30 Jahre Arbeitsgruppe Industriedenkmalpflege in der Vereinigung der Landesdenkmalpfleger der Bundesrepublik Deutschland


Seminararbeit, 2005

20 Seiten, Note: gut


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

I. Einleitung

II. Die Vereinigung der Landesdenkmalpfleger in der Bundesrepublik Deutschland

III. Die Arbeitsgruppe Industriedenkmalpflege

IV. 30 Jahre Industriedenkmalpflege in Deutschland

V. Zur Industriedenkmalpflege und Industriedenkmalerhaltung

VI. Neu-, Weiter- und Umnutzungen von Industriedenkmalen

VII. Industriedenkmalpflege in Thüringen
7.1. Kurzer geschichtlicher Überblick
7.2. Ergebnisse der Arbeitsgruppe Industriedenkmalpflege

VIII. Schlusswort

IX. Literaturverzeichnis

I. Einleitung

Denkmalpflege und Denkmalschutz gehören heute zu den wichtigsten Aufgaben des Staates auf kulturellem Gebiet. Mit Beginn des Industriezeitalters wurde die Grundlage für unseren heutigen materiellen Wohlstand gelegt. Allerdings rückt diese Zeit fast ebenso weit zurück, so scheint es, wie die Zeit der ersten Manufakturen. Dabei liegt sie gerade vier oder fünf Generationen zurück.[1] Ab 1927 ballten sich die Bemühungen um die Erhaltung technikhistorischer Zeugnisse. In Deutschland gelten Industriedenkmale seit etwa 1970 als Zeugnisse der Vergangenheit, die ebenbürtig mit Kunstdenkmalen wie Schlösser oder Kirchen sind. Unser Land ist in den gut zweihundert Jahren der Industrialisierung in einem Maße umgestaltet worden, wie in allen vorangegangen Jahrhunderten zusammen genommen nicht. Deutschlands Weg zur Industrienation ist überreich an architekt-geschichtlich hervorragenden Bauwerken, wie Brücken, Bahnhöfen und Fabriken.[2] Zweifellos ist Deutschland ein industriell geprägtes Land.[3] Was aber hat sich seit 1970 im Bereich der Industriedenkmalpflege in Deutschland getan? Wer bemüht sich um den Erhalt dieser geschichtsträchtigen Zeugnisse? Wie wird ihr Bestand weiterhin erhalten? Und wie ist der Stand speziell in Thüringen? Diese Hausarbeit wird sich mit diesen Fragen beschäftigen. Allerdings kann es nicht Gegenstand dieser Hausarbeit sein, jeden Verlust oder Gewinn jedes einzelnen Bundeslandes zu beschreiben.

II. Die Vereinigung der Landesdenkmalpfleger in der Bundesrepublik Deutschland

Die Landesdenkmalämter haben sich 1951 unter dem Dach der Kultusministerkonferenz zur Vereinigung der Landesdenkmal-pfleger in der Bundesrepublik Deutschland zusammengeschlossen. Damit wurde das Fundament für die bundesweite Arbeitsgemeinschaft der staatlichen Denkmalpflege der Zeit nach dem zweiten Weltkrieg gelegt. Von Beginn an wurde die Verbindung zu den Kollegen im Osten gepflegt. Durch den Mauerbau 1961 wurden diese Kontakte eingeschränkt, sie wurden aber nie ganz abgebrochen. Die Konservatoren in den neuen Bundesländern gehören seit 1990 offiziell zur Vereinigung der Landesdenkmalpfleger.

Derzeit ist der hessische Landeskonservator Prof. Dr. Gerd Weiß Vorsitzender der Vereinigung der Landesdenkmalpfleger. Zu den Aufgaben der Vereinigung gehört die Formulierung von Stellungnahmen zu grundsätzlichen Fragen der Denkmalpflege. Ebenso die Behandlung der Denkmal - Angelegenheiten von Länderübergreifender Bedeutung und für eine bundesweite fachliche Abstimmung zu sorgen. Ferner die Erledigung der Aufträge der Kultusministerkonferenz der Länder, deren zuständigen Ausschuss sie berät. Und sie beschäftigt sich in den Arbeitsgruppen mit fachlichen Fragen und bieten dazu umfangreiches Informationsmaterial an, z. B. aktuelle Informationen in der halbjährlich erscheinenden Zeitschrift „Die Denkmalpflege“.[4] Zu den Arbeitsgruppen gehören: die Arbeitsgruppe Inventarisation, die Arbeitsgruppe städtebauliche Denkmalpflege, die Arbeitsgruppe Industriedenkmalpflege und die Arbeitsgruppe Bautechnik.[5]

