Franz von Baader und seine Zeitgenossen - Die Freundschaft zu Schelling und der Eos-Kreis


Hausarbeit (Hauptseminar), 2005

23 Seiten, Note: 2,1


Leseprobe


Inhalt

1. Einleitung

2. Biographischer Abriß zu Franz von Baader

3.Baader und Schelling
3.1 Die Freundschaft der beiden Philosophen
3.2 Der Bruch zwischen Baader und Schelling

4. Der Eos –Kreis
4.1.Die Konstituierung des Eos- Kreises
4.2 Die Zeitschrift Eos
4.3.Die Ziele der Eos
4.3.1 Politische Ziele am Beispiel der Bildungspolitik
4.3.2 Gesellschaftliche Ziele – Die ideale GesellschaftS.
4.3.3 RevolutionsangstS.
4.4.Anfeindungen gegen die Eos S.
4.5.Das Ende der Eos als Sprachrohr ihres Kreises und dieS. Probleme der Zeitschrift

5. ConclusioS.

6. BibliographieS.

1. Einleitung

Baader ist wie ein bisweilen ungezogenes Kind. Sie könnten sich mit ihm zanken aber doch schwer sich mit ihm verfeinden, so wie auch nicht leicht sich mit ihm befreunden, aber mit ihm auskommen ist sehr leicht.“[1]

Diese Worte richtete Joseph Görres in einem Brief an A. Günther. Görres war einer der wenigen, die am 25. Mai 1845 auf dem Münchner Südfriedhof Franz von Baader das letzte Geleit erwiesen. Während sie zwanzig Jahre zuvor noch miteinander im Eos - Kreis publizierten, war es in den letzten Lebensjahren Baaders zu diversen Auseinandersetzungen und Streitigkeiten zwischen den beiden gekommen. Dennoch blieb Görres den Verdiensten, die Baader um die katholische Theologie und den Stellenwert Münchens als katholisches Zentrum Deutschlands hatte, gewahr.

In der vorliegenden Arbeit sollen Baader, seine Zeitgenossen und deren Wirken dargestellt werden. Der erste Abschnitt dieser Arbeit widmet sich der Beziehung Baaders zu Friedrich Wilhelm Joseph von Schelling, deren Freundschaft über die Jahre erkaltete. Es soll erläutert werden, was zu dem Bruch der beiden führte, ohne jedoch näher auf philosophische Theorien und Ansichten einzugehen. Hierbei stütze ich mich besonders auf Zovkos „Natur und Gott. Das wirkungsgeschichtliche Verhältnis Schellings und Baaders“[2].

Des weiteren finden sich wichtige Zeitgenossen Baaders natürlich im Eos - Kreis, zu dem auch Sailer, Görres und Döllinger gehörten. Hier soll das staats- und kirchenpolitische Wirken der Gruppe, ihre Aktivitäten, Visionen und Zielsetzungen behandelt werden. Darüber hinaus wird die Geschichte der Eos, ihr Aufkommen, Ende und ihre Wirkung kurz beleuchtet werden. Als Quellen möchte ich hier besonders Jansen „Die Nazarenerbewegung im Kontext der katholischen Restauration“[3] und Pörnbacher „’Kräftig in die Zeit eingreifen’. Die katholische Zeitschrift Eos und ihr Kreis“[4] hervorheben. Beginnen wird die vorliegende Arbeit mit einer kurzen biographischen Einleitung zu Franz von Baader, stützend auf Siegl „Franz von Baader. Ein Bild seines Lebens und Wirkens“[5].

