Bei der Bestimmung des Todeszeitpunkts gilt es viele Faktoren zu berücksichtigen. So kann das Eintreffen der eingesetzten Beamten am Leichenfundort durch "falsches Verhalten" die zeitliche Bestimmung unter Umständen zunichte machen. Es gilt die Besonderheiten dieses Themas hervorzuheben und jedermann zu sensibilisieren. Die Wichtigkeit einer gründlichen Tatortaufnahme soll in den Vordergrund gerückt werden, da dies der Baustein eines erfolgreichen Untersuchungserfolgs ist. Es soll zudem geklärt werden, welche Möglichkeiten den Polizeibeamten zur Verfügung stehen, um bei der Bestimmung des Todeszeitpunkts ihren Beitrag zu leisten und somit konstruktiv mit den Rechtsmedizinern zusammenarbeiten zu können und den Täter zu ermitteln.
Eine entkleidete weibliche Leiche wird von einem Wanderer am Morgen des 16.08.2018 gegen 08:30 Uhr am Waldesrand entdeckt. Es herrschen sommerliche Temperaturen. Sofort informiert er die zuständige Polizei. Nach einer kurzen Zeit befindet sich die Polizei, Kriminalpolizei und ein Notarzt am Leichenfundort. Eine vor Ort durchgeführte Leichenschau dokumentiert die Leichenveränderungen. Der Tod wird durch eine ärztliche Bescheinigung ausgestellt. Ihr nackter Körper ist bedeckt von sich windenden Maden. Ihre gesamte Körperoberfläche hat sich dunkelgrün verfärbt. Zudem sind Stauungsblutungen im Gesicht festzustellen.
An beiden Seiten des Kehlkopfes sind kleine, strichförmige, braunrote Hautvertrocknungen. Ihr Körper ist vollständig erschlafft. Ihre Rückseite weist außer am Gesäß und an den Schulterblättern nicht mehr wegdrückbare Totenflecke auf. Die Staatsanwaltschaft wird über den Fund informiert und ordnet die Sicherstellung, wie auch die Obduktion der Leiche an. Nun ist es die Aufgabe des Rechtsmediziners als Sachverständiger tätig zu werden und Antworten auf die Todesursache, Todesart sowie den Todeszeitpunkt zu finden und die Tote zu identifizieren. Es gilt die Tote zum Sprechen zu bringen, sodass ihr Gerechtigkeit widerfährt. Aufgrund einer vor sechs Tagen erfolgten Vermisstenanzeige, konnte die Identität der jungen Frau schnell geklärt werden. Zur Vermisstenakte wurden vorsorglich Aufzeichnungen ihres Zahnarztes aufgenommen, welche mit den Leichenzähnen verglichen wurden und den eindeutigen Beweis ihrer Identität brachten. Verletzungen im Intimbereich deuten auf eine Vergewaltigung hin. Ebenso werden an ihren Händen Abwehrverletzungen festgestellt. Eine durchgeführte Leichenöffnung verrät die Todesursache.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Einleitung
- 2 Begriffliche und theoretische Grundlagen
- 2.1 Todesbegriff
- 2.1.1 Phasen des Todes
- 2.2 Forensische Wissenschaft - Rechtsmedizin
- 2.1 Todesbegriff
- 3 Das strafprozessuale Verfahren bei Leichensachen
- 3.1 Definition des Leichnams
- 3.2 Funktion und Voraussetzungen des § 159 StPO
- 3.2.1 Natürlicher Tod
- 3.2.2 Unnatürlicher Tod
- 3.2.3 Ungeklärte Todesursache
- 3.3 Polizeilicher Aufgabenbereich
- 3.4 Maßnahmen der Staatsanwaltschaft
- 3.5 Förmliche Leichenschau und Leichenöffnung
- 3.5.1 Funktion von Leichenschau und Leichenöffnung
- 3.5.2 Voraussetzungen der §§ 87 f. StPO
- 4 Todeszeitbestimmung
- 4.1 Frühe Postmortalphase
- 4.1.1 Messung der Körpertemperatur
- 4.1.2 Supravitale Reaktionen
- 4.1 Frühe Postmortalphase
- 5 Unsichere Todeszeichen
- 5.1 Der Scheintod
- 6 Sichere Todeszeichen
- 6.1 Frühe Postmortalphase
- 6.1.1 Totenflecke (Livores)
- 6.2 Mittlere Postmortalphase
- 6.2.1 Totenstarre (Rigor Mortis)
- 6.3 Späte Postmortalphase
- 6.3.1 Autolyse
- 6.3.2 Fäulnis
- 6.3.3 Verwesung
- 6.3.4 Spezielle Leichenerscheinungen
- 6.1 Frühe Postmortalphase
- 7 Entomologie
- 7.1 Einführung in die forensische Entomologie
- 7.2 Leicheninsekten
- 7.2.1 Die Schmeißfliege als Erstbesiedler
- 7.2.2 Folgebesiedlung
- 7.3 Die Asservierung insektenkundlicher Spuren
- 7.3.1 Richtlinien zur Asservierung
- 7.4 Leichenliegezeit
- 8 Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit hat zum Ziel, einen umfassenden Überblick über die forensische Untersuchung von Todesfällen zu geben. Sie behandelt die rechtlichen Grundlagen, die Methoden der Todeszeitbestimmung und die Bedeutung der forensischen Entomologie.
