wenn Begriffe, die humanwissenschaftliche Hintergründe haben, auf technische Sachverhalte übertragen werden. So bekommen Begriffe wie z.B. die Maus eine ganz andere Bedeutung in der Computerwelt zugesprochen (vgl. Hüther, 2005, S. 348).

Das wirklich Neue an den Neuen Medien ist, dass diese sowohl das Freizeit-, als auch das Alltags- und Arbeitsverständnis durch ihren Einsatz geprägt und verändert hat. So kann mit Neuen Medien gearbeitet, gespielt, Informationen gesammelt und ausgetauscht werden. Ebenfalls verändern Neue Medien die Unterhaltung und zeigen medial abrufbare Darbietungen. Diese werden in be- kannten Internetplattformen abgerufen und angeschaut (vgl. Hüther, 2005, S.349).

Unser heutiges Leben wäre ohne die Nutzung von Massenmedien, wie Fernse- hen, Internet, Rundfunk und Zeitung, kaum mehr vorstellbar. Dabei werden die- se verwendet um eine Meinungsspiegelung der Konsumenten zu erhalten, In- formationen zu vermitteln, politische Organe zu kritisieren, kontrollieren, oder um lediglich zu unterhalten (vgl. Hobmair et al., 1996, S.266).

2.2 Unterscheidung von Massenmedien und Individualmedien

Wie in dem Begriff Massenmedium schon enthalten, macht dieses Medium Bot- schaften für eine große Masse und einem breiten Publikum sichtbar. Durch Massenmedien werden Inhalte vermittelt, die von Interesse vieler sein können. Dieses können aktuelle Themen, bedeutende Ereignisse oder Unterhaltungs- sendungen wie Filme und Sportveranstaltungen sein (vgl. Pietraß, 2006, S.16). Bei Massenmedien geht es nicht darum einzelnen Personen etwas zu vermit- teln. Der Zuschauer wird somit nicht als einzelnes Individuum angesehen, son- dern größtenteils ausschließlich als Konsument betrachtet. Das größte Anliegen von Massenmedien ist es, eine große Anzahl von Konsumenten zu erreichen. Dies können auf unterschiedliche Medien betrachtet, Zuhörer, Leser sowie Zu- schauer sein (vgl. Pietraß, 2006, S.17).

Wenn es sich um ein pädagogisches Angebot handelt, welches zur Bildung bei- trägt, ist dieses ebenfalls der Fall. Das Massenmedium ist für die Pädagogik insoweit interessant, da eine Anonymität des Konsumenten besteht, die unab- hängig von Vorerfahrungen, Wissensstand oder durch die Selektion durch den vermittelnden Pädagogen, Wissen vermittelt. Diese Vermittlung geschieht au-ßerhalb einer didaktisch geleiteten Vermittlungssituation, wie man sie z.B. in der Schule finden würde (vgl. Pietraß, 2006, S.18).

Die Nutzung von Massenmedien ist jedoch nicht grundsätzlich, aus erster Linie, von pädagogischen Interessen geleitet. Pädagogische Massenmediennutzung ist ausschließlich ein kleiner Teil von dem, was Massenmedien anbieten (vgl. ebd.).

Die Medienpädagogik befasst sich dabei vorrangig mit dem Einsatz von Mas- senmedien (vgl. Pietraß 2006, S. 17).

Individualmedien si nd dagegen räumlich an die körperliche Reichweite eines Individuums gebunden. Sie dienen der Kommunikation und erreichen dadurch eine face-to-face Kommunikation. Mitteilungen und Nachrichten werden eigen- ständig durch das Individuum erstellt und mit Hilfe des Mediums übertragen. Individualmedien ermöglichen dadurch eine Kommunikation unter Personen, die räumlich voneinander getrennt sind. Zu Individualmedien gehören, Briefe, Mobiltelefone, Telefone und E-Mail (vgl. Pietraß, 2006, S. 16/17).

3. Der lernende Mensch

3.1 Der Mensch als lernfähiges Wesen

Der Mensch hebt sich besonders durch seine Lernfähigkeit von anderen Lebe- wesen auf der Welt ab. Lernen bedeutet, durch ein Wechselspiel von inneren und äußeren Reizen, Erfahrungen zu machen, die das Denken und Handeln eines Individuums verändern. Diese zeichnet sich auch langfristig ab (vgl. Wolf, 2011, S.51). Durch die Weltoffenheit des menschlichen Gehirns, welches sich dadurch grundsätzlich von den Gehirnen anderer Lebewesen unterscheidet, kann man das Gehirn formen und durch Erfahrungen prägen. Das heißt jedoch, dass das Gehirn, bei der Geburt eines Menschen noch insoweit unstrukturiert ist, das es grundlegend wichtig wird, dieses durch Erziehung und Lernimpulse zu strukturieren und zu formen. Lernen bedeutet also, dass man in dem Gehirn eine Struktur bildet, welche dabei verinnerlicht wird (vgl. Wolf, 2011, S.52).

