Gian Lorenzo Bernini und der Louvre. Gründe für sein Scheitern in Frankreich


Dossier / Travail, 2019

14 Pages, Note: 3,0


Extrait


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Hauptteil
2.1. Gian Lorenzo Bernini
2.1.1. Sein Leben
2.1.2. Seine bekanntesten Werke
2.1.3. Berninis Architekturzeichnungen
2.2. Bernini und der Louvre
2.2.1. Der Louvre
2.2.2. Berninis Entwürfe
2.2.3. Vergleich mit Sant‘ Andrea al Quirinale
2.2.4. Berninis Scheitern

3. Fazit

Literaturverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

1. Einleitung

Gian Lorenzo Bernini. Ein Mythos. Ein Freigeist. Gefeiert als Wunderkind, erlangte er schnell Ruhm. Er arbeitete unter acht Päpsten, wobei er vor allem unter Papst Urban VIII. viele Vorzüge genoss. Dieser brachte Bernini schließlich auch zur Architektur.1

Im Rahmen unseres Seminares „Architekturzeichnungen“ werde ich mich in dieser Arbeit mit Berninis Zeichnungen zu seinen architektonischen Werken auseinandersetzen. Mein Hauptfokus liegt dabei auf den Entwürfen zur Ostfassade des Louvre. Zuvor werde ich kurz auf Gian Lorenzo Berninis Leben und seine wichtigsten Leistungen eingehen, sowie seine Arbeit mit Architekturzeichnungen.

Zur Vorbereitung auf diese Arbeit habe ich mich in das Leben Gian Lorenzo Berninis eingelesen. Für die ersten Informationen recherchierte ich allgemein online. Um tiefer in die Materie einzudringen, durchsuchte ich schließlich die Bibliothek unserer Universität. Des Weiteren nutzte ich die Möglichkeit der Fernleihe.

Ein wichtiger Teil meiner Recherche bildete das Courtauld Institute in London. Als ich herausgefunden habe, dass dort eine Zeichnung Berninis zum Louvre aufbewahrt wird, wandte ich mich direkt an das Institut. Mir wurde bereitwillig alle vorhandenen Informationen zugestellt. Des Weiteren konnte ich die Zeichnung auch direkt vor Ort in London begutachten. Dies verschaffte mir nochmals einen anderen Blickwinkel und Einblick in das Thema. Bei der Zeichnung handelte es sich um eine Version des ersten Louvre-Entwurfs, die ich später noch einmal genauer beschreiben werde.

Nun ein Blick auf den Forschungsstand.

Bereits 1931 setzten sich Heinrich Bauer und Rudolf Wittkower mit Berninis Zeichnungen auseinander. Sie brachten einen Tafel- und einen Textband zu allen Zeichnungen in Berninis Leben heraus. Neben seinen eigenen, findet man auch Zeichnungen seiner Werkstatt und Hilfszeichnungen von anderen Künstlern.2

1966 veröffentlichte Rudolf Wittkower schließlich alleine eine Monographie über Gian Lorenzo Bernini. Darin sind das Leben des Künstlers, sowie seine Werke aufgelistet.3

Franco Borsi beschäftigt sich in der Monographie „Gian Lorenzo Bernini Architekt“ mit den architektonischen Werken des Künstlers. Er führt dabei zunächst Berninis Leben an, geht dann auf die Charakteristika seiner Arbeiten ein und zeigt schließlich seine architektonischen Leistungen auf. Des Weiteren befindet sich am Ende des Buches ein kompletter Katalog davon.4

Arne Karsten veröffentliche 2006 ebenfalls eine Monographie über Gian Lorenzo Bernini. Jedoch liegen hier vor allem das Leben des Künstlers und die damaligen Umstände in Rom mehr im Vordergrund, als Berninis künstlerische Leistungen.5

Paul Fréart von Chantelou berichtete in seinem Tagebuch detailreich Berninis Aufenthalt in Paris. Pablo Schneider und Philipp Zitzelsperger ließen dieses 2006 mit Anmerkungen neu drucken.6 2012 brachte das Courtauld Institute zu ihrer Ausstellung „Mategna to Matisse: Master Drawings from the Courtauld Gallery“ einen Katalog heraus in dem auch eine Studie zu Berninis ersten Entwurf enthalten ist.7

