Diese Arbeit betrachtet die Anlegerkultur in Deutschland und den USA, wobei ein besonderer Fokus auf der deutschen Aktienkultur liegt. Was unter Kultur zu verstehen ist, wird in Anlehnung an die Arbeiten von Hofstede erklärt. Mit Hilfe von dessen Kulturdimensionen erfolgen eine Einordnung der beiden Kulturen sowie deren Gemeinsamkeiten wie auch Unterschiede. Im historischen Kontext werden die Gründe für die unterschiedlichen Spar- und Aktienkulturen kurz beleuchtet. Eine kritische Würdigung der Äußerungen von Merz und einschränkende Hinweise bilden den Abschluss dieser Arbeit.
In einem Interview mit der WELT AM SONNTAG im Dezember 2018 forderte Friedrich Merz (CDU) steuerliche Anreize für das Aktiensparen einzuführen. Deutsche Sparer sollten dadurch angeregt werden, für ihre Alterssicherung mehr in Aktien zu investieren. Eine Steuerbefreiung müsse an verschiedene Bedingungen gekoppelt sein, um eine Zweckbindung und Förderung von Altersvorsorge sicherzustellen. Diese Forderungen wurden von Medien, Politikern und Wirtschaftswissenschaftlern unterschiedlich rezipiert.
Ökonomen begrüßten die grundsätzliche Werbung für ein vermehrtes Sparen in Aktien ausdrücklich, betrachteten diese jedoch kritisch hinsichtlich der steuerlichen Begünstigungen oder forderten weitergehende Maßnahmen. Politiker diverser anderer Parteien missbilligten die Idee und warfen Merz vor, hauptsächlich im Interesse der Blackrock Inc. zu handeln, für deren deutsche Tochter Merz als Aufsichtsratsvorsitzender fungiert.
Ein halbes Jahr später bekräftigte Merz seine Aussagen erneut, indem er „für eine neue Kultur des Sparens“ warb. Eine Änderung der Situation und eine „Teilhabe am Erfolg der Marktwirtschaft“ (Merz 2019) seien wichtig, um das Vertrauen der Bevölkerung in die Demokratie und die soziale Marktwirtschaft zu erhalten und damit auch in Zukunft den Wohlstand der deutschen Volkswirtschaft zu sichern. Er verwies darauf, dass die steigende Zahl an Aktionären (zehn Millionen Bürger) in Deutschland erfreulich sei.
Jedoch bedeute dies auch, dass ein Großteil von rund 70 Millionen Bürgern nicht vom wirtschaftlichen Erfolg von Unternehmen profitiere. Er schlägt eine Pflicht zur kapitalmarktorientierten Altersvorsorge vor, allerdings ohne diese weiter zu konkretisieren. Um Ressentiments von Kritikern zu begegnen, verweist er auf die höher liegenden Aktionärsquoten anderer europäischer Länder und die grundlegend andere Meinung zu Kapitalanlagen in den Vereinigten Staaten von Amerika.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Das Anlegerverhalten von Deutschen und US-Amerikanern
- Vergleich von Geldvermögen und Sparquote der privaten Haushalte
- Allgemeine Einflussfaktoren auf das Anlegerverhalten
- Das Anlegerverhalten der Deutschen: Ignoranz von Realitäten
- Einstellungen gegenüber Aktien: Der Risiko-Irrtum der Deutschen
- Kulturelle Unterschiede und Gemeinsamkeiten
- Begriffsbestimmung „Kultur“
- Hofstedes Kulturdimensionen: Einordnung der deutschen und US-amerikanischen Kultur
- Erklärung der Unterschiede durch Kulturdimensionen
- Financial Optimism: Warum Amerikaner nur wenig sparen
- Anlegen mit Risiko: Kulturelle Gemeinsamkeiten
- German Angst: Warum Deutsche Aktien meiden
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Hausarbeit analysiert das Anlegerverhalten von Deutschen und US-Amerikanern, insbesondere im Hinblick auf die Aktiensparenkultur. Ziel ist es, kulturelle Einflussfaktoren auf das Anlageverhalten zu identifizieren und zu erklären, warum sich Deutsche und US-Amerikaner hinsichtlich der Anlagebereitschaft und -strategie unterscheiden.
- Vergleich des Geldvermögens und der Sparquoten in Deutschland und den USA
- Untersuchung kultureller Einflussfaktoren auf das Anlegerverhalten, insbesondere im Hinblick auf Risikobereitschaft und Anlagepräferenzen
- Analyse der deutschen Aktienkultur und der Gründe für die Zurückhaltung gegenüber Aktieninvestments
- Einordnung der deutschen und US-amerikanischen Kultur anhand von Hofstedes Kulturdimensionen
- Kritische Auseinandersetzung mit der These von "German Angst" und "Financial Optimism"
Zusammenfassung der Kapitel
Das Kapitel 2 gibt einen Überblick über das Anlegerverhalten in Deutschland und den USA, beleuchtet die Unterschiede in den Vermögensstrukturen und Sparquoten und analysiert die allgemeine Einflussfaktoren auf das Anlageverhalten. Kapitel 3 beschäftigt sich mit der Definition von Kultur und ordnet die deutsche und US-amerikanische Kultur anhand von Hofstedes Kulturdimensionen ein. Kapitel 4 erklärt die Unterschiede in der Anlagekultur mithilfe der Kulturdimensionen und beleuchtet die Ursachen für "Financial Optimism" in den USA und "German Angst" in Deutschland.
Schlüsselwörter
Anlegerverhalten, Kultur, Hofstede, Kulturdimensionen, German Angst, Financial Optimism, Aktiensparen, Risikobereitschaft, Anlagepräferenzen, Sparquote, Vermögensstruktur, Deutschland, USA.
- Citar trabajo
- Christiane Wachendorf (Autor), 2019, German Angst oder Financial Optimism? Kulturelle Unterschiede im Anlegerverhalten von Deutschen und US-Amerikanern, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/502817