Religion wird öffentlich wieder verstärkt wahrgenommen. In dieser Arbeit werden die Geschichte, Theorien, Wohlfahrtsträger, Adressaten und Fachkräfte der Sozialen Arbeit in Bezug auf den Faktor Religion untersucht. Dabei werden Beiträge verschiedener Autor/innen mit unterschiedlichen Professionen wie Erziehungswissenschaften, Rechtswissenschaften, Theologie, Ökonomie, Soziologie, Psychologie und Philosophie zugrundegelegt. Die Arbeit endet mit der Frage, wie religionssensible Arbeit theoretisch umgesetzt werden und praktisch aussehen kann und welche Chancen sich daraus ergeben können.
Religion ist vielfach Bezugspunkt individueller und kollektiver Anerkennungsforderungen sowie Sinnsuchbewegungen. Sozialarbeiter/innen und Sozialpädagog/innen werden in verschiedensten Arbeitsfeldern zunehmend mit solchen (inter-)religiösen Fragestellungen konfrontiert und müssen die Impulse für ihr Handeln im Kontext mit religiösen Überzeugungen abwägen, wenn unter anderem auch die Adressat/innen der Sozialen Arbeit Religion thematisieren und als gesellschaftliche und individuelle Ressource in ihrer Lebens- und Alltagswelt nutzen. Reflexionen der Beziehungen zwischen Sozialarbeit und Religion eröffnen eine Debatte, die sowohl theoretische als auch methodische Überlegungen verdichtet.
Theorie und Praxis der Sozialen Arbeit greifen auf religiöse Motive beziehungsweise religiöse Semantiken zurück. In seiner Abhandlung "Soziale Arbeit in postsäkularer Gesellschaft" kritisiert Dr. Axel Bohmeyer, Professor für Erziehungswissenschaften an der Katholischen Hochschule für Sozialwesen Berlin, dass seitens der Sozialen Arbeit keine historische Rekonstruktion religiöser Motive in den Fokus genommen wurde. Es wird zwar in Abhandlungen über die Entstehungsgeschichte der Sozialen Arbeit stets betont, dass religiöse Motive eine wichtige Rolle spielen und sich die Soziale Arbeit nicht von ihren religiösen Wurzeln trennen lässt, aber eine systematische Entschlüsselung wird nicht vorgenommen. Als ehemals eng mit den christlichen Religionsgemeinschaften verknüpfte Armenfürsorge veränderte sich die Soziale Arbeit durch das sozialstaatliche Arrangement und zugleich trug die Verberuflichung der Sozialen Arbeit am Anfang des 20. Jahrhunderts dazu bei, die religiös-kirchliche Monopolisierung im Bereich der Sozialen Dienste aufzubrechen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Religion als Ausgangspunkt für soziale Fürsorge
- Christlich-jüdische Wurzeln der SA
- Alice Salomon - Religion als Motivation in der SA
- Religion, Religiosität, Spiritualität
- Bedeutung von Religion und Religiosität in der Gesellschaft
- Statistik, Verteilung der Konfessionszugehörigkeiten in Deutschland
- Jugend und Religiosität
- Religion in der Theoriebildung und Professionalisierung der SA
- Religion in den Theorien der SA
- Alltags- und Lebensweltorientierung
- Lebensbewältigung und Anerkennung
- Religion und Hilfe als Funktionssystem Soziale Arbeit
- Christliche Wohlfahrtspflege
- Soziale Arbeit als Menschenrechtsprofession
- Capability-Ansatz und Religion in der SA
- Religionsgebundene Akteure der SA
- Muslimische Wohlfahrtspflege
- Wie breitgefächert sollte das Wissen der Sozialarbeiter*innen sein?
- Nutzen von Bezugswissenschaften für die „Allzuständigkeit“ der SA
- Wie soll religionssensible Arbeit praktisch aussehen?
- Abschluss
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Hausarbeit befasst sich mit dem Thema "Religion in der Sozialen Arbeit?" und untersucht die Bedeutung von Religion in der Geschichte, Theorie und Praxis der Sozialen Arbeit. Der Fokus liegt auf der Analyse religiöser Motive und Denkformen in der Sozialen Arbeit, sowie deren Implikationen für die heutige Arbeit mit Menschen in unterschiedlichen Lebenslagen.
- Die historischen Wurzeln der Sozialen Arbeit in christlich-jüdischen Traditionen
- Die Rolle von Religion und Religiosität in der Gesellschaft und deren Auswirkungen auf die Soziale Arbeit
- Die Integration von Religion in die Theoriebildung und Professionalisierung der Sozialen Arbeit
- Der Einfluss religiös-gebundener Akteure auf die Soziale Arbeit
- Die Herausforderungen und Chancen einer religionssensiblen Arbeitspraxis
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die Relevanz des Themas „Religion in der Sozialen Arbeit“ im Kontext der heutigen Gesellschaft dar. Sie verdeutlicht, dass die Frage nach Religion zunehmend an Bedeutung gewinnt und Sozialarbeiter*innen immer häufiger mit (inter-)religiösen Fragestellungen konfrontiert werden. Die Arbeit untersucht die Theorien, Geschichte, Wohlfahrtsträger, Adressaten und Fachkräfte der Sozialen Arbeit in Bezug auf den Faktor Religion. Sie analysiert, wie religionssensible Arbeit theoretisch umgesetzt und praktisch ausgestaltet werden kann.
Der nächste Abschnitt betrachtet die christlichen und jüdischen Wurzeln der Sozialen Arbeit und deren Einfluss auf die Entwicklung von Hilfesystemen. Das Gleichnis vom Endgericht im Matthäusevangelium wird als Beispiel herangezogen, um die Bedeutung des sozialen Handelns im Kontext der Nächstenliebe zu beleuchten.
Das Kapitel über Alice Salomon beleuchtet ihre Sichtweise auf die religiösen Motive in der Sozialen Arbeit. Sie betont die Bedeutung religiös-sittlicher Kräfte für die Motivation und das Handeln von Sozialarbeiter*innen.
Weitere Kapitel behandeln die Bedeutung von Religion und Religiosität in der Gesellschaft, die Entwicklung der Theoriebildung und Professionalisierung der Sozialen Arbeit im Kontext von Religion und die Rolle religiös-gebundener Akteure in der Sozialen Arbeit.
Schlüsselwörter
Soziale Arbeit, Religion, Religiosität, Spiritualität, Nächstenliebe, Christentum, Judentum, Alice Salomon, Wohlfahrtspflege, Menschenrechte, Capability-Ansatz, Religionssensible Arbeit, interreligiöse Fragestellungen, Fachkräfte, Adressaten, Theoriebildung, Professionalisierung.
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- Gudrun Haep (Autor), 2019, Religion in der Sozialen Arbeit?, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/503734