"Gegen die Wand" von Fatih Akin. Deutsche Filmemacher mit und ohne Migrationshintergrund im Vergleich


Trabajo, 2018

19 Páginas, Calificación: 2,7


Extracto


Inhalt

1. Einleitung

2. Transkulturalität
2.1. Relevanz der Transkulturalität im Unterricht
2.2 Transkulturelle Settings im Film
2.3. Transkulturalität als Musik

3. Medien als neue Darstellung von Transkulturalität

4. Biographie von Fatih Akin

5. Andere Filme von Fatih Akin

6. Diskussion

7.Fazit

Literaturverzeichnis

1. Einleitung

In der Zeit der Globalisierung, in der homogene und feste Wurzeln sich auflösen und immer mehr miteinander verschmelzen, entstehen ausweitend aus der Vernetzung heraus neue Transkulturalitäten die untereinander keine klaren Grenzen mehr aufweisen und Ebenen in zahlreichen Bereichen der Gesellschaft intensivieren.

Im Jahr 2016 lebten 82,5 Millionen Menschen in Deutschland, wovon 9,2 Millionen Ausländer waren. (vgl. Statistisches Bunddesamt 2017). 1,49 Millionen Ausländer besaßen Ende 2016 die türkische Staatsangehörigkeit, das entsprach fast einem Viertel aller in Deutschland lebenden Ausländer (vgl. Statistisches Bundesamt 2017).Obwohl so viele Türken in Deutschland leben wird zwischen zwei Kulturen zu existieren dargestellt, als ob es ausschließlich Konflikte und Desorientierung mit sich brächte. Kulturdifferenz bedeutet Kulturkonflikt, denn „das ausländische Kind wird immer als türkisches Kind hingestellt, das ein Problem hat, weil es zwischen zwei Stühlen, d.h. zwischen zwei Kulturen lebt. Es wird suggeriert, dieses Kind leide unter Identitätsproblemen, weil es angeblich nicht weiß, wo eigentlich seine Heimat ist. Die türkische Kultur erscheint dabei als das prototypische Fremde“ (Honnef-Becker 2015, S.218). In diesem Zusammenhang wäre es lohnenswert zu untersuchen, ob es nichts Positives hat einen Migrationshintergrund zu haben.

Dies e Arbeit soll einen Künstler zeigen, der aus einer Einwanderungsfamilie stammt, sowohl im türkischen und deutschen Raum, als auch in einer homogenen Gesellschaftsstruktur aufgewachsen ist und die Transkulturalität erlebt hat. Folglich wird näher auf den Begriff Transkulturalität eingegangen und mit dem Beispiel des erfolgreichen deutsch-türkischen Regisseurs Fatih Akin exemplifiziert. Als Filmbeispiel dient Akins Film Gegen die Wand von 2004, mit dem er den internationalen Durchbruch erlangte. Die Arbeit gliedert sich zunächst in Begriffsklärungen und geht dann näher auf die Erkennung und Förderung im Deutsch als Fremdsprache/Deutsch als Zweitsprache von Transkulturalität. Im weiteren Verlauf beschäftigt sie sich mit der Frage welche Rolle Fatih Akins Migrationshintergrund für seinen Film Gegen die Wand spielt und ob, dieser Film auch entstanden wäre, ohne seinen Migrationshintergrund beziehungsweise, ob ihn ein Deutscher ohne Migrationshintergrund genauso drehen könnte. Zusammenfassend kann gesagt werden welche Rolle spielt Fatih Akins Migrationshintergrund in seinem Film Gegen die Wand ?