III. Die Arbeitsgruppe Industriedenkmalpflege

Die jüngste Arbeitsgruppe der Vereinigung der Landes-denkmalpfleger wurde auf Initiative von Dr. Habich und Prof. Dr. Engel, sowie Norbert Mendgen und Axel Föhl, die in den folgenden Jahren das Amt des Arbeitsgruppensprechers übernahmen, nach dem Beschluss der Jahresversammlung 1983 in Kiel und durch die Eindrücke der Jahrestagung 1984 in Berlin gegründet. Die konstituierende Sitzung fand am 20./21.02. 1984 im Neunkircher Eisenwerk in Neunkirchen, Saarland auf Einladung des staatlichen Konservatorenamtes statt. Das Arbeitsfeld der Industriedenkmalpflege soll nicht nur den großen Denkmälerbereich der Geschichte der Technik umfassen, sondern speziell den Fragen der Dokumentation, Bewertung und Erhaltung von Industrieanlagen nachgehen, welche am Bedarf nach klaren Zielvorstellungen und Strategien für die Beurteilung und denkmalpflegerische Behandlung solcher Anlagen orientiert sind. Und zwar von Anlagen deren Denkmalwert in erster Linie in der Nachvollziehung bzw. Ablesbarkeit von Fertigungsprozessen, Produktionsabläufen und der Erlebbarkeit industrieller Arbeitsprozesse liegt.[6] Die Zusammensetzung der Gruppe ist interdisziplinär. Sie umfasst Kollegen aus der praktischen Denkmalpflege und Inventarisation der Denkmalerfassung, Architekten und Kunsthistoriker, Technikhistoriker, Wirtschafts- und Sozialhistoriker, sowie andere beratende Experten. Die Gruppe versteht sich ganz bewusst als Teil eines konservatorischen Netzwerks im europäischen Kontext.[7] Sie reflektiert daher auch internationale Erfahrungen in der bundesweiten Methoden- und

Kriteriendiskussion der Industriedenkmalpflege und Industrie-denkmalerfassung.[8] Die Arbeitsgruppe erkannte den unterschiedlichen Stand und Stellenwert der Inventarisation in den verschiedenen Bundesländern. In den meisten Ämtern war die Tragweite des Problems der Bewertung, Dokumentation und Erhaltung von industriellen Großkomplexen noch nicht erkannt. Erhebliche Bedenken erwies das Problem einer wissenschaftlich begründbaren Selektion, um der besonderen Erhaltungsproblematik gerecht zu werden. Die Betonung lag, wie in allen Bereichen der Denkmalpflege, zuerst auf der systematischen Erfassung, Schützung und dann die Prüfung der Erhaltbarkeit von Fall zu Fall. Zumal die Denkmalschutzgesetze der einzelnen Länder keine Sonderbehandlung zulassen.[9] Bei der Jahrestagung 1990 kam es zur Definition von drei Erhaltungsstufen, die nach der Aussagekraft der Quelle abgestuft sind, zwischen denen dennoch ein fließender Übergang besteht[10]: „…a) die Operationale Erhaltung, in der das technische Objekt weiterhin seinem ursprünglichen Zweck dient, wenn auch eingeschränkt auf Grund neuerer Vorschriften oder um übermäßigen Verschleiß zu vermeiden. b) Die funktionale Erhaltung, bei der zwar die räumlichen und funktionalen Zusammenhänge noch gut ablesbar sind, eine dem Zweck entsprechende Nutzung aber wegen eingetretener Verluste oder Korrosion nicht mehr möglich ist. c) Die formale Erhaltung schließlich als Überlieferung eines durchaus noch quellentauglichen Einzelobjekts, das aber aus seinen Zusammenhängen herausgelöst ist…“[11].

Ebenso wurden in dieser Jahrestagung von 1990 Nutzungsfragen von technischen Denkmalen erörtert, da ein Leerstand einen rasch voranschreitenden Verfall begünstigt, und inwieweit Industrieland-schaften in der denkmalpflegerischen Praxis berücksichtigt werden können. Wenn keine Unnutzung möglich ist, können auch temporäre Nutzungen eine Hilfe beim Gebäudeunterhalt sein oder das Gebäude weiterhin im öffentlichen Bewusstsein halten.[12] Auch hier wird deutlich, dass ein erweitertes Kulturverständnis zur Lösung der Probleme der Industriedenkmalpflege benötigt wird, dass vor allem in der Öffentlichkeit, besonders im politischen Bereich, wirksam werden muss. Daher formieren sich die Ziele und Aufgaben der Arbeitsgruppe in folgendem Umfang: 1. Der Informationsaustausch zwischen den Kollegen, sowie der Erfahrungsaustausch der Ämter untereinander muss verbessert werden. Die Denkmalpflegeämter müssen für die Bedeutung der Industriedenkmale sensibilisiert werden. Die Kontakte zu den Institutionen, die sich mit Industriegeschichte beschäftigen, müssen weiterhin aufgebaut werden. Ebenso die Aktivierung der Öffentlichkeit, so dass die Publikationstätigkeit auch auf außerfachliche Organe angelegt wird. 2. Erarbeitung von Kriterien der fachgemäßen Erfassung und der Bewertung bzw. Beachtung von Industrieanlagen, wie z. B. die Entwicklung von Beurteilungs- und Handlungskriterien für die Dokumentation von Industrie-denkmalen, die der Unterstützung der Vereinigung bedürfen. 3. Bei Problemen der praktischen Industriedenkmalpflege Hilfestellungen zu geben.[13]

