Untersuchung der Ursachen fremdenfeindlicher Gewalt unter Zugrundelegung soziologischer Theorien


Term Paper, 2016

17 Pages, Grade: 2,0


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Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung und Forschungsproblem

2 Forschungsfrage

3 Forschungsstand

4 Methode: Literaturanalyse

5 Theoretischer Rahmen und Analyse
5.1 Konflikt-Theorie
5.2 Rational-Utilitarian-Theorie10
5.3 Tradition nach Durkheim
5.4 mikrointeraktionistische Theorie

6 Fazit

Literaturverzeichnis

1 Einleitung und Forschungsproblem

Deutschland 2015: in einem Jahr kommen über 1 Millionen Menschen aus Ländern, die kulturelle Unterschiede aufweisen, nach Deutschland (Pota et al. 2015: 434). Die meisten Ankömmlinge können sich nicht verständigen, noch verstanden werden. Einen so enormen Zustrom an Flüchtlingen hat Deutschland noch nie erlebt, natürlich verän- dert das Deutschland. Doch die Frage ist, wie gehen wir mit dieser Veränderung um? Die Zahlen der Zuwanderer stiegen in den letzten Jahren schon drastisch an. Die Lage in den arabischen Ländern hat sich zugespitzt, die Menschen fühlen sich in ihren Län- dern unsicher, fürchten jeden Tag den Tod. Immer mehr machen sich auf nach Europa, um der ständigen Angst zu entkommen, ihr oder das Leben eines Familienmitglieds zu verlieren - oder ihre ökonomische und wirtschaftliche Lage zu verbessern. Nicht ohne Grund würden sie das Risiko auf sich nehmen und die lange und anstrengende Reise in ein vermeintlich sicheres Land beginnen, im Wissen, dass viele nicht am Ziel ankom- men, sondern ertrinken, verhungern, verschleppt oder zurück geschickt werden. Die Hoffnung treibt diese Menschen an, die Hoffnung auf ein besseres Leben. „Sie hoffen hier auf Sicherheit und darauf, sich ein neues Leben aufbauen zu können, und schätzen Deutschland ökonomisch als sehr stabil ein und als eine offene Gesellschaft“ (Pota et al. 2015: 440). Unrealistische Berichte von interessierten Schlepperkreisen über para- diesische Zustände in Deutschland lassen die Augen weiten.

Parallel zu den steigenden Flüchtlingszahlen kann man eine Tendenz der deutschen Bevölkerung feststellen, sich extremen politischen Positionen anzunähern, die eine Einschränkung des Asylrechts und eine Beschränkung der Zuwandererzahlen fordern. Bürger, die vorher wenig bis gar nicht politisch engagiert waren, werden entweder in der Flüchtlingshilfe politisch aktiv oder drücken ihre ablehnende Haltung der vorbe- schriebenen Entwicklung gegenüber aus. Neben der „Willkommenskultur“ in Deutsch- land hat sich seit etwa einem Jahr auch eine insbesondere gegen islamische Einwande- rer gerichtete Bewegung etabliert, deren Aushängeschild die Vereinigung „PEGIDA“ ist. Die Menschen gehen voller Wut und innerer Unzufriedenheit in Dresden und an- derswo auf die Straßen, um sich gegen die von ihnen empfundene „Islamisierung Europas“ und gegen die Aufnahme von Flüchtlingen auszusprechen. Noch nie hat es seit dem Zweiten Weltkrieg eine so laute Stimme gegen Ausländer gegeben. Während die- se Bewegung noch weitgehend friedlich agiert, nutzen die schon vorhandenen rechts- extremistischen Gruppierungen die Stimmung in weiten Teilen der Bevölkerung, um fremdenfeindliche Haltungen „salonfähig" zu machen. In der Folge ist ein massiver Anstieg fremdenfeindlicher Gewalttaten, Übergriffe auf Erstaufnahmeeinrichtungen und Asylunterkünfte sowie Angriffe auf Personen zu verzeichnen. Die Frage, wie mit der Flüchtlingssituation, die auch von Regierungsseite als „Krise“ bezeichnet wird, umzugehen ist, droht die Gesellschaft zu spalten und diejenigen, welche die „Politik der offenen Grenzen“ ablehnen, zunehmend zu frustrieren und zu radikalisieren. Fremdenfeindliche Gewalt ist kein neues Phänomen in Deutschland: In der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland gab es immer wieder Phasen, in denen ein Anstieg ausländer- bzw. fremdenfeindlicher Gewalttaten festzustellen war. Im Hinblick auf die Dimension der neuerlichen Situation, erscheint es relevant zu untersuchen, weshalb eine zunächst im Rahmen des demokratischen Diskurses zu akzeptierende Kritik an der gegenwärtigen Einwanderungspolitik in zahlreichen Fällen in strafrechtlich rele- vantes Verhalten überschießt. Zum Nachteil der Zuwanderer und derjenigen Personen, die diese betreuen und unterstützen und sich als Teil der sogenannten „Willkommens- kultur“ begreifen.