- Rechtliche Grundlagen der Leichenschau und Leichenöffnung
- Methoden der Todeszeitbestimmung
- Bedeutung der forensischen Entomologie
- Unterscheidung zwischen natürlichen und unnatürlichen Todesursachen
- Analyse sicherer und unsicherer Todeszeichen
Zusammenfassung der Kapitel
1 Einleitung: Dieses Kapitel dient als Einführung in die Thematik der forensischen Todesuntersuchung und legt die methodischen und inhaltlichen Schwerpunkte der Arbeit dar. Es skizziert die Bedeutung der interdisziplinären Zusammenarbeit verschiedener Fachgebiete für die Aufklärung von Todesfällen.
2 Begriffliche und theoretische Grundlagen: Dieses Kapitel legt die theoretischen Grundlagen für das Verständnis des Todes und der forensischen Untersuchung fest. Es definiert den Begriff des Todes, differenziert zwischen verschiedenen Phasen des Todesprozesses und erläutert den Beitrag der Rechtsmedizin im Kontext der forensischen Wissenschaft. Die genaue Definition des Todesbegriffes ist von zentraler Bedeutung für die weiteren Kapitel, die sich mit den Verfahren im Umgang mit Leichnamen auseinandersetzen.
3 Das strafprozessuale Verfahren bei Leichensachen: Hier wird das strafprozessuale Verfahren bei Todesfällen detailliert beschrieben. Es werden die rechtlichen Rahmenbedingungen für die Untersuchung von Leichnamen, die Aufgaben von Polizei und Staatsanwaltschaft und die Voraussetzungen für Leichenschau und Leichenöffnung im Detail erläutert. Der Fokus liegt auf der rechtlichen Abgrenzung zwischen natürlichen und unnatürlichen Todesfällen und der Bedeutung des § 159 StPO.
4 Todeszeitbestimmung: Dieses Kapitel konzentriert sich auf die Methoden zur Bestimmung der Todeszeit. Es werden verschiedene Verfahren in der frühen Postmortalphase, wie die Messung der Körpertemperatur und die Beobachtung supravitale Reaktionen, eingehend behandelt. Die Herausforderungen bei der Bestimmung der Todeszeit und die Grenzen der verschiedenen Methoden werden diskutiert.
5 Unsichere Todeszeichen: Das Kapitel behandelt Phänomene wie den Scheintod, die eine genaue Beurteilung des Todes erschweren können. Es werden die Charakteristika dieser unsicheren Todeszeichen erläutert und die Bedeutung einer sorgfältigen Differentialdiagnose betont, um Fehlinterpretationen zu vermeiden. Die Unterscheidung zu tatsächlichem Tod ist essentiell für die weitere Vorgehensweise.
6 Sichere Todeszeichen: In diesem Kapitel werden sichere Todeszeichen, die den tatsächlichen Tod zweifelsfrei belegen, detailliert beschrieben. Die Ausführungen gliedern sich in die frühe, mittlere und späte Postmortalphase und erläutern Veränderungen wie Totenflecke, Totenstarre, Autolyse, Fäulnis und Verwesung. Die Beschreibung dieser Zeichen bildet die Basis für die korrekte Einschätzung des Todeszeitpunktes und der Todesursache.
7 Entomologie: Dieses Kapitel widmet sich der forensischen Entomologie, also der Anwendung entomologischer Erkenntnisse in der Kriminalistik. Es beschreibt die Bedeutung von Leicheninsekten, insbesondere der Schmeißfliege, für die Bestimmung der Leichenliegezeit und behandelt methodische Aspekte der Asservierung insektenkundlicher Spuren. Die Methoden der forensischen Entomologie werden im Detail beschrieben, sowie ihre Relevanz bei der Aufklärung von Todesfällen.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zum Dokument: Forensische Todesuntersuchung
Was ist der Gegenstand dieses Dokuments?