Ulrich Roth beschäftigt sich in seinem Werk schließlich mit Berninis Louvre Plänen und geht dabei auf Berninis Scheitern in Frankreich ein. Veröffentlicht wurde diese Monographie 2018.8

2. Hauptteil

2.1. Gian Lorenzo Bernini

2.1.1. Sein Leben

Gian Lorenzo Bernini wurde am 05.Dezember.1598 in Neapel als Sohn des Bildhauers Pietro Bernini geboren.9 Die Familie zog 1606 nach Rom da Vater Pietro dort Arbeit fand.10 Bereits in seiner Kindheit zeigte Gian Lorenzo sein künstlerisches Talent. So soll er von Papst Paul V. in den Vatikan eingeladen worden sein. Der Papst fragte das junge Talent, ob er denn ein Gesicht zeichnen könne. Gian Lorenzo fragte ihn daraufhin, welches Gesicht er denn zeichnen solle. Der Pontifex beauftragte ihn mit dem Gesicht des heiligen Paulus. Rasch brachte der junge Künstler dies zu Blatt und begeisterte damit den gesamten Vatikan. So berichtet es Gian Lorenzo Berninis Sohn Domenico in dessen Vita.11

Ob diese Anekdote nun wirklich wahr ist, ist nicht ganz bewiesen. Bekannt war nur, dass die Familie Bernini für die Familie Borghese, dessen Spross Papst Paul V. war, tätig war. Dadurch könnte der Pontifex trotzdem auf den Jungen aufmerksam geworden sein.12

Gian Lorenzos Begabung viel sehr früh auf. Gepaart mit seinem Eifer seine Fähigkeiten voranzubringen und der Förderung und Forderung seinen Vaters Pietro zeichnen seine Kindheit aus. Er wurde schnell zum Mitarbeiter in der Werkstatt seines Vaters und Künstler am Papsthof.13

Eines seiner ersten Werke, bei der die Autorschaft klar ist, ist die Skulptur des heiligen Lorenzo (Abb. 1.). Zu diesem Zeitpunkt war Gian Lorenzo gerade 18 Jahr alt. Er begeisterte damit die römische Oberschicht und vor allem Kardinal Maffeo Barberini. Dies war der Beginn einer lebenslangen Verbindung der beiden.14

Seinen Durchbruch aber feierte Bernini mit der Skulptur Aeneas und Anchises. Darauf werde ich später noch einmal genauer eingehen.

Der erste Knick in seiner Karriere kam 1621, als Papst Paul V. verstarb und Gregor XV.aus Bologna zum neuen Papst gewählt wurde. Der neue Pontifex bevorzugte zum einen bologneser Künstler, welcher Bernini nicht war, und zum anderen wurden alle Fürsprecher der Familie Borghese in der Oberschicht, wozu Bernini gehöre, demonstrativ ausgetauscht. Dies führte dazu, dass es aus dieser Zeit wenige Werke Berninis gab. Jedoch erschuf er in diesem Zeitraum eines seiner berühmtesten Werke: der Raub der Proserpina (Abb. 2).15 Auch auf dieses Werk werde ich später noch einmal genauer eingehen.

Nach dem Tod Gregors XV. 1623 wurde Kardinal Maffeo Baberini zum neuen Papst gewählt. Er nannte sich Urban VIII. Wie bereits vorher erwähnt war Baberini ein treuer Freund Berninis und ebnete ihm somit den Weg zum Erfolg. So war Bernini nicht nur als Bildhauer, Architekt oder Maler unterwegs, sondern auch als Bühnenbildner, Dekorateur, Autor oder gar als Schauspieler tätig. Er nahm mit allem Eifer alle Aufträge des Papstes und seiner Angehörigen an.16 In dieser Zeit erschuf der Künstler auch eines seiner weiteren bekannten Werke: Apoll und Daphne. Dazu später mehr.

Berninis Charakter lässt sich als vielschichtig beschreiben. Auf der einen Seite war er selbstbewusst, schlagfertig und charmant. Bernini wusste genau, wie er sich in der oberen Gesellschaft und an Höfen zu verhalten hatte. Dies übte eine gewisse Faszination auf seine Mitmenschen und vor allem seine Auftraggeber aus.

