Mit Lorenz von Stein wurde erstmals die Staatsverschuldung zum Mittel intergenerationeller Umverteilung erhoben. So kann Staatsverschuldung in gleicher Weise wie die Verschuldung eines Unternehmens als Mittel angesehen werden, zukünftige Einnahmen gegenwärtig zu nutzen. Ein Staat hat dabei im Gegensatz zu einem Unternehmen aber eine Verpflichtung gegenüber all seinen Mitgliedern. Im intergenerationellen Kontext stellt sich dabei die Frage, ob der Staat auch Verpflichtungen gegenüber zukünftigen Mitgliedern hat. Ist Staatsverschuldung als Ausbeutung zukünftiger durch gegenwärtige Generationen aus ethischen Gründen abzulehnen oder kann es Gerechtigkeitspflichten geben. die eine Staatsverschuldung rechtfertigen? Mit John Rawls Theorie der Gerechtigkeit soll im Folgenden aus egalitaristischer Perspektive untersucht werden, ob sich intergenerationelle Gerechtigkeitspflichten begründen lassen und wie Staatsverschuldung aus ethischer Perspektive zu bewerten ist.
Die Begriffe Generationengerechtigkeit oder intergenerationelle Gerechtigkeit beziehen sich auf die Gerechtigkeitsrelation zwischen unterschiedlichen Generationen - insbesondere zwischen heutigen und zukünftigen Generationen. In Abgrenzung dazu befasst sich die intragenerationelle Gerechtigkeit vor allem mit intratemporalen, also den zum gleichen Zeitpunkt stattfindenden Verteilungen innerhalb einer Generation etwa von „reich“ zu „arm“ (personelle Umverteilung) oder von „Arbeit“ zu „Kapital“ (funktionelle Umverteilung). Eine strikte Trennung der beiden Konzeptionen ist vor allem im Hinblick auf die Staatsverschuldung nicht möglich. Eine Gerechtigkeitstheorie muss demnach immer eine konsistente Verbindung zwischen intra- und intergenerationeller Gerechtigkeit schaffen. In Bezug auf Rawls bedeutet dies, dass bei einer intergenerationellen Verteilung zugunsten zukünftiger auch die Anwendung der Grundprinzipien auf gegenwärtige Generationen beachtet werden muss.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Intergenerationelle Gerechtigkeit bei Rawls
- 2.1. Ausgangspunkt: Urzustand und Schleier des Nichtwissens
- 2.2. Begründung des gerechten Spargrundsatzes
- 2.3. Ziel und Ausgestaltung des gerechten Spargrundsatzes
- 2.4. Der Spargrundsatz in Verbindung mit den Grundprinzipien
- 3. Anwendungsbeispiel: Staatsverschuldung
- 3.1. Das klassische und neoklassische Paradigma der Staatsverschuldung
- 3.2. Staatsverschuldung als Instrument intergenerationeller Umverteilung
- 3.3. Intragenerationelle Verteilungswirkungen von Staatsverschuldung
- 3.4. Staatsverschuldung als Gegenstand intergenerationeller Gerechtigkeit
- 4. Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Das Ziel dieses Textes ist es, die Frage nach der intergenerationellen Gerechtigkeit im Kontext der Staatsverschuldung anhand der Theorie von John Rawls zu untersuchen. Der Text beleuchtet, ob sich aus der Rawlsschen Gerechtigkeitstheorie ethische Verpflichtungen gegenüber zukünftigen Generationen ableiten lassen und wie Staatsverschuldung in diesem Lichte zu bewerten ist.
- Intergenerationelle Gerechtigkeit
- Rawls' Theorie der Gerechtigkeit
- Staatsverschuldung als Verteilungsinstrument
- Ethische Bewertung von Staatsverschuldung
- Urzustand und Schleier des Nichtwissens
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung
Der Text beginnt mit einer Einführung in das Thema Staatsverschuldung als Mittel intergenerationeller Umverteilung. Er stellt die Frage, ob Staatsverschuldung als Ausbeutung zukünftiger Generationen zu betrachten ist oder ob es gerechtfertigte Gründe für die Inanspruchnahme von Staatsverschuldung gibt. Rawls' Gerechtigkeitstheorie wird als theoretischer Rahmen für die Untersuchung der intergenerationellen Gerechtigkeit im Kontext der Staatsverschuldung eingeführt.
2. Intergenerationelle Gerechtigkeit bei Rawls
Dieses Kapitel behandelt Rawls' Theorie der intergenerationellen Gerechtigkeit. Es wird der Urzustand und der Schleier des Nichtwissens als Grundlage für die Entwicklung fairer Grundsätze für die Verteilung gesellschaftlicher Güter erläutert. Darüber hinaus wird der gerechte Spargrundsatz als ein zentrales Element der Rawlsschen Theorie der intergenerationellen Gerechtigkeit vorgestellt.
3. Anwendungsbeispiel: Staatsverschuldung
Dieses Kapitel analysiert das Beispiel der Staatsverschuldung im Kontext der intergenerationellen Gerechtigkeit. Es werden unterschiedliche Perspektiven auf Staatsverschuldung, wie das klassische und neoklassische Paradigma, sowie die Rolle der Staatsverschuldung als Instrument der intergenerationellen Umverteilung betrachtet. Zudem werden die intragenerationellen Verteilungswirkungen von Staatsverschuldung und die Frage nach der intergenerationellen Gerechtigkeit im Zusammenhang mit Staatsverschuldung diskutiert.
Schlüsselwörter
Die wichtigsten Schlüsselwörter und Themen des Textes sind intergenerationelle Gerechtigkeit, John Rawls, Staatsverschuldung, Verteilungsgerechtigkeit, Urzustand, Schleier des Nichtwissens, gerechter Spargrundsatz, ethische Bewertung, intragenerationelle Gerechtigkeit, Umverteilung.
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- Anonym (Autor), 2017, Staatsverschuldung als Gegenstand der intergenerationellen Gerechtigkeit nach John Rawls, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/500284