„Me voilà maintenant attelé à un roman de mœurs modernes qui se passera à Paris. Je veux faire l’histoire morale de ma génération ; sentimentale serait plus vrai. C’est un livre d’amour, de passion ; mais de passion telle qu’elle peut exister maintenant, c’est-à-dire inactive.“
Unter dieser Prämisse schreibt Gustave Flaubert die Education sentimentale, die Geschichte des jungen Mannes Frédéric Moreau, der zwischen 1840 und 1851 eine lehrreiche „Reise“ durch historische und soziale Ereignisse sowie das Pariser Liebesleben unternimmt, jedoch an seinen Illusionen und Ambitionen scheitert. Seine persönliche Geschichte steht repräsentativ für eine viel allgemeinere Erfahrung, die, in das individuelle Schicksal des Helden verpackt, die Geschichte einer ganzen Generation widerspiegelt. Das Wort Geschichte ist hier wahrhaft zweideutig zu verstehen: Es bezeichnet einerseits die narrative Fiktion aus der Hand Flauberts, andererseits aber auch die wahren Geschehnisse seiner Epoche, die geschickt und realistisch in die Fiktion eingebaut wurden.
Im Roman ist Paris das Zentrum der modernen Gesellschaft und gleichzeitig die Projektionsfläche für Frédérics romantische Sehnsüchte und gesellschaftliche Ambitionen.
Die Vielschichtigkeit der Stadt Paris spiegelt sich im Roman unter anderem in der Ballszene zu Beginn des zweiten Teils wider, die in dieser Arbeit näher analysiert werden soll. Zunächst soll untersucht werden, inwieweit der Ball bei Rosanette in Opposition zum bourgeoisen Leben steht und weshalb dieser Gegensatz notwendig für das Fortbestehen des Bürgertums und der damit verbundenen Werte war. Der zweite Punkt der Analyse beschäftigt sich mit der Darstellung der Prostituierten Rosanette und ihrer häuslichen Umgebung, wobei hier vor allem der Aspekt der Käuflichkeit sowie der Gegensatz zur femme honnête im Vordergrund steht. Der dritte Analysepunkt ist dem Protagonisten Frédéric und seiner inaktiven Position auf dem Ball beziehungsweise in der Gesellschaft gewidmet. Zuletzt soll der Ball als Plattform zur maskierten Darstellung von Politik und politischen Ereigniss untersucht werden, die in den nachfolgenden Teilen des Romans noch einmal, doch diesmal unmaskiert auftauchen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Analyse der Ballszene
- Der Ball bei Rosanette als notwendiger Gegensatz zum bourgeoisen Leben
- Darstellung Frédérics
- Darstellung Rosanettes und ihrer Umgebung
- Darstellung von Politik bzw. politischen Ereignissen
- Zusammenfassung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit analysiert die Ballszene bei Rosanette in Gustave Flauberts Education sentimentale. Ziel ist es, die Bedeutung dieser Szene im Kontext des Romans zu untersuchen und ihren Beitrag zum Verständnis der gesellschaftlichen Verhältnisse und der individuellen Entwicklung des Protagonisten Frédéric Moreau zu beleuchten.
- Der Gegensatz zwischen dem bourgeoisen Leben und der Welt der Lorette
- Die Darstellung von Prostitution und käuflicher Liebe
- Frédérics passive Rolle und seine Unfähigkeit, sich in der Gesellschaft zu behaupten
- Die politische Dimension der Szene und die maskierte Darstellung von Ereignissen
- Die Rolle von Vergnügen und Amusement als Kompensation für die Beschränkungen der bürgerlichen Moral
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung: Die Einleitung führt in das Thema ein und beschreibt den Kontext von Flauberts Education sentimentale. Sie erläutert den Fokus auf die Ballszene bei Rosanette als Schlüsselszene, die den Gegensatz zwischen dem bürgerlichen Leben und der Welt der Prostitution aufzeigt und Frédérics passive Rolle in der Gesellschaft beleuchtet. Die Arbeit untersucht den Ball als Spiegel der zeitgenössischen Pariser Gesellschaft und als Projektionsfläche für Frédérics Sehnsüchte und Ambitionslosigkeit.
