Es existiert eine breite wissenschaftliche Debatte über die Legalität des amerikanischen Drohneneinsatzes nach Internationalem Recht beziehungsweise Internationalem Kriegsrecht. Diese Arbeit beschäftigt sich daher mit der Frage nach der Moralität dieses "Drohnenkrieges". Die zentrale Fragestellung soll dabei lauten: Lässt sich der tödliche Einsatz US-amerikanischer Drohnen aus moralphilosophischer Perspektive rechtfertigen? Die Möglichkeit des Einsatzes von UAVs (unmanned aerial vehicle), oder im allgemeinen Sprachgebrauch "Drohnen", stellt in den Augen vieler Militärexperten eine historische Zäsur in der geschichtlichen Entwicklung des Krieges dar, welche mit der Möglichkeit des Einsatzes von Nuklearwaffen vergleichbar ist.
Eine derartige Neuerung bringt jedoch verständlicherweise auch neue Problemfelder mit sich, welche im Falle von Drohnen unter anderem im Bereich der ethischen Handhabung dieser Waffentechnik und der moralischen Verantwortlichkeit gegenüber den betroffenen Menschen liegen. Da das amerikanische Anti-Terror-Drohnenprogramm seit vergangenem Jahr eine erneute, massive Ausweitung erfährt, wir auch hierzulande durch die Medien eine große Terrorgefahr vermittelt bekommen, und sich auch der deutsche Gesetzgeber seit geraumer Zeit mit dem Einsatz unbemannter Systeme auseinandersetzt, weist dieses Thema sowohl eine große Aktualität als auch eine enorme Brisanz auf.
Da der Moralphilosophie, welche häufig auch lediglich als "Ethik" bezeichnet wird, unterschiedliche Strömungen zueigen sind, welche sich teilweise konträr gegenüberstehen und daher, eine bestimmte Sachlage betreffend, zu unterschiedlichsten Ergebnissen kommen, wird sich diese Arbeit auf eine dieser Strömungen konzentrieren. Aus der Entscheidungsnot heraus erscheint es sinnvoll, "Eine Theorie der Gerechtigkeit" von John Rawls in den Fokus zu rücken. Nicht nur hat die im Jahre 1971 veröffentlichte Gerechtigkeitstheorie von Rawls eine unvergleichliche Renaissance der totgeglaubten politischen Philosophie verursacht; auch versteht sie sich als Gegenspieler des Utilitarismus, welcher bis zu jener Zeit die Moral- beziehungsweise politische Philosophie des anglo-amerikanischen Sprachraums dominierte. Darüber hinaus hat sich Rawls bereits selbst bemüht, seine Gerechtigkeitsvorstellung auf internationale Ebene zu transferieren, um somit zwischenstaatlichen Beziehungen zur Gerechtigkeit zu verhelfen und einen Beitrag zur zwischenstaatlichen Friedenssicherung zu leisten.
Inhaltsverzeichnis
- Prolog
- Einleitung
- Technische Details zu Drohnen
- Anti-Terror-Krieg
- Drohnenkrieg
- Argumente für und wider den Drohnenkrieg; Bedenken und Kritik
- John Rawls' Eine Theorie der Gerechtigkeit
- Der rawlssche Gerechtigkeitsbegriff
- Der Urzustand - Gerechtigkeit als Fairness
- Moral-philosophische Bewertung & Rawls' Gerechtigkeitstheorie als Analogie - Lassen sich Drohnenopfer rechtfertigen?
- Der Vorrang der Freiheit
- Die Gleichheit der Menschen
- Urzustand und Gesetzlichkeit auf internationaler Ebene
- Die utilitaristische Perspektive
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit setzt sich mit dem Einsatz von Drohnen im Rahmen des amerikanischen Anti-Terror-Krieges auseinander. Ziel ist es, die ethischen und moralischen Implikationen dieses Kampfes aus der Sicht der Gerechtigkeitstheorie von John Rawls zu beleuchten.
- Ethische und moralische Aspekte des Drohnenkriegs
- Rechtfertigung von Drohnenangriffen im Kontext der Rawlsschen Gerechtigkeitstheorie
- Analyse der Argumente für und gegen den Einsatz von Drohnen im Kampf gegen den Terrorismus
- Bewertung der Verantwortlichkeit und der Folgen von Drohnenangriffen
- Verbindung von ethischen und philosophischen Prinzipien mit der realen Praxis des Drohnenkriegs
Zusammenfassung der Kapitel
Der Prolog schildert ein fiktives Szenario, um den Ablauf eines Drohnenangriffs zu veranschaulichen. Die Einleitung führt in die Thematik ein und beleuchtet den historischen Kontext des Anti-Terror-Krieges sowie die Rolle von Drohnen in diesem Krieg. Das Kapitel "Technische Details zu Drohnen" gibt Einblicke in die Funktionsweise und die technischen Möglichkeiten dieser Waffentechnik. Das Kapitel "Anti-Terror-Krieg" befasst sich mit den Hintergründen und den Strategien des amerikanischen Kampfes gegen den Terrorismus. Im Kapitel "Drohnenkrieg" werden die Argumente für und gegen den Einsatz von Drohnen im Kampf gegen den Terrorismus diskutiert, sowie die Bedenken und die Kritik an dieser Waffentechnik beleuchtet. Das Kapitel "John Rawls' Eine Theorie der Gerechtigkeit" stellt den Gerechtigkeitsbegriff von John Rawls vor und erklärt die zentralen Elemente seiner Theorie. Das Kapitel "Moral-philosophische Bewertung & Rawls' Gerechtigkeitstheorie als Analogie - Lassen sich Drohnenopfer rechtfertigen?" setzt sich mit der Frage auseinander, ob Drohnenangriffe aus der Sicht der Rawlsschen Gerechtigkeitstheorie gerechtfertigt werden können. In diesem Kapitel werden die zentralen Prinzipien von Rawls, wie der Vorrang der Freiheit und die Gleichheit der Menschen, auf den Drohnenkrieg angewendet.
Schlüsselwörter
Drohnenkrieg, Anti-Terror-Krieg, John Rawls, Gerechtigkeitstheorie, ethische Bewertung, moralische Verantwortung, Drohnenangriffe, Terrorismus, Freiheit, Gleichheit, Utilitarismus, internationale Gesetzlichkeit.
- Citation du texte
- Winfried Braun (Auteur), 2018, Der US-amerikanische Drohnenkrieg. Lässt sich der tödliche Einsatz US-amerikanischer Drohnen aus moralphilosophischer Sicht rechtfertigen?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/502104