Jedoch hatte der große Meister auch eine dunkle Seite. Er galt als jähzornig und reizbar. Dies soll sogar so weit gegangen sein, dass er seinen eigenen Bruder mit einem Degen durch ganz Rom gejagt haben soll. Grund dafür war Eifersucht. Kollegen und Konkurrenten war er kalt und gleichgültig gegenüber. Dies führte dazu, dass einen regen Wechsel an Arbeitern in seinen Werkstätten gab.17

1639 heiratete Bernini Caterina Tezio, die Tochter des Paolo Tezio, welcher ein Jurist am päpstlichen Hof war.Geboren wurde sie im Jahr 1617 geboren und starb am 12. Juli 1673. Mehr ist über Berninis Ehefrau nicht bekannt. Das Ehepaar bekam in den Jahren 1640 bis 1657 insgesamt elf Kinder. Wieso es keine bildlichen Dokumente der Familie gibt ist ebenfalls nicht bekannt.18

Am 29. Juli 1644 starb Berninis größter Unterstützer Urban XIII. Als neuer Papst wurde daraufhin Kardinal Giambattista Pamphili gewählt, der sich ab diesem Zeitpunkt Innozenz X. nennt. Für den Künstler war dies ein Rückschlag, da Innozenz X. zum einen kein Freund der Künste war und zum anderen ein Freund der Spanier, während Bernini ein Freund der Franzosen war. Dies war misslich, da zu dieser Zeit Spannungen zwischen Frankreich und Spanien herrschten.19

Trotzdem Bernini versuchte seine Position wieder zu stärken. So gelangen ihm in dieser Zeit folgende Meisterwerke: die Verzückung der heiligen Theresa in der Cornaro-Kapelle und der Vier-Ströme-Brunnen, welcher vor allem Innozenz X. hellauf begeisterte.20

Währenddessen näherten sich die verfeindeten Familien Barberini und Pamphili wieder an und schlossen mit der Hochzeit des Maffeo Barberini und der Nichte Innozenz‘ X., Olimpia Giustiniani, schließlich Frieden. Dies kam auch Bernini zugute. Er hatte nun wieder Klientel am Papsthof und so verbreitete sich sein Name und sein Können in ganz Europa. Er fertigte zum Beispiel die Büste des Francesco I. d’Este an, welcher der Herzog von Modena war.21

Am 07.01.1655 starb Papst Innozenz X. nach langer Krankheit. Sein Nachfolger wurde Kardinal Fabio Chigi. Von da an trug er den Namen Alexander VII.Für Bernini war dies ein Vorteil, da Alexander VII. an Kunst und vor allem Architektur sehr interessiert war. Er verhalf Bernini zu einem neuen Höhepunkt seiner Karriere. In den zwölf Jahren, in denen Alexander VII. Papst war, lernte Bernini unter anderem Christina von Schweden kennen, reiste nach Paris um dort den Louvre neu zu gestalten und errichtete den Petersplatz.22

Nach dem Tod Alexanders VII. wird es um Bernini ruhiger. Gezeichnet von einem Schlaganfall, kann er nur noch wenige Werke in Angriff nehmen. Seine letzte Skulptur wird der richtende Christus sein. Am 28. November 1680 stirbt Gian Lorenzo Bernini und wird in der Familiengruft in Santa Maria Maggiore beigesetzt.23

2.1.2. Seine bekanntesten Werke

Es folgt nun eine Beschreibung der bekanntesten Werke des Künstlers. Ruhm erlangte Bernini vor allem als Bildhauer und Architekt.

Zu den wichtigsten und bekanntesten Werken gehören die Skulpturen des Aeneas und Anchises (Abb. 2), der Raub der Proserpina (Abb. 3), Apoll und Daphne (Abb. 4), sowie die des David (Abb. 5). Ihnen allen ist gemein, dass sie ein mythologisches Thema innehaben.

Die Geschichte des Aeneas stammt aus der Feder des antiken Dichters Vergil. Dem Trojaner Aeneas gelingt die Flucht aus dem von den Griechen zerstörten Troja. Mit göttlicher Hilfe gelingt es ihm schließlich nach langer Irrfahrt das Land Latinum zu erreichen. Dort gründet er dann Rom. Somit gilt Aeneas als Stammvater der Römer.24 Bernini zeigt den Moment der Flucht (Abb. 2). Aeneas trägt seinen Vater Anchises auf der Schulter. Sein Sohn Ascanius klammert sich an seine Beine. Vater Anchises wird als älterer Mann dargestellt. Er trägt dabei Figuren von Schutzgöttern, die die Gruppe auf ihrer Reise begleiten. Aeneas ist ein starker, junger Mann mit einem entschlossenen aber auch traurigen Blick. Seine Flucht aus Troja stimmt ihn traurig und zugleich führt die Suche nach einem neuen Heimatland zu neuer Entschlossenheit. Sein Sohn Ascanius ist noch sehr jung und nackt mit einem ägnstlichen Blick. Die Nacktheit steht für Unschuld.

