Bei jedem gesellschaftlichen Phänomen, so natürlich auch dem Weihnachtsfest, treten Kontinuität und Wandel gemeinsam auf. Dieses Empfinden der einzelnen sich wandelnden oder traditionellen Aspekte eines Brauches ist immer relational und schon zum Zeitpunkt der Aufzeichnung interpretiert. Interessant ist an dieser Stelle die Frage nach dem sozialen Zweck und den Zielen solcher gesellschaftlichen Selbstbeobachtungen. Oft sind so genannte „magische Daten“ Ordnungspfeiler, an denen dieser Beobachtungsmodus besonders intensive Züge annimmt. Grund dafür ist die Konfrontation mit verunsichernden gesellschaftlichen oder chronologischen Zeitenwenden. Besonders deutlich wird dieses Phänomen bei der Beschäftigung mit dem Weihnachtsfest im Elsass, da gerade volkskundliche Themen wie Weihnachtsbräuche den erwünschten Kontinuitätsgedanken verkörpern.
Schon aus dem Jahr 1888 existieren zahlreiche Aufzeichnungen bezüglich elsässischen Traditionen und Festtagen, weil eine Art Verlust von „wertvollem Kulturgut“ befürchtet wurde. So wurden gegen Ende des 19. Jahrhunderts Steuerkontrolleure angehalten: „Möchten unsere Mitarbeiter auch fernerhin offen Auge und Ohr für das Volksleben haben und durch Aufzeichnen zu retten suchen, was noch zu retten ist.“. Dass sich diese Furcht im Laufe der folgenden hundert Jahre scheinbar kaum geändert hat, wird deutlich an Joseph Lefftz` Einschätzung von 1945, dem Ende des zweiten Weltkrieges: „Unsere schnellebige, nüchterne, alles nivellierende Zeit lässt auch dieses Volksgut mehr und mehr verkümmern.“ Camille Schneider gab 1965 „Der Weihnachtsbaum und seine Heimat das Elsass“ ein zweites Mal heraus, „weil seit dem letzten Weltkriege der Charakter des Weihnachtsfestes sich zusehends verändert hat und zwangsläufig mit ihm auch derjenige des Weihnachtsbaumes“. Die westdeutsche Gesellschaft der 60er Jahre hätte laut Schneider „mit dem eingetretenen Verlust des Verständnisses für den Weihnachtsbaum auch den Sinn für das echte Schenken oder Beschenken am Weihnachtsfest fast gänzlich verloren“: „Vom historischen oder geistigen Sinn des christlichen Weihnachtsfestes ist nichts übrig geblieben. Der eigentliche Sinn des Schenkens, der Schenkfreude und des Sich-Schenkens im Weihnachtsereignis ist ebenfalls völlig überschattet von [...] Verweltlichung“. Schneiders Buch entstand daher, um den Leser erkennen zu lassen, „welche ethischen Werte die Menschheit in diesem schönsten der Weihnachtsbräuche besaß“.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- 1. Ursprung des Weihnachtsfestes
- 2. Christkindelmarkt und -bescherung
- 3. Paradies- und Krippenspiele
- 4. Entwicklung des Weihnachtsbaum-Brauches
- 5. Christkindelumzüge
- 6. Vermarktung der elsässischen Weihnacht
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit der elsässischen Weihnacht und ihrer Entwicklung im Laufe der Zeit. Ziel ist es, die traditionellen Bräuche und Rituale dieser Festzeit zu beleuchten und die Bedeutung der Weihnacht für die elsässische Kultur aufzuzeigen. Dabei werden die historischen Wurzeln der Feiertage, die Veränderungsprozesse und die Auswirkungen der Vermarktung der elsässischen Weihnacht untersucht.
- Die Ursprünge des Weihnachtsfestes und die Verbindung zu vorchristlichen Traditionen
- Die Bedeutung der Traditionen in der elsässischen Gesellschaft
- Die Entwicklung und Veränderung von Weihnachtsbräuchen im Laufe der Zeit
- Die Rolle der Vermarktung für die elsässische Weihnacht
- Die Relevanz der Weihnacht für die kulturelle Identität des Elsass
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik der elsässischen Weihnacht ein und beleuchtet die Bedeutung des Brauchtums im Kontext von Kontinuität und Wandel. Kapitel 1 beschäftigt sich mit den Ursprüngen des Weihnachtsfestes und den Verbindungen zu vorchristlichen Traditionen. In Kapitel 2 werden die Traditionen des Christkindelmarktes und der Weihnachtsbescherung im Elsass beleuchtet. Kapitel 3 widmet sich den Paradies- und Krippenspielen, die eine wichtige Rolle im Weihnachtsbrauch spielen. Kapitel 4 untersucht die Entwicklung des Weihnachtsbaum-Brauches im Elsass und seine Bedeutung für die lokale Kultur. In Kapitel 5 werden die Christkindelumzüge thematisiert und deren Rolle als Ausdruck des Brauchtums und der regionalen Identität. Schließlich beleuchtet Kapitel 6 die Vermarktung der elsässischen Weihnacht und die Auswirkungen auf die Traditionen.
Schlüsselwörter
Die Arbeit beleuchtet zentrale Themen und Begriffe wie elsässische Weihnacht, Tradition, Kultur, Wandel, Vermarktung, Christkindelmarkt, Weihnachtsbaum, Paradies- und Krippenspiele, Christkindelumzüge, regionale Identität.
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- M.A. Nicole Nieraad (Autor), 2004, Elsässische Weihnacht, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/50625