Die Fragestellung dieser Arbeit lautet: Inwiefern ist die Beteiligung Deutschlands an den Missionen in Mali seit 2013 mit Deutschlands Rolle als Zivilmacht vereinbar? Welche Motive verfolgt die Bundesrepublik in Mali?
Im Folgenden soll untersucht werden, ob die Logik des Mali-Einsatzes im Rahmen des Konzepts der Zivilmacht eine hohe Erklärungskraft aufweist. Dies stellt in der Forschung bislang eine Lücke dar, weswegen die vorliegende Arbeit einen Beitrag zur Schließung dieser sein soll und Erklärungen für das außenpolitische Verhalten Deutschlands liefern soll.
Dazu wird zunächst auf den Konflikt und das Mandat der Bundeswehr in Mali eingegangen, bevor Rollentheorie und das Konzept der Zivilmacht erläutert werden und schließlich die Motive der BRD als Zivilmacht in Mali analysiert werden.
Die Außen- und Sicherheitspolitik der Bundesrepublik Deutschland ist angesichts historischer Erfahrungen durch eine Kultur der militärischen Zurückhaltung geprägt. Trotz des Fokus auf eine friedliche Konfliktbeilegung und die Macht der Diplomatie wurden allerdings immer wieder Auslandseinsätze der Bundeswehr beschlossen, teils als Ergebnis des Drucks internationaler PartnerInnen die an Deutschlands internationale Verantwortung appellierten, teils auch als Resultat einer auf einen starken Multilateralismus ausgerichteten Außenpolitik.
Die beiden großen Grundsätze der deutschen Außenpolitik, der vertiefte Multilateralismus ("never alone") sowie die militärische Zurückhaltung ("never again") stehen dabei zunehmend im Konflikt. Neben dem Afghanistaneinsatz, der diese Spannung zwischen Bedenken gegenüber militärischen Interventionen und geforderter Solidarität mit den Bündnispartnern offen zutage gelegt hat, wurde Deutschland auch für die Enthaltung zur Libyen-Resolution im Sicherheitsrat kritisiert. Die Debatte über eine deutsche Beteiligung einer USA-geführten Mission in der Straße von Hormus reiht sich ebenfalls in diese Logik ein.
Eine ähnliche Situation gab es im Rahmen des malischen Bürgerkrieges, der 2012 ausbrach und schließlich durch Unterstützung Frankreichs eine internationale Dimension erreichte. Nach einigem Zögern bezüglich einer deutschen Beteiligung an einer militärischen Mission wurde diese am 28. Februar 2013 beschlossen und bisher jedes Jahr verlängert.
Inhaltsverzeichnis
- Abkürzungsverzeichnis
- Vorbemerkung
- Hintergrund
- Konflikt in Mali
- Theoretischer Rahmen: Rollentheorie und Außenpolitikanalyse
- Forschungsstand
- Methodisches Vorgehen
- Empirische Analyse: Fallbeispiel Mali
- Fazit
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit analysiert die Beteiligung der Bundesrepublik Deutschland an den Missionen in Mali seit 2013 im Kontext der deutschen Rolle als Zivilmacht. Die Analyse setzt sich zum Ziel, die Motive der Bundesregierung für die militärische Beteiligung am Mali-Einsatz zu ergründen und ihre Vereinbarkeit mit dem Konzept der Zivilmacht zu untersuchen.
- Das Spannungsfeld zwischen militärischer Zurückhaltung und Bündnissolidarität in der deutschen Außenpolitik
- Die Rolle Deutschlands als Zivilmacht im Kontext des Mali-Konflikts
- Die Motive Deutschlands für die Beteiligung an den Missionen in Mali
- Die Vereinbarkeit des Mali-Einsatzes mit Deutschlands Selbstverständnis als Zivilmacht
- Die Analyse des Mali-Einsatzes im Rahmen des Konzepts der Zivilmacht
Zusammenfassung der Kapitel
- Vorbemerkung: Diese Einleitung beleuchtet die deutsche Außen- und Sicherheitspolitik im Kontext historischer Erfahrungen und betont das Spannungsfeld zwischen militärischer Zurückhaltung und Bündnissolidarität. Sie führt das Beispiel Mali ein und stellt die Forschungsfrage nach der Vereinbarkeit der deutschen Beteiligung mit der Rolle als Zivilmacht.
- Hintergrund: Dieses Kapitel erläutert den Konflikt in Mali, seine Ursachen und die Rolle der Tuareg-Rebellion sowie der islamistisch-dschihadistischen Gruppen. Es zeichnet den Verlauf des Konflikts von den frühen Aufständen bis zum Ausbruch des Bürgerkriegs 2012 nach.
Schlüsselwörter
Die Arbeit fokussiert auf die Themen deutsche Außen- und Sicherheitspolitik, Zivilmacht, militärische Intervention, Mali-Konflikt, Tuareg-Rebellion, islamistischer Terrorismus, Bündnissolidarität, Rollentheorie und internationale Beziehungen.
- Quote paper
- Judith Kiene (Author), 2019, Die Bundesrepublik Deutschland zwischen militärischer Zurückhaltung und Bündnistreue, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/501599