Analyse der Ballszene: Der Ball bei Rosanette als notwendiger Gegensatz zum bourgeoisen Leben: Dieser Abschnitt analysiert den Ball als notwendigen Gegensatz zum bourgeoisen Leben. Flaubert zeigt, wie die strenge bürgerliche Moral durch den Besuch solcher Veranstaltungen kompensiert wird. Arnoux, der „gute Bürger“, führt Frédéric in diese Welt, um den Ansprüchen des bürgerlichen Alltags zu entkommen. Der Kontrast zwischen der Ehefrau Marie Arnoux, die Tugend, Reinheit und Ordnung verkörpert, und der Welt der Lorette mit ihrer Fröhlichkeit, Verschwendung und Untreue wird deutlich herausgearbeitet. Die Lorette bietet den Bürgern ein Vergnügen, das mit den Anforderungen der Ehe und Mutterschaft unvereinbar ist, und sichert damit das Fortbestehen der repressiven bürgerlichen Moral. Der Abschnitt analysiert auch die ironische Darstellung der Exzesse im Essen und Trinken auf dem Ball im Vergleich zur Sparsamkeit des bürgerlichen Alltags und setzt die Szene im Kontrast zu einem späteren Besuch bei Mme Dambreuse, um die Unterschiede in den sozialen Kreisen hervorzuheben.
Schlüsselwörter
Education sentimentale, Gustave Flaubert, Ballszene, Rosanette, bürgerliche Moral, Lorette, Prostitution, Frédéric Moreau, Paris, Gesellschaft, Politik, Amusement, Repression, Kompensation.
Häufig gestellte Fragen zu Gustave Flauberts Education sentimentale: Analyse der Ballszene bei Rosanette
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit analysiert die Ballszene bei Rosanette in Gustave Flauberts Roman Education sentimentale. Der Fokus liegt auf der Bedeutung dieser Szene im Kontext des Romans und ihrem Beitrag zum Verständnis der gesellschaftlichen Verhältnisse und der individuellen Entwicklung des Protagonisten Frédéric Moreau.
Welche Themen werden in der Analyse der Ballszene behandelt?
Die Analyse untersucht den Gegensatz zwischen dem bourgeoisen Leben und der Welt der Lorette, die Darstellung von Prostitution und käuflicher Liebe, Frédérics passive Rolle und seine Unfähigkeit, sich in der Gesellschaft zu behaupten, die politische Dimension der Szene und die maskierte Darstellung von Ereignissen sowie die Rolle von Vergnügen und Amusement als Kompensation für die Beschränkungen der bürgerlichen Moral.
Wie wird die Ballszene als Gegensatz zum bourgeoisen Leben dargestellt?
Die Ballszene wird als notwendiger Gegensatz zum bourgeoisen Leben dargestellt. Flaubert zeigt, wie die strenge bürgerliche Moral durch den Besuch solcher Veranstaltungen kompensiert wird. Der Kontrast zwischen der bürgerlichen Ehefrau und der Welt der Lorette mit ihrer Fröhlichkeit, Verschwendung und Untreue wird deutlich herausgearbeitet. Die Lorette bietet den Bürgern ein Vergnügen, das mit den Anforderungen der Ehe und Mutterschaft unvereinbar ist und das Fortbestehen der repressiven bürgerlichen Moral sichert.
Welche Rolle spielt Frédéric Moreau in der Ballszene?
Frédéric Moreau spielt eine passive Rolle. Die Analyse beleuchtet seine Unfähigkeit, sich in der Gesellschaft zu behaupten. Der Ball dient als Spiegel seiner Sehnsüchte und Ambitionslosigkeit.
Welche politische Dimension hat die Ballszene?
Die Ballszene beinhaltet eine politische Dimension, die durch eine maskierte Darstellung von Ereignissen vermittelt wird. Die Arbeit untersucht, wie politische Ereignisse und gesellschaftliche Verhältnisse in der Szene reflektiert werden.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit?
Die Arbeit umfasst eine Einleitung, eine Analyse der Ballszene (mit Unterpunkten zu verschiedenen Aspekten der Szene), und eine Zusammenfassung. Die Analyse der Ballszene betrachtet u.a. den Ball als Gegensatz zum bourgeoisen Leben, die Darstellung von Rosanette und ihrer Umgebung, die Darstellung Frédérics und die Darstellung von Politik bzw. politischen Ereignissen.
Welche Schlüsselwörter beschreiben den Inhalt der Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Education sentimentale, Gustave Flaubert, Ballszene, Rosanette, bürgerliche Moral, Lorette, Prostitution, Frédéric Moreau, Paris, Gesellschaft, Politik, Amusement, Repression, Kompensation.
Welche Zielsetzung verfolgt die Arbeit?
Die Arbeit zielt darauf ab, die Bedeutung der Ballszene bei Rosanette im Kontext des Romans zu untersuchen und ihren Beitrag zum Verständnis der gesellschaftlichen Verhältnisse und der individuellen Entwicklung des Protagonisten Frédéric Moreau zu beleuchten.
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- Evelyn Glose (Author), 2005, Der Ball bei Rosanette als Schlüsselszene in Flauberts Education sentimentale, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/49986