Social Bots und wie ihr Einsatz den Ausgang der US-Präsidentschaftswahl 2016 beeinflusst hat


Hausarbeit, 2018

16 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Der Wahlkampf im Online-Zeitalter
2.1 Politische Kommunikation
2.2 Die Rolle von Social Media im Wahlkampf

3. Social Bots
3.1. Begriffserklärung
3.2. Warum Social Bots so erfolgreich sind
3.3. Social Bots als Chance oder Gefahr im Onlinewahlkampf?

4. Der Einsatz von Social Bots im US-Präsidentschaftswahlkampf 2016

5. Zusammenfassung und Fazit

Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Nahezu jeder Bürger der Vereinigten Staaten von Amerika nutzt täglich Medien (e- Marketer, 2016). Damit sind längst nicht mehr nur Fernsehen, Zeitung, Radio und Co. gemeint: Durch die voranschreitende Digitalisierung befinden wir uns heutzuta- ge im Zeitalter von Online-Kommunikation und neuen Medien. Das Internet ist das mit Abstand beliebteste Medium der US-Amerikaner: Jeder von ihnen surft täglich knapp sechs Stunden durchschnittlich im Netz (Ebd.). Dabei fungiert es nicht nur als Unterhaltungsmedium, sondern für die Mehrheit auch als die wichtigste Nachrich- tenquelle (Brandt, 2015). Während die Bevölkerung früher lediglich Empfänger einer Information sein konnte (Coleman & Freelon, 2015), ist es heute durch soziale Netzwerke möglich, sich mit anderen Nutzern online über Themen auszutauschen oder politische Diskussionen zu führen. Das bietet auch für Parteien und Politiker neue Möglichkeiten, um mit Bürgern in Kontakt zu treten. Vor allem in Wahlkämp- fen stellt das Internet, insbesondere Social Media, eine große Chance dar, Wähler zu erreichen und für sich zu gewinnen. Der Onlinewahlkampf eröffnet allerdings auch Mittel, um Rezipienten zu manipulieren. Die Rede ist von Social Bots: Computer- programme, die eine menschliche Identität in sozialen Netzwerken vortäuschen und als schwer identifizierbar gelten (Hegelich, 2017). Trotz dessen gibt es Belege, dass sie im US-Präsidentschaftswahlkampf 2016 eingesetzt wurden (Ebd.). Das wirft die Frage auf, wie der Einsatz von Social Bots den Ausgang der US- Präsidentschaftswahl 2016 beeinflusst hat.

Um diese Frage beantworten zu können, soll zunächst der Wahlkampf im Online- Zeitalter generell betrachtet werden. Nachdem die durch die Digitalisierung bedingte Veränderung von politischer Kommunikation skizziert wird, soll die Rolle von Social Media im Wahlkampf betrachtet werden. Dadurch ist es anschließend einfa- cher nachzuvollziehen, warum Social Bots so erfolgreich sind. Neben einer Begriffs- erklärung soll zudem noch die Frage geklärt werden, ob Social Bots eine Chance oder Gefahr im Onlinewahlkampf darstellen. Danach sollen die beiden Komponenten Onlinewahlkampf und Social Bots verknüpft werden. Hierbei liegt der Fokus auf dem Einsatz von Social Bots im US-Präsidentschaftswahlkampf 2016. Zum Schluss werden die wichtigsten Erkenntnisse zusammengefasst und ein Fazit gezogen, wel- chen Einfluss Social Bots auf den Ausgang der Wahl hatten.

2. Der Wahlkampf im Online-Zeitalter

2.1 Politische Kommunikation

Sowohl in Wahlkämpfen früher als auch im heutigen Online-Zeitalter spielt die poli- tische Kommunikation eine entscheidende Rolle für den Ausgang einer Wahl. Als politische Kommunikation wird „jede Kommunikation, die von politischen Akteuren ausgeübt wird, die an sie gerichtet ist, oder die sich auf politische Akteure und ihre Aktivitäten bezieht“, definiert (Schulz, 2011, S. 16).

Politische Kommunikation hat sich durch die Digitalisierung, das Internet und den Medienwandel verändert. Forscher sprechen deshalb vom „Zeitalter der digitalen politischen Kommunikation“ (Coleman & Freelon, 2015). Kennzeichnend für diese Phase ist unter anderem die Entwicklung weg von vertikalen hin zu horizontalen Kommunikationsformen, wodurch Leitmedien zunehmend durch inklusivere, weni- ger professionalisierte Medien ersetzt werden (Ebd.). Ein weiteres Merkmal ist der Kontrollverlust über die gesamtgesellschaftliche Nachrichtenagenda (Ebd.). Politi- sche Kommunikation vollzieht sich in einem Dreieck zwischen Parteien inklusive ihrer Politiker, der Bevölkerung sowie der Medien (Donges & Jarren, 2017). Dabei kommt den Massenmedien die Schlüsselrolle zu, zwischen Politikern und den wahl- berechtigten Bürgern zu vermitteln und die vorherrschende, öffentliche Meinung in der Gesellschaft darzustellen (Ebd.). Unter öffentlicher Meinung versteht man „wert- geladene, insbesondere moralisch aufgeladene Meinungen und Verhaltensweisen […], die man […] öffentlich zeigen muss, wenn man sich nicht isolieren will“ (Noel- le-Neumann, 2014, S. 437).

