Der Prozess gegen Sokrates


Hausarbeit, 2004

13 Seiten, Note: 1,7


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. 1. Antikes Religionsbewußtsein und der religiöse Charakter der sokratischen Anklage
2. 2. Die rechtliche Grundlage der Anklage
2. 3. Das sokratische Daimonion

3. Der Prozess

4. Schlussbemerkung

5. Literaturverzeichnis

1.Einleitung

Sokrates lernte von seinem Vater das Handwerk der Bildhauerei, gab es aber bald auf, um in freiwilliger Armut sich ganz der Philosophie zu widmen. Daneben erfüllte er seine Staatspflichten, verwaltete ab und zu ein Amt, kämpfte im Peloponnesischen Krieg und mußte im Alter von 70 Jahren, den heldenhaften Tod durch den Giftbecher zu sterben.

Verstand und Wissen bedeutet für Sokrates alles, obwohl er immer von sich behauptet, dass er nichts weiß. Alles schien ihm lehrbar. Sogar vor dem Versuch, die Tugend zu lehren machte er nicht Halt. Auf sachliche Kenntnisse kam es ihm nicht an. Er kritisierte nur das, was er nach gründlicher Prüfung an sich selbst nicht anerkennen konnte. Um seine Selbsterkenntnistheorie zu fundieren und der Wahrheit eine Basis zu geben, bediente er sich seinem daimonion, welches er als Rechtfertigung für viele Dinge seines Werkens ausgab.

Dies mag auch ein Grund gewesen sein, warum ihn und seinen Geist viele Athener nicht anerkannten und sogar verurteilten. Sokrates verstand es, seine Gesprächspartner dazu zu bringen, das sie genau das sagten, was er wollte. Er entlarvte jede Form von Heuchelei und Angeberei sofort und hatte keine Angst, seine Form von Wahrheit zu verbreiten. Auch deshalb könnte er in den Augen vieler ein Dorn gewesen sein. Auf Grund der überlieferten Quellen ist es unausweichlich zu sagen, das Sokrates ein Mann von hoher geistiger Größe und gelassener Standhaftigkeit gewesen sein musste, was auch zu seinem Tod geführt hat. Natürlich darf man bei den Gründen, die zu einer Anklage wegen Verleitung der Jugend und der Einführung neuer Götter ausgesprochen wurde nicht vergessen, das die Polis auch geschriebene und ungeschriebene Gesetze hatte, gegen die Sokrates unter Umständen verstoßen haben könnte. Diese aufzuzählen, zu untersuchen und den Prozessverlauf darzustellen werde ich versuchen, klar zu machen.

2.1.Antikes Religionsbewußtsein und der religiöse Charakter der sokratischen Anklage

Die Religion spielte im staatlichen Leben der vorchristlichen Völker eine große Rolle. Der Glaube an die Götter, und deren Verehrung bestimmte den Tagesablauf der Gemeinschaft. Das Ziel war es, das Wohlwollen der Götter zu erreichen. Die übermenschlichen Wesen waren verantwortlich für „Wohl und Wehe“ des politischen Gemeinwesens und des Einzelnen und durften „ nicht ungestraft beleidigt werden“.[1] Also war es für jeden zwingend, die Gottheiten der Allgemeinheit anzuerkennen. Weiterhin gehörte es zur Aufgabe des Einzelnen, an Festveranstaltungen zu Ehren der Götter teilzunehmen. Diese Feste fanden immer an bestimmten Orten und nach festgelegten Ritualen statt. Diese Ritualvorschrift wurde als „eusebeia“ bezeichnet und meint die „ richtige Form, die Götter zu ehren".[2]

Es gibt wenige Quellen, die noch davon berichten, aber angesichts der Quellen, die uns erhalten sind, wird es zur wissenschaftlichen Gewissheit, welchen enormen Platz die Götter und deren Verehrung im allgemeinen Leben der damaligen Zeit eingenommen haben.

Es liegt also nahe, zu sagen, das derjenige, der sich nicht an die eusebeia gehalten hat, einen großen Frevel gegenüber den Göttern, sowie dem ganzen Volk, bzw. der Gemeinschaft beging. Er machte sich der Blasphemie[3] schuldig.

Den Quellen nach zu urteilen, reichte es aus, ein „ selbstständig forschender Menschengeist“[4] zu sein, um sich der eusebeia schuldig zu machen. Das Forschen und Erkennen der Dinge des eigenen Umfeldes führt unweigerlich zu der Erkenntnis, dass manche Dinge rational zu klären sind und nicht unbedingt auf das Wirken der Götter zurückzuführen sein muss. Somit konnte auch der Glaube an sie[5] in den Hintergrund gedrängt werden.

