Frauenerwerbstätigkeit - Polen und Schweden im europäischen Kontext


Trabajo de Seminario, 2005

39 Páginas, Calificación: 1,3


Extracto


INHALT

ABKÜRZUNGSVERZEICHNIS

ABBILDUNGSVERZEICHNIS

TABELLENVERZEICHNIS

1. Einleitung

2. Die volkswirtschaftliche Bedeutung der Frauenerwerbstätigkeit
2.1. Auswirkungen einer hohen Frauenerwerbsbeteiligung
2.2. Einflussfaktoren auf die Frauenerwerbstätigkeit
2.3. Maßzahlen für die Erfassung der Frauenerwerbstätigkeit

3. Länderbeispiel Polen
3.1. Datengrundlagen
3.2. Frauenerwerbstätigkeit in der Volksrepublik Polen
3.3. Frauenerwerbstätigkeit in Polen 1990-2003
3.4. Landesspezifische Einflussfaktoren

4. Länderbeispiel Schweden
4.1. Datengrundlagen
4.2. Frauenerwerbstätigkeit im schwedischen Wohlfahrtsstaat
4.3. Frauenerwerbstätigkeit in Schweden 1983-2003
4.4. Landesspezifische Einflussfaktoren

5. Europäischer Kontext
5.1. Datengrundlagen
5.2. Frauenerwerbstätigkeit in der Europäischen Union
5.3. EU-Maßnahmen zur Steigerung der Frauenerwerbsbeteiligung

6. Ergebnisse und Fazit

ANHANG

LITERATURVERZEICHNIS

ABKÜRZUNGSVERZEICHNIS

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

ABBILDUNGSVERZEICHNIS

Abbildung 3.1.: Polen: LFPR nach Geschlecht 1992-2003. (Quelle: OECD (2004b): LFSs, Paris, S. 274f.; Eigene Darstellung)

Abbildung 3.2.: Polen: LFPR der Frauen nach Altersgruppen 1992-2003. (Quelle: OECD (2004b): LFSs, Paris, S. 274f.; Eigene Darstellung.)

Abbildung 3.3.: Polen: ELQ nach Geschlecht 1990-2003. (Quelle: OECD (2004b): LFSs, Paris, S. 272f.; eigene Darstellung)

Abbildung 3.4.: Polen: ELQ der Frauen nach Altersgruppen 1992-2003. (Quelle: OECD (2004b): LFSs, Paris, S. 274f.; eigene Darstellung)

Abbildung 3.5.: Polen: Teilzeit-Erwerbstätigkeit nach Geschlecht in Prozent der Gesamterwerbstätigkeit 1997-2003. (Quelle: OECD (2004b): LFSs, Paris, S. 273; eigene Darstellung)

Abbildung 3.6.: Polen: Rohe Geburtenrate 1983-2003. (Quelle: OECD (2004b): LFSs, Paris, S. 270f.; eigene Darstellung)

Abbildung 4.1.: Schweden: LFPR nach Geschlecht 1983- 2003. (Quelle: OECD (2004b): LFSs, Paris, S. 314f.; eigene Darstellung)

Abbildung 4.2.: Schweden: LFPR der Frauen nach Altersgruppen 1983-2003. (Quelle: OECD (2004b): LFSs, Paris, S. 314f.; Eigene Darstellung)

Abbildung 4.3.: Schweden: ELQ nach Geschlecht 1983-2003. (Quelle: OECD (2004b): LFSs, Paris, S. 312f.; eigene Darstellung)

Abbildung 4.4.: Schweden: ELQ der Frauen nach Altersgruppen 1983-2003. (Quelle: OECD (2004b): LFSs, Paris, S. 314f.; eigene Darstellung)

Abbildung 4.5.: Schweden: Teilzeit-Erwerbstätigkeit nach Geschlecht in Prozent der Gesamterwerbstätigkeit 1987-2003. (Quelle: OECD (2004b): LFSs, Paris, S. 312f.; eigene Darstellung)

