Die Entwicklung und Erprobung von Unterrichtsmaterialien zum Umgang mit Wüstenrennmäusen in der Schule


Examensarbeit, 2005

94 Seiten, Note: 1,7


Leseprobe


Inhaltsangabe

Vorwort

1. Einleitung

2. Ziele

3. Sachinformation
3. 1 Entdeckungsgeschichte
3. 2 Taxonomie der Mongolischen Rennmaus
3. 3 Körperbau und Aussehen
3. 4 Haltung und Versorgung
3. 4. 1 Käfigeinrichtung
3. 4. 2 Futter
3. 4. 3 Wasser
3. 4. 4 Gruppengröße und –konstellation
3. 3 Sinnesleistungen
3. 3. 1 Tasten/ Orientieren
3. 3. 2 Riechen
3. 3. 3 Hören
3. 3. 4 Schmecken
3. 3. 5 Sehen
3. 4 Ethologie
3. 4. 1 Kommunikation
3. 4. 2 Nagen
3. 4. 3 Wühlen
3. 4. 4 Körperpflege
3. 4. 5 Markieren
3. 4. 6 Klettern
3. 4. 7 Springen
3. 4. 8 Sozialverhalten
3. 4. 9 Paarungsverhalten
3. 5 Krankheiten

4. Didaktische und methodische Überlegungen
4. 1 Begründung des Einsatzes von lebenden Tieren im Unterricht
4. 2 Begründung des Einsatzes von Wüstenrennmäusen in der Schule
4. 3 Methodische Umsetzung in Form von Stationslernen
4. 4 Einbettung in den Lehrplan

5. Gesetzliche Regelung von Tierhaltung in Deutschland
5. 1 Tierschutzgesetz
5. 2 Bundes-Seuchengesetz

6. Vorstellung der Unterrichtseinheit
6. 1 Tabellarischer Überblick
6. 2 Vorstellung der einzelnen Arbeitsstationen

7. Vorstellung der Schülergruppe und Vorbereitung der Umgebung

8. Begründung der Untersuchungsmethoden

9. Darstellung der Ergebnisse
9. 1 Vorwissen
9. 2. Auswertung der Stationen
9. 2. 1 Wie frisst eine Wüstenrennmaus?
9. 2. 2 Was fressen Wüstenrennmäuse?
9. 2. 3 Fressen alle Rennmäuse das Gleiche?
9. 2. 4 Kletterverhalten
9. 2. 5 Putzverhalten
9. 2. 6 Verhalten von Rennmäusen in neuer Umgebung
9. 2. 7 Aussehen von Rennmäusen
9. 3 Überprüfung der Inhalte

10. Diskussion

11. Fazit

12. Literaturverzeichnis

Zusammenfassung

Anhang

Vorwort

Meine eigenen positiven Erfahrungen mit Tieren waren für mich Anlass, Unterrichtsmaterial zum Umgang mit Wüstenrennmäusen in der Schule in Form dieser Examensarbeit zu entwickeln.

Neben dem Bauernhof meiner Großeltern aufgewachsen, wurde ich selbst von klein auf an das Leben und den Umgang mit Tieren gewöhnt. Auch im Schulalltag, auf einer Gesamtschule, wurden Tiere (zum größten Teil Mongolische Wüstenrennmäuse) in den Alltagsablauf einbezogen. Schließlich kam ich an die Universität und konnte mit Freude feststellen, dass auch hier, in Form einer Arbeitsgemeinschaft eines Tierhaltungsraumes, der Umgang mit und die Pflege von unterschiedlichen Tieren als wichtig empfunden und praktiziert werden.

Die einzelnen Stationen meines bisherigen Lebens wurden also ständig von Tieren begleitet. Ich bin mir darüber im Klaren, dass ich in meinem nächsten Lebensabschnitt, dem Unterrichten, von Tieren begleitet und sogar unterstützt werden möchte. Der Umgang mit ihnen ist für mich selbstverständlich und ich sehe meine Verpflichtung darin, Tiere und Kinder zusammenzubringen. Ich möchte Schülern[1] den Umgang mit Tieren ermöglichen, so wie er mir ermöglicht wurde. Sie sollen lernen Tieren Respekt und Verantwortung entgegenzubringen.

Mein besonderer Dank richtet sich an die Betreuerinnen der Tierpflege der Kooperativen Gesamtschule in Elmshorn und die Schüler der gebundenen Freizeitkurse, die das Material erprobten und sich damit kritisch auseinander setzten.

1. Einleitung

Die vorliegende Arbeit soll motivieren lebende Tiere in den Unterricht einzubeziehen. Obwohl Schüler in diversen Umfragen immer wieder an erster Stelle angeben, sie würden gern mit lebenden Tieren im Unterricht arbeiten und bekannt ist, dass das Berücksichtigen der Interessen von Schülern zu großen Lernerfolgen führt, werden im Biologieunterricht kaum lebende Tiere einbezogen.

Die von mir entwickelten Unterrichtsmaterialien geben Beispiele zur Umsetzung und sollen einen Einstieg an den Umgang mit Tieren im Unterricht erleichtern.

Die Sachinformation soll dazu dienen, dass sich die Lehrenden zunächst selbst ein Wissen über alle für diese Unterrichtseinheit relevanten Fakten dieser Tiere aneignen können, ohne auf eine möglicherweise zeitintensive Literaturrecherche angewiesen zu sein.

