Wie beeinflussen sich Entscheidungspolitik und Darstellungspolitik in der Reformkommunikation der SPD am Beispiel der „Agenda 2010“ unter der Ägide Gerhard Schröders? Der vorliegende Beitrag versucht in diesem Kontext das Verhältnis der Politikherstellung und Politikdarstellung u.a. akteursbasiert zu verorten.
Im Vordergrund der folgenden Analyse steht die Entscheidungspolitik und Darstellungspolitik der zweiten Regierung Schröder mit Blick auf die materielle Herstellung und kommunikative Umsetzung der „Agenda 2010“ und deren strategische Synchronisation mit der Partei. Näher betrachtet werden die fehlende innerparteiliche Legitimation und Ausarbeitung in der Politikherstellung sowie das Fehlen einer umfassenden Kommunikationsstrategie und sich daraus ableitender Vermittlungsprobleme. Der vorliegende Beitrag nähert sich zuvor dem Begriff der politischen Kommunikation, definiert Regierungskommunikation, deren Funktionen und Akteure und beschäftigt sich mit Reformkommunikation, strategischer Kommunikation und deren Implementierung in der Entscheidungs- und Darstellungspolitik mit Blick auf das in Abschnitt 3 zu analysierende Fallbeispiel der „Agenda 2010“.
Sich die Vielfalt der mittlerweile in der Literatur zum Forschungsgegenstand der politischen Kommunikation vorzufindenden Ansätze in ihrem Aussagegehalt vorstellend und voneinander abgrenzend, kann nicht „von einem einvernehmlich und klar definierten wissenschaftlichen Gegenstand“ die Rede sein, sondern vielmehr von einem hochkomplexen „Beziehungskonglomerat“, das sachlich und definitorisch zweifellos nur schwer zu fassen ist (vgl. Saxer 1998: 21). Ferner werden deskriptive (Wie gestaltet sich politische Kommunikation?), perspektivische (Wie wird sich politische Kommunikation gestalten?) und normative (Wie sollte sich politische Kommunikation gestalten?) Forschungsansätze oftmals nicht klar deklariert, rubriziert und voneinander getrennt.
Das führt zu dem Ergebnis, dass es keine verbindliche Systematik gibt, anhand derer politische Kommunikation als komplexes Forschungsfeld angegangen werden könnte. Politische Kommunikation präsentiert sich folglich eher als unklar definierter wissenschaftlicher Gegenstand mit unterschiedlichen Forschungsbefunden und -ansätzen, die reflektorisch unterkomplex und noch dazu nicht hinreichend verbunden sind.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Theoretische Grundlagen und Ansätze des Kommunikationsbegriffs
- Eine Annäherung an den Begriff der politischen Kommunikation
- Regierungskommunikation: Definition, Funktionen und Akteure
- Definition von Regierungskommunikation
- Hauptakteure der Regierungskommunikation
- Funktionen der Regierungskommunikation
- Reformkommunikation
- Strategische Kommunikation
- Strategieentwicklung und Strategievermittlung
- Strategische Kommunikation in der Entscheidungspolitik und Darstellungspolitik
- Fallbeispiel „Agenda 2010“
- Fehlende innerparteiliche Legitimation und Ausarbeitung in der Politikherstellung
- Fehlen einer umfassenden Kommunikationsstrategie und Vermittlungsprobleme
- Schluss
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Der Beitrag analysiert die wechselseitigen Beziehungen der Entscheidungspolitik und Darstellungspolitik in der Reformkommunikation der SPD im Kontext der „Agenda 2010“ unter Gerhard Schröder. Ziel ist es, die Auswirkungen der fehlenden innerparteilichen Legitimation und Ausarbeitung in der Politikherstellung sowie das Fehlen einer umfassenden Kommunikationsstrategie auf die Vermittlung der Reformpolitik zu untersuchen.
- Die Rolle der Partei als „Ort politischer Strategieentwicklung und -vermittlung“ in der Reformkommunikation
- Die Bedeutung von Akzeptanz und Vertrauen in der politischen Kommunikation
- Der Einfluss der Medien auf die politische Kommunikation
- Das Verhältnis von Entscheidungspolitik und Darstellungspolitik in der Reformkommunikation
- Die Bedeutung der innerparteilichen Legitimation für die Reformkommunikation
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Der Beitrag stellt die Forschungsfrage nach dem Verhältnis von Entscheidungspolitik und Darstellungspolitik in der Reformkommunikation der SPD am Beispiel der „Agenda 2010“ unter Gerhard Schröder vor.
- Theoretische Grundlagen und Ansätze des Kommunikationsbegriffs: Der Beitrag diskutiert verschiedene Ansätze des Kommunikationsbegriffs und definiert die politische Kommunikation als Prozess und Raum.
- Fallbeispiel „Agenda 2010“: Dieser Abschnitt beleuchtet die fehlende innerparteiliche Legitimation und Ausarbeitung in der Politikherstellung sowie das Fehlen einer umfassenden Kommunikationsstrategie in der Reformkommunikation der SPD im Zusammenhang mit der „Agenda 2010“.
Schlüsselwörter
Politische Kommunikation, Regierungskommunikation, Reformkommunikation, strategische Kommunikation, Entscheidungspolitik, Darstellungspolitik, Agenda 2010, SPD, Gerhard Schröder, innerparteiliche Legitimation, Vermittlungsprobleme
- Citation du texte
- Bajram Dibrani (Auteur), 2010, Agenda 2010. Die wechselseitigen Beziehungen der Entscheidungs- und Darstellungspolitik in der Reformkommunikation der SPD, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/502872