Typisch für den Konflikt zwischen der Götterverehrung und des daraus resultierenden Glaubens an das Übermächtige, welches für Gutes und Schlechtes verantwortlich ist, und eines wachen Geistes, der mit offenen Augen durchs Leben geht und somit einige Dinge ganz rationell klären kann ist das Leben und Schicksal des Sokrates.

Das Sokrates ein solcher forschender Menschengeist war, lässt den Schluss zu, dass er sich im Zwiespalt zwischen seiner Selbst und der Volksreligion befunden hat.

Obwohl er „ den staatlichen Kultus nicht angriff und das Göttliche in der Menschenseele ausdrücklich lehrte, wurde er von den Athenern nicht nur der Verführung der Jugend, sondern auch der Einführung neuer Götter und des Abfalls von der vaterländischen Religion beschuldigt“[6].Auch aufgrund dieser Aussage ist es möglich, zu sagen, ob der Prozess religiöser oder staatlicher Natur war. Da Sokrates den „staatlichen Kultus nicht angriff“ konnte man ihn nur des Ehren anderer Götter und das damit verbundene „Verachten“ des Kultbrauches anklagen. Das zeigt den religiösen Charakter der Anklage. Weiterhin kann man sich auf die Verteidigungsschriften von Platon und Xenophon beziehen, die sich über die religiösen Anklagepunkte verbreiten.[7] Auch zeigt die Tatsache, dass der Prozess „vor dem Basileus[8], der die geistlichen Prozesse für den Urteilsspruch der Geschworenen vorzubereiten hatte[9], anhängig gemacht worden ist“[10], zeigt auch die religiöse Natur des Prozesses.

Trotzdem stellt sich jedoch auch noch die Frage, auf welcher rechtlichen Grundlage eine solche Anklage und das damit eingereichte Strafverfahren fruchten konnte?

2.2.Die rechtliche Grundlage der Anklage

Sokrates wich also von der Norm der Staatsreligion ab und versündigt sich am Glauben des Volkes; soweit die Anklage.

Doch gab es die Blasphemie in dem Sinne schon im alten Griechenland?

Hier kann Xenophon helfen, der neben Platon als eine der zuverlässigsten Quellen dient, da von Sokrates selbst nichts verfasst wurde. Xenophons Memorabilien klären direkt über das Vorhandensein von Blasphemie im alten Griechenland auf.

[...]


[1] „ Strafrechtliche Abhandlungen“ Heft 110, Religion und Strafrecht, Adolf Moser, Breslau 1909 S.4

[2] Christoph Kniest – „ Sokrates zur Einführung“ Hamburg 2003 S.161

[3] Gotteslästerung

[4] Aus „Strafrechtliche Abhandlungen“ Heft 110, Religion und Strafrecht, Adolf Moser, Breslau 1909 S.7

[5] Die Götter

[6] Xenophon, Memoribilien IV3,17 und IV3,14 in „ Strafrechtliche Abhandlungen“ Heft 110, Religion und Strafrecht, Adolf Moser, Breslau 1909 S.7

[7] Vgl. Kahl Darstellung des Rechts, Besond.Teil 1880 S.113ff in „ Strafrechtliche Abhandlungen“ Heft 110, Religion und Strafrecht, Adolf Moser, Breslau 1909 S.7

[8] Archon Basileus „athenischer Jahresbeamter, dem die Fürsorge für alle religiösen Angelegenheiten, insbesondere die Leitung der großen Feste, oblag und der als Gerichtsmagistrat für religiöse Vergehen zuständig war...“ aus „ Große Prozesse im antiken Athen“ - Der Prozess gegen Sokrates- Ein Sündenfall der athenischen Demokratie; hrsg. von L. Burckhardt und Jürgen von Ungern-Stenberg, München 2000 S.7

[9] Aristoteles, die Verfassung von Athen cap.57, Übersetzung in Reclam3010, S:90, in „ Strafrechtliche Abhandlungen“ Heft 110, Religion und Strafrecht, Adolf Moser, Breslau 1909 S.7

[10] Vgl.Curtius, Griech.Gesch., 3.Auflage (1880)S.113ff in „ Strafrechtliche Abhandlungen“ Heft 110, Religion und Strafrecht, Adolf Moser, Breslau 1909 S.7

Ende der Leseprobe aus 13 Seiten

Details

Titel
Der Prozess gegen Sokrates
Hochschule
Universität Erfurt
Note
1,7
Autor
Jahr
2004
Seiten
13
Katalognummer
V50338
ISBN (eBook)
9783638465786
Dateigröße
441 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Untersucht wird der Prozess gegen Sokrates in religiöser und rechtlicher Hinsicht, basierend auf den Verständnis des antiken Religionsbewußtseins.
Schlagworte
Prozess, Sokrates
Arbeit zitieren
André Jucht (Autor:in), 2004, Der Prozess gegen Sokrates, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/50338

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