Extrait
Inhaltsverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
1. Einleitung
2. Nachhaltigkeit
2.1. Das Leitbild nachhaltiger Entwicklung
2.2. Nachhaltigkeit in Unternehmen
3. Unternehmenskultur
3.1. Definition und Abgrenzung des Begriffs
3.2. Chancen und Risiken für Unternehmen
3.3. Kulturwandel als Lernprozess
3.4. Herausforderungen des Kulturwandels für die Unternehmensführung
4. Fazit und kritische Würdigung.
Literaturverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: Darstellungen der Nachhaltigkeitsdimensionen in der Literatur
Abbildung 2: Nachhaltigkeit aus Unternehmenssicht
Abbildung 3: Drei-Ebenen-Modell nach SCHEIN
Abbildung 4: Faktoren für Exzellenz nach PETERS & WATERMAN
Abbildung 5: Lernprozess des Kulturwandels
Abbildung 6: Leadership im Vergleich zu Management
Abkürzungsverzeichnis
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Einleitung
Das Konzept der Nachhaltigkeit hat sich vor dem Hintergrund des Klimawandels, wachsender Weltbevölkerung sowie den Herausforderungen der Finanz- und Wirtschaftskrise in den späten Zweitausender Jahren von einer Randerscheinung zu einem der Schlüsselkonzepte des 21. Jahrhunderts entwickelt.1 In der wissenschaftlichen Diskussion erlebt das Konzept dabei eine Renaissance, denn bereits vor über 300 Jahren, im Jahr 1713, beschrieb der sächsischen Oberforstmeister Hans Carl VON CARLOWITZ (1645-1714) Ideen, welche sich auf einen verantwortungsvollen Umgang mit natürlichen Ressourcen beziehen.2
Nachhaltigkeit ist in Politik, Wissenschaft, Gesellschaft und Wirtschaft ein allgegenwärtiger Begriff geworden.3 Besonders häufig stehen Unternehmen diesbezüglich in der Kritik. In einigen Fällen wird ihnen vorgeworfen Arbeitskräfte auszubeuten, für die Umweltverschmutzung verantwortlich zu sein oder Naturkatastrophen auszulösen.4 Die Diskussion um Nachhaltigkeit im Zusammenspiel mit zunehmender Globalisierung und Digitalisierung sowie den ersten spürbaren Folgen des anthropogenen Klimawandels5 führten zu einem rasanten Gesellschaftsumbruch, welcher Unternehmen unter Druck setzt zu handeln.6 Unternehmen mit ihren spezifischen Kulturen stehen in einem dynamischen Spannungsverhältnis zwischen Erwartungen, welche von ihrem Umfeld an sie herangetragen werden und der Notwendigkeit, sich intern so zu organisieren, dass sie effektiv und den eigenen Ansprüchen genügend funktionieren können.7
In diesem Assignment soll ein Einblick in die Implementierung einer nachhaltigen Unternehmenskultur gegeben werden. Im zweiten Kapitel wird zunächst auf die Bedeutung von Nachhaltigkeit allgemein und in Verbindung mit Unternehmen eingegangen. Im dritten Kapitel befassen wir uns mit der Unternehmenskultur. Zunächst wird eine Abgrenzung und Definition des Begriffs vorgenommen sowie Chancen und Risiken aufgezeigt. Anschließend setzen wir uns mit dem unternehmerischen Kulturwandel als Prozess auseinander. Außerdem werden Herausforderungen des Kulturwandels aus Führungsperspektive aufgezeigt. Abschließend wird ein Fazit gezogen und eine kritische Würdigung vorgenommen.
