Was soll man noch glauben und warum?, so ließe sich eine populäre Einleitung formulieren, die aber ihrem Gegenstand gar nicht gerecht wird. Hier wird vielmehr der mühsame Versuch unternommen, zu erklären, warum Wissen um vermeintliche Fakten und eine damit verbundene Opposition stets unter großem Vorbehalt zu betrachten sind. Hier entsteht, was Theodor Geiger bereits früh als "Stimmungsdemokratie" bezeichnete: Eine Gesellschaft, die längst von keinem einheitlichen Milieu mehr repräsentiert wird und in der jeder beansprucht, sein Recht und seine Position zuerkannt zu bekommen. Im Folgenden versuchen die Artikel daher zu erläutern, warum rein mechanistische Vorstellungen von Gut und Böse und ihren jeweiligen Feindbildern kein guter Ratgeber sind.
Insbesondere die aktuelle Diskussion und das zyklisch wiederkehrende Schlagwort der Fake News und der Lügenpresse vermitteln regelmäßig den Eindruck, dass erstens früher - wann auch immer das genau war und was damit überhaupt bezeichnet werden soll - alles besser war, dass zweitens immer irgendjemand irgendetwas steuert, und drittens, dass sich jeder beliebige Akteur beliebig seine eigene Wahrheit mit absoluter Geltung schaffen und sie massiv verteidigen kann. An solche "Wahrheiten" kann man dann glauben oder sie eben gänzlich in Zweifel ziehen und diskreditieren.
Inhaltsverzeichnis
- Uwe Lammers
- Einleitung
- Über Teufel, Dämonen und die Krise der Soziologie
- Jan Tobias Fuhrmann
- Von Epoche zu Epoche. Ein Theoriefragment zur Erklärung der Inflation der Epochenwenden in der soziologischen Begriffsbildung
- Rainer Volkmann
- Sozialtheoretische Analysen eines Paradigmenwechsels der Wirtschaftspolitik. Welche Lehren kann die Sozialökonomie daraus ziehen?
- Alperen Atik
- Lies, Denial and Silence. The Making of the New Turkey's Public
- Lars Clausen
- Negation of insides. The form of consulting
- Werner Goldschmidt +
- „Prekarität ist überall". Zur politischen Soziologie der Prekarität¹
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Dieses Buch nimmt sich der aktuellen Legitimationskrise der Wissenschaften an und analysiert die Ursachen und Auswirkungen dieser Krise. Dabei werden verschiedene Perspektiven und Ansätze aus unterschiedlichen Disziplinen zusammengebracht.
- Die Krise der Wissenschaft in Zeiten von Fake News
- Die Rolle der Soziologie und ihre Kritikfähigkeit
- Der Einfluss von Verschwörungstheorien auf die öffentliche Meinung
- Der Wandel des Wissenschaftsverständnisses und seine Folgen
- Die Spannungen zwischen Theorie und Praxis
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung
Die Einleitung beleuchtet die aktuelle Situation der Wissenschaften in Zeiten von Fake News und stellt die Frage nach der Gültigkeit von Wissen. Die zunehmende Kritik an der Wissenschaft wird thematisiert, und es wird die Behauptung aufgestellt, dass jede Gruppe und jedes Individuum im Zeitalter des „Kriegs aller gegen alle“ (Hobbes) dazu neigt, seine eigene Wahrheit zu beanspruchen. Die Grenzen zwischen verschiedenen gesellschaftlichen Bereichen und Milieus verschwimmen, was zu einer Verwirrung im Diskurs führt.
Über Teufel, Dämonen und die Krise der Soziologie
In diesem Kapitel wird die Krise der Soziologie im Kontext der aktuellen Debatten um Fake News analysiert. Es werden die Ursachen für den Zweifel an der Wissenschaft und deren Methoden untersucht.
Von Epoche zu Epoche. Ein Theoriefragment zur Erklärung der Inflation der Epochenwenden in der soziologischen Begriffsbildung
Dieses Kapitel beschäftigt sich mit der Inflation von Epochenwenden in der soziologischen Begriffsbildung. Es analysiert die Gründe für die ständige Verwendung von Begriffen wie „Postmoderne“ oder „Digitalisierung“, die oft zu einer Verflachung der Debatten führen.
Sozialtheoretische Analysen eines Paradigmenwechsels der Wirtschaftspolitik. Welche Lehren kann die Sozialökonomie daraus ziehen?
Hier wird der Paradigmenwechsel in der Wirtschaftspolitik analysiert und es werden die Lehren betrachtet, die die Sozialökonomie daraus ziehen kann. Dabei werden verschiedene Theorien und Ansätze der Wirtschaftspolitik in den Blick genommen.
Lies, Denial and Silence. The Making of the New Turkey's Public
Dieser Kapitel untersucht die Entwicklung der öffentlichen Meinung in der Türkei nach dem Gezi-Protest. Dabei werden die Strategien der Regierung analysiert, die auf Lügen, Leugnung und Schweigen setzen.
Negation of insides. The form of consulting
Dieses Kapitel beleuchtet die Form der Beratung im Kontext von Organisationen und Institutionen. Dabei werden die Paradoxien und die Probleme des Beratungsansatzes analysiert.
„Prekarität ist überall“. Zur politischen Soziologie der Prekarität¹
In diesem Kapitel wird die Prekarität als ein zentrales Phänomen der Gegenwartsgesellschaft analysiert. Es werden die verschiedenen Auswirkungen der Prekarität auf die Gesellschaft untersucht und die politischen Aspekte der Prekarität in den Blick genommen.
Schlüsselwörter
Dieses Buch beschäftigt sich mit den Themen Fake News, Legitimationskrise der Wissenschaften, Wissenschaftstheorie, Erkenntnistheorie, Verschwörungstheorien, Kritikkontroverse, Soziologie, Wirtschaftspolitik, Prekarität, Postmoderne, Digitalisierung, Demokratie und politische Soziologie.
- Citation du texte
- Dr. Uwe Lammers (Éditeur), Jan Tobias Fuhrmann (Auteur), Rainer Volkmann (Auteur), Alperen Atik (Auteur), Lars Clausen (Auteur), Werner Goldschmidt (Auteur), Uwe Lammers (Auteur), 2019, Theorie und Praxis in Zeiten von Fake News. Was soll man glauben und warum?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/502204