Der Gedanke, der meinem Essay zu Grunde liegt, ist der, dass es bezüglich der Bewertung von schulischer Leistung im deutschen Bildungssystem Ungleichheiten gibt. Die sozioökonomischen Ungleichheiten in der Bevölkerungsstruktur der Leistungs- und Wissensgesellschaft in der wir leben, sind zwar die Hauptfaktoren, die über Erfolg und Scheitern in der Schülerkarriere entscheiden und ich zweifle deswegen nicht daran, dass ein bestimmtes kulturelles Umfeld, die Lernleistung eines Schülers stark beflügelt, weil beispielsweise Motivation, Arbeitseinstellung und Erwartungen Dinge sind, die durch die Sozialisation vermittelt werden. Das ist aber andererseits oft mit der Annahme verknüpft, dass die Leistungsbewertung eine rein objektive Angelegenheit ist, die in der Regel frei von verzerrenden Faktoren ist, wie dem der subjektiven Einschätzungen durch die Lehrer beispielsweise. Ich frage mich, ob die schulische Leistung, die durch Noten gemessen wird, auch immer das wiedergibt, was dem Stand der Fähigkeiten des Schülers entspricht. Kann es nicht sein, dass Prestige, Habitus oder sprachliche Fähigkeiten über bestimmte Mängel hinwegtäuschen, oder dass Ängste und Blockaden eigentlich vorhandene Fähigkeiten verbergen und ist deswegen nicht eine konsequente und vielleicht auch kontraproduktive Eliminierung bestimmter Bevölkerungsschichten aus den Bildungseliten zu erwarten?
Inhaltsverzeichnis
- EINLEITUNG
- DIE WEITEREMPFEHLUNG – ERSTE HÜRDE IN DER SCHULLAUFBAHN
- Die IGLU-Studie
- Die Weiterempfehlung
- Der Einfluss der Schicht
- MECHANISMEN DER SCHICHTREPRODUKTION
- Das Selbstvertrauen
- Die Sprache, Vorkenntnis, Einstellungen und Prestige
- FAZIT
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Der Essay untersucht die Ungleichheiten in der Bewertung schulischer Leistung im deutschen Bildungssystem, insbesondere in Bezug auf die Auswirkungen sozioökonomischer Unterschiede. Es wird argumentiert, dass die Schulnote, die üblicherweise als objektives Maß für die Leistung eines Schülers betrachtet wird, tatsächlich von subjektiven Faktoren wie Prestige, Habitus und sprachlichen Fähigkeiten beeinflusst werden kann. Der Essay untersucht, ob und inwiefern diese Faktoren die Leistung von Schülern aus unterschiedlichen sozialen Schichten beeinflussen und wie sie sich auf die Bildungschancen auswirken.
- Die Rolle der Schulnote als Maß für Leistung
- Der Einfluss von sozioökonomischen Faktoren auf die Bildungserfolge
- Die Bedeutung der Weiterempfehlung für die Schullaufbahn
- Mechanismen der Schichtreproduktionen im Bildungssystem
- Die Auswirkungen von Ungleichheitsbildung auf die Bildungschancen
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in das Thema ein und stellt die These auf, dass die Schulnote nicht immer ein objektives Maß für die Leistung eines Schülers ist. Es werden die Ergebnisse der IGLU-Studie zur Leistung von Grundschülern im internationalen Vergleich vorgestellt, die aufzeigen, dass bereits in der Grundschule Unterschiede zwischen den Schülergruppen bestehen. Im zweiten Kapitel wird die Weiterempfehlung in der Grundschule als erste Hürde in der Schullaufbahn beleuchtet. Es wird auf die Diskrepanz zwischen den Testergebnissen und den Empfehlungen hingewiesen und die Frage gestellt, ob Grundschullehrer die Fähigkeiten ihrer Schüler in den Kernfächern korrekt beurteilen können.
Schlüsselwörter
Schulnote, Leistung, Ungleichheit, Bildungssystem, sozioökonomische Faktoren, Schichtreproduktionen, Weiterempfehlung, IGLU-Studie, Konflikttheorie, Pierre Bourdieu, Chancenungleichheit, Bildungseliten, Prestige, Habitus, Sprache, Vorkenntnis, Einstellungen.
- Quote paper
- BA Christian Wenske (Author), 2004, Die Schulnote - ein gerechter Parameter für Leistung?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/50198