Kurt Tucholskys Texte haben als beschreibende soziologische Studien der Weimarer Republik bis heute nichts von ihrer Brisanz eingebüßt. Tucholsky war Publizist, Lyriker, politischer Jour-nalist und Schriftsteller. Er bediente sich verschiedener Genres, er schrieb Essays, Gedichte, Satiren, Romane und war literarisch auch für das Kabarett tätig. Der zahlenmäßig größte Anteil seiner Texte ist in der Weltbühne erschienen. Auch die 16 Wendriner Texte sind in der Zeit von 1922 bis 1930 in der Weltbühne unter dem Pseudonym des Kasper Hauser veröffentlicht worden. Allein in den Jahren 1925 und 1926 hat Tucholsky 11 dieser Texte geschrieben. Der letzte Text Herr Wendriner steht unter der Diktatur ist 1930 erschienen, als Tucholsky sich bereits im Exil befand.
Diese Arbeit untersucht zwei Hauptaspekte der Texte, in denen Herr Wendriner der Protagonist ist, den wir als Leser in verschiedenen alltäglichen Situationen erleben. Nach einem einleitenden Überblick über die historischen Entstehungsbedingungen folgt eine Schilderung des Be-zugs von Kurt Tucholsky und der Wendriner Texte zum Bürgertum. Der erste Hauptaspekt ist die Untersuchung potentieller literarischer Vorbilder, im Hinblick auf eine formale und inhaltliche Funktion, für die Entstehung der Figur des Herrn Wendriner. Hierbei wird sich zeigen, dass diese literarischen Figuren, zum einen die Figur des Leopold Bloom in James Joyce Ulysses und zum anderen, die des Diederich Heßling in Heinrich Manns Der Untertan, als Muster von Tucholsky genutzt werden, um bestimmte Wirkungen zu transportieren. Der zweite Hauptaspekt ist die linguistisch-sprachphilosophische Betrachtung der Sprache des Herrn Wendriner. Hierbei liegt der Schwerpunkt der Untersuchung erstens auf der Funktion der Satire und der satirischen Wirkung der Texte und zweitens auf der Funktion des Dialekts und der phonetischen Schreibweise.
Kurt Tucholsky hat mit Herrn Wendriner literarisch eine Figur geschaffen in der prototypisch der deutsche Kleinbürger und opportunistische Geschäftsmann nachgezeichnet ist. Es ist die Vermittlung des Charakters, eines Menschen, der untertänig die Macht anbetet und letztlich sein Geschäft, seinen eigenen Vorteil im Sinn hat. Mittels der spezifischen Erzählsituation, durch die literarischen Vorbilder, durch die Verwendung der Satire und der phonetischen Schreibweise, ist es ihm gelungen, einen authentischen Charakter zu schaffen, der zeitlos ist.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Historischer Kontext der Wendriner Texte und der Bezug Kurt Tucholskys zum Bürgertum
- Überblick der historischen Entstehungsbedingungen
- Bezug Kurt Tucholskys und der Wendriner Texte zum Bürgertum
- Die Figur des Herrn Wendriner und seine literarischen Vorbilder
- Der Bezug der literarischen Figur des Herrn Wendriner zu seinen potentiellen Vorbildern
- Der Bezug der literarischen Figur des Herrn Wendriner zu James Joyce Ulysses
- Der Bezug der literarischen Figur des Herrn Wendriner zu Heinrich Manns Der Untertan
- Die Erzählsituation und die literarische Figur des Leopold Bloom in James Joyce Ulysses
- Die Erzählsituation in James Joyce Ulysses
- Die literarische Figur des Leopold Bloom in James Joyce Ulysses
- Die Erzählsituation und die literarische Figur des Diederich Heßling in Heinrich Manns Der Untertan
- Die Erzählsituation in Heinrich Manns Der Untertan
- Die literarische Figur des Diederich Heßling in Heinrich Manns Der Untertan
- Die literarische Figur des Herrn Wendriner und die Parallelen zu seinen >Vorbildern<
- Der Bezug der literarischen Figur des Herrn Wendriner zu seinen potentiellen Vorbildern
- Satire und Dialekt der Wendriner Texte
- Die Satire und die satirische Wirkung und Funktion der Wendriner Texte
- Die Satire
- Wirkung und Funktion der Satire
- Der Dialekt und die Wirkung und Funktion des Dialekts in den Wendriner Texten
- Der Dialekt
- Wirkung und Funktion des Dialekts
- Die Satire und die satirische Wirkung und Funktion der Wendriner Texte
- Zusammenfassung und Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Hausarbeit befasst sich mit den 16 Texten über Herrn Wendriner von Kurt Tucholsky und analysiert deren historischen Kontext, die Figur des Herrn Wendriner im Hinblick auf mögliche literarische Vorbilder sowie die Funktion von Satire und Dialekt in den Texten.
- Historisches Umfeld der Texte und Tucholskys Beziehung zum Bürgertum
- Literarische Vorbilder für die Figur des Herrn Wendriner, insbesondere James Joyce Ulysses und Heinrich Manns Der Untertan
- Die satirische Wirkung und Funktion der Wendriner Texte
- Die Rolle des Dialekts in den Texten und seine Wirkung
- Formal-sprachliche Analyse der Wendriner Texte im Hinblick auf Satire und Dialekt
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung präsentiert die Arbeit und skizziert die Themengebiete. Im zweiten Kapitel werden die historischen Entstehungsbedingungen der Texte und Tucholskys Bezug zum Bürgertum beleuchtet. Das dritte Kapitel analysiert die literarischen Vorbilder der Figur des Herrn Wendriner und untersucht Parallelen zu Leopold Bloom aus James Joyce Ulysses und Diederich Heßling aus Heinrich Manns Der Untertan. Im vierten Kapitel steht die sprachliche Analyse der Texte im Vordergrund, mit Fokus auf Satire und Dialekt. Das fünfte Kapitel bietet eine Zusammenfassung und ein Fazit der Arbeit.
Schlüsselwörter
Kurt Tucholsky, Wendriner Texte, Satire, Dialekt, Bürgertum, literarische Vorbilder, James Joyce Ulysses, Heinrich Manns Der Untertan, sprachliche Analyse, Wirkung, Funktion.
- Citation du texte
- Monika Skolud (Auteur), 2004, Kurt Tucholskys Wendriner Texte - Literarische Vorbilder sowie Wirkung und Funktion der Satire und des Dialekts, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/50378