Im Zuge des Medienwandels und der Digitalisierung wächst die Relevanz des Inter- nets als Faktor für die öffentliche Meinungsbildung (Andersen & Woyke, 2003). Online-Medien brechen das bis dato starre Dreieck politischer Kommunikation auf und ermöglichen so einen direkten Kontakt zwischen Politikern und der Bevölkerung (Donges & Jarren, 2017). Mediale Selektionsfilter können umgangen werden, was politischen Akteuren zu einer freieren Selbstdarstellung verhilft (Holtz-Bacha, 2006). Diese Möglichkeit wurde auch von den führenden Kandidaten im US- Präsidentschaftswahlkampf 2016 oft genutzt (Hegelich, 2017). Der Wandel der poli- tischen Kommunikation kann im Allgemeinen als die Basis für den erfolgreichen Einsatz von Social Bots gesehen werden.

2.2 Die Rolle von Social Media im Wahlkampf

Die Einführung des Internets eröffnete interaktive Online-Angebote wie soziale Netzwerke, auch Social Media genannt (Wilke, 2014). Allein in den USA nutzen über 206 Millionen Bürger aktiv Social Media (Statista, 2018). Laut einer Prognose sollen es im Jahre 2022 bereits über 220 Millionen sein (Ebd.). Das mit Abstand am häufigsten genutzte Netzwerk, mit mehr als zwei Drittel der US-amerikanischen In- ternetnutzer, ist Facebook (Pew Research Center, 2018). Auch beliebt sind Twitter, Instagram und LinkedIn (Ebd.). In der vorliegenden Arbeit wird insbesondere Twit- ter als ausschlaggebende Plattform für den Einsatz von Social Bots im Onlinewahl- kampf im Vordergrund stehen.

Die Nutzung von Social Media in Wahlkämpfen verändert nicht nur die Information an sich, sondern auch den Zugang zu ihr (Jungherr, 2017). Damit ist zum einen ge- meint, dass Parteien und Politiker heutzutage die Möglichkeit haben, politische Ver- haltensweisen und Einstellungen der Bevölkerung präziser zu messen, indem Daten- banken gezielt Informationen durch sämtliche Social Media-Accounts sammeln (Ebd.). Zum anderen kann im digitalen Zeitalter politischer Kommunikation nun jeder Wähler selbst zum Sender von Informationen werden, ohne auf Massenmedien oder politische Organisationen angewiesen zu sein (Coleman & Freelon, 2015). So- mit sind sie für den Wahrheitsgehalt sowie die Qualität des Inhalts verantwortlich (Friedrichsen, 2015). Daraus kann auf einen Umbruch der demokratischen Öffent- lichkeit geschlossen werden, mit dem auch die Veränderung der politischen Willens- bildung einhergeht (Hegelich, 2017). Viele Wähler nutzen Kanäle von Social Media, um sich politisch auszutauschen oder zu diskutieren (Bessi & Ferrera, 2016). Auf diesem Wege kann die Bevölkerung auch politische Informationen erhalten, die sie möglicherweise sonst nicht rezipiert hätten. Allerdings kann man nicht davon ausgehen, dass die erweiterte Verbreitung von Informationen durch Social Media einen exponentiellen Anstieg von Wissen zur Folge hat (Friedrichsen, 2015). Das liegt daran, dass es durch die massenhafte, blitzschnelle Verbreitung von teils un- glaubwürdigen Informationen immer schwieriger wird, zwischen objektiven, subjek- tiven und verfälschten Inhalten zu unterscheiden (Ebd.). Trotzdem verkörpert Social Media einen wichtigen Zugangsweg zu politischen Informationen (Hegelich, 2017). Das ist ein entscheidender Faktor für den erfolgreichen Einsatz von Social Bots in Onlinewahlkämpfen.