Abbildung 4.6.: Schweden: Rohe Geburtenrate 1983-2003. (Quelle: OECD (2004b): LFSs, Paris, S. 310f.; eigene Darstellung)

TABELLENVERZEICHNIS

Tabelle 2.1.: Einflussfaktoren der Erwerbstätigkeit von Frauen. (Quelle: Funk (1993), Jaumotte (2003); eigene Darstellung)

Tabelle 2.2.: Das Labour-Force-Konzept. (Quelle: Eurostat (1996): Bevölkerung und soziale Bedingungen, Reihe 3C, S. 13.; OECD (2004a),Glossary of Statistical Terms, Paris.)

Tabelle 3.1.: Polen: Teilzeit-Erwerbstätigkeit nach Geschlecht 1997-2003. (Quelle: OECD (2004b): LFSs, Paris, S. 273)

Tabelle 4.1.: Schweden: Teilzeit-Erwerbstätigkeit nach Geschlecht 1987-2003. (Quelle: OECD (2004b): LFSs, Paris, S. 312f.)

Tabelle 5.1.: EU-25: LFPR der Frauen nach Mitgliedstaaten 1999-2003. (Quelle: EU (2005b): Erwerbsquoten nach Geschlecht und Alter auf NUTS-Ebene 2 – EU-25 (%), Eurostat, Luxemburg; eigene Darstellung)

Tabelle 5.2.: EU-25: ELQ der Frauen nach Mitgliedstaaten 1999-2003. (Quelle: EU (2005a): Arbeitslosenquote, gegliedert nach Geschlecht; eigene Darstellung)

Tabelle 5.3.: EU-25: GFR nach Mitgliedstaaten 1999-2003. (Quelle: EU (2005c): Gesamtfruchtbarkeitsrate, Eurostat, Luxemburg; eigene Darstellung)

1. Einleitung

„The female labour force participation rate has increased strongly in most OECD countries over the last few decades …“ (Jaumotte, 2003, S. 5). Dies ist ein allgemeiner Trend in Europa. Dennoch gibt es Unterschiede bezüglich der absoluten Höhe der FET[1] und den soziokulturellen, ökonomischen und politischen Rahmenbedingungen.

Diese Arbeit wird die FEB in Polen und Schweden innerhalb der letzten zwei Jahrzehnte betrachten. Die hierzu vorliegenden Daten sollen einerseits in Bezug auf die im jeweiligen Land gegebenen Verhältnisse interpretiert werden. Zum anderen wird eine Einordnung der einzelstaatlichen Ergebnisse in den Kontext der Europäischen Union und ihrer Gemeinschaftspolitik angestrebt.

Schweden gilt in der wirtschafts- und sozialwissenschaftlichen Literatur als Vorbild in der FEB und der Familienpolitik.[2] Dahingegen gibt es nur wenig Literatur zur FET oder den gesellschaftlichen und politischen Grundlagen in Polen.[3]

Jeweils im Vorfeld der drei Untersuchungen werden die Datengrundlagen erläutert. Die Maßzahlen zur FET werden graphisch aufbereitet dargestellt. Auf dieser Grundlage können die landesspezifischen Einflussfaktoren bewertet werden.

Die Untersuchung verläuft in folgenden Gliederungsschritten:

Der nächste Abschnitt umfasst einführende Überlegungen zu den Effekten, zur Beeinflussung und Erfassung der FEB. Im dritten Abschnitt wird die FET im Länderbeispiel Polen betrachtet. Der vierte Abschnitt behandelt parallel dazu die FET im Länderbeispiel Schweden. Im fünften Abschnitt werden die Resultate zur FEB in beiden Staaten in den Europäischen Kontext eingeordnet. Den Schluss bilden Ergebnisse und Fazit der Untersuchungen.

