Der Amtsantritt Montgelas' wird oftmals als Zäsur gesehen, die - vor allem im Hinblick auf die Kirchenpolitik - ein vollkommen neues Zeitalter einleitete, in dem das Bayern der Gegenwart seinen Ursprung habe. Die folgenden Ausführungen wollen diese Thesen hinterfragen, in Bezug auf die Kirchenpolitik konkrete Kontinuitäten zu den Kurfürsten Max III. Joseph und Karl Theodor herausarbeiten und die Frage beantworten, ob diese das Staatskirchentum des 19. Jahrhunderts mit vorbereitet haben. Was die Quellenlage zu diesem Thema betrifft, so sind die meisten aufklärerischen, kirchenpolitischen Quellen und Flugschriften gut erhalten. Auch die kirchenpolitischen Maßnahmen und Verordnungen sind größtenteils erhalten.
Eine nach wie vor aktuelle Forschungsfrage ist es, nach Kontinuitäten und Diskontinuitäten zwischen den Regierungszeiten der einzelnen Herrscher zu fragen. Auch im Folgenden soll diese Frage - in Bezug auf das Staatskirchentum - beantwortet werden. Konkret soll anhand von zwei ausgewählten kirchenpolitischen Maßnahmen, der Dezimation und der Nuntiaturerrichtung, das Ausmaß der Vorbereitung des Staatskirchentums des 19. Jahrhunderts durch diese Maßnahmen festgestellt werden. Dezimation und Nuntiaturerrichtung decken sowohl die Kirchenpolitik Max III. Josephs als auch Karl Theodors ab, sodass nach Kontinuitäten gefragt werden kann. Des Weiteren werden anhand dieser beiden Maßnahmen die maßgeblichen Akteure der kirchenpolitischen Konflikte dieser Zeit - Kurfürst, Kirche und Kurie - deutlich, sodass abschließend beurteilt werden kann, inwiefern die vorangegangenen Generationen das Staatskirchentum des 19. Jahrhunderts vorbereitet haben und ob Montgelas' Regierungsantritt tatsächlich als Beginn einer neuen Ära gesehen werden kann.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Kirchenpolitische Maßnahmen unter Max III. Joseph und Karl Theodor
- 2.1 Die Dezimation unter Max III. Joseph
- 2.1.1 Dezimation als Maßnahme gegen die Staatsüberschuldung
- 2.1.2 Die Dezimation als Vorbereitung des Staatskirchentums
- 2.2 Die Nuntiaturerrichtung unter Karl Theodor
- 2.2.1 Das „Zweckbündnis“ mit dem Papst
- 2.2.2 Die Nuntiatur als Vorbereitung des Staatskirchentums
- 3. Schluss
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit untersucht die bayerische Kirchenpolitik unter den Kurfürsten Max III. Joseph und Karl Theodor im Kontext der Aufklärung. Ziel ist es, Kontinuitäten in der Kirchenpolitik aufzuzeigen und die Frage zu beantworten, inwieweit diese Maßnahmen das Staatskirchentum des 19. Jahrhunderts vorbereitet haben. Die These, der Amtsantritt Montgelas' markiere einen vollständigen Bruch, wird kritisch hinterfragt.
- Kontinuitäten und Diskontinuitäten in der bayerischen Kirchenpolitik zwischen verschiedenen Herrscherzeiten
- Analyse der Dezimation als kirchenpolitische Maßnahme
- Untersuchung der Errichtung der Nuntiatur und ihrer Bedeutung
- Bedeutung der Akteure (Kurfürst, Kirche, Kurie) in kirchenpolitischen Konflikten
- Bewertung des Einflusses der vorangegangenen Generationen auf das Staatskirchentum des 19. Jahrhunderts
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung: Die Einleitung stellt die Forschungsfrage nach Kontinuitäten in der bayerischen Kirchenpolitik vor und hinterfragt die gängige These vom grundlegenden Wandel mit Montgelas' Amtsantritt. Sie beschreibt die verfügbaren Quellen, darunter aufklärerische Schriften, kirchenpolitische Maßnahmen und Archivmaterialien, die von Pfeilschifter-Baumeister und Zittel ausgewertet wurden. Es wird die Definition von "Staatskirchentum" eingeführt und der historische Kontext des Verhältnisses von Kirche und Staat, beginnend vom 15. Jahrhundert bis zum Salzburger Konkordat von 1583, beleuchtet. Die Einleitung legt den Fokus auf die Untersuchung der Dezimation und der Nuntiaturerrichtung als Schlüsselereignisse zur Klärung der Forschungsfrage.