3. Social Bots

3.1 Begriffserklärung

Unter Social Bots versteht man „Computerprogramme, die darauf ausgerichtet sind, in sozialen Netzwerken […] maschinell erstellte Beiträge wie Kommentare, Antwor- ten oder Meinungsäußerungen zu generieren, um Diskurse zu beeinflussen bzw. zu manipulieren“ (Kind, Jetzke, Weide, Ehrenberg-Silies & Bovenschulte, 2017, S. 11). Dabei täuschen gefälschte Nutzerprofile eine menschliche Identität vor (Hegelich, 2017). Sie werden so programmiert, dass sie auf Schlüsselwörter, wie beispielsweise Hashtags auf der Plattform Twitter, automatisch reagieren (Tagesschau, 2016). Ihnen werden im Wesentlichen drei Funktionen zugeschrieben: entweder eine Seite oder einen Account mit einer Aussage zu überfluten, Nutzer in ziellosen Diskussionen abzulenken oder die Themenagenda auf Social Media zu bestimmen, indem tausende Bots, auch Bot-Armeen genannt, zeitgleich eine bestimmte Aktion ausführen (Schön- leben, 2017). Social Bots sind in der Lage, anhand von kopierten Textbausteinen wie menschliche Nutzer zu antworten oder selbst politische Aussagen zu streuen (Tages- schau, 2016). Sie zu identifizieren, erweist sich als sehr schwierig (Schönleben, 2017). Vor allem von Politikern, wie auch im US-Präsidentschaftswahlkampf 2016, werden Social Bots als automatisiertes Propagandawerkzeug verwendet, um die öf- fentliche Meinung zu manipulieren (W&V Redaktion, 2017). Im Wesentlichen wer- den sie dafür eingesetzt, die Popularität von Politikern und bestimmten Themen zu beeinflussen und politische Debatten inhaltlich zu verzerren (Kind et al., 2017). Da das Phänomen Social Bots noch jung ist, steht die wissenschaftliche Forschung noch am Anfang. Einerseits können Aktivitäten von Social Bots in sozialen Netzwerken bereits belegt werden (Ebd.). Andererseits gelingt es bis jetzt noch nicht zu beweisen, dass die Programme einen politischen Effekt haben und sich die Nutzer ohne Social Bots anders verhalten hätten (Hegelich, 2017). Auch die Methoden sind bis jetzt noch nicht intersubjektiv nachvollziehbar (Ebd.).

3.2 Warum Social Bots so erfolgreich sind

Bei der Annahme, Social Bots hätten einen entscheidenden Einfluss auf den Ausgang der US-Präsidentschaftswahl 2016, stellt sich die Frage, warum sie überhaupt so er- folgreich sind. Die Antwort findet sich unter anderem in den Merkmalen des Zeital- ters der digitalen politischen Kommunikation. Die Entwicklung weg von vertikalen hin zu horizontalen Kommunikationsformen erwies sich unter anderem im US- Präsidentschaftswahlkampf 2016 als Nährboden für Fake-News, d.h. die gezielte Streuung von Desinformationen (Hegelich, 2017). Diese funktioniert im Online- Zeitalter besonders schnell, da es in Social Media wenig vertikale Einflüsse gibt, die die Informationen professionell und gewissenhaft bearbeiten, bevor sie veröffentlicht werden (Knüpfer, 2018).

Social Bots verstoßen zwar gegen die Allgemeinen Geschäftsbedingungen sozialer Netzwerke, jedoch bleibt eine großflächige Sperrung der gefälschten Accounts durch die Plattformbetreiber aus (Tagesschau, 2016). Der Grund hierfür liegt einerseits darin, dass die Anzahl der User für den Wert des Unternehmens steht (Ebd.), ande- rerseits stehen die technischen Möglichkeiten zur Identifizierung von Social Bots noch am Anfang ihrer Entwicklung (Kind et al., 2017). Ein weiterer Faktor für den Erfolg von Social Bots ist, dass die Programmierung eines Social Bots als leicht ein- zustufen ist, da hierfür weder ein komplexer Algorithmus noch hohe künstliche Intel- ligenz benötigt wird (Schönleben, 2017). Des Weiteren können menschliche Nutzer nicht mit ihrer Effizienz und dem Maß an zielgerichteter Verbreitung von Informati- onen mithalten (W&V Redaktion, 2017).

Bot-Armeen können zudem Trends in sozialen Netzwerken beeinflussen und somit eine verfälschte öffentliche Meinung herstellen (Tagesschau, 2016). Daran wiederum orientieren sich unter anderem Wähler, die damit politische Entscheidungen treffen. Es liegt also nahe, dass die Computerprogramme einen entscheidenden Einfluss auf den Ausgang einer Wahl, wie z.B. in den USA 2016, ausüben können. Doch was bedeutet der Erfolg von Social Bots für den Onlinewahlkampf: Stellt er eine Chance oder Gefahr dar? Diese Frage soll im Nachfolgenden erörtert werden.

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Details

Titel
Social Bots und wie ihr Einsatz den Ausgang der US-Präsidentschaftswahl 2016 beeinflusst hat
Hochschule
Johannes Gutenberg-Universität Mainz  (Institut für Publizistik)
Veranstaltung
Seminar Neue Medien/ Online-Kommunikation
Note
1,3
Autor
Jahr
2018
Seiten
16
Katalognummer
V501557
ISBN (eBook)
9783346040107
ISBN (Buch)
9783346040114
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Social Bots, Bots, US Präsidentschaftswahl 2016, Trump Bots, Clinton Bots, Wahlkampf USA 2016, politische Kommunikation online, politische Kommunikation, Social Media Nutzung USA
Arbeit zitieren
Anna Grauer (Autor:in), 2018, Social Bots und wie ihr Einsatz den Ausgang der US-Präsidentschaftswahl 2016 beeinflusst hat, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/501557

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