2. Transkulturalität

Bevor näher auf den Film Gegen die Wand und welche Rolle dabei Fatih Akins Migrationshintergrund spielt eingegangen wird, ist es ratsam zunächst später verwendete Begriffe zu definieren. „In der Forschung wird Transkulturalität vor allem am Film Gegen die Wand (2004) untersucht“ (Honnef-Becker 2015, S. 225), weil dieser Film „transkulturelle Begegnungen direkt thematisiert und damit die Zuschauer konfrontiert“ (Kepser 2015, S.88). Der Begriff der Transkulturalität ist dabei nicht als eine Einheit zu verstehen, sondern als ein Komplex, der sich in verschiedene Bereiche untergliedern lässt. Als Ausgangspunkt nimmt Transkulturalität an, „dass Kulturen nicht homogene klar voneinander abgrenzbare Einheiten sind sondern, besonders infolge der Globalisierung, zunehmend vernetzt und vermischt werden“ (ikud). Somit kann man sich an die Hypothese von Welsch anschließen „Transkulturalität ist in erster Linie eine Folge der inneren Differenzierung und Komplexität der modernen Kultur“ (Welsch 1997, S. 71). Wolfgang Welsch beschreibt mit Transkulturalität das Konzept einer Gesellschaft in der sich kulturelle Identitäten durch die Vermischung von Elementen verschiedener Kulturen konstituieren. Dabei werden kulturelle Grenzen und die Vorstellung homogener Nationalkulturen aufgehoben, indem einzelne Kulturen innerhalb einer Gemeinschaft verschmelzen (vgl. Welsch 1997, S. 71). Außerdem muss gesagt werden das Kulturen sich nicht nur innerhalb einzelner Staaten bildet, sondern formiert sich in verschiedenen kulturellen Kollektiven wie zum Beispiel religiösen, politischen oder sozialen Gruppierungen. Die individuelle Identität setzt sich damit zwangsläufig aus verschiedenen kulturellen Zugehörigkeiten zusammen. Zusammenfassend kann gesagt werden das Transkulturalität den Aspekt der Entwicklung von klar abgrenzbaren Einzelkulturen zu einer Globalkultur umschreibt. Bei diesem Konzept existieren Kulturen nicht als voneinander abgrenzbare Einheiten, sondern greifen ineinander und integrieren Fremdesund Eigenes(vgl.Welsch1997, S.71-76).

2.1. Relevanz der Transkulturalität im Unterricht

Dieses Kapitel beschäftigt sich damit, wie Transkulturalität im Unterricht Deutsch als Fremdsprache/ Zweitsprache eine wichtige Rolle spielt, denn sie wird zu einem wichtigen Gegenstand des Literaturunterrichts und somit dem Deutschunterricht. Honnef-Becker (2015, S. 217) hebt vor „Spielfilme, die das Zusammenleben verschiedener Kulturen präsentieren, zählen daher zu zentralen Inhalten eines interkulturell ausgerichteten Deutschunterricht“. „Gerade der Deutschunterricht jedoch bietet dem kulturellen Lernen konstruktive Möglichkeiten, die kulturell, ethnisch, religiös heterogene Gesellschaft positiv zu gestalten und als etwas Positives wahrzunehmen“ (Lee 2011, S.21). Daher schlägt Honnef-Becker (2015, S.221) vor im Unterricht „statt interkultureller Inhalt, die zwischen Kulturen differenzieren, transkulturelle Inhalte zu behandeln, die allen Kulturen gemeinsam sind“.

Gerade für Schülerinnen und Schüler, die in einem multikulturellen Umfeld leben, ist aber das Zusammenleben verschiedener Kulturen ein motivierendes und wichtiges Thema. Auch hierbei kann die Forderung nach kulturübergreifenden Inhalten berücksichtigt werden, indem beispielsweise Werke behandelt werden, die Universelles darstellen, etwa starke Gefühle und kulturunabhängige Probleme und Konflikte. Kulturelle Aspekte sollten aber nicht ausgeklammert werden. Ausschlaggebend ist vielmehr, wie die verschiedenen Kulturen ins Bild gesetzt werden bzw. wie interkulturelle Begegnungen in den Werken inszeniert werden ( Honnef-Becker 2015, S. 221).

Stimmt man dieser Behauptungen zu, so scheint es, dass Transkulturalität wesentlich entscheidend für das Individuum, die in einem multikulturellen Umfeld leben ist. Daher stellt sich die Frage, welche Aspekte unter den Begriff Transkulturalität fallen. Irmgard Honnef Becker antwortet auf diese Frage mit folgendem Zitat:

Werke die „transkulturell“ angelegt sind, erleichtern die Selbstreflexion auf kultureller Ebene. Sie verdeutlichen die Prägung des Individuums oder einer bestimmten Gruppe in dem gegebenen soziohistorischen Umfeld und stellen vertraute Schemata und Wahrnehmungen, Bewertungen, Handlungen und Praktiken in Frage. Figuren mit „multiplen Identität“ bieten Schülerinnen und Schülern, die ähnliche Mischungsprofile aufweisen, Identifikationsmodell. Sie bieten die Möglichkeit, transkulturelle Orientierungen zu entwickeln und die Kulturgebundenheit des eigenen Wahrnehmens, Denkens und Handelns zu reflektieren (Honnef-Becker 2015, S. 222)