Den Raub der Proserpina schildert Ovid in seinen berühmten Metamorphosen. So verliebte sich Pluto, der Gott der Unterwelt, unsterblich in die junge Proserpina, die Tochter der Fruchtbarkeitsgöttin Ceres, und entführt sie kurzerhand. Nach langer Suche konnte Ceres ihre Tochter schließlich in der Unterwelt wiederfinden. Um die Situation zu lösen, erteilte Jupiter einen Schiedsspruch, wonach Proserpina die eine Hälfte des Jahres bei ihrer Mutter leben wird und die andere Hälfte bei ihrem Gatten.25 Den Moment der Entführung zeigt Bernini mit dieser Skulptur (Abb. 3). Pluto ist als muskulöser, junger Mann mit vollem Haar und Bart dargestellt. Zu seiner linken befindet sich der dreiköpfige Hund Cerberus, welcher die Tore zur Unterwelt beschützt. Mit seiner Darstellung, wollte Bernini sichergehen, dass der junge Mann als Gott der Unterwelt erkannt wird. Pluto hält mit all seiner Kraft Proserpina fest, welche sich verzweifelt wehrt. Mit all ihrer Kraft versucht sie sich aus dem Griff des Gottes zu entwinden. Ihr verzweifelter Blick und ihre Gestik steigern die Dramatik in dieser Szene.

Im Alten Testament findet sich die Geschichte des David. Während der Schlacht der Israeliten gegen die Philister, trat der junge David hervor und schleuderte dem Riesen Goliath einen Stein an die Stirn. Dieser starb daraufhin und fiel vorne über. David zog dann sein Schwert und köpfte Goliath.26 Den Moment des Steinwurfs stellt Bernini dar (Abb. 5). Man kann an Davids entschlossenem Blick erkennen, dass er mit aller Kraft versucht, den Stein in Richtung des Riesen Goliath zu schleudern. Sein Körper befindet sich im Moment der Drehung.

Apoll und Daphne stammen ebenfalls aus der Feder Ovids. Die Geschichte handelt von der Liebe des Gottes Apoll zu der Nymphe Daphne. Die Liebe war aber nur einseitig und so flüchtete Daphne vor Apoll. Dieser verfolgte sie aber immer weiter, so dass die Nymphe in ihrer Verzweiflung ihren Vater bat, sie in einen Baum zu verwandeln. In diesem Moment der Verwandlung kommt Apoll zu ihr.27 Bernini stellt genau diese Szene da (Abb. 4). Teile des Körpers der Nymphe Daphne haben sich bereits in einen Lorbeerbaum verwandelt. In diesem Moment kommt der hoffnungsvolle Apoll zu ihr und berührt sie. Mit verzweifelten Blick versucht sich Daphne aus seiner Berührung zu winden, während sie sich in den Baum verwandelt.

Welche Attribute haben diese Skulpturen nun gemein?

Als erstes ist die Dynamik zu nennen. Jede dieser Skulpturen scheint in Bewegung zu sein und das obwohl Marmor eigentlich ein festes und statisches Material ist. Daphnes Körper ist vollkommen angespannt, während sie sich aus dem Griff des Apolls zu winden versucht. Auch Davids Körper ist so angespannt und befindet sich kurz vor dem Wurf des Steins.

Des Weiteren prägen Emotionen diese Skulpturen. Vor allem bei dem Raub der Proserpina und Apoll und Daphne ist die Spannung zu greifen. Man fühlt die Verzweiflung der Proserpina als sie ihrem Entführer entkommen will. Daphnes Gesicht spiegelt ihre Angst wieder, während Apolls Mimik Erstaunen über die Verwandlung zeigt.

Zu guter Letzt ist die Arbeit mit Licht und Schatten unverkennbar. Diese führt dazu, dass die Skulpturen plastischer beziehungsweise lebendiger wirken.

Diese Elemente prägen auch bildhauerische Arbeiten Berninis. Seien es Büsten oder ganzfigurige Skulpturen. Ihnen allen sind diese Attribute gemein.