Die Arbeit soll dazu beitragen, Schülern Tiere als Subjekte nahe zu bringen und dementsprechend mit ihnen umzugehen. Durch den direkten Kontakt sollen sie deren Individualität erkennen, Verantwortung für Schwächere übernehmen und über einen längeren Zeitraum eventuell sogar eine emotionale Bindung zu Tieren entwickeln. Schüler sollen erfahren, dass Tiere Schmerzen und Leid empfinden können, denn:

„Solange Menschen denken, dass Tiere nicht fühlen,

müssen Tiere fühlen, dass Menschen nicht denken.“

Paracelsus

(http//:www.hunde-helfen-kids.de)

Um zu erfahren, dass Tiere Individuen sind und Empfindungen haben, ist es meiner Meinung nach unabdingbar, Kinder und Tiere zusammenzuführen. Besonders in der heutigen Gesellschaft, die geprägt ist von Computern und Fernsehen, sollten Kinder von klein auf lernen Teil eines Ganzen zu sein und Tiere, Pflanzen, sowie Mitmenschen mit anderen Fähigkeiten, Bedürfnissen und Kulturen schätzen zu lernen und zu unterstützen. Sie verlieren den Kontakt zur Umwelt, wissen die Natur

kaum noch zu schätzen und begreifen natürliche Zusammenhänge nicht. Die Natur wird in der heutigen Konsumgesellschaft zur Wegwerfware.

Jährlich werden in Deutschland zahlreiche Tiere von Tierhandlungen entsorgt, weil für sie keine Abnehmer gefunden wurden. Das Angebot ist in vielen solcher Geschäfte größer, als die Nachfrage, um dem Kunden eine vielfältige Auswahl zu bieten. Tiere haben hier das Nachsehen. Sie werden als Ware und nicht als Individuen betrachtet. Auf diesen herrschenden Missstand sollten Schüler aufmerksam gemacht werden, denn sie sind die Erwachsenen der Zukunft.

Die Kind-Tier-Beziehung sollte im gesamten Alltag, also auch in der Schule, als wichtigster Sozialisationsort neben der Familie, gefördert werden. Die Beziehung zu einem Tier ist nicht nur im Hinblick auf das Wohlbefinden von Tieren und in Bezug auf die Umweltbildung von Bedeutung, sondern trägt auch zur Persönlichkeitsentwicklung der Schüler bei. Sie lernen eigenverantwortliches Handeln und übernehmen den Schutz von Schwächeren, denn die Tiere in ihrer Obhut würden ohne die Versorgung der Schüler nicht überleben.

Für die Wüstenrennmaus habe ich mich entschieden, weil sie als besonders geeignet für Schulen gilt. Sie ist einfach zu halten und zu pflegen, überträgt auf den Menschen keine Krankheiten und ist ein sehr geselliges Tier, woraus viele Möglichkeiten der Beobachtung entstehen.

Die Forderungen nach offenen Unterrichtsformen werden immer größer. Ich habe mich daher entschieden Unterrichtsmaterial für handlungsorientierte Stationsarbeit zu entwickeln.

2. Ziele

Durch die Erprobung der Unterrichtsmaterialien soll herausgefunden werden, ob die Motivation bei Schülern im Umgang mit lebenden Tieren im Unterricht tatsächlich erhöht ist. Außerdem wird untersucht, ob ein Lernerfolg beim eigenständigen Lernen an Stationen auftritt. Dies wird durch den Vergleich des Wissens der Schüler vor und nach der Unterrichtseinheit gemessen.

3. Sachinformation

Die Mongolische Rennmaus (auch Gerbil oder Wüstenrennmaus genannt) stammt aus der Mongolei. In diesem dünn besiedelten Binnenland herrschen extreme klimatische Bedingungen. Es teilt sich auf in zwei unterschiedliche Plateaus: den hohen, bergigen Nordwesten und den niedrigen, flachen Osten und Südosten, der hauptsächlich aus Wüstengebieten und Steppen besteht. Letzteres bildet den Herkunftsort der Mongolischen Wüstenrennmaus. Sie kommt aber vereinzelt auch in Nordchina vor (vgl. Rohrbach, 1987).

Sie lebt dort nicht, wie durch den Namen Wüstenrennmaus zu vermuten, in den Wüsten, sondern in den Steppenregionen. In den Sommermonaten herrschen Temperaturen bis zu 50 Grad, im Winter fallen die Temperaturen bis auf minus 40 Grad ab. Vor der dort herrschenden extremen Witterung schützt sich die Rennmaus in selbst angelegten unterirdischen Gängen. Die Bauten der Rennmäuse erstrecken sich durchschnittlich über eine Länge von sieben Metern und reichen bis zu 1,70 m in die Tiefe (vgl. Kötter/ Ehrenstein, 1998).

Neben Gängen gibt es in solchen, von Mongolischen Rennmäusen angelegten Unterschlupfen, Kammern mit unterschiedlichen Funktionen, die zum Beispiel als Vorrats- und Schlafkammern dienen.

Das verzweigte Gangsystem bietet Rennmäusen in der freien Natur außerdem hervorragenden Schutz vor natürlichen Feinden, wie zum Beispiel Füchsen, Iltissen und Raubvögeln.

3. 1 Entdeckungsgeschichte

Im 19. Jahrhundert wurden erstmals Exemplare der Mongolischen Rennmaus entdeckt. Die heutigen Mongolischen Rennmäuse, die in Gefangenschaft leben, stammen vermutlich alle von nur 20 Paaren wilder Rennmäuse ab. Diese wurden 1935 von Japanern auf einer Expedition in der Mongolei gefangen und als Zuchtkolonie für Forschungszwecke nach Japan gebracht (vgl. Mettler, 1999). Um 1960 wurden Nachkommen dieser Zucht für Forschungszwecke über die USA auch in Europa eingeführt.

In den achtziger Jahren boten einige deutsche Tierhandlungen Rennmäuse probeweise an. Das Interesse an den Mäusen war auf Grund ihrer Lebhaftigkeit und ihrer einfachen Haltung enorm (vgl. Schulze Sievert, 2002). Einen zusätzlichen Aufschwung an Beliebtheit als Heimtier erfuhr die Rennmaus durch neue Farbvarianten, die aus Züchtungen resultierten.

