Umweltbewusstsein versus Umweltverhalten

Akteure und deren Einfluss im Umweltdiskurs


Hausarbeit, 2017

19 Seiten, Note: 1,8


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Umweltsoziologie und ihre Relevanz

3. Umweltbewusstsein versus Umweltverhalten: Probleme und Diskrepanzen

4. Alternative Ansätze im individuellen Umwelthandeln

5. Akteure und deren Einfluss im Umweltdiskurs

6. Zusammenfassung und Fazit

7. Literaturverzeichnis

8. Abbildungsverzeichnis

1. Einleitung

Massive Veränderungen des Ökosystems Umwelt und die damit verbundenen Konsequenzen im Zusammenhang mit dem immer stärker und schneller voran-schreitenden Klimawandel sind zentrale gesellschaftliche Probleme des 21. Jahrhunderts. Aufgrund der Tatsache, dass dieses Thema eigentlich von grund-legender Bedeutung und Wichtigkeit für die gesamte Menschheit ist, sollte angenommen werden können, dass ein ausgeprägtes Umweltbewusstsein in den Köpfen der Menschen vorhanden ist und dadurch auch zu erwarten wäre, dass daraus nachhaltiges Umwelthandeln resultiert. Dass diese Annahme jedoch trügerisch ist, wird in in der folgenden Abbildung 1 dargestellten Karikatur thematisiert.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung1: Karikaturistische Darstellung der Diskrepanz zwischen Umwelt-bewusstsein und Umweltverhalten in Zeiten des voranschreitenden Klimawandels (aus Bundeszentrale für politische Bildung 2008).

Es wird ganz klar eine weit auseinanderklaffende Schere zwischen Umwelt-bewusstsein und Umweltverhalten deutlich. Während die Frau sich intensiv Gedanken über Umweltprobleme macht und versucht, deren Konsequenzen bei fehlendem Eingreifen durch bestimmte hier nicht genannte Akteure, sieht der Mann ganz vertieft in seine Zeitung und zeigt relativ wenig Interesse an der Aussage der Frau. Er versucht sie zu beruhigen, indem er unterstreicht, dass die Umwelt-probleme nicht so tragisch sind und quasi nur das andere Ende der Erdkugel betreffen. Diese deutlichen Unterschiede zwischen Wissen über die Problematik einer instabilen Umwelt und dem dennoch wenig aktiven nachhaltigen Handeln wird auch statistisch sehr stark und anschaulich verdeutlicht.

So sehen fast 20% den Umweltschutz als aktuell eines der wichtigsten Probleme, mit dem sich Deutschland befassen muss (Abbildung 2). Dennoch stuft ein Großteil der Bevölkerung andere gesellschaftliche Probleme wie soziale Sicherung oder Wirtschaftspolitik als wichtiger ein, was insofern erstaunlich ist, als dass eine intakte Umwelt die Grundlage unseres Lebens ist und die Ressourcen für Arbeit (Verarbeitung und Herstellung von Produkten) und Überleben (Nahrungsmittel) zur Verfügung stellt.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung2: Statistische Ermittlung der wichtigsten Probleme, mit denen sich Deutschland heute konfrontiert sieht (aus Umweltbundesamt 2015).

Dies wird auch im Umwelthandeln verdeutlicht, da die Bereitschaft für nachhaltiges Handeln bei weitem nicht so ausgeprägt ist, wie es bei einem starken Bewusstsein um die ökologischen Probleme zu erwarten wäre (Abbildung 3). Es wird deutlich, dass es sich um eine bisweilen komplexe Gesamtproblematik hinsichtlich unserer natürlichen Umwelt handelt, die in der vorliegenden Arbeit näher untersucht und erläutert werden soll.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung3: Umfrageergebnisse einer Studie zur Bereitschaft zu klima-schonendem Handeln im zeitlichen Trend (aus Umweltbundesamt 2016).

Zunächst soll geklärt werden, welche Rolle die Umweltsoziologie im Diskurs einnimmt und welche Gründe als Ursachen für eine Auseinandersetzung mit der Umweltsoziologie gesehen werden (Kapitel 2). Anschließend wird die starke Diskrepanz zwischen Umwelthandeln und Umweltbewusstsein ausführlich analysiert und die zahlreichen Gründe für diesen Sachverhalt genannt (Kapitel 3). Des Weiteren werden in Kapitel 4 mögliche alternative Ansätze zu nachhaltigem Umwelt-verhalten näher betrachtet, die helfen könnten, die Menschen für dieses Thema zu sensibilisieren und für verstärktes aktives Handeln zu mobilisieren. Schließlich wird der Fokus von individuellen Handlungen noch auf die verschiedenen Akteure in diesem Diskurs gelenkt und anhand zweier Beispiele erklärt, welchen Einfluss diese Akteure mit ihren Handlungen bzw. Sichtweisen auf das Thema Umwelthandeln auf die Bevölkerung haben bzw. inwiefern ihre Handlungen Fortschritte ermöglichen (Kapitel 5).

