Bernhard Schlink schrieb mit seinem Roman "Der Vorleser" einen Weltbestseller und führte damit viele LeserInnen zur Auseinandersetzung mit der Frage von Schuld, Scham und Sühne der Deutschen im Umgang mit der NS-Vergangenheit. Zugleich sah sich der Autor reger Kritik ausgesetzt, da er in der Darstellung einer Liebesgeschichte und einer naiv und beschämt wirkenden Analphabetin als Täterin, eine vermeintliche Schuldlinderung erzeugte. Diese Vorwürfe sind Gegenstand des folgenden Aufsatzes, wobei das Hauptaugenmerk auf den Faktor „Geschlecht“ und dessen konstruierten Bilder zu einer vermeintlichen Opfer-Täter-Umkehr beruht.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Quellenkritik und Forschungsübersicht
- Der Vorleser. Eine Betrachtung aus der Genderperspektive.
- Inhaltsangabe
- Geschlecht und Analphabetismus als Gestaltungsmittel von Opfer- und Täterschaft
- Wissenschaftliche Grundsatzdebatten über den Vorleser. Die Frage einer sympathischen oder unsympathischen Täterin
- Geschlechterkonstruktionen und ihre Funktionen im Roman. Versuch einer Decodierung
- Gerichtliche und medial vermittelnde Bilder ehemaliger KZ-Aufseherinnen. Eine Vergleichsstudie zu den Parallelen und Differenzen zwischen den angeklagten Frauen beim Vorleser und den real verurteilten Täterinnen
- Resümee
- Quellenverzeichnis
- Primärliteratur
- Filme
- Zeitungsartikel
- Literaturverzeichnis
- Sekundärliteratur
- Internet
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Seminararbeit befasst sich mit der Bedeutung von Geschlechterkonstruktionen im Roman "Der Vorleser" von Bernhard Schlink. Ziel ist es, die Verknüpfungen von Geschlecht, Nationalsozialismus, Täter- und Opferschaft zu analysieren und die Trennungsmomente zwischen historischer Faktenbezogenheit und künstlerischer Fiktionalisierung aufzuzeigen.
- Die Konstruktion des Täterinnenbilds im Roman im Vergleich zu gängigen Bildern von KZ-Aufseherinnen in deutschen Medien und Gerichten.
- Der Einfluss dieser Bilder auf Strafverfolgungsprozesse und Verteidigungsstrategien in NS-Kriegsverbrecherprozessen.
- Die Bedeutung der geschlechtsspezifischen Analyse der im Buch vertretenen Generationen und die Rolle der Analphabetismus der Täterin.
- Die Gründe für die Wahl einer Frau als Täterin und die möglichen Auswirkungen einer Vertauschung der Geschlechterrollen.
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung erläutert die Bedeutung von Literatur als Vermittlungsmedium von Geschichte und thematisiert die Verknüpfung von Fakten und Fiktion in Bernhard Schlinks Roman "Der Vorleser".
Das Kapitel "Der Vorleser. Eine Betrachtung aus der Genderperspektive" beginnt mit einer Inhaltsangabe und analysiert anschließend die Gestaltung von Opfer- und Täterschaft durch die Konstruktion von Geschlecht und Analphabetismus. Es werden wissenschaftliche Grundsatzdebatten über die Figur der Hanna Schmitz und ihre Sympathieerregung behandelt.
Schlüsselwörter
Geschlechterkonstruktionen, Täterinnenbild, KZ-Aufseherinnen, Analphabetismus, Nationalsozialismus, Opfer- und Täterschaft, Fiktion, Historische Vermittlung, "Der Vorleser" von Bernhard Schlink
- Arbeit zitieren
- Martin Hammer (Autor:in), 2014, Die Bedeutung von Geschlechterkonstruktionen in Bernhard Schlink's Roman "Der Vorleser", München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/501091