Noch heute werden Mongolische Rennmäuse wegen ihrer Robustheit und wenig anspruchsvollen Haltung für Forschungszwecke eingesetzt.

In den USA werden jährlich ca. 100 000 Mongolische Wüstenrennmäuse für die Forschung verwendet. In Deutschland für Forschungszwecke eingesetzte Rennmäuse werden nicht gesondert aufgeführt, sondern fallen in die Kategorie andere Nager, so dass keine genaue Anzahl bekannt ist (vgl. ebenda).

3. 2 Taxonomie der Mongolischen Rennmaus

Bei der systematischen Einordnung der Mongolischen Rennmaus sind sich Forscher nicht einig. Einige von ihnen zählen sie zur Familie der Mäuse (Muridae). Die meisten Forscher und Autoren, darunter Grzimek, ordnen sie aber bei den Wühlern (Cricetidae) ein.

Reich Tiere

Unterreich Metazoa (Vielzeller)

Abteilung Eumetazoa (Echte Vielzeller)

Unterabteilung Bilateria (Coellomata)

Stamm Chordata (Chordatatiere)

Unterstamm Vertebrata (Wirbeltiere)

Klasse Mammalia (Säugetiere)

Unterklasse Eutheria oder Placentalia (Höhere Säuger oder

Plazentatiere)

Ordnung Rodentia (Nagetiere)

Unterordnung Myomorpha (Mäuseverwandte)

Überfamilie Muroidea (Mäuseartige)

Familie Cricetidae (Wühler)

Unterfamilie Gerbillinae (Rennmäuse)

Gattung Meriones (Sandmäuse)

Art Meriones ungguiculatus (mongolische Rennmäuse) (vgl. Grzimek, 1969)

Die Unterfamilie der Gerbellinae besteht aus mehr als zehn Gattungen und über 100 Arten, die in den Gebieten von Afrika über Arabien bis zur Mongolei vorkommen. Meriones bilden mit 13 Arten eine Gattung der Gerbillinae, zu denen die Meriones ungguiculatus gehören (vgl. ebenda).

3. 3 Körperbau und Aussehen

Ausgewachsene Mongolische Rennmäuse werden insgesamt etwa 23 Zentimeter lang. Der Schwanz ist dabei ungefähr genauso lang, wie der Rest des Körpers.

Männchen erreichen ein Gewicht von etwa 80 Gramm, Weibchen sind im Schnitt zirka 15 Gramm leichter.

Die ursprüngliche Fellfarbe ist beige/sandfarben. Dies dient zur Tarnung vor Feinden auf dem hellen Sand in Steppen. Außerdem ist die Reflektion der Sonnenstrahlen und somit die Transpiration in den Sommermonaten durch die helle Färbung geringer.

Mittlerweile gibt es unterschiedlichste Farbvariationen, die durch gezieltes Züchten der Rennmäuse entstanden sind.

Der Körper ist gedrungen und wirkt kräftig und kompakt.

Die Ohren wirken neben den großen schwarzen Augen eher klein.

Der Schwanz ist vollständig behaart, um sein Erfrieren im Winter bei sehr niedrigen Temperaturen zu vermeiden. Im Sommer verhindern die Haare einen zu hohen Feuchtigkeitsverlust (vgl. Rauth-Widmann, 1999).

Eine Besonderheit des Schwanzes ist die dünne Haut, welche schon bei leichtem Ziehen abreißt. In der freien Natur ist dies ein Vorteil Fressfeinden gegenüber. Diese Funktion ähnelt der eines Eidechsenschwanzes, allerdings wächst er bei Wüstenrennmäusen nicht nach.

In Gefangenschaft passiert es leider oft, dass unwissende Menschen die Rennmäuse am Schwanz anfassen und somit die Tiere unnötig verletzen.

An den einzelnen Zehen, von denen Rennmäuse an den Vorderpfoten vier, an den Hinterpfoten fünf besitzen, befinden sich Krallen. Diese sind bei Rennmäusen sehr dunkel und auffallend glänzend. Vermutlich entstand laut Rauth-Widmann (1999) der Name der Rennmäuse auf Grund dieser auffallenden Krallen. Meriones ist griechisch und bedeutet Krieger, unguiculatus ist dagegen lateinisch und heißt übersetzt mit Krallen, also: Krieger mit Krallen.

Besonders die Vorderpfoten sehen handähnlich aus. Rennmäuse können mit ihnen geschickt greifen, festhalten und graben.

3. 4 Haltung und Versorgung

In Gefangenschaft gehaltene Rennmäuse werden im Schnitt etwa drei bis vier Jahre alt. Das ist drei- bis viermal so alt wie in der Natur (vgl. Kötter/ Steimer, 2000). Dies liegt vorrangig daran, dass sie in Gefangenschaft keinen Fressfeinden zum Opfer fallen.

3. 4. 1 Käfigeinrichtung

Als Käfige eignen sich besonders gut ausgediente Aquarien, die zum Terrarium umfunktioniert werden. Der Vorteil ist, dass, im Gegensatz zum Gitterkäfig, durch das ausgiebige Wühlen und Graben der Rennmäuse keine Streu im Zimmer verteilt wird. Ein weiterer positiver Aspekt ist, dass sie durch das Wegfallen der Gitterstäbe einen uneingeschränkten Blick auf die Tiere ermöglichen.

Wichtig ist auf Grund der enormen Sprungfähigkeit der Tiere, dass der Käfig mit einem Deckel geschlossen wird. Es muss aber immer genügend Luftaustausch stattfinden können, um die Versorgung mit Sauerstoff zu gewährleisten. Ein Deckel aus Maschendraht ist daher gut geeignet.