Die im Rahmen dieser Arbeit gebrauchten Begriffe und Definitionen werden an entsprechender Stelle eingeführt.

2. Die volkswirtschaftliche Bedeutung der Frauenerwerbstätigkeit

2.1. Effekte einer hohen Frauenerwerbsbeteiligung

Die Gründe für den eingangs zitierten OECD-weiten Anstieg der FEB sind vielfältig. Eindeutig seien die vornehmlich positiven Effekte auf eine Volkswirtschaft, wie Eichhorst und Thode (2002) betonen.[4] Vielmehr noch sei eine höhere FEB die Lösung für die sich in Europa abzeichnenden Probleme.

So sei die FET ein Weg aus der Schuldenspirale der Wohlfahrts- und Sozialstaaten. Denn durch eine „wachsende Beschäftigung von Müttern [und Frauen allgemein] werden […] zusätzliche Einnahmen aus Steuern und Sozialversicherungsbeiträgen sowie Einsparungen bei Sozialtransfers […] anfallen“ (Eichhorst/ Thode, 2002, S. 11; Hinzufügung und Auslassungen Verfasserin). Dadurch könnten die Renten- und Gesundheitssysteme stabilisiert werden. Die höhere FET soll zudem zukünftige „Fachkräfteengpässe“ (Ebd., S. 9) ausgleichen. Insbesondere, da der anhaltende Strukturwandel neue Berufe im Dienstleistungsbereich hervorbringe.

Eine hohe FEB wirkt sich somit positiv auf die finanzielle Stabilität des Staatshaushaltes aus. Dies trifft insbesondere auf die durch hohe Sozialtransfers belasteten und von Bevölkerungsüberalterung bedrohten Staaten Europas zu.

2.2. Einflussfaktoren auf die Frauenerwerbstätigkeit

In der Forschungsliteratur zur FET werden verschiedene Faktoren genannt, die die individuelle Entscheidung zum Eintritt in den Arbeitsmarkt lenken können.[5] Sie lassen sich in drei Gruppen gliedern:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Tabelle 2.1.: Einflussfaktoren der Erwerbstätigkeit von Frauen (Quelle: Funk (1993), Jaumotte (2003); eigene Darstellung)

Den hier mit ‚persönlich’ überschriebenen „Faktoren wie Alter, Familienstand und Fertilität“ (Stephan, 1995, S. 13) wird kein direktes Erklärungsvermögen für die FET zugesprochen.[6] Ein allgemeingültiger Zusammenhang zwischen Geburtenrate und FET kann verneint werden; entscheidend ist die Familienpolitik eines Landes.[7]

Ein höherer Bildungsabschluss oder Status im Berufsleben birgt Anreize nach Heirat oder Geburt nicht oder nur kurzzeitig aus dem Erwerbsleben auszutreten. Entgegengesetzt wirken sich Einkommen und Stellung des Ehemannes aus. Je besser er verdient und je sicherer sein Status, desto geringer sind die ökonomischen Zwänge, etwas zum Haushaltseinkommen beizutragen. Die Einstellungen der Familie zur Erwerbstätigkeit der Frau kommen hauptsächlich in Abwesenheit finanzieller Notwendigkeit zum Tragen.

Die mit ‚gesellschaftlich’ umschriebenen Faktoren umfassen Rollenbilder und Wertvorstellungen. Sie wirken eher subtil über öffentliche Inszenierungen von Frau und Familie als Kontollinstanzen oder Schablone für das eigene Verhalten.