2. Umweltsoziologie und ihre Relevanz

Die Umweltsoziologie beschreibt eine Disziplin der Soziologie, die das Zusammenspiel zwischen Gesellschaft und ihrer Umwelt analysiert. Durch die omnipräsenten weltweiten Veränderungen, die die Umwelt in den letzten Jahrzehnten erfahren hat und durch Massenmedien, die diesen Wandel täglich der Bevölkerung präsentieren, kristallisiert sich immer mehr heraus, dass grund-legendes sozialwissenschaftliches Wissen unumgänglich ist, um Lösungen für die rasant wachsenden Umweltprobleme zu erarbeiten. Diekmann (Diekmann 1996, Diekmann 2001) unterstreicht, dass umweltsoziologische Forschung eine wichtige Funktion hat, nämlich eine Verbindung zwischen theoretischen Überlegungen und Erfahrungswissen zu knüpfen, pflegen und diesen Prozess kontinuierlich weiterzuführen. Die wesentlichen Aufgaben dieses Forschungsbereichs sieht Diekmann in der Schaffung von Wissen und in der Ausarbeitung praktischer Lösungsansätze. Ersteres soll zum Nachdenken über gesellschaftliche Entwicklungen und Grundlagen industrieller Produktion anregen, letzteres soll helfen, ökologische Problemstellungen effizient anzugehen.

Umweltsoziologie und die daraus gewonnenen Erkenntnisse betreffen jeden einzelnen Menschen, unabhängig von Alter, Geschlecht, Sozialstatus, Einkommen oder Bildungsniveau, da die Erde und ihre Ressourcen (oder mit anderen Worten: unsere Heimat und ihr Bestand, der uns für Ernährung und Ökonomie zur Verfügung steht) im Mittelpunkt stehen. Besonders vor dem Hintergrund, dass die Menschheit nur eine Erde hat, die lebensfreundliche Bedingungen (Sauerstoff, Wasser, Wärme, etc.) aufweist und auch die uns zur Verfügung stehenden Ressourcen endlich sind, sollte sich jeder Mensch bewusst sein, dass ein Handeln ohne Bewusstsein für die Umweltfolgen, die die nachfolgenden Generationen besonders hart treffen würden, dauerhaft in eine Sackgasse führt. Als problematisch in der ganzen Diskussion kann die Forderung nach neuen Sichtweisen angesehen werden, die unter anderem die Veränderung von sozialen Normen und den Verzicht auf Bequemlichkeit verlangt, und dadurch eine Umsetzung der ausgearbeiteten Lösungsansätze zur Rettung der Umwelt erschwert. Es ist jedoch unumgänglich, dass die Gesellschaft lernen muss, dass die Natur nicht länger instrumentalisiert werden darf, sondern der Mensch ein Teil eines ökologischen Systems ist. Kann dieses ökologische System nicht aufrechterhalten werden, so wird der Mensch nicht mehr in der Lage sein, sein Überleben dauerhaft zu sichern.

Besondere Aufmerksamkeit widmet die Umweltsoziologie intensiven Unter-suchungen zu gemessenem Umwelteinstellungen bzw. Umweltbewusstsein und den real beobachteten Umweltverhaltensweisen. Dieses Feld ist quantitativ betrachtet das wichtigste Forschungsgebiet der Umweltsoziologie, nicht zuletzt wegen der ungewöhnlich stark ausgeprägten Diskrepanzen zwischen Umwelt-bewusstsein und Umweltverhalten, welche im Fokus dieser Arbeit stehen und im Folgenden näher analysiert werden.