Betrachten wir nun Berninis Leistungen in der Architektur. Damit in Berührung kam Bernini das erste Mal unter Papst Urban VIII. Dieser war fest entschlossen, den Innenraum der Peterskirche nach seinen Wünschen zu gestaltet. Dabei war dem Pontifex vor allem die Gestaltung der Vierung unter Kuppel wichtig.28 So entwarf Bernini einen Baldachin bestehend aus Bronze mit einer Höhe von 28 Metern (Abb. 6). Urban XIII. war hellauf begeistert und der Bau begann 1624.Jedoch hatte Bernini wenig Ahnung von Statik und Bauwesen und musste sich deshalb Hilfe holen. Zusammen mit dem Architekten Francesco Borromini und der Bauhütte von St. Peter wurde das Projekt in Angriff genommen. 1629 wurde Bernini sogar der Leiter der Bauhütte, da der bisherige Leiter Carlo Maderno nach langer Krankheit starb. Nach knapp zehnjähriger Bautätigkeit wurde der Baldachin schließlich 1633 fertiggestellt und gilt bis heute als großer Erfolg.29

Während der folgenden Jahre bekommen Bernini und seine Werkstatt immer mehr Aufträge. St. Peter wurde unter Berninis Leitung fertiggestellt, er fertigte den Palazzo Barberini, viele Altäre und Brunnen, sowie die Glockentürme von St. Peter.30

Diese brachten ihm aber auch zugleich seine größte Niederlage seines Lebens eins. 1638 beauftragte Urban XIII. Bernini die Glockentürme für St. Peter zu errichten (Abb. 7). Jedoch erwies sich das Fundament als nicht stabil genug und es kam zu Rissen in allen Bereichen des Baus. Daraufhin wurde ein Baustopp verhängt und Gutachter zur Untersuchung einberufen. Währenddessen starb Urban XIII. und so wurden die Stimmen von Berninis Kritikern immer lauter. Dies ging sogar soweit, dass der einzig fertiggestellte Turm wieder abgerissen und Bernini zum Sündenbock wurde. Aufträge erhielt er in den folgenden Jahren wenige und diese waren eher unbedeutend.31

Erst 1647, mit der Fertigstellung des Grabmals von Urban XIII. (Abb. 8), kehrte Bernini zurück auf der großen Bühne. So gestaltete er kurz darauf die Skulptur der Verzückung der heiligen Theresa, welche er meisterhaft in die Architektur der Coronaro-Kapelle integrierte. Es folgte der Vier-Ströme-Brunnen im selben Zeitraum, welchen ich im nächsten Abschnitt nochmal erwähnen werde, sowie die Kolonnaden für den Petersdom, die Wiederherstellung der Chigi-Kapelle, die Arbeit am Palazzo Montecitorio und die Kirche Sant’Andreal al Quirinale.32 Diese werde ich in einem späteren Punkt ebenfalls nochmal genauer ansprechen.

2.1.3. Berninis Architekturzeichnungen

Wie arbeitete Bernini nun mit Architekturzeichnungen? Dies werde ich am Beispiel des Vier-Ströme-Brunnen auf der Piazza Navona in Rom zeigen (Abb. 9).

1648 erhielt Bernini von Nicolo Ludovisi, Ehemann einer Nichte des Papstes Innozenz X., den Auftrag für einen neuen Brunnen. Bernini schickte ihm daraufhin nicht nur eine Zeichnung, sondern auch noch ein Modell. Als der Pontifex dieses Modell zu Gesicht bekam war er schier begeistert und beauftragte Bernini mit dem Bau des Brunnens.33

Die Basis des Brunnens bildet eine zerklüftete Felslandschaft. An jeder der vier Ecken sitzt je eine männliche Skulptur. Diese repräsentieren die vier damals bekanntesten Flüsse: Donau, Ganges, Rio della Plata und Nil. Gleichzeitig repräsentieren sie auch die damals vier bekannten Kontinente Europa, Asien, Amerika und Afrika. Um sie voneinander unterscheiden zu können, trägt jede Skulptur gewisse Attribute. Der Kopf des Nils ist verhüllt, da zu diesem Zeitpunkt seine Quelle noch nicht bekannt war. Der Ganges hält ein Ruder, während die Skulptur der Donau auf das Papstwappen zeigt. Dem Rio della Plata fallen Münzen aus dem Gewand und er hebt die Hände. Umgeben sind diese Skulpturen von Darstellungen aus Flora und Fauna. Überragt wird diese Konstellation von einem 16 Meter hohen Obelisken. Dieser ist komplett mit Hieroglyphen versehen. An der Spitze des Obelisken befindet sich eine Taube mit einem Ölzweig im Schnabel. Es ist das Wappentier der Pamphili.34

[...]


