Leseprobe
Inhalt
1. Reflexionen zur Lerngruppe
1.1. Allgemeines
1.2. Zusammensetzung der Klasse
1.3. Der Leistungsstand der Klasse im Hinblick auf den Inhalt
2. Nennung der zu fördernden und zu erreichenden Kompetenzen
2.1. Einordnung des Themas im Bildungsplan
2.2. Ziele, die zur Erreichung dieser Kompetenzen dienen
3. Überlegungen zum Inhalt und zur Sache
4. Didaktische Analyse
4.1. Didaktische Begründung der Themenauswahl
4.2. Einbettung der Stunde in den übergeordneten unterrichtlichen Kontext
4.3. Didaktische Hinweise und Prinzipien
5. Methodische Überlegungen
5.1. Begrüßung
5.2. Einstieg
5.3. Hinführung
5.4. Erarbeitungsphase
5.5. Sicherungsphase
5.6. Erweiterung
6. Unterrichtsverlauf
7. Literaturliste
1. Reflexionen zur Lerngruppe
1.1. Allgemeines
Die Schule ist eine Grund-, Haupt- und Werkrealschule und setzt sich aus den zwei Standorten, der Tal- und der Bergschule zusammen. In der Talschule befinden sich Grund- und Hauptschulklassen, während es in der Bergschule nur Grundschulklassen gibt. Die Hauptschule ist einzügig. An der Berg- und Talschule werden ca. 550 Schüler1 aufgeteilt auf 24 Klassen von 38 Lehrerinnen und Lehrern und einer pädagogischen Assistentin betreut und unterrichtet. Zwei Besonderheiten der Schule möchte ich an dieser Stelle noch nennen:
- zum einen werden an der Hauptschule in unterschiedlichen Fächern bilinguale Module durchgeführt.
- zum anderen handelt es sich bei der Schule um eine offene Bürgerschule.
Das Klassenzimmer der Klasse 7 befindet sich im Obergeschoss des Hauptgebäudes der Schule. Das Klassenzimmer ist nach dem Prinzip einer Lernlandschaft aufgebaut: Es sind immer zwei Tische mit der langen Seite gegeneinander gestellt. Zwischen den zwei Tischen steht ein Regal mit einer Pinnwand und Fächern. Hier können die Schüler ihre Materialien aufbewahren und es dient gleichzeitig als Sichtschutz. Die Tische sind so gestellt, dass es möglich ist vor der Tafel noch einen Stuhlkreis zu bilden. Außerdem hat jeder Schüler die Möglichkeit von seinem Tisch aus an die Tafel zu sehen. Daher ist auch das Arbeiten mit dem Overheadprojektor oder der Tafel gut möglich. Das Lehrerpult steht vorn im Zimmer neben der Tafel. Diese besondere Gestaltung des Klassenzimmers ist auf Grund der geringen Klassengröße möglich.
1.2. Zusammensetzung der Klasse
Die Klasse 7 ist eine sehr lebendige Klasse mit unterschiedlichen Charakteren und setzt sich aus 13 Schülern zusammen: 7 Jungen und 6 Mädchen (12-15 Jahre). Die Klasse beschreibt sich selbst als eine gut funktionierende Gruppe. Meiner Beobachtung nach, ist es jedoch so, dass es sowohl Jungen als auch Mädchen gibt, die ab und an in eine Außenseiterposition gedrängt werden. Außerdem beschimpfen und ärgern sie sich. Manche Kinder haben große Probleme in der Familie. Dies spiegelt sich, wie auch die Pubertät, im Verhalten wieder.
Das Arbeits- und Sozialverhalten der Klasse ist zurzeit eher als schlecht zu beschreiben. Die Schüler sind unmotiviert und verhalten sich sowohl untereinander als auch der Lehrperson gegenüber teilweise respektlos. Es zeigt sich beispielsweise darin, dass die Schüler im Unterricht nicht mitarbeiten, sich hinter ihren Tischen verstecken oder massiv stören. Dieses Verhalten der Klasse muss bei der Unterrichtsplanung berücksichtigt werden.
Allgemein ist die Klasse in Mathematik sehr leistungsschwach. Klassenarbeiten mit einem Durchschnitt schlechter als 3,5 sind normal. Einige Schüler, die meines Erachtens eine Sonderstellung in der Klasse einnehmen, möchte ich im Folgenden kurz vorstellen:
N. ist der stärkste Schüler in Mathematik. Er arbeitet stets motiviert und bringt sich mit seinem breiten Wissen gut in den Unterricht ein. Ihn werde ich bei Bedarf als Experten hinzuziehen.