Es gibt vielfältige politische und ökonomische Instrumente zur Beeinflussung der FET: Eine getrennte steuerliche Veranlagung der Ehepartner befördert die FEB. Das in vielen Ländern niedrigere Renteneintrittsalter für Frauen verringert ihre Lebensarbeitszeit und verschlechtert die Chancen älterer Arbeitnehmerinnen auf Einstellung. Mindestrenten für Hausfrauen können eine Erwerbstätigkeit nach dem 65. Lebensjahr notwendig machen. Regelungen zu Mutterschutz und Erziehungszeiten erweisen sich als sinnvoll, um Frauen die Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu ermöglichen.[8] Doch je länger die gesetzlich garantierten Zeiten sind, desto schwieriger wird die Rückkehr in den Beruf. Je niedriger die Ausgleichzahlungen sind, desto unwahrscheinlicher ist es, dass der meist besserverdienende Vater einen Teil des Erziehungsurlaubs übernimmt. Ausreichend Kinderbetreuungseinrichtungen wirken unterstürzend auf die FEB. Ein allgemeines, einkommensunabhängiges Kindergeldes verringert die finanziellen Anreize zur Erwerbstätigkeit der Frau. Besser sind Zuschüsse zur Kinderbetreuung.[9] Auch Vorschulklassen, ein früheres Einschulungsalter und Ganztagsschulen ermöglichen Müttern ein stärkeres Engagement im Beruf.

Daneben gibt der Arbeitsmarkt selbst verschiedene Anreize. Gravierende Lohnunterschiede zwischen Männern und Frauen machen die Erwerbstätigkeit der Partnerin weniger attraktiv. Ein wesentlich höherer Lohn beim Wechsel von einer Teilzeit- zur Vollzeitbeschäftigung kann Anlass zur Mehrarbeit sein. Insgesamt ist die Möglichkeit der Teilzeitarbeit ein Vorteil für Mütter, die sich zur Aufnahme einer Erwerbstätigkeit entschließen. Sie ist jedoch problematisch, wenn dadurch der Umfang der Erwerbsbeteiligung künstlich begrenzt wird.

Das Zusammentreffen verschiedener dieser Faktoren kann einen sehr differenzierten Einfluss auf die Entscheidung einer Frau zur Erwerbsarbeit ausüben.

2.3. Maßzahlen für die Erfassung der Frauenerwerbstätigkeit

Die hier ausgewählten Maßzahlen zur Erfassung der FET oder FEB basieren auf dem Labour-Force-Konzept. Dieses gliedert die Erwerbsbevölkerung in drei exklusive Gruppen:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Tabelle 2.2.: Das Labour-Force-Konzept. (Quelle: Eurostat (1996): Bevölkerung und soziale Bedingungen, Reihe 3C, S. 13.; OECD (2004a), Glossary of Statistical Terms, Paris; eigene Darstellung)

Für den Vergleich der FEB bieten sich vier verschiedene Quoten als Maßzahlen an. Zuerst sei die allgemeine Erwerbsquote genannt:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten (2.1)

In der hier dargestellten nicht spezifizierten Form ist sie wenig aussagekräftig. Eine Aufgliederung nach Geschlecht, Alter, Familienstand und Anzahl der Kinder bringt detailliertere Vergleichmöglichkeiten.[10] Doch durch die ‚Wohnbevölkerung’ im Nenner können Unterschiede in der Alterstruktur der Bevölkerungen im Ländervergleich verzerrend wirken. Besser eignet sich die Labour force participation rate:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten (2.2)

Hier werden die Erwerbspersonen zur Erwerbsbevölkerung ins Verhältnis gesetzt. Eine Differenzierung der Quote nach Geschlecht und Altersgruppen erlaubt die Analyse des Arbeitsmarktverhaltens ganz bestimmter Gruppen. (KILM 1, o.J., S. 1) Dies ist für die Untersuchung der FET interessant, wenn Gruppenprofile auf Frauen im gebärfähigen Alter oder in den Jahren vor dem Renteneintrittsalter zugeschnitten werden.