1 Karsten, Arne: Bernini, der Schöpfer des barocken Rom, Leben und Werk, München 2006, S. 53.

2 Bauer, Heinrich und Wittkower, Rudolf: Die Zeichnungen des Gian Lorenzo Bernini, Berlin 1931

3 Wittkower, Rudolf: Gian Lorenzo Bernini, The Sculptor of the Roman Baroque, London 1966

4 Borsi, Franco: Gian Lorenzo Bernini Architekt, Stuttgart und Zürich 1982

5 Karsten, Arne: Bernini, der Schöpfer des barocken Rom, Leben und Werk, München 2006

6 Schneider, Pablo und Zitzlsperger, Philipp: Bernini in Paris, Das Tagebuch des Paul Fréart de Chantelou über den Aufenthalt Gian Lorenzo Berninis am Hofe Ludwigs XIV., Berlin 2006

7 Courtauld Institute: Gian Lorenzo Bernini, The Louvre, east facade (study for the first project), 1664, in: Mategna to Matisse: Master Drawings form the Courtauld Gallery (Kat. Ausst., Courtauld Gallery 2012), S. 150-153.

8 Roth, Ulrich: Berninis Louvre-Pläne, verpasste Chance Ludwigs XIV. oder Triumph der französischen Architektur, Frankfurt 2018

9 Borsi, Franco: Gian Lorenzo Bernini Architekt, Stuttgart und Zürich 1982, S. 21.

10 Karsten, Arne: Bernini, der Schöpfer des barocken Rom, Leben und Werk, München 2006, S. 17.

11 Karsten, Arne, Bernini, München 2006, S. 17.

12 Ebd., S. 18.

13 Ebd., S. 19.

14 Ebd., S. 27f.

15 Ebd., S. 39f.

16 Ebd., S. 55.

17 Borsi, Franco: Gian Lorenzo Bernini, Architekt, Mailand 1980, S, 24.

18 Karsten, Arne: Bernini, Schöpfer des barocken Rom, München 2006, S. 98.

19 Karsten, Arne: Bernini, München 2006, S. 117

20 Ebd., S. 153.

21 Ebd., S. 144f.

22 Ebd., S. 166f.

23 Ebd., S. 219.

24 Schwab, Gustav: Sagen des klassischen Altertums, Köln 2011, S. 861.

25 Ovid: The Metamorphosis, hrsg., übers. Von A.S. Kline, Vermont 2000, S. 253.

26 1 Sam 17, 22-58.

27 Ovid: The Metamorphosis, hrsg., übers. Von A.S. Kline, Vermont 2000, S. 51f.

28 Borsi, Franco: Gian Lorenzo Bernini, Architekt, Mailand 1980, S. 25f.

29 Borsi, Franco: Gian Lorenzo Bernini, Mailand 1980, S. 41f.

30 Ebd., S. 291f.

31 Karsten, Arne: Bernini, der Schöpfer des barocken Rom, Leben und Werk, München 2006, S. 118.

32 Borsi, Franco: Gian Lorenzo Bernini, Architekt, Mailand 1980, S. 296f.

33 Karsten, Arne: Bernini, der Schöpfer des barocken Rom, Leben und Werk, München 2006, S. 153.

34 Wittkower, Rudolf: Gian Lorenzo Bernini, The Sculptor of the Roman Baroque, London 1966, S. 30.

Fin de l'extrait de 14 pages

Résumé des informations

Titre
Gian Lorenzo Bernini und der Louvre. Gründe für sein Scheitern in Frankreich
Université
University of Salzburg
Note
3,0
Auteur
Année
2019
Pages
14
N° de catalogue
V504554
ISBN (ebook)
9783346047809
Langue
allemand
Mots clés
gian, lorenzo, bernini, louvre, gründe, scheitern, frankreich
Citation du texte
Melanie Grätz (Auteur), 2019, Gian Lorenzo Bernini und der Louvre. Gründe für sein Scheitern in Frankreich, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/504554

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