2. Nachhaltigkeit
2.1. Das Leitbild nachhaltiger Entwicklung
Zunächst ist festzustellen, dass keine einheitliche Definition für den Begriff Nachhaltigkeit besteht. Er wird vorwiegend als gesellschaftspolitische Aufgabe und Vision darstellt.8 Wie in der Einleitung erwähnt, wurde die Idee der Nachhaltigkeit erstmalig belegbar 1713 im Kontext der Forstwirtschaft formuliert. Das Gesellschaftsprinzip der Nachhaltigkeit ist hingegen auf Naturvölker zurückzuführen, welche versuchten, im Einklang mit der Natur zu leben und das Ökosystem nicht durch die Befriedigung ihrer Bedürfnisse zu überfordern.9
Erneut angestoßen wurde die Diskussion im Jahr 1972 durch die Studie „The limits of growth"10 des Club of Rome, welche erstmals ökologische Folgen der Industrialisierung und des Massenkonsums thematisierte. Auf politischer Ebene wurde 1983 von den United Nations (UN) eine Kommission für Umwelt und Entwicklung eingesetzt, welche 1987 ihren Abschlussbericht,11 welcher auch als BRUNDTLAND-Bericht bekannt wurde, präsentierte. Dieser befasst sich mit globalen umweltschonenden Entwicklungsstrategien bis weit über das Jahr 2000 hinaus. Die im Bericht enthaltene Beschreibung des Begriffs „development sustainable" gilt als erstes Leitbild der Nachhaltigkeit und zählt zu den meist verwendeten Definitionen.12 Nach BRUNDTLAND et al. (1987, S. 8) soll Nachhaltigkeit sicherstellen, dass künftige Generationen in ihrer Bedürfnisbefriedigung nicht durch das Verhalten der aktuellen Generation beeinträchtigt werden.
Diese allgemeine Definition führte in der Literatur zu unterschiedlichen Auslegungen. „Die Definitionen unterscheiden sich in Präzision, Detailierungsgrad und der Ansichten und Perspektiven, die die Autoren einnehmen,"13 Im wirtschaftlichen Kontext wird ein generelles Umdenken gefordert. Es soll nicht das Ziel sein Gewinne zu erwirtschaften, welche in Umwelt- und Sozialprojekte fließen, sondern vielmehr sollen Gewinne bereits umweit- und sozial verträglich erzielt werden.14 Nachhaltiges Wirtschaften finanziert sich unter diesem Ansatz somit selbst.
Einigkeit besteht in der Literatur, dass unter Nachhaltigkeit eine bedachte Nutzung und Verwendung natürlicher Ressourcen verstanden wird, um sicherzustellen, dass wirtschaftliche und ökologische Systeme weiter bestehen können.15 Eine zentrale Komponente bildet zudem die Gerechtigkeit. Diese kann intergenerativ - mit dem Fokus auf dem Wohl über mehrere Generationen hinweg oder intragenerativ - mit dem Fokus auf dem gleichverteiltem Wohl der aktuellen Generation aufgefasst werden.16 Im wissenschaftlichen Diskurs besteht zudem Einigkeit über die Aufteilung der Nachhaltigkeit in drei Dimensionen.17
1992 erhielt das Leitbild der nachhaltigen Entwicklung endgültige politische Legitimation. Aufgrund der Resultate des BRUNDTLAND-Berichts kam es in Rio de Janeiro zu einer weiteren Konferenz.18 Ergebnis war u. a. die Agenda 21, in der 172 Staaten Leitlinien für nachhaltige Entwicklung des 21. Jahrhundert beschlossen. Diese beinhaltete Vorschläge, Maßnahmen und Aktionspläne zur Umsetzung von Zielen aus sozialen, ökonomischen und ökologischen Bereichen, welche seitdem in der Literatur als Dimensionen der Nachhaltigkeit bekannt wurden.