Rennmäuse sind, wie der Name schon vermuten lässt, sehr bewegungsfreudig. Der Käfig sollte daher eine Mindestfläche von 30 x 50 Zentimetern aufweisen und über Kletter- und Entdeckungsmöglichkeiten verfügen. Ein großes Laufrad kann den Bewegungsdrang befriedigen.

Da sich Rennmäuse in freier Natur immer wieder auf Erhöhungen aufstellen, um sich einen Überblick über das Territorium zu verschaffen, sollten sie auch im Käfig die Möglichkeit haben, von einem hohen Punkt aus die Umgebung zu inspizieren. Äste werden sehr gern von den Mäusen zernagt, weshalb darauf zu achten ist, dass es nur Obstbaum-, Birken-, Buchen- oder Haselnussäste sind. Andere Äste sind schädlich oder sogar giftig für die Tiere.

Ebenfalls zum Zernagen gut geeignet sind Toilettenpapierrollen, Küchenrollen, Pappe, Papier, Heu und Stroh. Besonders Heu sollte den Mäusen immer angeboten werden, denn das dient ihnen zum Nest- und Gängebau.

Da die Wüstenrennmäuse einen angeborenen Drang zum Scharren und Wühlen von Gängen haben, ist eine Streu von mindestens 20 cm Höhe besonders wichtig. Gut geeignet ist eine Grundschicht aus Sand (Sandkisten- oder gewaschener Quarzsand) und darüber eine Schicht aus Hobelspänen.

Das Auslegen des Glasbodens mit Sperrholzplatten ist sehr zu empfehlen. Es dient den Tieren zum Abwetzen der lebenslang nachwachsenden Krallen beim Scharren und Wühlen.

Den wasserscheuen Rennmäusen sollte täglich ein Sandbad zur Fellpflege zur Verfügung stehen. Am Besten eignet sich feiner Chinchilla-Sand, den man in einer kleinen Schüssel in den Käfig stellt. Vogelsand ist zu großkörnig und kann beim Putzen Verletzungen hervorrufen.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung: Terrarium mit Streu, Heu, Laufrad, Fressnapf, Papprolle, Stein, Sandbad, Trinkflasche, mehreren Podesten und einer Abdeckung aus Maschendraht und Holzrahmen.

Da sich Rennmäuse ihren Käfig mit Höhlen und Gängen einrichten, sollte er nur etwa alle drei bis vier Wochen gereinigt werden.

Ein häufigeres Säubern des Käfigs bedeutet für die Tiere Stress und wird als Störung empfunden.

Obst- und Gemüsereste, die nicht innerhalb eines Tages gefressen wurden, sollten aus dem Käfig entfernt werden, um ein Schimmeln zu vermeiden.

3. 4. 2 Futter

Die wichtigsten Futterbestandteile für Rennmäuse sind Kohlenhydrate mit 48- 60 %, Eiweiße mit 15- 22 % und Fette, die nur 3- 5 % des Anteils im Futter ausmachen sollten (vgl. Rauth-Widmann, 1999).

Mageres Körnerfutter stellt in freier Natur den Hauptbestandteil des Futters von Rennmäusen dar (vgl. Kötter, 2002). Das Grundfutter sollte aus Hafer, Hirse, Weizen und Gerste bestehen. Kleinere Mengen an Dinkel, Haferflocken und Reis können dazugemischt werden (vgl. Rauth-Widmann, 1999).

Wichtig ist, dass das Futter nicht zu weich ist. Die Nagezähne müssen immer wieder besonders hartes Futter zernagen, um gekürzt und geschärft zu werden. Auch sie wachsen wie die Krallen lebenslang nach.

Ölhaltige Samen (z.B. Sonnenblumen) sollten nur als Leckerbissen zwischendurch verfüttert werden. „Sie haben zuviel Kalorien und unsere Tiere zu wenig Bewegung.“ (Rohrbach, 1987)

Den Wasserhaushalt decken Mongolische Rennmäuse hauptsächlich über Frischfutter ab. Sie haben sich in freier Natur darauf eingestellt mit

Feuchtigkeit sparsam umzugehen und alle möglichen Bezugsquellen zu nutzen, weil ihnen nur selten Frischwasserquellen zur Verfügung stehen. Auch in Gefangenschaft decken Rennmäuse ihren Wasserbedarf hauptsächlich über Frischfutter ab. Es ist daher wichtig den Rennmäusen ständig frisches Obst und Gemüse anzubieten.

Besonders gut verdaulich und beliebt bei den Rennmäusen sind Äpfel, Birnen, Bananen, Karotten, Gurken, Tomaten, Paprika, Chicorée, Gras und gekochte Kartoffeln.

Es gibt aber auch schädliches und giftiges Grünfutter, das zum Beispiel Blähungen oder Verstopfungen verursachen kann. Auf keinen Fall sollte deshalb Folgendes verfüttert werden: Zitrusfrüchte, Hülsenfrüchte, Sauerampfer, Kohlrabi, Kohl, Bucheckern, Fichte und Fenchel.

Eiweißfutter sollte regelmäßig in Form von Mehlwürmern, Quark oder hartgekochtem Eiweiß angeboten werden. Besonders Muttertiere sind auf ausreichend Eiweißfutter angewiesen, da sie Milch für ihre Jungtiere produzieren (vgl. Kötter, 2002).

3. 4. 3 Wasser

Als Steppenbewohner können Wüstenrennmäuse mit sehr wenig Flüssigkeit überleben. „Über längere Zeit gemessen ergab sich ein durchschnittlicher Wasserverbrauch von 5 ml pro Tier und Tag.“ (Rohrbach, 1987) Sie speichern ihr Wasser in Fettzellen und produzieren sehr wenig Urin und trockenen Kot. In Gefangenschaft hat das den Vorteil, dass kaum unangenehmer Geruch, anders als beispielsweise bei Farbmäusen, entsteht.

