Dieser Seminararbeit liegt folgender Aufbau zugrunde: Zunächst sollen die Begriffe Freiheit und Gnade näher definiert werden, um das beidseitige Verhältnis zu klären. Das dritte Kapitel skizziert die Grundsatzfrage des Gnadenstreits. In den darauffolgenden Unterkapiteln sollen erstens beide Gnadensysteme und zweitens ein möglicher Lösungsansatz nach Thomas Pröpper dargestellt werden. Im Hauptteil der vorliegenden Arbeit wird eine systematisch-theologische Betrachtung der scientia-media-Theorie von Luis de Molina durchgeführt, die sich auf die vier Einwände gegen Molinas Theorie konzentriert. Ebenfalls sollen Molinas Belege für seine These über Gottes Mittleres Wissen herausgearbeitet werden. Ziel ist es, einen Gesamtüberblick über die frühneuzeitliche Kontroverse zwischen Thomisten und Molinisten zu erlangen, um die scientia-media-Theorie in systematisch-theologischer Perspektive beurteilen zu können. Das Fazit meiner Arbeit beantwortet zum einen die obige Fragestellung und trägt zum anderen die wichtigsten Ergebnisse der kritischen Betrachtung der scientia-media-Theorie zusammen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Freiheit und Gnade als Begrifflichkeiten
- Die frühneuzeitliche Kontroverse zwischen Thomisten und Molinisten
- Die praemotio physica als Kern des bañezianisch-thomistischen Gnadensystems
- Die scientia media als Zentralpunkt des molinistischen Gnadensystems
- Ein Lösungsansatz nach Thomas Pröpper
- Eine systematisch-theologische Bewertung von Molinas Theorie der scientia media
- Einwände gegen Molinas Theorie des Mittleren Wissens
- Determinismus-Einwand
- Souveränitäts-Einwand
- Wahrmacher-Einwand
- Grundlagen-Einwand
- Molinas Belege für seine These über Gottes Mittleres Wissen
- Einwände gegen Molinas Theorie des Mittleren Wissens
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Seminararbeit widmet sich einer systematisch-theologischen Betrachtung von Molinas Theorie der scientia media. Das Hauptziel ist es, die Vereinbarkeit von Gottes unfehlbarer Vorsehung und Allwissenheit mit menschlicher Freiheit im Kontext des frühen Gnadenstreits zu untersuchen.
- Die Definition und das Verhältnis von Freiheit und Gnade
- Die Kontroverse zwischen Thomisten und Molinisten bezüglich des Gnadensystems
- Molinas Theorie des Mittleren Wissens (scientia media) und deren Einwände
- Die systematische Bewertung von Molinas Argumenten für die scientia media
- Die Bedeutung des Mittleren Wissens für die Frage nach der Freiheit des menschlichen Willens
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel führt in die Thematik ein und erläutert die Bedeutung des Gnadenstreits in der katholischen Theologie. Es skizziert die Debatte zwischen Thomisten und Molinisten über die Rolle der Gnade und der Freiheit in der menschlichen Existenz.
Das zweite Kapitel beleuchtet die Definitionen von Freiheit und Gnade und verdeutlicht deren komplexe Beziehung. Hier werden wichtige Ansätze von Samuel von Pufendorf und anderen wichtigen Denkern vorgestellt.
Das dritte Kapitel bietet einen Überblick über den frühen Gnadenstreit und seine zentralen Akteure. Es stellt die beiden gegensätzlichen Gnadensysteme dar: das bañezianisch-thomistische System mit seiner Betonung der "praemotio physica" und den molinistischen Ansatz, der die "scientia media" als zentrale Komponente sieht. Darüber hinaus wird ein Lösungsansatz von Thomas Pröpper vorgestellt, der die Debatte weiter beleuchtet.
Schlüsselwörter
Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit der frühneuzeitlichen Kontroverse um die Vereinbarkeit von Gottes Allwissenheit und Vorsehung mit menschlicher Freiheit. Zentrale Begriffe sind die "scientia media" (Mittleres Wissen), "praemotio physica", "Freiheit", "Gnade", "Gnadenstreit", "Molinismus", "Thomismus" und die Theorien von Luis de Molina, Domingo Báñez, Gottfried Wilhelm Leibniz und Samuel von Pufendorf.
- Citation du texte
- Laura Sophie Kersch (Auteur), 2019, Eine systematisch-theologische Betrachtung von Molinas Theorie der scientia media, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/505506