Daneben kann man die Employment-to-population ratio betrachten:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten (2.3)

Sie gibt das Verhältnis der tatsächlich in einem Arbeitsverhältnis stehenden Erwerbstätigen zur Erwerbsbevölkerung an. Die Quote kann als eine Maßzahl für die Fähigkeit einer Volkswirtschaft Arbeitsplätze bereitzustellen, gesehen werden. (KILM 2, o.J., S.2) Insbesondere wenn man annimmt, dass Frauen durch ihre Pflichten in Kinderbetreuung und Haushaltsführung stärker von Arbeitslosigkeit betroffen sind, kann die EPR detailliertere Einsichten liefern.

Die Gegenprobe hierzu liefert die Erwerbslosenquote:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten (2.4)

Sie gibt den Anteil der Erwerbslosen im Verhältnis zu den Erwerbspersonen an. Der Nenner ist von den freiwillig aus dem Arbeitsmarkt ausscheidenden Nichterwerbspersonen befreit. Die ELQ ist ein Maß für die in einer Ökonomie fehlenden Arbeitsplätze. Eine sehr hohe ELQ ist dabei immer auch ein Indikator für fehlende bzw. falsche Berufberatung, Umschulungen oder Weiterbildungen.

Diese Quoten sind brauchbare Instrumente zur quantitativen Erfassung der FEB. Die Vergleichbarkeit der Quoten ist durch verschiedene Faktoren bedingt. Zum einen sollten die den unterschiedlichen Erhebungen zugrunde gelegten Konzepte von Erwerbstätigkeit und Bevölkerung übereinstimmen, besonders in den Altersgrenzen, etwa für die Abgrenzung der Erwerbsbevölkerung. Zum anderen können durch differierende Abstände zwischen den Erhebungen oder anders verteilte Berichtszeiträume Verzerrungen auftreten. (Ebd., S. 4) Auf Beeinträchtigungen der Vergleichbarkeit wird durch Wiedergabe der Metadaten hingewiesen. Zur Untersuchung der Länderbeispiele sollen die LFPR und die ELQ herangezogen werden.

3. Länderbeispiel Polen

3.1. Datengrundlagen

Polen ist für eine Untersuchung der FET in Europa vor allem durch seine sozialistische Vergangenheit und den Transformationsprozess in den 1990er Jahren interessant. Die Datengrundlagen werden jedoch entscheidend durch diese politische Vergangenheit beeinflusst. Es liegen keine verlässlichen Datenreihen zur Erwerbstätigkeit in der Volksrepublik vor. Denn die Beschäftigungszahlen waren zugleich ein Beleg für die Überlegenheit der sozialistischen Ideologie. Daher werde ich für diesen Zeitraum weniger konkrete Zahlen, als Tendenzaussagen präsentieren können. Zudem muss ich mich mit Rudolph et al (1992) auf eine Sekundärquelle berufen.[11]

Für den Zeitraum von 1990-2003 ist die Datenlage wesentlich besser. Den Darstellungen in Abschnitt 3.3 liegen die Datenreihen aus der OECD LFSs (2004b) zugrunde. Die Daten entstammen der nationalen kontinuierlichen, vierteljährlichen Labour Force Erhebung der Haushalte in Polen.[12] Die Vergleichbarkeit ist durch die Harmonisierungsbestrebungen der OECD und die beigefügten Metadaten, welche Datenbrüche und Definitionsänderungen dokumentieren, angestrebt.