3. Umweltbewusstsein versus Umweltverhalten: Probleme und Diskrepanzen

Zahlreiche national und international durchgeführte Umfragen kamen in der Vergangenheit zu dem Schluss und zeigen auch heute noch, dass die Mehrheit der Teilnehmer der jeweiligen Befragungen über sich selbst behaupten, dass sie ein ausgesprochen starkes Umweltbewusstsein aufweisen. Oft stimmen mehr als zwei Drittel der Teilnehmer Aussagen wie

„Wenn wir so weiter machen wie bisher, steuern wir auf eine Umweltkatastrophe zu“ (Preisendörfer 1996)

oder

„Es ist noch immer so, dass die Politiker viel zu wenig für den Umweltschutz tun“ (Preisendörfer 1996)

stark zu. Sobald jedoch das tatsächlich gemessene Umweltverhalten untersucht wird, treten deutliche Widersprüche auf. Beispielsweise wird häufig betont, wie umweltschädlich Flugreisen sind oder wie sinnvoll der Umstieg auf die Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel ist. Tatsächlich aber landen und starten nach wie vor Flugzeuge, manchmal sogar nur mit wenigen Passagieren an Bord, auf allen Flughäfen der Welt, Tendenz steigend. Gleiches kann auf den Straßen, besonders in Großstädten und Metropolen, beobachtet werden. Viele Städte verfügen über gut bis sehr gut ausgebaute Netze für den öffentlichen Personennahverkehr, jedoch sind die Straßen häufig chronisch verstopft mit Autos, welche teilweise mit nur einer Person belegt sind.

Franzen (Franzen, 1995) sieht in dieser sehr häufig auftretenden Zwiespältigkeit keine unerwartete oder gar überraschende Beobachtung, sondern stuft diese sogar als zu erwarten ein. Begründet wird dies einerseits durch einen ökonomischen Standpunkt. Das Verhalten des Menschen wird durch Einschränkungen und Kosten gelenkt, das heißt Menschen versuchen „ihren Nutzen in Hinsicht auf gegebene Präferenzen und unter Berücksichtigung ihrer Handelsrestriktionen zu maximieren“ (Franzen 1995). Ein Individuum wird sich in Situationen, die Entscheidungen er-fordern, immer diejenige Option wählen, die ihm oder ihr vermutlich maximalen Nutzen im Sinne von Wohlbefinden oder Anerkennung versprechen. Überträgt man dieses Konstrukt nun auf Umweltverhalten, so wird klar, dass die Präferenzen der Menschen positiv gegenüber der Umwelt sind, solange keine oder keine zu hohen Kosten dafür anfallen bzw. die gesellschaftliche Anerkennung dafür hoch genug ist. Folglich werden kostspielige Handlungsoptionen sehr unwahrscheinlich zu umwelt-freundlichem Verhalten führen. Beispielsweise geben Teilnehmer solcher Umfragen, die sich als umweltbewusst einstufen, häufig an, auf Plastiktüten im Supermarkt zu verzichten oder auf einen geringen Wasser- bzw. Stromverbrauch achten, aber einen Verzicht auf das Auto als Fortbewegungsmittel oder auf das Flugzeug für Reisen nicht in Erwägung ziehen. Daraus lässt sich der Schluss ziehen, dass die Vermeidung von nachweisbar umweltschädlichem Verhalten für viele Menschen keine erwägbare Option ist, da die Kosten im Sinne von Verzicht auf Mobilität und Komfort zu hoch sind. Als weiteres Beispiel sei die Unterstützung von Umweltorganisationen genannt. Am häufigsten geben Befragte an, sich in Unterschriftenlisten einzutragen oder an Veranstaltungen solcher Organisationen teilzunehmen. Je mehr Aufwand dafür betrieben werden muss, beispielsweise durch finanzielle Unterstützung in Form von Spenden oder Eintritt in die Organisation als aktives Mitglied, desto geringer ist die Zustimmung der Befragten. Hier kann erneut mit erhöhten Kosten, sowohl wörtlich als auch im Sinne von „Bezahlung“ mit persönlicher Freizeit, als Faktor, der zur Abnahme der Wichtigkeit des Umweltbewusstseins argumentiert werden.

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Details

Titel
Umweltbewusstsein versus Umweltverhalten
Untertitel
Akteure und deren Einfluss im Umweltdiskurs
Hochschule
Ludwig-Maximilians-Universität München  (Soziologie)
Veranstaltung
Umweltsoziologie „Ökologische Kommunikation“
Note
1,8
Autor
Jahr
2017
Seiten
19
Katalognummer
V500577
ISBN (eBook)
9783346039996
ISBN (Buch)
9783346040008
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Umwelt Umweltbewusstsein Umweltdiskurs Umweltsoziologie Klimawandel Umweltschutz
Arbeit zitieren
Andrada Davisca (Autor:in), 2017, Umweltbewusstsein versus Umweltverhalten, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/500577

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