Trotz des niedrigen Wasserbedarfs, der hauptsächlich durch Obst und Gemüse gedeckt wird, sollte ihnen immer eine Trinkflasche mit frischem Wasser zur Verfügung stehen.

3. 4. 4 Gruppengröße und -konstellation

Wüstenrennmäuse sind sehr kontaktfreudig und leben in sozialen Familienverbänden. Einzeltierhaltung kommt bei diesen Tieren daher nicht in Frage. Es kann aber immer wieder vorkommen, dass eine Rennmaus ihren Partner zum Beispiel durch den Tod verliert. In diesem Fall muss eine Vergesellschaftung mit einem Partner stattfinden, damit das Tier nicht allein ist. Bei älteren Tieren ist es ratsam, zwei Jungtiere dazuzusetzen. Damit wird vermieden, dass im Todesfall der älteren Maus wieder eine einzelne Maus übrig bleibt.

Ziel der Vergesellschaftung ist es, dass die fremden Tiere einen einheitlichen Geruch entwickeln. Dies sollte schrittweise geschehen, um den Rennmäusen Stress durch Aggressionen zu ersparen. Die erfolgreichste Möglichkeit ist die so genannte Trenngittermethode. Dabei wird der Käfig mit einem Gitter in zwei Hälften unterteilt und in jede Hälfte eine Rennmaus gesetzt. Nach einigen Tagen oder Wochen kann das Gitter in den meisten Fällen entfernt werden.

Sehr selten kommt es vor, dass der Eigengeruch der einzelnen Tiere zu intensiv ist, so dass sie nicht aneinander gewöhnt werden können.

Frei lebende Rennmäuse bewohnen ein Territorium über mehrere Quadratkilometer. Bei Streitigkeiten können sie sich aus dem Weg gehen.

In Gefangenschaft sind sie gezwungen, mit den von Menschen dazugesetzten Partnern zu leben. Kommt es im Käfig zu Unruhe, so werden die Tiere gezwungen den Konflikt durch Beißereien zu klären. Das schwächere Tier hat hier nicht wie in Freiheit die Möglichkeit der Beißerei zu entgehen. Daher kommt es vor, dass eines der Tiere stirbt.

Geeignet ist es, zwei bis maximal vier Rennmäuse in einem Käfig zu halten. Eine höhere Anzahl führt zu Konflikten und Stress und ist daher nicht empfehlenswert. „Denn eine zu hohe Populationsdichte in einem Käfig, in welchem die Tiere gezwungen sind, ohne Fluchtmöglichkeiten auf engstem Raum zusammenzuleben, ist demnach genauso schädlich wie ihre Einzelhaltung.“ (Rauth-Widmann, 1999)

3. 5 Sinnesleistungen

Riech-, Geschmacks-, Tast- und Hörsinn sind bei Mongolischen Rennmäusen, wie bei allen Nagern sehr gut ausgebildet. Nur die Sehfähigkeit ist bei Rennmäusen weniger gut entwickelt.

3. 5. 1 Tasten/ Orientieren

Rennmäuse sind in den dunklen Gang- und Höhlensystemen in der freien Natur stark auf den Tastsinn angewiesen.

An der kurzen Schnauze, den Augen, sowie der Körper- und Beinaußenseite befinden sich so genannte Vibrissen, die zur Orientierung dienen (vgl. Fehr (2001) zitiert nach Schulze Sievert, 2002).

Die Vorder- und Hinterpfoten sind mit Druckrezeptoren versehen, die ebenfalls für die Orientierung verantwortlich sind.

Ein noch nicht genau erforschtes Phänomen ist die Fähigkeit von Rennmäusen sich längere Wege zu merken. „Eine Art innerer Kompass registriert gelaufene Wegstrecken und Richtungsänderungen.“ (Kötter, 2002)

Sie scheinen ständig den Weg zu berechnen und setzen Duftmarken, die Informationen über die bisherige Distanz zum Nest beinhalten. Mit dieser komplexen Berechnung sind die Rennmäuse bei Gefahr immer in der Lage den schnellstmöglichen Weg zum Nest zurückzufinden.

3. 5. 2 Riechen

Rennmäuse gehören zu den so genannten Makrosmaten, zu denen unter anderem auch Hunde zählen. Diese Lebewesen zeichnen sich durch ein hochsensibles Riechvermögen aus (vgl. Rauth-Widmann, 1999).

Gerüche geben den Mäusen Hinweise auf Nahrung, helfen bei der Partnersuche und Orientierung, lassen Freunde und Feinde unterscheiden und grenzen Reviere mit Hilfe von Duftmarken voneinander ab. Auf das Markierungsverhalten sowie die Möglichkeit der Kommunikation mit Hilfe von Gerüchen gehe ich unter dem Punkt Ethologie genauer ein.

3. 5. 3 Hören

Im Vergleich zum menschlichen Ohr besitzen Rennmäuse auf der Cochlea (Schnecke) wesentlich mehr Sinneszellen (vgl. ebenda).

Die zusätzliche Beweglichkeit der einzelnen Ohrmuscheln unabhängig voneinander ermöglicht es, die Ohren in Richtung Schall zu bewegen und auch geringe Schallwellen wahrzunehmen.

Altersbedingt können Rennmäuse unterschiedliche Frequenzen hören. „Jungtiere hören am besten um 15.000 Hertz, ältere Tiere um 4.000 Hertz.“ (Kötter/ Steimer, 2000)

Auch hohe Ultraschallgeräusche können die Tiere wahrnehmen. Jungtiere senden sie selbst aus, wenn sie beispielsweise nach ihrer Mutter rufen.