3.2. Frauenerwerbstätigkeit in der Volksrepublik Polen

Das sozialistische Polen hatte eine hohe FEB.[13] 1980 gingen 80 % der Frauen in der Altergruppe von 25-40 einer Erwerbstätigkeit nach. (Rudolph et al., 1992, S. 6) Dies war das Ergebnis des staatlich propagierten Frauenbildes. Die Verfassung der Volksrepublik Polen schrieb „sowohl das Recht als auch die Pflicht zur Arbeit“ (Ebd., S. 5) für Männer und Frauen fest. Für die sozialistische Gleichstellungspolitik galt die Übereinstimmung von „Beschäftigung und Emanzipation“ (Ebd.).[14] Doch trotz angeblicher Gleichheit der Geschlechter spaltete sich der Arbeitsmarkt in gut bezahlte Männerberufe und feminisierte, d.h. sozial entwertete und schlecht bezahlte Frauenberufe. Ungeachtet höherer Bildungsabschlüsse hatten Frauen weniger Möglichkeiten zu Weiterbildung und Aufstieg. Die hohe FEB hatte keine Auswirkungen auf die traditionellen Einstellungen zur Familie in der polnischen Gesellschaft. Damit im Einklang stehen Berichte, nach denen „mehr als ein Drittel der Frauen das Hausfrauen-Modell bevorzugen“ (Ebd., S.13) würden. Diese Rollenbilder wurden mittels „Sozialpolitik, […] Schul- und Ausbildungssystem und […] Beschäftigungsstrukturen“ (Ebd., S. 43; Auslassungen Verfasserin) noch verfestigt. Familienpolitische Maßnahmen zielten weniger auf die Unterstützung der Frauen, denn auf die Steigerung des Bevölkerungswachstums. Gesetzliche Regelungen zur Teilzeitarbeit wurden selten in die Praxis umgesetzt. Die Einführung von Mutterschutz und Erziehungsurlaub[15] sollte die übergroße Nachfrage nach Kindergartenplätzen reduzieren. Erziehungszeiten wurden nur der Mutter gewährt.[16]

Ein notwendiges Umdenken bezüglich der Rollenverteilung zwischen Mann und Frau innerhalb der Familie sowie der Gleichwertigkeit von Frauenerwerbsarbeit erfolgte in Polen nicht. Dies wurde durch die von Staat und Gesellschaft propagierte Doppelrolle der Frau als Berufstätiger und Mutter verhindert.

[...]


[1] Wenn im Rahmen dieser Arbeit von Frauenerwerbstätigkeit oder Frauenerwerbsbeteiligung die Rede ist, steht dahinter noch kein explizites ökonomisches Konzept. Solche werden erst im Abschnitt 2.3. eingeführt und benannt.

[2] So der Fall bei Henningsen (1993), Kolbe (2002), Olsson (1993) und Veil (2003). Hoem(1992) und zum Teil Kolbe weisen auch auf immer noch bestehende Schwierigkeiten in der Gleichstellung der Geschlechter hin.

[3] Ausnahmen bilden hier der Bericht von Rudolph et al. (1992) und die Aufsatzsammlung herausgegeben von Ingham et al. (2001).

[4] Ihr Bericht bezieht sich zwar auf die Bundesrepublik Deutschland, doch die Analysen zu den Auswirkungen einer höheren FET sind auch für die anderen Länder der Europäischen Union gültig.

[5] Ich orientiere mich mit den folgenden Ausführungen an den Forschungsbeiträgen von Funk (1993) und Jaumotte (2003).

[6] Dennoch lassen sich in den Daten gewisse Regelmäßigkeiten in Bezug auf diese Kriterien finden. So etwa die Übereinstimmungen für Frauen im Alter von 25- 34, d.h. in ihren „prime child-rearing years“ (KILM1, o.J., S. 2), wo viele Frauen dann zumindest zeitweise für die Kinderbetreuung aus dem Arbeitsmarkt austreten. Eine Untersuchung des Zusammenhanges zwischen der FET und Alter und Anzahl der Kinder im Haushalt kann bei den Länderbeispielen nicht erfolgen. Auf die Anfrage nach entsprechenden Datenreihen wurde mir sowohl vom polnischen als auch vom schwedischen Statistik-Amt mitgeteilt, dass sie solche Informationen wegen der Bestimmungen zu Datenschutz und Auskunftspflicht nicht bereitstellen dürften

[7] Klement/ Rudolph sprechen eher davon, das in den Ländern mit zugleich hoher Geburtenrate und FET die „Integration von Frauen in das Erwerbssystem gelungen“ sei (2003, S. 23). Eine niedrige Geburtenrate oder FEB weise somit die Unvereinbarkeit von Familie und Beruf, d.h. die mangelnde Unterstützung der Frau durch Familie, Gesellschaft und vor allem Politik aus.