Breiten Zugang zur Öffentlichkeit fand diese Gliederung im Jahr 1998 mit dem Abschlussbericht der ENQUÊTE-Kommission des BUNDESTAGES (1998, S. 17f.). Bei dem hier präsentierten Drei- Säulen-Konzept geht es um die gleichzeitige,19 20 harmonische und gleichgewichtige Berücksichtigung der Dimensionen Ökologie, Ökonomie und Soziales. Jeder Bereich verkörpert ein schutzwürdiges Interesse. In der Literatur werden die Dimensionen unterschiedlich dargestellt:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 1: Darstellungen der Nachhaltigkeitsdimensionen in der Literatur
Das Schnittmengenmodell wird dem integrativen Charakter dabei am ehesten gerecht.21 Nachhaltige Entwicklung besteht also nur dann, wenn alle Dimensionen gleichzeitig erfüllt werden.22
2.2. Nachhaltigkeit in Unternehmen
Das Leitbild der Nachhaltigkeit bezieht sich „in seinem Grundverständnis vordergründig auf makroökonomische Strukturen wie Staaten und politische Akteure."23 Dabei deutete sich die Rolle der Unternehmen bereits 1992 im Grundsatz 8 der Rio-Deklaration an.24 Auch in der Agenda 21 wird die Bedeutung der Privatwirtschaft für die Realisierung der nachhaltigen Entwicklungsziele mehrfach betont.25 Die BUNDESREGIERUNG (2002, S. 276ff.) richtet sich in ihrer Nachhaltigkeitsstrategie ebenfalls an Unternehmen. Sie fordert dazu auf, Nachhaltigkeit als Motor für Innovationen zu begreifen und sich mittels nachhaltiger Wirtschaftsweise den Herausforderungen der Globalisierung und des Strukturwandels zu stellen.
In der Literatur ist nachhaltige Unternehmensführung unter dem Begriff Corporate Sustainability (CS) bekannt. Dabei kommt es oft zum synonymen Gebrauch der Begriffe CS, Corporate Citizenship (CC) und Corporate Social Responsibility (CSR). Unter CC versteht man gesellschaftliches Engagement des Unternehmens. CSR ist ein Konzept, welches soziale und ökologische Belange in ihre Unternehmenstätigkeit und in die Wechselbeziehungen mit Stakeholdern26 einbezieht.27 Während CS unternehmerische Nachhaltigkeit über alle drei Dimensionen darstellt.28
DYLLICK und HOCKERTS (2002, S. 132ff.) sehen innerhalb der CS eine deutlich umfassendere Interpretation des klassischen Kapitalbegriffs. Sie orientieren sich am Leitbild der Nachhaltigkeit und differenzieren in drei verschiedene Arten von Kapital (siehe Abb. 2):
Social Capital gliedert sich in Human- und Gesellschaftskapital. Das Humankapital betrifft Aspekte wie Fähigkeiten, Motivation und Loyalität von Mitarbeitern und Geschäftspartnern. Das Gesellschaftskapital umfasst die Qualität öffentlicher Dienstleistungen wie ein gutes Bildungssystem oder eine gute Infrastruktur, welche das Unternehmertum fördert - Stichwort CC. Sozial nachhaltige Unternehmen leisten demnach einen Mehrwert für die Gemeinschaften, in denen sie tätig sind, indem sie das Humankapital einzelner Partner erhöhen und das gesellschaftliche Kapital der Gemeinschaften fördert. Sie verwalten das Sozialkapital so, dass Stakeholder Motivationen verstehen und mit dem Wertesystem des Unternehmens konform gehen.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 2: Nachhaltigkeit aus Unternehmenssicht29
Natural Capital wird in natürliche Ressourcen und Ökosystemleistungen unterteilt. Natürliche Ressourcen können entweder erneuerbar (z. B. Holz, Getreide) oder nicht erneuerbar (fossile Brennstoffe, Artenvielfalt, Bodenqualität) sein. Ökosystemleistungen sind bspw. Klimastabilisierung, Bodensanierung oder Vermehrung von Pflanzen und Tieren. Ökologisch nachhaltige Unternehmen verwenden demnach nur so viele natürliche Ressourcen, wie natürlich reproduziert werden können. Sie verursachen in ihrer Wertschöpfung nicht mehr Emissionen, als das Ökosystem auf natürlichem Weg absorbieren und assimilieren kann. Zudem üben sie keine Tätigkeiten aus, welche das natürliche Ökosystem beeinträchtigen könnte.