3. 5. 4 Schmecken

Genauso wie Ratten sind auch Rennmäuse in der Lage sich den Geschmack von Nahrung zu merken, die ihnen einmal nicht bekommen ist. Verdorbenes und somit für den empfindlichen Magen der Mäuse schädliches Futter wird geschmacklich erkannt und gemieden.

3. 5. 5 Sehen

Die Augen der Rennmaus stehen weit hervor und befinden sich seitlich am Kopf. Der Vorteil dabei ist, dass sich ein Blickwinkel von fast 360 Grad ergibt. In der freien Natur ist ein so weites Blickfeld unabdingbar. Feinde unterschiedlichster Art und aus unterschiedlichsten Richtungen können so frühzeitig entdeckt werden.

Der Nachteil, der aus dem wenig überschneidenden Gesichtsfeld resultiert, ist, dass Rennmäuse kaum räumlich sehen können. Entfernungen können sie also nur sehr schlecht abschätzen.

Farbsehen ist auf Grund der wenigen Zapfen nur bei bestimmten Farben möglich. Durch einen großen Anteil an Stäbchen, den Sehzellen, können die Tiere aber Hell-Dunkelkontraste gut wahrnehmen (vgl. Rohrbach, 1987).

Da Rennmäuse ihren Bau meist zur Dämmerungszeit verlassen, ist das Farbsehen wenig von Bedeutung. Feinde können sie durch den 360-Gradblick und durch das Erkennen von Konturen mit Hilfe der vielen Stäbchen rechtzeitig erkennen.

Außerdem sind alle anderen Sinnesorgane sehr gut ausgebildet, so dass das schlechte Sehen für die Mäuse keinen Nachteil darstellt.

3. 6 Ethologie

Mongolische Rennmäuse sind sehr aufgeweckt, neugierig und zeigen dem Beobachter eine Reihe von Verhaltensmustern.

3. 6. 1 Kommunikation

Die Kommunikation findet auf unterschiedlichste Art und Weise statt. Unter anderem verständigen sich die Mäuse mit Hilfe sehr hoher, für den Menschen kaum hörbarer Töne.

Eine andere Form der Kommunikation ist das Trommeln mit den Hinterbeinen.

Dabei steht die Rennmaus aufrecht und tritt schnell von einem Hinterbein auf das andere. Hauptsächlich dient das Trommeln zur Warnung der Familienmitglieder vor Gefahr. Man kann das Trommeln häufig bei Mäusen in ungewohnter Umgebung beobachten.

Die Männchen nutzen das Trommeln aber auch beim Balzverhalten, um die Aufmerksamkeit des Weibchens zu erlangen. Dieses Trommeln weist einen langsameren Rhythmus auf, als das Warntrommeln.

Ein indirektes Kommunizieren findet mit Hilfe von Düften statt. Unterschiedliche Duftnoten stellen bei Wüstenrennmäusen vermutlich eine eigene Sprache dar. Die Forschung ist in diesem Bereich allerdings noch nicht weit fortgeschritten, so dass genauere Angaben hierzu nicht gemacht werden können (vgl. Kötter, 2002).

3. 6. 2 Nagen

Das Nagen bildet die Haupttätigkeit im Leben einer Rennmaus. Die Nagezähne wachsen lebenslang weiter und müssen daher häufig gebraucht werden, um sie kurz zu halten. Neben der Nagefunktion dienen die Zähne auch zum Zerkleinern von Erdbrocken beim Bau von Gängen und Höhlen und zum Sammeln und Zerkleinern von Nistmaterial.

Steht nicht ausreichend Nagematerial zur Verfügung, so kann das Grundbedürfnis Nagen nicht befriedigt werden und führt häufig zu Verhaltensstörungen (Kamphues zitiert nach Schulze Sievert, 2002).

3. 6. 3 Wühlen

Wüstenrennmäuse gehören nach Grzimek (1969) zur Gruppe der Wühler. Es ist ein Verhaltensmuster, das aus dem Bau von Gängen und Höhlen in freier Natur resultiert.

Neben dem Bau von Gangsystemen dient es aber auch zur Nahrungssuche.

3. 6. 4 Körperpflege

Gründliche Körperpflege wird mehrmals am Tag betrieben. „Eine bestimmte Reihenfolge ist nicht zwingend, doch beginnt die Körperpflege häufig mit dem Kopfputzen und schreitet dann über das Putzen der Flanken, des Bauches und der Brust fort zu den Pfoten, unterbrochen durch Kratzbewegungen“ (Bunk/ Tausch, 1980). Zuletzt wird meistens der Schwanz geputzt.

Wenn Rennmäuse sich gegenseitig putzen, steht der soziale Kontakt im Vordergrund. Sie putzen sich mehrmals täglich gegenseitig und zeigen sich damit ihre Zuneigung.

Außerdem wird beim gegenseitigen Putzen der Familiengeruch intensiviert.

Zur Körperpflege gehört auch das Sandbad, was die wasserscheuen Tiere (vgl. Kötter, 2002) nutzen, um ihr Fell vor Ungeziefer zu schützen und von Schmutz zu befreien. Dabei wälzen sie sich ruckartig im Sand hin und her.

3. 6. 5 Markieren

Sowohl Männchen als auch Weibchen der Mongolischen Rennmäuse besitzen eine Ventraldrüse, die oberhalb des Nabels liegt (vgl. Rauth-Widmann, 1999). Sie enthält ein Sekret, das Informationen für andere Rennmäuse enthält. Das Territorium der Familie wird mit Hilfe des Sekrets des ranghöchsten Männchens markiert, das zu diesem Zweck die Territoriumsgrenze abläuft und dort das Duftsekret hinterlässt. Diese Duftmarkierung geschieht vermehrt zu Zeiten, in denen sich das Stamm-Weibchen in der empfängnisbereiten Periode befindet.