Ziel dieses Bildungsprozess ist es die „Toleranz und Vorurteilsfreiheit gegenüber Angehörigen anderer Kulturen zu fördern, um alle Schülerinnen und Schüler auf eine Lebenswelt vorzubereiten, die durch sprachliche und kulturelle Vielfalt gekennzeichnet ist“ (Honnef-Becker 2015, S. 217). Zudem muss gesagt werden „ob und wie ein Film für das transkulturelle Lernen bedeutsam sein kann, hängt nicht zuletzt von den Zuschauern selbst ab. Für die Rezeption ist in dieser Hinsicht entscheidend, inwiefern deren Kulturen mit den im Film gezeigten übereinstimmen“ (Kepser 2015, S.94), denn was einem Menschen aus seinem gewöhnlichem Leben bekannt ist (vgl. Kepser 2015, S.94), zum Beispiel „die allgegenwärtige Korruption, wirkt auf die anderen befremdlich und vielleicht auch rückständig“ (Kepser 2015, S.94). Zudem muss gesagt werden, dass bei der unterrichtlichen Behandlung von Akins Filmen die Schülerinnen und Schüler angeregt werden „transkulturelle Orientierungen zu entwickeln, die Kulturgebundenheit des eigenen Wahrnehmens, Denkens und Handelns zu reflektieren, Sensibilität für Heterogenität und Vielfalt zu entwickeln und Phänomene, die aus dem Rahmen fallen, zu akzeptieren“ (Honnef-Becker 2015, S. 230).

Zum Schluss muss darauf hingewiesen werden, dass Spielfilme nicht die Wirklichkeit abbilden, sie sind Fiktion und keine Dokumentation, „sie stellen in der Regel nicht das Prototypische, sondern das Einzigartige und Singuläre dar“ (Honnef-Becker 2015, S. 223). Deshalb ist im Unterricht die Fiktionalität des Werkes herauszustellen und zu erarbeiten, mit welchen filmtechnischen Mitteln eine bestimmte Wirkung erzielt wird. (vgl. Honnef-Becker 2015, S. 223) Infolgedessen betont Honnef-Becker (2015, S. 223) dass, „im Rahmen eines mediendidaktischen Ansatzes gilt es, bewusst zu machen, wie die Begegnung verschiedener Kulturen im Film inszeniert wird“.

2.2 Transkulturelle Settings im Film

Transkulturelle Setti ngs im Film Gegen die Wand sind an mehreren Stellen zu beobachten zum einen die Hochzeitsszene (vgl. Neubauer 2011, S. 255) dabei fällt auf, dass „sowohl bei der Hochzeit als auch beim Besuch Sibels und Cahits in der Wohnung von Yilmaz sind nur deutschtürkische beziehungsweise türkische Gäste geladen“ (Neubauer 2011, S. 253). Ebenso ist das Abendessen von Sibel und Cahit ein weiteres transkulturelles Setting (vgl. Neubauer 2011, S. 255). Stefanie Klos sagt zum transkulturellen Möglichkeitsraum

Essen:

Das Zubereiten von Mahlzeiten und deren Verzehr ist zum einen eine kulturelle Praxis, die sowohl an Traditionen als auch an einen bestimmten Lebensstil gebunden ist, zum anderen handelt es sich um eine sehr direkte, sinnliche körperliche Erfahrung. Der Körper selbst stellt – in einer transkulturellen Welt, in der Grenzüberschreitungen alltäglich werden und viele Grenzen fallen – eine der letzten Grenzen dar, an der Konflikte veräußerlicht und verhandelt werden können. Der Körper ist nicht eingebunden in monokulturelle Zuschreibungen, sondern agiert individuell. Über den Körper findet ein Dialog der Figuren statt (Klos 2016, S. 102).