Economic Capital stellt wirtschaftliches Kapital dar. Hierzu zählen Finanz-, Sach- und immaterielles Kapital. Ein Unternehmen hört auf zu existieren, sobald kein wirtschaftliches Kapital mehr vorhanden ist, es wird allerdings schon vorher nicht mehr nachhaltig sein. Ökonomisch nachhaltige Unternehmen garantieren einen ausreichenden Cashflow,29 30 um die Liquidität des Unternehmens sicherzustellen und kontinuierliche Renditen für ihre Shareholder31 zu erzielen.
3. Unternehmenskultur
3.1. Definition und Abgrenzung des Begriffs
Der Begriff Unternehmenskultur (UK) geht auf den allgemeinen Kulturbegriff zurück und kann ohne ihn nicht verstanden werden.32 Für den Kulturbegriff gibt es in der Literatur keine einheitliche Definition. Eine der akzeptiertesten Beschreibung33 der Kultur stammt von Geert
[...]
1 Vgl. CLINTON (2009), S. 71/ LASH/WELLINGTON (2007), S. 96.
2 Vgl. VON CARLOWITZ (1713), S. 105.
3 Vgl. SCHELLINGER et al. (2019), S. 1/ BETHGE et al. (2011), S. 21.
4 Vgl. WEINRICH (2015), S. 11.
5 Vgl. u. a. NORDHAUS (2019), S. 1.996f./ IPCC (2018), S. 8f./ POWELL (2016), S. 162f.
6 Vgl. SCHMITT/BAMBERG (2018), S. 4.
7 Vgl. HOMMA/BAUSCHKE (2014), S. 2.
8 Vgl. DYLLICK (2003), S. 236.
9 Vgl. MUMM (2016), S. 23ff./ SEBALDT (2002), S. 23.
10 MEADOWS et al. (1972).
11 BRUNDTLAND et al. (1987).
12 Vgl. WOLFGANG (2018), S. 9.
13 LESSMANN (2016), S. 7.
14 Vgl. PUFÉ (2014) S. 16.
15 Vgl. WOLFGANG (2018), S. 10f.
16 Vgl. CORSTEN/ROTH (2012), S. 1.
17 Vgl. MICHELSEN (2004), S. 62.
18 Vgl. WOLFGANG (2018), S. 13f./ SCHMIDT (2013), S. 10f.
19 Vgl. MÜLLER (2004), S. 98.
20 Eigene Darstellung: Vgl. Schnittmengenmodell u.a. MUMM (2016), S. 37/ FICHTER (1998), S. 14; Vgl. Magisches Dreieck u.a. HAUFF/KLEINE (2014), S. 165/ STELTER (2009), S. 31; Vgl. Drei-Säulen-Konzept u.a. HAUFF/KLEINE (2014), S. 163/ CORSTEN/ROTH (2012), S. 2.
21 BUNDESTAG (1998), S. 30.
22 SCHMIDT (2013),S. 14.
23 OSRANEK (2017), S. 77.
24 BUNDESMINISTERIUM FÜR UMWELT, NATURSCHUTZ UND REAKTORSICHERHEIT (1992), S. 41.
25 Vgl. SITARZ (1993).
26 Stakeholder sind interne und externe Gruppen, die von den unternehmerischen Tätigkeiten betroffen sind.
27 Vgl. EUROPÄISCHE KOMMISSION (2011), S. 7f.
28 Vgl. SCHALTEGGER (2011), S. 189/ DYLLICK/HOCKERTS (2002), S. 132ff.
29 Eigene Darstellung in Anlehnung an DYLLICK/HOCKERTS (2002), S. 132ff. und LOEW et al. (2004) S. 13.
30 Unter Cashflow versteht man die Differenz von Einnahmen und Ausgaben innerhalb eines Zeitraumes.
31 Als Shareholder werden Inhaber und Anteilseigner eines Unternehmens bezeichnet.
32 Vgl. FRANKEN (2019), S. 195.
33 Vgl. u. a. FRANKEN (2019), S. 195/ SCHUGK (2014), S. 42/ VIEREGG (2009), S. 62.
- Citation du texte
- Emanuel Ibing (Auteur), 2019, Implementierung einer nachhaltigen Unternehmenskultur. Chancen und Herausforderungen, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/504395
Devenir un auteur
Commentaires