2. Kirchenpolitische Maßnahmen unter Max III. Joseph und Karl Theodor: Dieses Kapitel untersucht die kirchenpolitischen Maßnahmen unter den beiden Kurfürsten, um Kontinuitäten im Hinblick auf die Entwicklung des Staatskirchentums aufzuzeigen. Es analysiert die Dezimation unter Max III. Joseph sowohl als Maßnahme zur Bewältigung der Staatsverschuldung als auch als strategischen Schritt zur Vorbereitung des Staatskirchentums. Die Errichtung der Nuntiatur unter Karl Theodor wird im Kontext eines „Zweckbündnisses“ mit dem Papst betrachtet und ebenfalls hinsichtlich ihres Beitrags zur Etablierung des Staatskirchentums analysiert. Die Kapitel untersucht die jeweiligen Akteure und deren Interaktionen und Ziele.
Schlüsselwörter
Bayerische Kirchenpolitik, Aufklärung, Max III. Joseph, Karl Theodor, Dezimation, Nuntiatur, Staatskirchentum, Kirche und Staat, Kontinuität, Diskontinuität, Quellenkritik.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zu: Bayerische Kirchenpolitik unter Max III. Joseph und Karl Theodor
Was ist der Gegenstand der vorliegenden Arbeit?
Die Arbeit untersucht die bayerische Kirchenpolitik unter Kurfürst Max III. Joseph und Karl Theodor im Kontext der Aufklärung. Sie analysiert insbesondere die Kontinuitäten in der Kirchenpolitik beider Herrscher und befragt, inwieweit deren Maßnahmen das Staatskirchentum des 19. Jahrhunderts vorbereitet haben. Die gängige These eines vollständigen Bruchs mit Montgelas' Amtsantritt wird kritisch hinterfragt.
Welche zentralen Themen werden behandelt?
Zentrale Themen sind die Kontinuitäten und Diskontinuitäten in der bayerischen Kirchenpolitik, die Analyse der Dezimation als kirchenpolitische Maßnahme, die Untersuchung der Errichtung der Nuntiatur und ihrer Bedeutung, die Rolle der Akteure (Kurfürst, Kirche, Kurie) in kirchenpolitischen Konflikten und die Bewertung des Einflusses der untersuchten Epoche auf das Staatskirchentum des 19. Jahrhunderts.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit und worum geht es darin?
Die Arbeit gliedert sich in drei Kapitel: Die Einleitung stellt die Forschungsfrage und den methodischen Ansatz vor, inklusive der verwendeten Quellen und der Definition von "Staatskirchentum". Kapitel 2 analysiert die kirchenpolitischen Maßnahmen unter Max III. Joseph (Dezimation) und Karl Theodor (Nuntiaturerrichtung) und deren Bedeutung für die Entwicklung des Staatskirchentums. Das Schlusskapitel fasst die Ergebnisse zusammen.
Wie wird die Dezimation behandelt?
Die Dezimation unter Max III. Joseph wird sowohl als Maßnahme zur Bewältigung der Staatsverschuldung als auch als strategischer Schritt zur Vorbereitung des Staatskirchentums analysiert. Die Arbeit untersucht die Hintergründe und Auswirkungen dieser Maßnahme.
Welche Rolle spielt die Errichtung der Nuntiatur?
Die Errichtung der Nuntiatur unter Karl Theodor wird im Kontext eines „Zweckbündnisses“ mit dem Papst betrachtet. Ihre Bedeutung für die Etablierung des Staatskirchentums wird ebenso untersucht wie die Interaktionen der beteiligten Akteure.
Welche Quellen wurden verwendet?
Die Arbeit stützt sich auf aufklärerische Schriften, kirchenpolitische Maßnahmen und Archivmaterialien, die von Pfeilschifter-Baumeister und Zittel ausgewertet wurden. Der historische Kontext wird vom 15. Jahrhundert bis zum Salzburger Konkordat von 1583 beleuchtet.
Welche Schlüsselwörter beschreiben die Arbeit?
Bayerische Kirchenpolitik, Aufklärung, Max III. Joseph, Karl Theodor, Dezimation, Nuntiatur, Staatskirchentum, Kirche und Staat, Kontinuität, Diskontinuität, Quellenkritik.
Was ist die zentrale These der Arbeit?
Die Arbeit hinterfragt die These, dass der Amtsantritt Montgelas' einen vollständigen Bruch in der bayerischen Kirchenpolitik darstellt. Sie sucht nach Kontinuitäten in der Kirchenpolitik der vorangegangenen Epochen und deren Einfluss auf das spätere Staatskirchentum.
- Citar trabajo
- Tanja Otto (Autor), 2016, Die bayerische Kirchenpolitik in der Epoche der Aufklärung. Hat der Amtsantritt Maximilian von Montgelas' eine neue Ära eingeleitet?, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/502914