Diese Arbeit bildete für den Verfasser ebenfalls eine Prüfung und entbehrt daher in ihrer Thematik nicht einer gewissen Ironie. Jedenfalls gab sie ihm die Gelegenheit, nochmals die arbeitshemmenden Aspekte der Prüfungsangst in der Praxis an sich selbst nachzuerleben.
Es sei jedoch erwähnt, dass der Begriff der „Prüfungsangst“ in erster Linie mit der Form der mündlichen Prüfung und – schon schwächer – der Form der Klausur in Verbindung gebracht wird. Probleme mit dem Erstellen einer Hausarbeit würden gemeinhin eher als Arbeitsstörungen bezeichnet werden. Hierbei können jedoch oft gleiche oder ähnliche Ursachen zu Grunde liegen.
Die einschlägige Literatur zum Problem der Prüfungsangst zeichnet sich größtenteils durch ihren Ratgebercharakter aus und versteht sich zumeist als Vermittler von Tipps und Tricks für von Prüfungsangst Betroffene, in denen diese praktische (und schnelle) Hilfestellung geleistet bekommen sollen. Dabei richtet sich das Augenmerk weniger auf die tiefer im Prüfling verwurzelten Ursachen, sondern vielmehr auf die Möglichkeiten zur Reduktion und Eindämmung von Prüfungsängsten durch allgemein verwendbare Rezepte und Modelle.
Im Zentrum dieser Ansätze steht also vor allem das Symptom, welches beseitigt werden soll.
Der psychoanalytische Ansatz ist es hingegen, die tiefliegenden unbewussten Konflikte, die für die irrationale Angst vor Prüfungen verantwortlich sind, zu erfassen und bewusst zu machen, so dass sie danach bearbeitet und aufgelöst werden können. Dies jedoch ist ein oft langwieriger Prozess, der zudem an tiefen Schichten des Betroffenen rührt und in vielen Fällen als unangenehm empfunden und mit Widerstand belegt wird. Zentral wird hier also die Ursache der Prüfungsangst behandelt.
Ich werde zunächst die Begriffe „Prüfung“ und „Angst“ näher erläutern und diese dann vom psychoanalytischen Standpunkt aus in Verbindung bringen, um schließlich die möglichen Ursachen für eine irrationale Prüfungsangst zu benennen.
Ich beziehe mich dabei zum Grundbegriff der Angst im Wesentlichen auf die Theorien FREUDs, wobei ich andere psychoanalytische Angsttheorien kurz darlege, und zum Thema Prüfungsangst hauptsächlich auf Arbeiten STENGELs, SINGERs (der sich nah an STENGEL orientiert) sowie MOELLERs und HIRSCHs.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Zum Begriff „Prüfung“
- Die Psychoanalyse der Angst
- Die Angsttheorien FREUDS
- Weitere psychoanalytische Ansätze zur Angst
- Psychoanalytische Betrachtungen zum Zusammenhang von Prüfungen und Angst
- Aspekte der Prüfungsangst
- Die Prüfungsfaktoren und ihre möglichen Funktionen
- Die fünf Arten der Bedrohung nach MOELLER
- Weitere Bemerkungen zu Prüfungsneurosen
- Neurosen des Prüflings
- Konflikte mit Aspekten des Prüfungsgeschehens
- Erleben der Öffentlichkeit als Bedrohung und Angst vor dem Hervorbrechen abnormer Triebregungen
- Geschwisterrivalität
- Prüfung als Situation des Ausgeliefertseins in die Macht einer strafenden Vaterfigur; Kastrationsangst
- Verknüpfung der Prüfung mit dem Versagen beim Geschlechtsakt
- Verknüpfung des Prüfungsgegenstands mit nicht verarbeiteten Konflikten
- Konflikte mit einem eventuellen Prüfungserfolg und den Konsequenzen
- Die Angst, erfolgreich zu sein
- Trennungsangst
- Konflikte mit einem eventuellen Prüfungsversagen und den Konsequenzen
- Versagen als unbewusster Racheakt gegen am Erfolg interessierte Bezugspersonen
- Angst vor einer narzißtischen Kränkung
- Prüfungsversagen als unbewusste Selbstbestrafung
- Angst vor dem eigenen Masochismus
- Konflikte mit Aspekten des Prüfungsgeschehens
- Neurotische Beeinflussung durch das soziale Umfeld
- Neurotisches Verhalten des Prüfers
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit befasst sich mit dem Phänomen der Prüfungsangst aus psychoanalytischer Perspektive, insbesondere unter Berücksichtigung der Angsttheorien Sigmund Freuds. Sie untersucht die tieferliegenden, unbewussten Konflikte, die zur irrationalen Angst vor Prüfungen führen können. Die Arbeit zielt darauf ab, diese Konflikte zu identifizieren und aufzuzeigen, wie sie im Prüfungsgeschehen zum Tragen kommen.
- Die psychoanalytische Sicht auf Angst
- Die Rolle unbewusster Konflikte bei Prüfungsangst
- Die Bedeutung der Prüfungsituation für die Entwicklung von Angststörungen
- Neurotische Muster im Verhalten von Prüflingen und Prüfern
- Mögliche Ursachen und Auslöser für Prüfungsangst
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik der Prüfungsangst ein und erläutert den wissenschaftlichen Kontext der Arbeit. Das zweite Kapitel befasst sich mit dem Begriff „Prüfung“ und beleuchtet verschiedene Aspekte des Prüfungsgeschehens.
Im dritten Kapitel werden die psychoanalytischen Angsttheorien, insbesondere die von Sigmund Freud, vorgestellt. Das vierte Kapitel untersucht den Zusammenhang zwischen Prüfungen und Angst aus psychoanalytischer Perspektive.
Kapitel fünf beschäftigt sich mit den Neurosen des Prüflings und analysiert verschiedene Konflikte, die mit dem Prüfungsgeschehen, dem Prüfungserfolg und dem Prüfungsversagen verbunden sein können.
Das sechste Kapitel thematisiert die neurotische Beeinflussung durch das soziale Umfeld und das siebte Kapitel das neurotische Verhalten des Prüfers.
Schlüsselwörter
Prüfungsangst, Psychoanalyse, Angsttheorien, Freud, Konflikte, Neurose, Prüfungsgeschehen, Prüfungsfaktoren, Prüfungsneurosen, Soziales Umfeld, Verhalten des Prüfers.
- Citation du texte
- Alexis Pflug (Auteur), 2003, Prüfungsangst aus psychoanalytischer Sicht, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/50442