In der vorliegenden Arbeit sollen zwei Themengebiete vereint werden, die einen wichtigen Bestandteil der Kultur Indiens ausmachen: Auf der einen Seite die uralten Mythen des Landes, die vor allem aus dem Ramayana und Mahabharata stammen und fest im Kulturgut verankert sind, und auf der anderen Seite die populären Hindifilme, deren Stoffe mitunter bereits einen ganz ähnlichen Status besitzen und deren Helden und Geschichten selbst zu einer neuen Art der Mythologie geworden sind und bisweilen ins allgemeine Gedankengut übergehen. Der Kult um die Filmstars ist in Indien derart übermächtig und allgegenwärtig, dass dieser Vergleich durchaus gerechtfertigt scheint. Die Götter der Leinwand sind omnipräsent und überlebensgroß blicken sie den Menschen auf Indiens Straßen von riesigen Plakatwänden entgegen.
Die Mythologie Indiens soll als omnipräsente kulturelle Konstante gezeigt werden, die in der Gedankenwelt Indiens fest verankert ist. Im Film gibt es eine Reihe von Charakteristika, deren Einfluss aus der Welt der indischen Mythologie stammt. Diese Einflüsse sollen in Folge erläutert und an Filmbeispielen analysiert werden. Obwohl das Genre des mythologischen Films in den fünfziger Jahren des zwanzigsten Jahrhunderts praktisch ausgestorben ist, wurden viele Merkmale des mythologischen Filmes in das populäre Kino übernommen.
Das mythologische Material soll als Einfluss auf die Geschichten, die Erzählweise, die Figurenzeichnung und als Schlüssel zum Verständnis und zur Interpretation gezeigt werden. Auch der Film Indiens, seine Stars und Sternchen als ganz neue Mythologie, sollen nicht unerwähnt bleiben. Schlussendlich wird am Beispiel der 1990er Jahre aufgezeigt, wie mythologisches Material durch ideologische Manipulation politisch verwendet werden kann. Dies soll an der populären Filmlandschaft Indiens jener Zeit erläutert werden.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 1.1 Vorwort
- 1.2 Themengebiet
- 1.3 Der Zauber der Geschichten/The magic of stories
- 1.4 What is not in the Mahabharata is nowhere...
- 1.5 Die Bedeutung der Mythen
- 2. Der Hindi Film
- 2.1 Erzähltechnik/Narration
- 2.1.2 Einschub: Zur Erzähltechnik im Ramayana.
- 2.2 Formale Aspekte
- 2.3 Zur Rezeption
- 2.3.1 Einschub: Rasa
- 2.1 Erzähltechnik/Narration
- 3. Mythologische Figuren
- 3.1 Einleitung: Modellierung von Figuren und Schaffung von Stereotypen
- 3. 2 Der Held - The hero
- 3.2.1 Krishna, der Liebhaber
- 3.2.1.2 Filmbeispiel: Devdas (1955/2002)
- 3.2.1.3 Songs und Tanzsequenzen/Songs and dance scenes
- 3.2.2 Karna der Antiheld
- 3.2.2.1 Politischer Hintergrund
- 3.2.2.2 Filmbeispiel: Deewaar (1975)
- 3.2.1 Krishna, der Liebhaber
- 3.3 Weibliche Rollen im Hindifilm – Beti, Patni, Ma
- 3.3.1 Die Heldin – The heroine
- 3.3.1.2 Sita
- 3.3.1.2.1 Filmbeispiel: Awaara (1951)
- 3.3.1.2.2 Laxman-Rekha
- 3.3.2 Sita und ihr Alter Ego - Die Frau im New Cinema
- 3.3.2.1 Filmbeispiel: Bhumika (1977)
- 3.3.3 Der Vamp...
- 3.3.3 Die Rolle der Mutter – Ma
- 3.3.2. Filmbeispiel: Mother India (1957)
- 3.3.1.2 Sita
- 3.3.1 Die Heldin – The heroine
- 4. Politische Dimension
- 4.1 Zeitgeschichtlicher Hintergrund
- 4.2 Ideologische Auswirkungen auf die Filmlandschaft
- 24.3 Gegen den Strom
- 4.3.1 Filmbeispiel: Fire (1996)
- 4.4 Mythologische Namen
- 4.5 Die Rezeption des Ramayana in Filmen der 1990er Jahre
- 4.6 Rama - Gott und Superheld?
- 4.6.1 Filmbeispiel: Khalnayak (1993)
- 4.6.2 Filmbeispiel: Ram Lakhan (1989)
- 5. Resümee
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Diplomarbeit befasst sich mit der Bedeutung und Funktion von Mythen im indischen Film. Sie analysiert ausgewählte Beispiele aus dem Hindi-Kino, um die vielfältigen Verknüpfungen zwischen Mythologie und Film aufzuzeigen. Die Arbeit beleuchtet sowohl die narrative Verwendung von Mythen in Filmen als auch die Entstehung neuer Mythen durch das Kino selbst.
- Die Rolle der Mythen im indischen Kulturgut und ihre Auswirkungen auf die Filmlandschaft
- Die Verwendung von mythologischen Figuren und Geschichten im Hindi-Kino
- Die Entstehung neuer Mythen durch das Kino und die Rezeption von Filmstars als moderne Götter
- Die politische Dimension des Films in Indien und die ideologischen Einflüsse auf die Filmindustrie
- Die Rezeption von Mythen in verschiedenen Epochen des indischen Kinos
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit beginnt mit einer Einleitung, die das Thema der Arbeit, die Forschungsmethodik und den Kontext der Untersuchung erläutert. Das zweite Kapitel beschäftigt sich mit dem Hindi-Film und seiner Erzähltechnik, unter besonderer Berücksichtigung der Mythologie. Das dritte Kapitel widmet sich den mythologischen Figuren im Hindi-Kino und analysiert die Darstellung von Helden, Antihelden und weiblichen Rollen. Das vierte Kapitel untersucht die politische Dimension des Films in Indien und die ideologischen Einflüsse auf die Filmlandschaft. Die Arbeit endet mit einem Resümee, das die zentralen Erkenntnisse zusammenfasst.
Schlüsselwörter
Hindi-Kino, indische Mythologie, Ramayana, Mahabharata, Bollywood, Filmfiguren, Helden, Antihelden, weibliche Rollen, politische Dimension, Ideologie, Filmgeschichte, Rezeption, Kultur, Gesellschaft
- Arbeit zitieren
- Cornelia Wurzinger (Autor:in), 2005, Bedeutung und Funktion der Mythen im Film Indiens, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/50292