Die Arbeit beschäftigt sich mit den ideologischen Grundlagen und rassenpolitischen Aufgaben des Vereins Lebensborn e.V. Um ein quantitatives und gleichzeitig qualitativ hochwertiges Bevölkerungswachstum zu erreichen, wurde fast drei Jahre nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten im Januar 1933 ein Verein gegründet: der Lebensborn e.V. Dieser unterstützte primär ledige Schwangere und Mütter. Bereits mit der Namenswahl verdeutlichte der Verein sein Selbstverständnis: "Born" bezeichnet im Niederdeutschen einen Brunnen oder eine Quelle und versinnbildlichte somit im nationalsozialistischen Rassekompendium einen Quell des "arischen" Lebens. Der Leitgedanke des Lebensborn wurzelte tief sowohl in Ursprung als auch Selbstverständnis des Nationalsozialismus.
Das Phänomen des Lebensborn bietet einen exzellenten Forschungsgegenstand, um die Metamorphose von Ideologien zu Realität zu beobachten. Der Lebensborn e.V. ist als spezifische, sozial- und rassenpolitische Manifestation außerhalb der akademischen Blase des Historikers nur wenigen geläufig. Im populärwissenschaftlichen Diskurs fehlen insbesondere fachlich solide Tatsachenberichte, mangelt es dem Verein als "karitativer" und hochgradig bürokratisierter Einrichtung am morbiden Schrecken nationalsozialistischer Massenvernichtung, welche augenscheinlich mehr Sensationslust beim Leser zu wecken vermag. Während der Holocaust und auch in zunehmendem Maße die Zwangssterilisation und "Euthanasie" von "Minderwertigen" im Nationalsozialismus in großer Intensität wissenschaftlich aufgearbeitet und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden, zeichnet sich in anderen Bereichen nationalsozialistischer Sozialpolitik ein fortwährendes Desinteresse ab, welches allzu leicht zu Mystifizierung oder Vergessen führt.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung.
- Ideologische Grundlagen und nationalsozialistische Rassenpolitik
- Der Sozialdarwinismus und die Idee der „Menschenzüchtung“.
- Nationalsozialistische Rassenideologie, Wohlfahrtsverständnis und bevölkerungspolitische Ziele
- Der neue ,,Mutterkult“ im Spannungsfeld zeitgenössischer Moralvorstellungen...
- Nationalsozialistische Rassenpolitik.……………………..
- Juristische Maßnahmen zur Prävention rassepolitisch unerwünschter Schwangerschaften.......
- Geburtenfördernde Gesetzgebung und Praxis im „Dritten Reich“.
- Das Konzept des Lebensborn e.V..
- Führung und Struktur.
- Selbstverständnis und Zielsetzung.
- Aufgaben.......
- Vereinsmitgliedschaft und Finanzierung ...
- Geheimhaltung...
- Rassenideologische Vereinspraxis.......
- Ideologische Einstellung und „Arisierung“ der Ärzteschaft
- Rassenideologische Auslese der Lebensborn-Mütter und -Väter.........
- „Eindeutschung“ von Kindern aus Europa.......
- Beteiligung an der nationalsozialistischen „Euthanasie“
- Das Heim ,Friesland' in Löhnhorst.....
- Das Herrenhaus Hohehorst.
- Personal...
- Heimleitung und ärztliche Betreuung.
- Verwaltung..
- Schwestern..
- Finanzierung und Kostenerstattung
- Aufnahme- und Entlassungsprozess
- Alltag im Lebensbornheim
- Freizeitgestaltung
- Verpflegung
- Probleme im Zusammenleben.....
- Gesundheitszustand in den Heimen.......
- Stillzwang..
- Hygiene...
- Krankheitsfälle und Kritik an medizinischer Versorgung..
- Säuglingssterblichkeit...
- Ideologische Praxis im Heim.
- Namensgebungen und andere Feierlichkeiten..
- Weltanschauliche Schulungen …………………….
- Heim ,Friesland' ab 1941
- Evakuierung und eingeschränkter Betrieb bis 1944.
- Die norwegischen „Deutschenkinder“ im Heim Friesland ....
- Hohehorst und der Lebensborn nach Kriegsende
- Fazit...
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Masterarbeit untersucht die ideologischen Grundlagen und rassenpolitischen Aufgaben des Lebensborn e. V., einem Verein, der unter dem Protektorat Heinrich Himmlers im nationalsozialistischen Deutschland gegründet wurde. Die Arbeit analysiert den Lebensborn als Instrument der nationalsozialistischen Bevölkerungspolitik und untersucht seine Rolle in der rassenhygienischen Ideologie des Dritten Reichs.
- Die Rolle des Sozialdarwinismus und der „Menschenzüchtung“ in der nationalsozialistischen Rassenideologie
- Die Umsetzung rassenpolitischer Ziele durch den Lebensborn e. V.
- Die Praxis des Vereins in Bezug auf „Eindeutschung“ und „Arisierung“
- Die Geschichte des Lebensbornheims „Friesland“ in Löhnhorst als Beispiel für die Arbeitsweise des Vereins
- Die Auswirkungen der Lebensborn-Politik auf die Lebensbedingungen von Kindern und Müttern
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit beginnt mit einer Einleitung, die den historischen Kontext des Lebensborn e. V. und dessen Bedeutung im nationalsozialistischen System beleuchtet. Kapitel 2 beschäftigt sich mit den ideologischen Grundlagen und der nationalsozialistischen Rassenpolitik, die die Gründung des Vereins beeinflusst haben. Hierbei wird insbesondere auf die Rolle des Sozialdarwinismus, die „Menschenzüchtung“ und die nationalsozialistische Bevölkerungspolitik eingegangen. Kapitel 3 untersucht die Struktur und das Selbstverständnis des Lebensborn e. V., einschließlich seiner Aufgaben, Mitgliedschaft und Finanzierung. Es analysiert auch die rassenideologische Vereinspraxis, die sich in der „Arisierung“ der Ärzteschaft, der Auslese von Lebensborn-Müttern und -Vätern, der „Eindeutschung“ von Kindern und der Beteiligung an der „Euthanasie“ manifestierte. Kapitel 4 widmet sich dem Lebensbornheim „Friesland“ in Löhnhorst und beleuchtet dessen Geschichte, Personalstruktur, Finanzierung und Alltag. Es untersucht auch die medizinische Versorgung und den Gesundheitszustand der Kinder in diesem Heim sowie die ideologische Praxis des Lebensborn in diesem Kontext.
Schlüsselwörter
Lebensborn e. V., Nationalsozialismus, Rassenpolitik, Rassenhygiene, Bevölkerungspolitik, „Menschenzüchtung“, Sozialdarwinismus, „Eindeutschung“, „Arisierung“, Lebensbornheim, Heim „Friesland“, Löhnhorst, Hohehorst.
- Quote paper
- Hannah Weiß (Author), 2019, Ideologische Grundlagen und rassenpolitische Aufgaben eines nationalsozialistischen Instruments am Beispiel des "Lebensborn e.V.", Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/507405