2. Biographischer Abriß zu Franz von Baader

Benedikt Franz Xaver Baader kam am 27. März 1765 in München als Drittes von dreizehn Kindern in München zur Welt. Sein Vater, Franz Josef Baader, war Titularmedikus und Leibarzt des Herzog Clemens von Bayern. Der junge Baader genoß eine tiefreligiöse und fromme Erziehung, gefördert vor allem durch seine Mutter, Maria Dorothea Rosalia von Schöpff .Er nahm mit sechzehn Jahren, zusammen mit seinem Bruder, das Medizinstudium in Ingolstadt auf und schloß es 1785 ab, um anschließend in die väterliche Praxis einzusteigen. Dort blieb Baader allerdings nicht lange, da er aufgrund des Mitleides, das er mit den Patienten hatte, sich nicht imstande fühlte, den Beruf des Arztes ausüben zu können. So begann er 1786 das Studium der Mineralogie und Chemie und führte dies von 1788 bis 1792 an der Bergakademie Feiberg in Sachsen fort. Die darauffolgenden Jahre verbrachte er bis 1796 in England und Schottland, wo er sich des längeren in Edinburgh aufhielt. Bei seiner Rückreise machte er sechs Monate Station in Hamburg, wo er erstmals mit Schriften von Schelling und Fichte in Berührung kam. Er setzte sich mit deren Theorien auseinander und vertiefte sich in philosophische Schriften und Abhandlungen. Währenddessen machte er Karriere beim bayerischen Staatsdienst. Nach seiner Rückkehr wurde er 1797 als Münz – und Bergrat angestellt, es folgte 1799 die Beförderung zum Generallandesdirektionsrat, 1800 wurde Baader Oberbergmeister, 1801 Oberbergrat und schließlich 1807 Oberstbergrat. 1800 vermählte er sich mit Franziska von Reisky, die ihm 1801 einen Sohn namens Guido und 1804 eine Tochter namens Julie gebar. Baader leitete eine eigene Glasfabrik und erfand ein neuartiges Verfahren zur Herstellung von Glas mittels Glaubersalz, statt, wie bisher, Pottasche. Diese, in Glaskreisen revolutionäre Erfindung, brachte ihm viel Anerkennung und die finanziellen Mittel ein, sich in Schwabing ein Anwesen zu kaufen, in das er sich mit seiner Familie niederließ. Seit 1801 war Baader frequentierendes Mitglied der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, ab 1808 residierendes. Im selben Jahr erhielt er den Zivildienstorden der Krone Bayerns und wurde somit in den Adelsstand erhoben.

In den darauffolgenden Jahren mischte sich Baader mehr und mehr in das tagespolitische Geschäft ein. So verfaßte er 1814/15 eine Denkschrift für die Monarchen Österreichs, Russlands und Preußens, in der er seine Idee eines Reiches aller christlichen Völker Europas, vereint im Geiste des Christentums darstellt. Diese Schrift bringt ihm nicht nur enge Beziehungen zu Zar Alexander I. ein, sondern beeinflusst auch teilweise die Gründung der Heiligen Allianz.[6] Allerdings sah er die anfänglich in die Heilige Allianz gelegten Hoffnungen nicht erfüllt und wandte sich enttäuscht wieder dem Studium der Philosophie und Theologie, insbesondere der Schriften Jacob Böhmes und Saint-Martin, zu.1822 sah Baader erneut die Zeit reif für eine Verwirklichung seiner Ideen. Schon lange hegte er den Wunsch, eine Anstalt zu gründen, in der Wissenschaft und Religion gleichermaßen gelehrt werden. Er plante, eine christliche Akademie, nicht zuletzt als Gegengewicht zum Enzyklopädistenbund in Frankreich, in St. Petersburg zu gründen. Zur Umsetzung diese Zielsetzung wollte er persönlich die Reise nach Russland antreten, um den Zaren und dessen Kultusminister, Fürst Golicyn, von der Notwendigkeit einer solchen Institution zu überzeugen. Die Reise endete jedoch in einem Desaster; durch vermutete Intrigen wurde Baader zur Persona non grata erklärt, ihm wurde die Einreise nach Russland verweigert und seine Stellung, die er im russischen Kultusministerium innehatte, wurde gekündigt. Baader wurde verdächtigt, zusammen mit seinem Begleiter, dem liberalen estnischen Baron von Yxküll, revolutionäre und staatsgefährdende Ideen zu propagieren. Tief enttäuscht von seiner misslungenen Mission kehrte Baader, nach diversen Zwischenstationen in Berlin bei Hegel und in Leipzig, 1824 wieder nach München zurück.