3.2 Vermittlung und Aneignung von Wissen

Vermittlung und Aneignung von Wissen sind zentrale Punkte im Zusammen- spiel vom Lehr-Lern-Kontexten. Bei der Vermittlung von Wissen stehen beson- ders die gesellschaftliche Institution, Organisation oder Profession im Vorder- grund. Wogegen es bei der Aneignung um eine eigene und individuelle Leis- tung geht, Wissen zu verinnerlichen. Damit ist ebenfalls das Verständnis ver- bunden, dass Wissen nicht zwangsläufig entsteht, wenn ein Lehrprozess statt- findet (vgl. Kade, 2010, S. 18).

Durch den Begriff der Biografieforschung, der Anfang der 1980er Jahre auftrat, wird das Erwachsenenbild in der Weiterbildung als ein Lerner, der selbstständig und selbstorganisiert lernen will, betrachtet. So müssen dazu passende Techni- ken entwickelt werden, welche diese Lernform von Selbstständigkeit der Teil- nehmer unterstützt (vgl. ebd.).

Diese können im Weiterbildungskontext, sowie während des Studiums, compu- terbasierte Lernformen sein.

3.3 Selbstgesteuertes Lernen

Das selbstgesteuerte Lernen hat einen besonders hohen Stellenwert bekom- men, da durch die Verbreitung von elektronischen Informations- und Kommuni- kationsmedien und durch das Internet die Möglichkeiten von selbstgesteuerten und organisierten Lernen vielfältig sind (vgl. Hufer, 2009, S. 174). Gelernt wer- den kann dabei zu Hause, am eigenen Computer. Die internetgesteuerten Lernaufgaben werden daraufhin von Pädagogen kontrolliert oder in Präsenz- veranstaltungen besprochen. Damit Lernende ihre eigenen Lernzeiten mit dem Alltag vereinbaren können, bietet sich eine Computer- und Internetgestützte Lernform an, bei der die Lernenden ihr eigenes Lerntempo verfolgen können. Das selbstgesteuerte Lernen birgt jedoch auch Risiken. Besonders für die Pä- dagogen, die noch in der Erwachsenenbildung tätig sind, kann die Umstruktu- rierung von Präsenzkursen in der Erwachsenbildung hin zum selbstgesteuerten Lernen am Computer einen Einbruch im Stellenmarkt hervorrufen. Diese würde eine komplette Veränderung im Berufsfeld der Erwachsenbildung mit sich bringen (vgl. Hufer, 2009, S. 175).

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 1: Selbst- und Fremdlernen (aus: Behrmann/Schwarz, 2003, S.67)

Das aufgeführte Schaubild zeigt, dass es Unterschiede beim Selbst- und Fremdlernen gibt. Diese bestehen besonders in der Verantwortung dabei, wer für die Erschaffung von Lernsituationen verantwortlich ist. Der Eigenanteil beim Schaffen von Selbstlernsituationen ist für ein Individuum somit größer als beim Fremdlernen.

3.4 Lerntheorien

„Die von der Psychologie entwickelte Theorie zur systemischen Erklärung von nicht beobachtbaren Lernprozessen werden Lerntheorien, oftmals auch Verhal- tenstheorien genannt (Hobmair et al., 1996, S. 135).“

Im Zusammenhang dieser Arbeit werden der behavioristische, der kognitive und der konstruktive Ansatz der Lerntheorien näher betrachtet und in einem ab- schließenden Schaubild gegenübergestellt.

3.4.1 Behavioristischer Ansatz

Die theoretischen Grundannahmen des Behaviorismus wurden von dem Wis- senschaftler John B. Watson geprägt. Der Behaviorismus bezieht sich dabei auf Dinge, welche zu beobachten sind. Besonders die Begriffe von Reiz und Reak- tion sind im Zusammenhang mit dem Behaviorismus geprägt (vgl. Baumgart, 2007, S.118). Unter Reizen versteht man angeborene Impulse, die jedem Indi- viduum bei der Geburt mitgegeben werden. Diese sind, unter anderem der Se- xual-, Überlebens-, oder ein Erhaltungstrieb und was daraus resultiert, wenn man Lebewesen daran hindert, diese auszuleben (vgl. ebd.). Ein angeborener Reiz ist z.B., dass sich die Pupillen zusammenziehen, wenn diese in Kontakt mit hellem Licht kommen. Wenn es dunkel ist, weitet sich die Pupille dagegen automatisch (vgl. Baumgart, 2007, S.121).

Unter Reaktionen versteht man danach alles, was ein Individuum tut (vgl. Baumgart, 2007, S.118). Die Reaktion hängt dabei mit den angeborenen Rei- zen zusammen. Es findet sozusagen eine Anpassungsleistung statt. Diese kann entweder nur leicht in Form von veränderter Atmung auftreten. Sie kann aber auch größere Reaktionen wie z.B. Flucht hervorrufen. Der Behaviorismus geht davon aus, dass auf jeden Reiz eine bestimmte, unmittelbare Reaktion auftritt (vgl. Baumgart, 2007, S.124).

