Leseprobe
Inhalt
1 Einleitung
2 Protektionistische Instrumente
2.1 Tarifäre Handelshemmnisse
2.2 Nichttarifäre Handelshemmnisse
3 Protektionismus unter Benjamin Harrison
4 Protektionismus unter Ronald Reagan
5 Protektionismus unter Donald Trump
6 Schlussbetrachtung
7 Abbildungsverzeichnis
8 Literaturverzeichnis
1 Einleitung
Am 01.03.2018 wurde bekannt, dass die USA Strafzölle auf Stahl- und Aluminiumimporte verhängen will. Die Gründe hierfür sind vielfältig und spiegeln sich in ihrer Argumentation sowohl in dem Schutz der US-amerikanischen Stahlindustrie als auch dem Ruf nach protektionistischen Maßnahmen im Automobilbereich zur Stärkung der Innovationskraft wider.1
Die Auswirkungen von protektionistischer Wirtschaftspolitik werden nicht erst seit der Wahl von Donald J. Trump zum 44. Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika im aktuellen gesellschaftlichen, politischen und auch wirtschaftshistorischen Kontext diskutiert, die Dynamik der Auseinandersetzung hat sich gleichwohl spätestens seit der Inauguration des Republikaners im Januar 2017 erheblich gesteigert. Mit Vorschlägen wie Strafzöllen auf deutsche Auto-Importe in die USA und der gezielten Förderung der heimischen Wirtschaft gewann die öffentliche Meinungsbildung zur Thematik Protektionismus erheblich an Bedeutung. Dass es protektionistische Tendenzen in der Wirtschaftshistorie der US-Wirtschaft nicht erst seit letztem Jahr gibt, verdeutlicht sich an den Reaganomics während der 1980er Jahre oder auch am McKinley Tariff gegen Ende des 20. Jahrhunderts.
Der Konflikt des Freihandels begründet sich in seinen theoretischen Vorstellungen auf den Grundsätzen der Terms of Trade von Ricardo. Der Handel soll unter den Grundsätzen des freien Handels allen an diesem Format beteiligten Volkswirtschaften ermöglichen ihre tatsächlichen, komparativen Kostenvorteile in denjenigen Wirtschaftsbereichen vollständig auszuschöpfen, in denen sie effizient und effektiv Waren produzieren, und somit den Wohlstand der Nation zu steigern. In dem Freihandel wird folglich die Produktion dadurch optimiert, dass jedes Land auf das Gut spezialisiert, das es relativ zu anderen Gütern im eigenen Land kostengünstiger herstellen kann und somit seine Arbeitskräfte in die produktivste Verwendung lenkt.2 Diese in der Theorie für alle Beteiligten utilitaristisch vorteilhaften Auswirkungen des Freihandels spiegeln sich in der ökonomischen Realität gleichwohl nicht zu 100 Prozent wider. Die Komplexität und grenzübergreifende Interdiszipli- narität hinsichtlich des Beitrags zu einzelnen Wertschöpfungsebenen in der Produktion aber auch Dienstleistungserbringung bei einem parallel zusehends globalisierten Abnahmemarkt indiziert, dass die internationalen Handelsbeziehungen im 21. Jahrhundert nicht auf einem T rivialismus beruhen. Denn die Unterschiedlichkeiten in der Wirtschafts-, Fiskal-, und Außenpolitik sowie der gesamtgesellschaftlichen Rahmenbedingungen liefern konkrete Anreize für die Anwendung von Handelshemmnissen zugunsten der eigenen Volkswirtschaft.
Im Rahmen dieser Seminararbeit werden unterschiedliche Aspekte der Auswirkungen von protektionistischer Wirtschaftspolitik behandelt. Im Fokus der Untersuchung stehen insbesondere die binnenwirtschaftlichen Implikationen von protektionistischen Entwicklungen. Eine weitere Rolle spielt die Wahrnehmung dieser ökonomischen Effekte in der Zivilgesellschaft. Die Wirkkraft wird sowohl anhand diverser Maßnahmen vergleichend gegenübergestellt, als auch insbesondere im globalhistorischen Zusammenhang anhand von konkreten Beispielen aufgezeigt.
2 Protektionistische Instrumente
Der Protektionismus definiert sich nicht aus der reinen Terminologie mitsamt seines lateinischen Ursprungs im Wort „protector" als Schutz heraus.3 Zur Untersuchung der Auswirkungen wird im Folgenden eine Übersicht der Handelshemmnisse für ein fundiertes Verständnis vorangestellt.