Als 1826 die Universität von Landshut nach München verlegt wurde, wurde Baader zum Honorarprofessor für Philosophie der Natur ernannt. Trotz dieser glücklichen Wendung war Baader doch enttäuscht, nur als Honorarprofessor einen Lehrstuhl zu erhalten. So hatte er immer wieder mit finanziellen Schwierigkeiten zu kämpfen. Die Eröffnungsrede zum Wintersemester 1826/27 hielt er über philosophische Erkenntniswissenschaft. An der Uni las er mit Zeitgenossen und unter anderem auch Sinnesgenossen wie Görres, Döllinger und auch Schelling. Seine Einbindung in den Eos - Kreis wird an späterer Stelle noch explizit behandelt werden.1838 wurde die Behandlung religionsphilosophischer Fragen Laien an der Universität verboten, so daß Baader nun über Psychologie und Anthropologie lesen musste.1835 starben seine Frau und sein Bruder, und Baader zog sich immer mehr aus dem gesellschaftlichen Leben, dass er noch einige Jahre zuvor sehr gepflegt hatte, zurück. Er hatte mit finanziellen Engpässen zu kämpfen, durch seine Glashütte war er verschuldet und musste schließlich sein Haus in Schwabing aufgeben und in eine Münchner Mietswohnung ziehen. 1839 heiratete er seine zweite Frau, die um einige Jahrzehnte jüngere Marie Robel. Am 23. Mai 1841 starb er in München.

3. Baader und Schelling

3.1 Die Freundschaft der beiden Philosophen

Einer der interessantesten und wohl auch berühmtesten Zeitgenossen Baaders war Friedrich Wilhelm Joseph von Schelling[7].Ihn lernte er 1806 kennen, nachdem Schelling von Würzburg nach München kam, um dort eine Stelle an der Akademie der Wissenschaften anzunehmen. Die beiden Philosophen waren sich sehr sympathisch und es entwickelte sich schnell eine Freundschaft. Kurz nach ihrem Kennenlernen schreibt Schelling über Baader in einem Brief, dass der Münchner ein „herrlicher Seher und trefflicher Mensch [sei]“[8].In einem Brief an Schlegel , ein Jahr nach seiner Ankunft in München, schwärmt er: “Das Angenehmste für mich ist, dass Franz Baader, der herrlicher noch erscheint durch persönliche Bekanntschaft als durch seine Schriften, mein Kollege in der Philosophischen Klasse ist.“[9] Beide setzten sich gemeinsam mit der alten Theosophie, sowie dem Naturbegriff Böhmes auseinander, aber auch mit Phänomenen wie Mesmerismus oder Hellsehen. Sie experimentierten mit Wünschelruten und Pendeln, wobei sich Baader stärker als Schelling für diese Themata interessierte. Auf philosophischem Gebiet waren sich beide einig in ihrer zunehmenden Aversion gegenüber Jacobi. 1808 wurden beide in den Adelsstand erhoben. In den darauffolgenden Jahren folgte ein reger Austausch zwischen den beiden Philosophen; jeder hatte Zugang zur Bibliothek des anderen und man tauschte Schriften zur gegenseitigen Bearbeitung aus. Baader hatte großen Einfluß auf den um zehn Jahre jüngeren Freund. Nicht zuletzt dem Münchner ist es zu verdanken, dass sich Schelling wieder vermehrt der christlichen Religion zuwandte, die er seit seiner Jugendzeit ablehnte und anfing, eine christliche Naturphilosophie zu entwickeln.