S., B., E. und A. sind in Mathematik die leistungsschwächsten Schüler. Sie brauchen viel Hilfe und verstehen Dinge oft auch nach häufigem Erklären noch nicht. Während B., E. und A. sich eher leise hinter ihrem Tisch verstecken um nicht aufzufallen, stört S. den Unterricht. Es wird eine besondere Herausforderung sein, den Unterricht so zu gestalten, dass auch sie in den Unterricht gut mit einbezogen werden können und motiviert sind zu arbeiten.
J. ist für den Mathematikunterricht meist schwer zu motivieren. Sein Verhalten ist von einer Lustlosigkeit und Desinteresse gekennzeichnet. Er fällt meist durch Störungen auf. Ich hoffe durch das Gedankenlesen bei ihm Interesse zu wecken und ihn dadurch zur Unterrichtsbeteiligung zu motivieren.
1.3. Der Leistungsstand der Klasse im Hinblick auf den Inhalt
Die dargestellte Stunde ist die Einführungsstunde in die Unterrichtseinheit „Terme“. Im Hinblick auf die Unterrichtsstunde sind den Schülern einfache Terme hauptsächlich aus der Flächen- und Umfangsberechnung von Figuren bekannt. Des Weiteren ist es möglich, dass die Schüler bereits beim Umgang mit ihrem Handy mit Termen gerechnet haben. So ist es beispielsweise die Rechnung mit einem einfachen Term, wenn sie sich die Kosten für 30 SMS ausrechnen. Sie waren sich dessen jedoch meiner Meinung nach nicht bewusst. Daher ist davon auszugehen, dass der Begriff „Term“ mit seiner dahinter stehenden Bedeutung den Schülern noch nicht bekannt ist. Eventuell haben sie ihn in ihrem Mathematikbuch schon einmal gelesen. Mit Bedeutung gefüllt wird er aber noch nicht sein.
Das Problem der Stunde ist es, einen Term aufzustellen. Hiermit haben die Schüler bisher sicherlich wenig bis keine Erfahrung. Weshalb ich mich trotzdem für dieses Problem entschieden habe, erläutere ich in Kapitel 4.2.
2. Nennung der zu fördernden und zu erreichenden Kompetenzen
2.1. Einordnung des Themas im Bildungsplan
Im Bildungsplan sind folgende Kompetenzen für das Fach Mathematik aufgeführt, die ich am Ende der Unterrichtseinheit erreicht haben möchte:
Leitidee Zahl:
„Die Schülerinnen und Schüler können Terme aufstellen und Terme mit Klammern umformen und vereinfachen.“2
Des Weiteren sind im Bildungsplan prozessbezogene Kompetenzen aufgeführt.3 Diese zu fördern und zu erreichen gilt ebenfalls als längerfristiges Ziel. In dieser Unterrichtsstunde werden das Problemlösen, das Argumentieren und das Kommunizieren gefördert.
2.2. Ziele, die zur Erreichung dieser Kompetenzen dienen
Fachliche Kompetenzen:
- Die Schüler lernen den Begriff „Term“ kennen.
- Die Schüler lernen den Begriff „Variable“ kennen.
Prozessbezogene Kompetenzen:
- Die Schüler arbeiten während der Stunde an einem Problem. Hierdurch wird das Problemlösen gefördert.
- Die Schüler werden während der Arbeitsphase und in der Schlussphase miteinander über das Problem ins Gespräch kommen. Hierdurch wird das Kommunizieren in und über Mathematik gefördert.
- Die Schüler trainieren das Argumentieren, in dem sie über richtige und falsche Lösungsmöglichkeiten und Ergebnisse diskutieren.
3. Überlegungen zum Inhalt und zur Sache
„Ein Term ist eine sinnvolle mathematische Zeichenreihe ohne Relationszeichen“4. Er kann Zahlen, Variablen, Symbole für mathematische Verknüpfungen und Klammern enthalten.