2.1 Tarifäre Handelshemmnisse
Unter einem tarifären Handelshemmnis wird das klassische Instrument des Protektionismus verstanden: Der Zollsatz - welcher Auswirkungen auf den Handel von Ländern untereinander hat und maßgeblich zur Schaffung eines Wettbewerbsvorteiles zu Ungunsten des anderen Landes führt.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
2.2 Nichttarifäre Handelshemmnisse
Nichttarifäre Handelshemmnisse haben vergleichbar mit tarifären Handelshemmnissen wettbewerbsverzerrende Wirkung auf den internationalen Handel. Zu differenzieren ist jedoch, dass sich die Instrumentarien außerhalb der reinen Zollerhebung bewegen und primär auf die Beeinflussung von Güterbewegungen zu Gunsten der eigenen Volkswirtschaft abzielen.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
3 Protektionismus unter Benjamin Harrison
Zwölf Jahre vor der Jahrhundertwende errang der republikanischen Präsidentschaftskandidat Harrison und wurde Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika. Er setzte sich erfolgreich gegen den tendenziell eher freihandelsorientierten Rivalen Grover Cleveland durch.11 Der ehemalige Gouverneur von Texas übernahm das Amt als Staatsoberhaupt in einer desolaten wirtschaftlichen Situation. Durch die zunehmende Konzentration unternehmerischer Aktivitäten auf einzelne Großkonzerne, bildeten sich Oligopole, welche die Marktpreise elementarer Produkte zu ihren eigenen Gunsten in Kartellen fixierten.
Zwei Jahre nach Amtsantritt wurde die größte, konzertierte Zollerhöhung um rund 50 Prozent in der damaligen Geschichte der Vereinigten Staaten im Rahmen des MCKinley Tariff Actes beschlossen. Die Zollerhöhung war seinerseits eine Reaktion auf die Verweigerung der zollfreien Einfuhr von Rohprodukten verschiedener Nationen in Südamerika. Die Folgewirkungen der Handelshemmnisse auf die US-Ökonomie erwiesen sich als vielschichtig.
Der sich nach der Wahl von Harrison in einer Aufschwungphase befindliche Aktienmarkt verlor nach der Bekanntgabe der Zollerhöhung auf über 450 Güter signifikant an Wert. Innerhalb weniger eines Jahres entstanden massive Wertverluste in Höhe von nahezu 25 Prozent gemessen an der Wertentwicklung des Dow Jones Average von seinem Allzeithoch mit 99 Punkten im Mai 1890 und seinem Jahrestief im Dezember 1890 von 76 Punkten. Die zeitversetzt in vergleichbarem Anteil gesenkten Gewinnausschüttungen der Unternehmen wiesen darauf hin, dass die Handelspolitik sich auch realwirtschaftlich niederschlug.12 Die Anleger fürchteten eine negative Handelsspirale. Profiteure der protektionistischen Politik waren vor allem die durch die Zollerhöhung geschützten Schwerindustrien in den Staaten New York sowie Indiana.13
[...]
1 Frankfurter Allgemeine Zeitung, in: Gabriel in größter Sorge nach Trumps Ankündigung. Geplante Strafzölle, in:
http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/donald-trumps-strafzoelle-angst-vor-einem-handelskrieg-15474544.html (abgerufen am 04.03.2018).
2 Bernhofen, Daniel M. The empirics of comparative advantage: Overcoming the tyranny of nonrefutability. Review of International
Economics, Hoboken 2005. 13. Jg., Nr. 5, S. 1017-1023.
3 Protector, is (m.) = Beschützer, Bedecker, Leibwache
4 Heller H. Robert., Integration und Internationaler Handel. In: Internationaler Handel. Physica-Verlag, Heidelberg 1975. S. 199 - 212.
5 Sammelband Scheiß: Handwörterbuch der Volkswirtschaft. S. 87. In:
6 Krugman, Paul. Internationale Wirtschaft: Theorie und Politik der Außenwirtschaft. Pearson , München 2012 S. S. 276 f.
7 Krugman, Paul. Internationale Wirtschaft: Theorie und Politik der Außenwirtschaft. Pearson , München 2012 S. 271 - 277.
8 Konrad-Adenauer-Stiftung. Die transatlantische Wissenspartnerschaft, Berlin 2014. S. 14 - 17.
9 Weitert, Christian. Die Auswirkungen technologischer Innovationen auf den Wettbewerb aus marktbasierter und unternehmensinterner Perspektive. In: Wettbewerbsimplikationen technologischen Wandels. Springer Gabler, Wiesbaden 2005. S. 11
10 Kösters, Wim. Freihandel versus Industriepolitik. Verlag Weltarchiv, Hamburg 1992. Nr. 72, Nr. 1, S. 49-5
11 Lake, David A. The state and American trade strategy in the pre-hegemonic era. International Organization, New York 1988, 42. Jg., Nr. 1, S. 33 - 58.
12 Global Financial Data Corp., in: http://www.globalfinancialdata.com/gfdblog/wp-content/uploads/2013/02/image002.png,( abgerufen am 13.03.2018).
13 Amy, Sturgis. Presidents from Hayes Through McKinley: Debating the Issues in Pro and Con Primary Documents, London 2003. S. 103 - 106.