Interessant für den Behaviorismus ist es, die Reizspanne durch Konditionierung zu erweitern und somit immer mehr Reiz-Reaktionen hervorzurufen. Unter Kon- ditionierung wird verstanden, dass ein bestimmtes Verhalten durch die Kombi- nation von einem angeborenen Reiz mit einem unbestimmten Reiz kombiniert wird und somit eine bestimmte Reaktion daraus resultiert (vgl. Baumgart, 2007, S.123).

Aber auch andere Wissenschaftler, wie Iwan P. Pawlow oder Burrhus F. Skin- ner, welche Tierversuche zu Reiz und Reaktion durchführten und diese durch positive oder negative Verstärker unterstützten, befassten sich mit dem Thema des Behaviorismus. Bei Versuchen an Menschen gelang dieses jedoch weniger gut (vgl. Hollstein, 2001,S.23).

Der Behaviorismus lässt sich in verschiedene Lernmethoden einteilen. In Ler- nen durch Einsicht, Lernen durch Verstärkung (operante Konditionierung), Signallernen (klassische Konditionierung), oder dem Lernen am Modell (vgl. Röll, 2009, S. 65/ Hobmair et al., 1996, S.136).

Im behavioristischen Kontext wurden einige computerbasierte Lernprogramme entwickelt. Besonders Lernprogramme, die auf Faktenwissen abzielen, können gut durch behavioristische Konzepte am Computer genutzt werden. Solche Pro- gramme sind z.B. Vokabel- oder Mathematiklernprogramme, sowie Präsentati- onsprogramme (vgl. Hollstein, 2001, S. 23).

3.4.2 Kognitivistische Ansatz

Der Kognitivismus orientiert sich am Subjekt, weißt jedoch auch noch Bezüge zum Objekt auf (vgl. Röll, 2009, S.65). Der Lernende wird dabei als eigenstän- diges Individuum betrachtet, welches äußere Reize, die auf ihn eintreffen, ei- genständig verarbeitet und verinnerlicht. Reize die durch die Außenwelt eintref- fen, werden somit durch das Individuum selektiert, interpretiert und verarbeitet. Die Wahrnehmung wird als aktive kognitive Leistung des Gehirns wahrgenom- men. Dabei werden neue Gehirnkonstrukte gebildet und verinnerlicht. Jedes neue Wissen, dass dem Individuum zugetragen wird, wird mit vorhandenem Wissen abgeglichen und interpretiert. Es entsteht sozusagen eine Wechselwir- kung zwischen internen vorhandenen Wissen im Gehirn und externen Reizen, welche auf das Gehirn treffen und dort verarbeitet werden (vgl. Röll, 2009, S.66).

Im Vergleich zum Behaviorismus, welcher Einflüsse der kognitiven Verarbeitung im Gehirn ignoriert und dieses als „Black-Box“ ansieht in die nicht hereinge- schaut werden kann, sieht der Kognitivismus die Verarbeitung von Wissen im Gehirn als zentralen Faktor beim Lernen. Diese Verarbeitung soll die Lücke, die im Zusammenhang von Reiz und Reaktion auftritt, schließen (vgl. Hollstein, 2001, S.24/25).

3.4.3 Konstruktivistischer Ansatz

Der Konstruktivismus beinhaltet die These, dass die Wirklichkeit in einem Akt des Konstruierens von einem Individuum erschaffen wird. Das heißt, dass die Umwelt von verschiedenen Individuen auch verschieden wahrgenommen werden kann (vgl. Arnold/Kempkes, 1998, S.259). Bei unserem Wissen handelt es sich somit immer um ein konstruiertes, von uns gesteuertes und verinnerlichtes Wissen, welches bei anderen Individuen, völlig anders aussehen kann (vgl. Ar- nold/Kempkes, 1998, S.260).

Bezieht man dieses auf Lernsituationen, so muss man die Vermittlung von Lerninhalten mit den Lernenden konstruieren. Das heißt, dass an vorhandenes Wissen anknüpft werden muss und dieses mit neuen Lerninhalten verbunden wird (vgl. ebd.).

Im Vergleich zwischen dem Kognitivismus und dem Konstruktivismus, die sich in manchen Ansichten zur Lernauffassung ähneln, ist der entscheidende Unter- schied, dass Lernen beim Konstruktivismus immer als konstruierte Wahrneh- mung der Umwelt aufgefasst wird (vgl. Hollstein, 2001, S. 25).

3.4.4 Übersicht zum Behaviorismus, Kognitivismus und Kon- struktivismus

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 2: Übersicht zum Behaviorismus, Kognitivismus und Konstruktivismus (aus: Baumgartner und Payr,1999, S.100)

[...]

Ende der Leseprobe aus 47 Seiten

Details

Titel
Lerntheorien im Kontext neuer Medien
Untertitel
Interesse und Ablehnung von neuen Medien in Bezug auf Lernen
Hochschule
Justus-Liebig-Universität Gießen  (Sozial- und Kulturwissenschaften)
Note
1,8
Autor
Jahr
2015
Seiten
47
Katalognummer
V499697
ISBN (eBook)
9783346031501
ISBN (Buch)
9783346031518
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Medien, Pädagogik Erziehungswissenschaften
Arbeit zitieren
Nina Engelbracht (Autor:in), 2015, Lerntheorien im Kontext neuer Medien, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/499697

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