2 Forschungsfrage

Was waren die Motive der in Deutschland lebenden Bevölkerung im Jahre 2015, ge- walttätig gegen Flüchtlinge bzw. Asylsuchende vorzugehen?

Untersucht werden soll lediglich Gewalt gegen Personen, auf dem Gebiet der Bundes- republik Deutschland. Auch Gewalt gegen Sachen (Beschädigungen von Einrichtung zur Aufnahme von Asylsuchenden etc.) unterfallen indirekt der Forschungsfrage, denn als Gewalt wird in diesem Zusammenhang „eine psychische und/ oder physische Be- einträchtigung bzw. Schädigung der körperlichen und/ oder geistigen Unversehrtheit von Menschen“ (Kerber/Schmieder 1984: 194) verstanden.

3 Forschungsstand

Das hohe Maß an Gewalt gegenüber Ausländern führt zugleich dazu, dass Fachleute in pädagogischen, psychologischen und sozialen Berufen versuchen, herauszufinden, was die Täter dazu motiviert, gewalttätig zu werden.

Der Sozialwissenschaftler Klaus Hurrelmann stellt zu aller erst für Täter mit fremden- feindlichem Hintergrund zwei Thesen auf: Zum einen haben „fremdenfeindliche […] Gewalttaten […] in Deutschland ganz deutlich eine bestimmte politische Kontur: Sie sind fast immer eingebettet in rechtsextremes Denken und Handeln“ (Hurrelmann et al. 1995: 184). Außerdem sind die Täter in über zwei drittel der Fälle noch im Jugend- alter, wobei man zudem noch anmerken sollte, dass dabei kein Zusammenhang mit der Zugehörigkeit zu einer bestimmten sozialen Schicht besteht (Hurrelmann et al. 1995: 184).

Eine weitere Theorie über die Täter fremdenfeindlicher Gewalt führt der Politikwis- senschaftler Christoph Butterwegge an: Täter solcher Gewalttaten sind oft selbst in ih- rer persönlichen Vergangenheit Opfer gesellschaftlicher Verhältnisse geworden. Dabei stellt der Autor eine Abhängigkeit von dem, was die Täter zuvor erfahren haben mit der Ursache für ihre Gewalttätigkeit her: Frustration zählt in vielen Fällen von gewalt- tätigen Straftaten gegenüber Ausländern als Ursprung der Gewalt. Dabei unterscheiden sich auch die Motive, gewalttätig zu werden, je nach Art der Frustration, welche die Täter erfahren (Butterwegge/Lohmann 2001).

Im Zusammenhang damit führt er die Theorie der „Derivation" an, nach der sich die Gewaltbereitschaft aus dem sozialen Ungerechtigkeitsgefühl der Täter entwickelt so- wie der „Desintegrationstheorie“, welche besagt, dass Menschen gewalttätig werden, wenn sie nicht genügend „beruflich, sozial und moralisch verwurzelt“ (Butterwegge/ Lohmann 2001: 38) sind.