Laut Axel Föhl versteht sich die Arbeitsgruppe heute als: „...ganz bewusst pragmatisch angelegte Verteilerplattform für nützliche

[...]


[1] Vgl. Föhl, Axel; Guzowski, Sabine u.a.: Kolloquium Industriedenkmalpflege- Umnutzung, Wiedernutzung und Weiternutzung von Industriedenkmalen, Thüringer Staatskanzlei, Thüringisches Landesamt für Denkmal- pflege, Erfurt, 2003, S. 7

[2] Vgl. http://www.dessau.de/main/deu/00_diverses/aktuell/2003/2003-08-20_industriedenkmalpflege/industrie- denkmalpflege_10.htm

[3] Vgl. Denkmalschutz-Informationen, 30 Jahre Industriedenkmalpflege in Deutschland, Deutsche National- komitee für Denkmalschutz, Sonderausgabe, 26. Jahrgang, Leipzig, Oktober 2002, S. 1

[4] Vgl. http://www.dehio.org/organisationen/Landesdenkmalpflege.html

[5] Vgl. Mendgen, Norbert; Möller, Hans-Herbert u. a.: Deutsche Kunst und Denkmalpflege, 45. Jahrgang, Heft 2, München, Berlin, Deutscher Kunstverlag, 1987, S. 217 ff.

[6] Vgl. Mendgen, Norbert; Möller, Hans-Herbert u. a.: Deutsche Kunst und Denkmalpflege, 45. Jahrgang, Heft 2, München, Berlin, Deutscher Kunstverlag, 1987, S. 221

[7] Vgl. Denkmalschutz-Informationen, 30 Jahre Industriedenkmalpflege in Deutschland, Deutsche National- komitee für Denkmalschutz, Sonderausgabe, 26. Jahrgang, Leipzig, Oktober 2002, S. 3

[8] Vgl. Denkmalschutz-Informationen, 30 Jahre Industriedenkmalpflege in Deutschland, Deutsche National- komitee für Denkmalschutz, Sonderausgabe, 26. Jahrgang, Leipzig, Oktober 2002, S. 3

[9] Vgl. Mendgen, Norbert; Möller, Hans-Herbert u. a.: Deutsche Kunst und Denkmalpflege, 45. Jahrgang, Heft 2, München, Berlin, Deutscher Kunstverlag, 1987, S. 221

[10] Vgl. Denkmalschutz-Informationen, 30 Jahre Industriedenkmalpflege in Deutschland, Deutsche National- komitee für Denkmalschutz, Sonderausgabe, 26. Jahrgang, Leipzig, Oktober 2002, S. 15

[11] Münzenmayer, Hans-Peter: Denkmalpflege der Industrie und Technik, in: Ebenda, S. 15

[12] Vgl. Denkmalschutz-Informationen, 30 Jahre Industriedenkmalpflege in Deutschland, Deutsche National- komitee für Denkmalschutz, Sonderausgabe, 26. Jahrgang, Leipzig, Oktober 2002, S. 15 ff.

[13] Vgl. Mendgen, Norbert; Möller, Hans-Herbert u. a.: Deutsche Kunst und Denkmalpflege, 45. Jahrgang, Heft 2, München, Berlin, Deutscher Kunstverlag, 1987, S. 221

Ende der Leseprobe aus 20 Seiten

Details

Titel
30 Jahre Arbeitsgruppe Industriedenkmalpflege in der Vereinigung der Landesdenkmalpfleger der Bundesrepublik Deutschland
Hochschule
Friedrich-Schiller-Universität Jena  (Kunsthistorisches Seminar)
Veranstaltung
Seminar
Note
gut
Autor
Jahr
2005
Seiten
20
Katalognummer
V50321
ISBN (eBook)
9783638465649
Dateigröße
451 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Breiter Seitenrand
Schlagworte
Jahre, Arbeitsgruppe, Industriedenkmalpflege, Vereinigung, Landesdenkmalpfleger, Bundesrepublik, Deutschland, Seminar
Arbeit zitieren
Kathrin Weiß (Autor:in), 2005, 30 Jahre Arbeitsgruppe Industriedenkmalpflege in der Vereinigung der Landesdenkmalpfleger der Bundesrepublik Deutschland, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/50321

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