Im Dialog „Gorgias“ entfaltet Platon seine Gedanken über ein selbstreflektiertes philosophisches Leben in Abgrenzung zum von einzelnen Sophisten vertretenen Naturrecht. Die dort dargestellte Gesprächsrunde rückt, wie fast alle Schriften Platons, Sokrates als offensichtlichen Gesprächsleiter in den Mittelpunkt. Er versucht zunächst, seine Diskussionspartner durch gezielte Fragen und Aufdecken von Widersprüchen von seiner Meinung zu überzeugen. Dabei kommt es ihm gerade nicht auf das bloße Überzeugen an, sondern auf das gemeinsame Finden der Wahrheit. Es ist charakteristisch für den von Platon dargestellten Sokrates, daß dieser von seiner Überzeugung gerne abrücken würde, wenn sie nicht der Wahrheit entspräche. Durch den Anspruch der Wahrheitsfindung setzt sich Sokrates schon in seiner Haltung und nicht allein argumentativ von seinen Gesprächspartnern ab. Er hat es hier mit den heute als Sophisten bezeichneten Personen „Gorgias“, „Polos“ und „Kallikles“ zu tun. Deren Anliegen ist es, ganz allgemein gesagt, als professionelle Redner (Rhetoriker) die Zuhörer durch geschickte Überredungskunst zu überzeugen. Ganz nach dem Motto: Wer den anderen überzeugt, hat recht. Wahr oder wahrhaftig ist demnach der, der die besseren Argumente vortragen kann, nicht aber derjenige, der wirklich besser Bescheid weiß. Obwohl es am Beginn des Gesprächs noch vordergründig um die Redekunst und deren Ausübung geht, konzentriert sich der Text von Platon eigentlich auf die Frage der richtigen und selbstreflektierten Lebensführung im Gegensatz zur hedonistisch-egoistischen Grundhaltung. Das wird am Ende des Dialogs offen diskutiert.
Es finden sich im Gorgias-Dialog also zwei schier unversöhnliche Parteien ein, zum einen die Sophisten, die die Wahrheit der besseren Rede zuschreiben, zum anderen Sokrates, der der Frage nach einer objektiven Wahrheit nachgeht. So wird am Ende des Dialogs auch keine Einigung erzielt und keine Partei vermag die andere zu überzeugen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die Personen im Platondialog „Gorgias“
- Gorgias
- Polos
- Kallikles
- Chairephon
- Textanalyse und -interpretation
- Vorspiel
- Gespräch mit Gorgias
- Was ist die Redekunst?
- Die Redekunst ist bloße Überzeugung
- Gorgias widerspricht sich
- Gespräch mit Polos
- Die Redekunst ist bloße Schmeichelei
- Der Tyrann hat keine Macht
- Unrechttun ist schlimmer als Unrechtleiden
- Heilung der Schlechtigkeit der Seele durch gerechte Strafe
- Gespräch mit Kallikles
- Richtig zu leben erfordert Übereinstimmung mit sich selbst
- Naturrecht contra Rechtspflege
- Über die Schädlichkeit des Philosophierens
- Die höchste Lust als Lebensprinzip
- Das Angenehme soll nur um des Guten willen getan werden
- Zusammenfassung und Schluß
- Literatur
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Hausarbeit analysiert Platons Dialog „Gorgias“ und beleuchtet die Auseinandersetzung zwischen dem selbstreflektierten philosophischen Leben Sokrates' und dem vom Naturrecht geprägten Denken der Sophisten. Der Text untersucht die Rolle der Redekunst im Hinblick auf Überzeugung, Wahrheit und die Gestaltung eines sinnvollen Lebens.
- Die Rolle der Redekunst und ihre Auslegung durch Gorgias und Sokrates
- Die Frage nach der objektiven Wahrheit und ihre Verbindung zu einem gerechten Leben
- Der Gegensatz zwischen hedonistischer Lebensführung und der Suche nach moralischen Werten
- Die Auseinandersetzung mit der Sophistenlehre und ihre Kritik am Naturrecht
- Die Bedeutung des selbstreflektierten Denkens im Dialog zwischen Sokrates und seinen Gesprächspartnern
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik des Dialogs „Gorgias“ ein und stellt die zentralen Konfliktpunkte zwischen Sokrates und den Sophisten dar. Anschließend werden die Hauptpersonen des Dialogs – Gorgias, Polos, Kallikles und Chairephon – vorgestellt und in ihren jeweiligen historischen und philosophischen Kontext eingeordnet.
Die Textanalyse und -interpretation gliedert sich in verschiedene Abschnitte, die sich mit den einzelnen Gesprächen zwischen Sokrates und seinen Gesprächspartnern auseinandersetzen. Dabei werden die Argumente der einzelnen Personen im Detail betrachtet und die Positionen von Sokrates und den Sophisten zum Thema der Redekunst, der Wahrheit und der richtigen Lebensführung gegenübergestellt.
Schlüsselwörter
Platon, Gorgias, Sophisten, Redekunst, Naturrecht, Wahrheit, Selbstreflexion, Hedonismus, Moralphilosophie, philosophisches Leben, Überzeugung, Recht und Unrecht, Tyrann, Gerechtigkeit.
- Citar trabajo
- Robert Ludwig (Autor), 2004, Platons Gorgisa - Naturrecht contra sittlicher Selbstreflexion, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/50025