Mit Hilfe dieses Sekrets werden Reviergrenzen abgesteckt und fremde Mäuse werden anhand eines familienfremden Sekretduftes erkannt. Das Markieren geschieht, indem sich die Rennmaus flach hinlegt und den Bauch und somit auch die Ventraldrüse dabei auf den Boden drückt.

3. 6. 6 Klettern

Mongolische Rennmäuse sind nicht in der Lage auf schmalen Gegenständen, wie zum Beispiel Seilen, zu laufen. Es fällt ihnen schwer das Gleichgewicht zu halten. Der lange Schwanz wird nicht wie beispielsweise bei Farbmäusen zum Ausbalancieren benutzt.

Die Krallen helfen ihnen beim Besteigen von Gegenständen, auf denen sie mit ihrer Hilfe Halt finden. Diese müssen allerdings grob strukturiert sein, so dass die Krallen fixiert werden können. Glasplatten bieten beispielsweise keine Ecken und Kanten für das Festkrallen. Rennmäuse rutschen daran ab. Die Sohlen sind mit feinen Härchen bedeckt und machen das Besteigen von glatten Oberflächen ebenfalls unmöglich.

3. 6. 7 Springen

Rennmäuse können aus dem Stand etwa 30 Zentimeter hoch springen (vgl. Rauth-Widmann, 1999). Dies ist durch die Anatomie ihrer Hinterbeine möglich, die verlängert und muskulös sind. Beim Angriff von Feinden ermöglicht das Springen den Rennmäusen ein blitzschnelles Ausweichen.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung: Rennmaus-Skelett (http://www.ig-rennmaeuse.de/anatomie.htm)

3. 6. 8 Sozialverhalten

Wie bereits beschrieben ist der soziale Kontakt zu anderen Rennmäusen für die Tiere sehr wichtig.

Partner dienen den Mäusen als Hilfe bei der Körperpflege und als Spielkameraden. Besonders deutlich wird die Abhängigkeit der Mäuse voneinander beim Schlafen, denn um sich vor Feinden zu schützen schlafen sie immer dicht aneinander, manchmal sogar übereinander. So erscheinen sie Feinden gegenüber größer und können sich bei Gefahr gegenseitig schneller warnen.

Die Mäuse schlafen gern dicht aneinandergekuschelt, um sich gegenseitig zu wärmen. Dabei werden die Positionen immer wieder geändert, so dass sich die außenliegenden Tiere nach innen und die innen liegenden Tiere nach außen bewegen. Dieser Vorgang verhindert in der freien Natur, dass

einzelne Tiere erfrieren, was bei den niedrigen Temperaturen im Winter in der Mongolei möglich wäre.

Eine klare Rangordnung gibt es nicht. Hierzu meint Rauth-Widmann (1999):

„[…] Rennmäuse […] haben innerhalb ihrer maximal 15 bis 20 Mitglieder starken Gruppe, abgesehen von der „Vormachtstellung“ der beiden Elterntiere, wohl keine Rangordnung ausgebildet.“

Nach dem Tod eines der Elterntiere wird dessen Position von einem anderen Rudelmitglied neu besetzt.

3. 6. 9 Paarungsverhalten

Mit 60-120 Tagen sind Rennmäuse geschlechtsreif (vgl. Rohrbach, 1987). Innerhalb einer Rennmausgruppe pflanzt sich immer nur das Elternpaar fort. Sie senden Duftstoffe aus, die die sexuelle Reife der anderen Gruppentiere vermutlich hemmt. Dadurch verspüren sie keinen Fortpflanzungstrieb (vgl. Rauth-Widmann, 1999).

Mongolische Rennmäuse sind monogam; das bedeutet, dass sie zeitlebens dem gleichen Partner treu bleiben. Es werden solange Nachkommen gezeugt, wie der zur Verfügung stehende Platz und die Ressourcen ausreichen. In der Natur richtet sich dies also nach der Größe des Reviers und dem Nahrungsangebot, in Gefangenschaft nach der Größe des Käfigs.

„Stirbt jedoch das Mutterweibchen, noch bevor eine bestimmte Gruppengröße erreicht ist, rückt eine der Töchter an ihre Stelle und sorgt für Nachwuchs.“ (ebenda)

Die Paarung findet meist in den frühen Abendstunden statt. Durch den paarungsbereiten Geruch, den das Weibchen aussendet, wird das Männchen erregt. Es signalisiert dem Weibchen durch Trommeln mit den Hinterbeinen seine Paarungsbereitschaft. Das Weibchen erwidert hin und wieder dieses Trommeln. Die Paarung dauert mehrere Stunden, in denen das Männchen mehrmals für wenige Sekunden das Weibchen besteigt.

Nach etwa 23 Tagen werden ein bis neun Junge geboren.

3. 7 Krankheiten

Rennmäuse sind sehr widerstandsfähig und leiden daher selten an Krankheiten. Auf Menschen übertragbare Krankheiten, so genannte Zoonosen (vgl. Mau, 1980) sind in Bezug auf Rennmäuse nicht bekannt. Dieser Aspekt ist wichtig in Hinblick auf den Einsatz von Rennmäusen in Schulen. Ich werde im Verlauf meiner Arbeit unter Punkt 5. 2 genauer darauf eingehen.

