Seit Jahrtausenden schon betreibt der Mensch Sklaverei. In allen Zeiten hat es Kulturen gegeben und in allen Kulturen Zeiten, in denen Menschen, als Wesen zweiter Klasse angesehen und weitestgehend entrechtet, verschiedenste Arbeiten für ihre Unterdrücker leisten mussten. Sind uns aus der Antike vor allem die Römer, aber auch Griechen und Ägypter als Sklavenhalter in Erinnerung, gab es darüber hinaus in jeder Hochkultur jener Epoche das Phänomen der Sklavenhaltung, der zwar auch Verbrecher und Schuldner, jedoch vor allem Krieggefangene zum Opfer fielen.
Bis zum Beginn des Hohen Mittelalters hinein war die Sklavenhaltung, vor allem slawische Menschen wurden dafür gefangen, in ganz Europa verbreitet, bis diese langsam zurückging, um mit der Wiederentdeckung Amerikas durch die Europäer erneut einen Aufschwung zu nehmen und erst 1888 mit dem Sklavereiverbot in Brasilien beendet zu werden.
Welches Menschenbild steht hinter solch einem Umgang mit Personen, was ließ die Sklavenhalter annehmen, sie wären im Recht, so gegen andere Menschen zu handeln? Waren es religiöse Gründe, die sie zu der Annahme veranlassten oder althergebrachte Traditionen oder steckte dahinter vielmehr die Ideologie des Rassismus, der es ihnen erlaubte, andere Menschen als „[…] beseelte[n] Besitz“ oder „Menschenfüßler“, also mit den als „Vierfüßler“6bezeichneten Tieren gleichgestellt zu betrachten? Um dies zu erfahren, ob nämlich die Ideologie des Rassismus zur Sklaverei geführt hat, oder ob vielmehr der Rassismus erst aus dem menschenverachtenden Sklavenhandel entstanden ist, soll in dieser Arbeit im Mittelpunkt stehen. Denn erst wenn der Ursprung des Rassismus geklärt ist, kann diesem wirkungsvoll entgegengewirkt werden. Dazu soll diese Arbeit einen kleinen Beitrag leisten.
Um eine adäquate Bearbeitung dieses Themas zu gewährleisten und auch jegliche Missverständnisse auszuräumen, soll zunächst eine Definition der zentralen Begriffe der Fragestellung vorgenommen werden, Sklaverei und Rassismus.
Inhalt
1. Einleitung
Zu Sklaverei
Zu Rassismus
2. Ursprünge, Ausprägungen und Folgen von Sklaverei und Rassismus
Ursprünge und Ausprägungen der Sklaverei
Ursprünge und Formen des Rassismus
3. Ist Sklaverei eine Folge von Rassismus oder entstand der Rassismus erst durch die Sklaverei?
4. Anhang
5. Anmerkungen
1. Einleitung
Seit Jahrtausenden schon betreibt der Mensch Sklaverei. In allen Zeiten hat es Kulturen gegeben und in allen Kulturen Zeiten, in denen Menschen, als Wesen zweiter Klasse angesehen und weitestgehend entrechtet, verschiedenste Arbeiten für ihre Unterdrücker leisten mussten. Sind uns aus der Antike vor allem die Römer, aber auch Griechen und Ägypter als Sklavenhalter in Erinnerung, gab es darüber hinaus in jeder Hochkultur jener Epoche das Phänomen der Sklavenhaltung, der zwar auch Verbrecher und Schuldner, jedoch vor allem Krieggefangene zum Opfer fielen.[1]
Bis zum Beginn des Hohen Mittelalters hinein war die Sklavenhaltung, vor allem slawische Menschen wurden dafür gefangen, in ganz Europa verbreitet, bis diese langsam zurückging,[2] um mit der Wiederentdeckung Amerikas durch die Europäer erneut einen Aufschwung zu nehmen und erst 1888 mit dem Sklavereiverbot in Brasilien beendet zu werden.[3]
Welches Menschenbild steht hinter solch einem Umgang mit Personen, was ließ die Sklavenhalter annehmen, sie wären im Recht, so gegen andere Menschen zu handeln? Waren es religiöse Gründe, die sie zu der Annahme veranlassten oder althergebrachte Traditionen oder steckte dahinter vielmehr die Ideologie des Rassismus, der es ihnen erlaubte, andere Menschen als „[…] beseelte[n] Besitz“[4] oder „Menschenfüßler“[5], also mit den als „Vierfüßler“[6] bezeichneten Tieren gleichgestellt zu betrachten? Um dies zu erfahren, ob nämlich die Ideologie des Rassismus zur Sklaverei geführt hat, oder ob vielmehr der Rassismus erst aus dem menschenverachtenden Sklavenhandel entstanden ist, soll in dieser Arbeit im Mittelpunkt stehen. Denn erst wenn der Ursprung des Rassismus geklärt ist, kann diesem wirkungsvoll entgegengewirkt werden. Dazu soll diese Arbeit einen kleinen Beitrag leisten.
Um eine adäquate Bearbeitung dieses Themas zu gewährleisten und auch jegliche Missverständnisse auszuräumen, soll zunächst eine Definition der zentralen Begriffe der Fragestellung vorgenommen werden, Sklaverei und Rassismus.