Ziel dieser Essenszenen ist dem Zuschauer eines zu vermitteln und zwar „die Filmfiguren sind durch ihre körperliche Involviertheit an den Moment, an den Ort gebunden und können gleichzeitig emotionale Verbindungen zu Entferntem und Vergangenem aufnehmen“ (Klos 2016, S. 102-103). Hierzu das passende Beispiel ist im Film Gegen die Wand zu sehen und zwar beim Abendessen, an dem die beiden schließlich zueinanderfinden. Eingeleitet wird die Sequenz damit, dass die Protagonisten Sibel in einem türkischen Supermarkt einkaufen geht, wobei aus dem Off das Lied Yine mi Cicek (Wieder eine Blume) von Sezen Aksu einsetzt. Anschließend zeigt der Film detailliert und mit starker Hervorhebung der sinnlich-exotischen Aspekte wie Sibel „gefüllte Paprika“ nach einem Rezept ihrer Mutter zubereitet (vgl. Akin 2004, S.110-111). An dieser Stelle möchte ich kurz darauf hinweisen, dass Sibel nicht zufällig „gefüllte Paprika“ kocht. Fatih Akin erläutert in einem Interview “Was immer Sibel zubereitet, es musste etwas mit Sex zu tun haben. Sie kocht gefüllte Paprikaschoten, und ich habe das immer als Akt der Befruchtung gesehen. Das Befüllen der Schote entspricht der Besamung. Kurz darauf wird im Film über Unfruchtbarkeit gesprochen“ (Akin 2011, S.124). Cahit schaut der ganzen Prozedur genüsslich und sichtlich zufrieden zu. Die Essensvorbereitungen enden mit dem Einfüllen von Wasser und Raki in die bereitstehenden Gläser (vgl. Akin 2004, S.111-112). Angefangen vom Rezept über die Getränke bis hin zur Musik handelt es sich also um ein Abendessen, welches ausdrücklich als, „türkisch“ inszeniert wird (Neubauer 2011, S.245-246). „Obwohl sie sich also eigentlich von ihren Wurzeln emanzipieren wollte, findet sie hier über die Esskultur und -tradition wieder dahin zurück“ (Klos 2016, S. 103).

2.3. Transkulturalität als Musik

In dem Film Gegen die Wand vergeht kaum ein Augenblick, in dem keine Musik innerhalb der Szene oder aus dem Off zu hören ist. Für Fatih Akin ist Musik nicht nur ein Wegweiser für seine Werke, sondern er setzt diese in seinen Werken bewusst ein und vervollständig somit sein Werk (vgl. Wahba 2017). “Welche immense Bedeutung präexistente Musik haben kann – gerade durch ihr vorheriges Auftreten in anderen Kontexten, durch die ihr inhärenten kulturellen, sozialen und inhaltlichen Codes – das zeigt sich an einem Film wie Gegen die Wand besonders deutlich“ (Klos 2016, S. 137). Beispielsweise trägt die eingesetzte Musik bei Gegen die Wand „zur Unterstreichung und Investierung der jeweiligen Befindlichkeiten“ (Neubauer 2011, S. 228) bei. Außerdem wirdinFatihAkinsFilmendie„Musikzumwichtigentranskulturellen Element“ (Honnef-Becker 2015, S. 228). Im Film Gegen die Wand macht er dies sichtbar indem er „Das Zusammenprallen extremer Gefühlswelten, Tabubrüche, Freiheit, die bis zur Selbststörung führt, diese im Film inszenierte Dramatik wird durch traditionell türkische und Hip- Hop- Musik noch gesteigert“ (Honnef-Becker 2015, S. 226). Auch das der Film mit Selim Sesler und seinem Orchester die am Bosporus die Ballade „Saniye’m“ spielend (vgl. Twele und Wienen 2004, S. 5), gesungen von Idil Üner beginnt ist kein Zufall, sondern sie verweist auf mehrere Aspekte zum Beispiel, dass es ein transkulturelles Setting ist, auf welches ich oben schon näher eingegangen bin und, dass es sich um ein Drama handelt:

So wird die Filmhandlung wiederholt durch Auftritte des Musikerensembles von Selim Sesler vor der Kulisse des Goldenen Horns in Istanbul unterbrochen. Diese musikalischen Zwischenspiele unterteilen die Filmhandlung in fünf Abschnitte, entsprechend den fünf Akten im klassischen Drama, und bewirken eine zeitwillige Herauslösung und Distanzierung des Zuschauers von der Filmhandlung. Die Musiker übernehmen sozusagen die Funktion des Chors in der griechischen Tragödie und kommentieren mit ihren Liedern, das Geschehen um die beidenProtagonisten(Neubauer2011,S.226)

[...]

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Detalles

Título
"Gegen die Wand" von Fatih Akin. Deutsche Filmemacher mit und ohne Migrationshintergrund im Vergleich
Universidad
LMU Munich
Calificación
2,7
Autor
Año
2018
Páginas
19
No. de catálogo
V503753
ISBN (Ebook)
9783346062635
ISBN (Libro)
9783346062642
Idioma
Alemán
Palabras clave
gegen, wand, fatih, akin, deutsche, filmemacher, migrationshintergrund, vergleich
Citar trabajo
Yaki Bilmez (Autor), 2018, "Gegen die Wand" von Fatih Akin. Deutsche Filmemacher mit und ohne Migrationshintergrund im Vergleich, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/503753

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