Viele Krankheiten entstehen durch artunangemessenes Halten des Tieres. Erkältungskrankheiten und Augenentzündungen sind beispielsweise eine häufige Folge des falschen Standortes des Käfigs. Die Tiere dürfen keinem Zug ausgesetzt sein. Vergiftungen undDurchfallerkrankungen treten oftmals in Verbindung mit falschem Futter auf. Rennmäuse reagieren sehr empfindlich und dürfen vor allem bei Frischfutter nur ausgewählte Nahrung fressen. Haben Rennmäuse keinen Partner, der ihnen bei der Fellpflege hilft, oder steht ihnen kein Sandbad zur Verfügung, so können sich Parasiten im Fell einnisten. Tumore entstehen immer häufiger als Folge von Überzüchtungen.

4. Didaktische und methodische Überlegungen

4. 1 Begründung des Einsatzes von lebenden Tieren im Unterricht

Der direkte Kontakt mit Tieren wirkt auf Schüler sehr motivierend und erhöht die Lernbereitschaft, weil sie der Interessenlage der Schüler entsprechen (vgl. Krischke, 1987).

Für Schüler und Lehrer bedeutet der Umgang mit lebenden Tieren Freude in der Schule, lebendiger und anschaulicher Biologieunterricht, sowie die Erfahrung von Emotionen.

Trotz dieser Erkenntnisse werden Tiere sehr selten im Unterricht eingesetzt. Viele Lehrer sehen eine Zusatzbelastung durch die Pflege, die die Tiere in Anspruch nehmen.

Dabei wird meist nur der zeitliche Aufwand gesehen, nicht aber, dass die Schüler durch das Erleben an realen Objekten effektiver lernen.

Sicher ist es richtig, dass Tierhaltung Zeit und Organisation verlangt. Dem sollte die positive Wirkung von Tieren im Unterricht gegenübergestellt werden. Nach Beuren und Dahm (2000) sollte die Lernerperspektive Vorrang vor der Lehrerperspektive haben.

Es ist auch möglich, Tiere zu entleihen. Dies bieten Schulbiologiezentren, wie beispielsweise das in Hannover oder in Neumünster an. Dort können Tierarten unterschiedlicher systematischer Kategorien, sowie Informationen zur Haltung und Unterrichtsmaterialien kostenfrei entliehen werden (vgl. Krischke, 1987). Die Tiere können für einzelne Stunden oder auch über mehrere Wochen und Monate entliehen werde.

Auch Zoohandlungen sind teilweise bereit, Tiere an Schulen für Unterrichtszwecke zu entleihen.

In der originalen Begegnung (vgl. Schaub/ Schaub, 2004) mit lebenden Tieren lassen sich biologische Zusammenhänge effektiver vermitteln.

Die Auseinandersetzung mit der Natur sollte schon nach Maria Montessori möglichst an den Dingen direkt stattfinden (Montessori zitiert nach Oswald/ Schulz-Benesch, 1988). Sie stellen sich am anschaulichsten selbst dar und man kann Zusammenhänge leichter erkennen und nachvollziehen.

Künstlich nachgestelltes Material ist oftmals weniger anschaulich und meist überflüssig, da sich die Dinge auch in der Natur anfinden.

Die Ansichten Maria Montessoris werden durch folgendes Zitat Venohrs (2002) unterstrichen:

„Es genügt nicht zu wissen, dass es Bäche, Flüsse, Berge, Blumen und Bäume […] gibt, oder sie von Bildern zu kennen. Man muss dem Kind die Welt darbieten, die Dinge in ihrer Wirklichkeit zeigen. Wie kann ein Kind besser die Kraft des Wassers verstehen, als beim Stauen eines Baches?“

Es werden aber nicht nur Beziehungen zu den Tieren, sondern auch zu den anderen Personen, die an der Pflege der Tiere beteiligt sind gefördert: „Auch soziales Verhalten wird durch das Pflegen gefördert, etwa dann, wenn eine Schülergruppe die Verantwortung für ein Vivarium übernommen hat und sich nun darum bemüht, die beste Form der Pflege zu finden.“ (Eschenhagen/ Kattmann/ Rodi, 1996).

Ein wichtiger positiver Aspekt beim Kontakt zu Tieren liegt darin, dass mehrere Sinne gleichzeitig angesprochen und somit geschult werden.

„Von den verschiedenen Formen der Medien sind, wahrnehmungspsychologisch gesehen, die lebenden Objekte als besonders komplex zu bezeichnen, da sie in der Regel mehrere Sinneskanäle beanspruchen.“ (ebenda)

Durch den Einsatz von lebenden Objekten ist es somit möglich, unterschiedliche Lerntypen gleichzeitig anzusprechen.

Tiere reagieren direkt und unmittelbar auf die Schüler und geben ihnen dadurch ein Feedback auf ihr eigenes Verhalten und Handeln. Nur durch diese originale Begegnung können ein Interesse und ein verantwortungsvoller Umgang mit Tieren entstehen. Schüler müssen sich direkt mit den Tieren auseinandersetzten und eine emotionale Bindung zum Tier herstellen, bevor sie verstehen können, dass Tiere durchaus in der Lage sind Schmerzen und Gefühle zu empfinden.

[...]


[1] Aus leseökonomischen Gründen ist der Text auf die männliche Form beschränkt.

Ende der Leseprobe aus 94 Seiten

Details

Titel
Die Entwicklung und Erprobung von Unterrichtsmaterialien zum Umgang mit Wüstenrennmäusen in der Schule
Hochschule
Europa-Universität Flensburg (ehem. Universität Flensburg)
Note
1,7
Autor
Jahr
2005
Seiten
94
Katalognummer
V50219
ISBN (eBook)
9783638464819
Dateigröße
834 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Entwicklung, Erprobung, Unterrichtsmaterialien, Umgang, Wüstenrennmäusen, Schule
Arbeit zitieren
Miriam Hamke (Autor:in), 2005, Die Entwicklung und Erprobung von Unterrichtsmaterialien zum Umgang mit Wüstenrennmäusen in der Schule, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/50219

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