Zu Sklaverei
Als Sklaverei bezeichnet man allgemein den Zustand der dauerhaften, im Recht der jeweiligen Gesellschaft verankerten Abhängigkeit eines Menschen gegenüber einem anderen. Doch dieses zentrale Kriterium muss noch durch weitere ergänzt werden. So ist die Sklaverei im Grunde eine doppelte Reduktion des versklavten Menschen, und zwar in ökonomischer und sozialer Sicht.[7] Das bedeutet zum einen die vollständige wirtschaftliche Abhängigkeit, einschließlich der für das Überleben notwendigen Grundversorgung, vom Sklavenhalter und zum anderen das Ausschalten jeder sozialen Beziehung innerhalb der Sklavenpopulation, sodass der Sklave als „sozial tot“[8] angesehen werden kann. Die Abhängigkeit ist so weit reichend, dass Leben und Tod des Sklaven vom Willen des Sklavenhalters abhängt und dieser in gewisser Weise an die Stelle des Staates tritt. So ist dem Staate der Zugriff auf diesen ebenso wenig möglich wie auf andere Besitzstände des Sklavenhalters, wodurch die Macht des Staates vor allem in Sklavengesellschaften stark mediatisiert wird und der Zugriff auf einen Großteil der Bevölkerung gar nicht möglich ist, was vor allem steuerrechtlich relevant erscheint. Der Zustand des sozialen Todes kann erst mit der Zeit durch die Bildung sozialer Kontakte überwunden werden, welche durch Kauf und Verkauf von Sklaven jedoch jederzeit erschüttert und umgewälzt werden können.[9]
Zu Rassismus
Der Begriff des Rassismus ist weitaus schwieriger zu fassen, vor allem da er bereits vorhandene Assoziationen besitzt, die mitunter weit gestreut und daher nicht präzise genug sind, um den Begriff ohne Erläuterung wissenschaftlich zu gebrauchen.
Rassismus beschreibt in erster Linie eine stark übersteigerte Ablehnung gegen eine bestimmte Gruppe von Menschen, die gemeinsame Merkmale besitzt und sich durch diese von der Gruppe der Rassisten abgrenzt. Zusätzlich dazu ist jedoch eminent wichtig, dass hierzu biologische, vererbliche Unterscheidungsmerkmale die zentrale Stelle einnehmen. So ist auch die Unterscheidung von Antijudaismus und Antisemitismus zu verstehen,[10] denn während der Antijudaismus die ablehnende Haltung gegenüber der Religion des Judentums meint, steht Antisemitismus vielmehr für den rassistisch motivierten Hass gegen die Abstammungsgemeinschaft der semitischen Menschen, speziell der Juden[a]. Hier ist folglich nicht die Religion als Bestandteil der Kultur ausschlaggebend, auch wenn sie die meisten Juden verbindet, sondern die Abstammung. So werden auch zum Christentum übergetretene Juden von Antisemiten verfolgt, während dies bei Antijudaisten nur noch sehr eingeschränkt geschieht, zum Beispiel bei Verdacht der weiteren Religionsausübung.[11]
Der Rassismus weist insgesamt drei Elemente auf:
1. Er ist strukturell und institutionalisiert. Das heißt, es gibt bereits feste, konkrete Formen der Ausgrenzung von Minderheiten, deren Diskriminierung auf vermuteten, unterstellten oder tatsächlich vorhandenen, kulturellen und biologischen Unterschieden zu den Rassisten beruhen
2. Er entsteht und reproduziert sich durch das Einteilen der Menschheit in voneinander stark abgegrenzte, teilweise komplementär gegenüberstehende Gruppen. Des Weiteren werden die betroffenen viktimisiert, das heißt zugleich als unterlegen betrachtet und als bedrohliche Gruppe wahrgenommen. Außerdem werden Minderheiten aus staatlichen und religiösen Berufen weitestgehend ausgeschlossen und spielen im öffentlichen Leben keine Rolle.
3. Zuletzt das Element der Gewalt. Zunächst herrscht hier die persönliche Gewalt vor, die in Einzelaktionen vorgenommen wird und in der Regel Einzelpersonen oder kleine Gruppen trifft. Hier tritt schon das eigentliche Ziel des Rassismus zum Vorschein, nicht nur Ausgrenzen zu wollen sondern im Endeffekt die Vertreibung oder den Tod der Minderheit im Auge zu haben. Als absolute Endform des Rassismus tritt dann der genozidale Charakter zum Vorschein, dem nicht mehr nur Einzelne, sondern breite Kreise der Minderheit, institutionalisiert getötet oder vertrieben, zum Opfer fallen.[12]
[...]
[1] Gehrke/Schneider 2000, Seite 14
[2] Boockmann 2001, Seite 34
[3] Reinhard 1996, Seite 96
[4] Gehrke/Schneider 2000, Seite 139
[5] Gehrke/Schneider 2000, Seite 138
[6] Gehrke/Schneider 2000, Seite 138f
[7] Kaese 1991, Seite 5f
[8] Osterhammel 2000, Seite 27
[9] Osterhammel 2000, Seite 27
[10] Priester 2001, Seite 12
[11] Priester 2001, Seite 27
[12] Scherrer 120ff
[a] Der Begriff „Juden“ wird hier sowohl für die Religionsgemeinschaft als auch für das Volk verwendet, da sowohl „Judäer“, „Israeli“ als auch „Kanaaniter“ oder ähnliche Begriffe dieses Volk nur unzureichend beschreiben.
- Arbeit zitieren
- Daniel Tatz (Autor:in), 2005, Rassismus durch Sklaverei oder Sklaverei durch Rassismus? Über Ursprung, Entwicklung und Folgen von Rassismus und Sklaverei., München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/50743
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