3.2. Der Bruch zwischen Baader und Schelling

Doch trotz einer, über Jahre dauernden geistigen Verbundenheit der beiden, kam es vermehrt zu Spannungen. Allerdings merkte Baader erst sehr spät, dass die Freundschaft zu Schelling im Begriff war, sich aufzulösen. Es mag verschiedene Gründe für den Bruch geben, einige sollen im Folgenden dargestellt werden.

[...]


[1] Knoodt, Peter. Anton Günther. Eine Biographie. Wien, 1881. In: Wacker, Bernd. „Kein katholischer Philosoph!“ Baader, Görres und die Görrestradition. Ein Beitrag zur Rezeptionsgeschichte nebst einem beinahe vergessenenne Brief Görres. In: Koslowski, Peter (Hrsg.) Die Philosophie, Theologie und Gnosis Franz von Baaders. Spekulatives Denken zwischen Aufklärung, Restauration und Romantik. Wien, 1993

[2] Zovko, Marie-Elise. Natur und Gott. Das wirkungsgeschichtliche Verhältnis Schellings und Baaders. Würzburg, 1996

[3] Jansen, Gudrun. Die Nazarenerbewegung im Kontext der katholischen Restauration. Die Beziehung Clemens Brentano – Edward von Steinle als Grundlage einer religionspädagogischen Kunstkonzeption. Essen, 1992

[4] Pörnbacher Karl. „Kräftig in die Zeit eingreifen.“ Die katholische Zeitschrift „Eos“ und ihr Kreis. München. Bayerischer Rundfunk, 1989

[5] Siegl, Josef. Franz von Baader. Ein Bild seines Lebens und Wirkens. München, 1957

[6] Siegl, S.11

[7] Friedrich Wilhelm Joseph von Schelling wird am 27. Januar in Leonberg geboren. 1790-95 studiert er Philosophie und Theologie. 1798 wird er außerordentlicher Professor in Jena und lernt dort Fichte, die Brüder Schlegel und Novalis kennen.1803 wird er in Landshut Doktor der Medizin. Im selben Jahr heiratet er Caroline Schlegel und nimmt eine Professur in Würzburg an. 1806 tritt er in den bayerischen Staatsdienst ein und wird Mitglied der Bayerischen Akademie der Wissenschaften. Nach dem Tod seiner Frau 1809 heiratet er 1812 Pauline Gotter. 1820-23 ist er Honorarprofessor an der Universität Erlangen. 1827 wird er für 14 Jahre ordentlicher Professor in München, 1827 Vorstand der Akademie der Wissenschaften. Drei Jahre später wird Schelling zum Wirklichen Geheimen Staatsrat ernannt. 1841 geht er nach Berlin und bleibt bis 1846 ordentlicher Professor an der dortigen Hochschule. 1842 wird er aus dem bayerischen Staatsdienst entlassen und im preußischen Dienst aufgenommen. Am 20. August 1854 stirbt Schelling in der Schweiz. S.a. www.schelling.org (16/8/2005, 16:24 Uhr)

[8] Plitt, Gustav L. Aus Schellings Leben in Briefen. Leipzig, 1869.S. 109 In: Zovko, S.87

[9] Zovko, S.87

Ende der Leseprobe aus 23 Seiten

Details

Titel
Franz von Baader und seine Zeitgenossen - Die Freundschaft zu Schelling und der Eos-Kreis
Hochschule
Ludwig-Maximilians-Universität München
Note
2,1
Autor
Jahr
2005
Seiten
23
Katalognummer
V50471
ISBN (eBook)
9783638466868
Dateigröße
501 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Franz, Baader, Zeitgenossen, Freundschaft, Schelling, Eos-Kreis
Arbeit zitieren
Katja Weber (Autor:in), 2005, Franz von Baader und seine Zeitgenossen - Die Freundschaft zu Schelling und der Eos-Kreis, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/50471

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