Ein Term kann immer sprachlich ausgedrückt werden. Als Beispiele wären zu nennen:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten5
In Termen werden, wie im Beispiel zu sehen ist, häufig Variablen verwendet. Diese können Buchstaben oder grafische Symbole sein. Sie dienen als Platzhalter für bestimmte Zahlen.6 Enthalten Terme Variablen, so kann man für diese Zahlen einsetzen. Der Term nimmt dann einen konkreten Wert an. Terme ohne Variable kann man sofort ausrechnen.7 Terme können, kommen die gleichen Variablen mehrfach vor, zusammengefasst/vereinfacht werden. Zahlen, die vor einer Variablen stehen heißen Koeffizienten. Der Koeffizient „1“ wird nicht geschrieben.8
4. Didaktische Analyse
4.1. Didaktische Begründung der Themenauswahl
Terme dienen dazu, eine allgemeingültige Beschreibung von inner- und außermathematischen Prozessen abzugeben. Sie bieten außerdem die Möglichkeit, eine Situation zu explorieren und allgemeine Einsichten zu bekommen. Die abstrakte Problemlösung ist hierdurch planbar und Probleme können allgemein gelöst werden. Es wird außerdem möglich, allgemeingültige Argumentationen wie Beweise durchzuführen. Das Wissen kann auf abstrakter Ebene kommuniziert werden.9 Es zeigt sich: Terme sind ein wichtiges Instrument der Mathematik. Dies gilt es den Schüler in der Unterrichtseinheit zu vermitteln und ihnen so den Umgang mit Termen und deren Nützlichkeit näher zu bringen. Des Weiteren sind die Terme als eine wichtige Vorstufe für das Arbeiten mit Gleichungen anzusehen.
Auch im alltäglichen Bereich ist es für den Mensch oft einfacher, sich einen kurzen Term aufzustellen. Als Beispiel die Kostenberechnung für eine Reise: 1 Übernachtung im Hotel kostet 23,75 €. Nun wird verglichen was 10 Nächte bzw.13 Nächte kosten. Der Term, der sich dahinter verbirgt ist x × 23,75.
Für einige Schüler werden Terme in ihrem späteren Leben sicherlich bei dem Umgang mit Excel von Bedeutung sein. Sie werden aufgefordert Formeln einzugeben um mit diesem Programm leichter rechnen und Informationen darstellen zu können. Egal ob in technischen Berufen oder im kaufmännischen Bereich sind der Umgang und das Verständnis von Termen eine Grundvoraussetzung.
4.2. Einbettung der Stunde in den übergeordneten unterrichtlichen Kontext
Die Stunde „Gedankenlesen“ ist die erste Stunde der Unterrichtsreihe „Terme“. Diese Unterrichtseinheit umfasst ca. 4 Unterrichtswochen. Folgende Gliederung habe ich vorgesehen. Sie kann sich jedoch auf Grund der Ergebnisse aus der ersten Stunde noch einmal verändern. (Der Mathematikunterricht findet jeweils 45 Minuten statt.)
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
4.3. Didaktische Hinweise und Prinzipien
Nach langer Recherche habe ich mich bei der Einführungsstunde für das Gedankenlesen entschieden. Diese Idee ist in Anlehnung an Dahl und Nordquist entstanden.10 Das Ziel der Stunde liegt darin, dass ich einen Überblick über das Vorwissen der Schüler zum Thema „Terme“ bekomme. Es wird eine Standortbestimmung durchgeführt. Das Problem der Stunde ist eine sogenannte „Überforderungsaufgabe“11. Das heißt, den Schülern steht zum Lösen des Problems die eigentlich notwendige Kompetenz, einen Term aufstellen zu können, noch nicht zur Verfügung. Sie sollen jedoch durch Problemlösen, Knobeln und den Austausch untereinander Lösungswege aufstellen und diskutieren. Es wird sich hierbei zeigen, was die Schüler bisher für Wissen mitbringen. Eine Standortbestimmung findet statt.
[...]
1 Aufgrund der besseren Lesbarkeit habe ich in diesem Unterrichtsentwurf außer innerhalb eines Zitats auf die Nennung beider Geschlechter verzichtet. Grundsätzlich sind jedoch beide Geschlechtergruppen mit gleich hoher Wertigkeit gemeint.
2 Bildungsplan Werkrealschule 2010, S. 63
3 Vgl. Bildungsplan Werkrealschule 2010, S. 59
4 Rolles, Unger (2008), S. 11
5 Rolles, Unger (2008), S. 11
6 Vgl. Rolles, Unger (2008), S. 10
7 Vgl. Rolles, Unger (2008), S. 11
8 Vgl. Rolles, Unger (2008), S. 107
9 Vgl.Vollrath (1994), S. 86
10 Vgl. Dahl, Nordquist (2003)
11 PIK AS, S. 2