Dieses Dokument bietet einen umfassenden Überblick über die forensische Untersuchung von Todesfällen. Es behandelt die rechtlichen Grundlagen, Methoden der Todeszeitbestimmung und die Bedeutung der forensischen Entomologie.
Welche Themen werden im Dokument behandelt?
Das Dokument deckt folgende Themen ab: Rechtliche Grundlagen der Leichenschau und Leichenöffnung, Methoden der Todeszeitbestimmung, Bedeutung der forensischen Entomologie, Unterscheidung zwischen natürlichen und unnatürlichen Todesursachen und die Analyse sicherer und unsicherer Todeszeichen. Es beinhaltet außerdem eine detaillierte Beschreibung des strafprozessualen Verfahrens bei Leichensachen und die verschiedenen Phasen des Todesprozesses.
Welche Kapitel umfasst das Dokument und worum geht es in jedem Kapitel?
Das Dokument ist in mehrere Kapitel gegliedert: Kapitel 1 (Einleitung) dient als Einführung. Kapitel 2 (Begriffliche und theoretische Grundlagen) definiert den Todesbegriff und die Rolle der Rechtsmedizin. Kapitel 3 (Strafprozessuales Verfahren bei Leichensachen) beschreibt das rechtliche Verfahren, die Aufgaben von Polizei und Staatsanwaltschaft und die Leichenschau/Leichenöffnung. Kapitel 4 (Todeszeitbestimmung) konzentriert sich auf Methoden zur Todeszeitbestimmung. Kapitel 5 (Unsichere Todeszeichen) behandelt den Scheintod. Kapitel 6 (Sichere Todeszeichen) beschreibt sichere Todeszeichen (Totenflecke, Totenstarre, Autolyse, Fäulnis, Verwesung). Kapitel 7 (Entomologie) behandelt die forensische Entomologie und die Bedeutung von Leicheninsekten. Kapitel 8 (Fazit) fasst die Ergebnisse zusammen.
Wie wird die Todeszeit bestimmt?
Das Dokument beschreibt verschiedene Methoden zur Todeszeitbestimmung, darunter die Messung der Körpertemperatur und die Beobachtung supravitaler Reaktionen in der frühen Postmortalphase. Es betont auch die Herausforderungen und Grenzen dieser Methoden.
Welche Rolle spielt die forensische Entomologie?
Die forensische Entomologie, die Anwendung entomologischer Erkenntnisse in der Kriminalistik, spielt eine wichtige Rolle bei der Bestimmung der Leichenliegezeit. Das Dokument beschreibt die Bedeutung von Leicheninsekten, insbesondere der Schmeißfliege, und die methodischen Aspekte der Asservierung insektenkundlicher Spuren.
Welche sicheren und unsicheren Todeszeichen werden beschrieben?
Unsichere Todeszeichen wie der Scheintod werden ebenso behandelt wie sichere Todeszeichen, die den Tod zweifelsfrei belegen. Zu den sicheren Todeszeichen gehören Totenflecke, Totenstarre, Autolyse, Fäulnis und Verwesung, die in Bezug auf die jeweilige Postmortalphase erläutert werden.
Welche rechtlichen Grundlagen werden behandelt?
Das Dokument behandelt die rechtlichen Grundlagen der Leichenschau und Leichenöffnung, die Aufgaben von Polizei und Staatsanwaltschaft im strafprozessualen Verfahren bei Leichensachen, sowie die Bedeutung des § 159 StPO (Strafprozessordnung).
Für wen ist dieses Dokument gedacht?
Dieses Dokument ist für akademische Zwecke bestimmt und dient der Analyse von Themen im Bereich der forensischen Todesuntersuchung auf strukturierte und professionelle Weise.
Welche Schlüsselbegriffe werden im Dokument behandelt?
Schlüsselbegriffe umfassen: Todesbegriff, Rechtsmedizin, Strafprozessordnung (§ 159 StPO), Leichenschau, Leichenöffnung, Todeszeitbestimmung, Totenflecke, Totenstarre, Autolyse, Fäulnis, Verwesung, forensische Entomologie, Leicheninsekten, Schmeißfliege.
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- Liane Stolz (Author), 2019, Die forensische Todeszeitbestimmung im Rahmen der rechtsmedizinischen Leichenuntersuchung aufgrund eines Deliktverdachts, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/504643