[8] Soweit die allgemeine Einschätzung. Die Familienpolitik kann jedoch trotz Erlass ähnlicher Maßnahmen von ganz unterschiedlichen Zielsetzungen gelenkt sein. (Vgl. Drew, 2005, S. 18) Spezielle Eigenheiten in der Ausformung bestimmen dann die Effekte auf die FEB.

[9] Diese werden nur dann ausbezahlt, wenn eine Erwerbstätigkeit beider Eltern die Unterbringung des Kindes in Betreuungsinstitutionen notwendig macht. Sie decken mindestens einen Teil der Kosten für die Betreuung, erhöhen aber nicht pauschal das Haushaltseinkommen.

[10] Diese können hier allerdings aus oben erwähnten Schwierigkeiten mit der Bereitstellung entsprechender Datenreihen nicht genutzt werden.

[11] Sie ziehen für den Zeitraum vor 1990 Daten aus Berichten und Jahrbüchern von ILO und UNO heran, die mir nicht zugänglich waren. Zudem werden leider nicht für alle Zahlen und Quoten die Quellen benannt. Da es sich hierbei jedoch um eine der wenigen Forschungsbeiträge zur Frauenerwerbstätigkeit in Osteuropa handelt, die zudem umfangreich und erkennbar statistisch fundiert ist, habe ich mich entschlossen, sie für diese Arbeit zu verwenden.

[12] Diese wurde von 1992 bis 1999 als quartalsmäßige Erhebung mit Berichtswochen im Februar, Mai, August und November und einer Stichprobengröße von ca. 22100 Haushalten bzw. 55000 Personen durchgeführt. Die Daten für 2003 sind nur bedingt vergleichbar, da die Ergebnisse der LFSs auf Grundlage des nationalen Bevölkerungszensus 2002 generalisiert wurden. Die Erhebung erfasst Personen ab 15 Jahren, die seit mindestens 2 Monaten in einem privaten Haushalt wohnen, nicht aber Insassen in Strafanstalten, dienstpflichtige Soldaten in Kasernen und Obdachlose. Soldaten mit privatem Wohnsitz werden zu den zivilen Erwerbstätigen gezählt. Die Daten geben den Jahresdurchschnitt wieder. (OECD, 2004b, S. 415)

[13] Wie im Abschnitt zuvor erwähnt, orientiert sich dieser Überblick an Rudolph et al. (1992).

[14] Der eigentliche Antrieb zur Einbindung der Frauen in den Arbeitsmarkt war ein genereller Bedarf an Arbeitskräften zur Steigerung der Produktivität.

[15] Gesetzliche Regelungen zum Mutterschutz wurden in den 1980er Jahren eingeführt und gelten bis in die Gegenwart.

[16] Eine Ausnahme war das Recht des Vaters auf „Sonderurlaub zur Pflege kranker Kinder“ (Ebd., S. 23), das jedoch kaum genutzt wurde.

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Detalles

Título
Frauenerwerbstätigkeit - Polen und Schweden im europäischen Kontext
Universidad
Humboldt-University of Berlin  (Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät)
Curso
Datengrundlagen der Wirtschaftspolitik
Calificación
1,3
Autor
Año
2005
Páginas
39
No. de catálogo
V50467
ISBN (Ebook)
9783638466820
Tamaño de fichero
605 KB
Idioma
Alemán
Palabras clave
Frauenerwerbstätigkeit, Polen, Schweden, Kontext, Datengrundlagen, Wirtschaftspolitik
Citar trabajo
Sarah Weier (Autor), 2005, Frauenerwerbstätigkeit - Polen und Schweden im europäischen Kontext, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/50467

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