An die von Butterwegge vertretende „Desintegrationstheorie“ knüpft Hurrelmanns Ansatz an: Die neu gewonnenen Möglichkeiten des Individuums, sein Leben zu ge- stalten, haben auf der Kehrseite die Folge, dass es sich gezwungen fühlt, seinen Weg alleine zu finden. Das Problem ist, dass „dies nicht selten in individualistischer Isolati- on ohne die Unterstützung durch gewachsene Beziehungsgeflechte“ (Hurrelmann et al. 1995: 190) passiert. Die Gesellschaft hat einen Wandel erlebt: „Zwischeninstanzen“ wie Familie, Arbeitskollektiv, Nachbarschaft, usw. spielen im Leben der Menschen eine stetig abnehmende Rolle. Das führt dazu, dass das Individuum gesellschaftliche Probleme, wie zum Beispiel Migrationsfolgen, direkt erfährt, ohne dass Hilfe bzw. Verständnis von solchen „Zwischeninstanzen“ geboten wird (Hurrelmann et al. 1995: 190).

Hierzu vertritt der Professor Willehad Lanwer folgende Auffassung: Die Ursachen für Gewalt liegen in dem Verhältnis zwischen einem Einzelnen und dem Allgemeinen. Die Lebensumstände eines Einzelnen sind immer bestimmt durch den gesellschaftlich-his- torischen Kontext und sind maßgeblich verantwortlich für die Beziehungen zwischen den Menschen. Das heißt, die „individuellen Handlungen des Einzelnen sind nicht los- gelöst von dem sozialen Feld zu betrachten, [sondern, Anmerkung d. Verf.] sie entwi- ckeln sich aus den Lebens- und Existenzbedingungen des Menschen“ (Lanwer 2008: 31). Auch Lanwer macht hier deutlich, dass die individuellen Handlungen stark von dem sozialen und gesellschaftlichen Umfeld abhängen, in dem sich die Person befin- det.

Zu diesem Phänomen gehört auch die von Hurrelmann angeführte Identitätslosigkeit, die sich in der Gesellschaft bemerkbar macht: Viele finden auf die Fragen „Wer bin ich? Wo gehöre ich hin?“ keine Antwort. Aus der resultierenden Geborgenheitsleere ergibt sich der Wunsch nach Zugehörigkeit zu einer bestimmten „Klasse, Rasse, Haut- farbe und Kultur“(Hurrelmann et al. 1995: 193) wodurch Kriterien, die eine Ausgren- zung zulässig machen, möglich werden - beispielsweise die sinnlich wahrnehmbare Hautfarbe (Hurrelmann et al. 1995: 193).

Aus diesem Ansatz ergibt sich auch die „Überlegenheitstheorie“ von Butterwegge die besagt, dass Ausländer aus einem Bewusstsein der Überlegenheit angegriffen werden, wobei sich hinter dem Überlegenheitsgefühl der Täter in den meisten Fällen nur die Flucht vor der eigenen Unsicherheit und Angst verbirgt, also eine inszenierte Überle- genheit Platz greift. Die inszenierte Kampfbereitschaft wird somit als „Quelle der Macht“ verstanden und überdeckt nur das eigene Unsicherheits- und Ohnmachtsgefühl (Butterwegge/Lohmann 2001: 38).

4 Methode: Literaturanalyse

Die Literaturanalyse stellt als zielgerichtete und planmäßige Methode einen wichtigen Aspekt des wissenschaftlichen Arbeitens dar. Dabei werden Ansätze und Theorien aus bereits vorhandenen wissenschaftlichen Werken gesammelt und als Grundlage für neue Forschungen verwendet. Es werden bereits bekannte Erkenntnisse dargelegt, wo- bei diese ein breites Feld des Themenkomplexes abdecken sollen. Die Literaturanalyse wird als Methode verstanden, die Zusammenhänge zwischen den bisherigen For- schungen aufzeigt sowie gegebenenfalls kontroverse Postionen präsentiert. Zudem wird die Relevanz des Stoffes hervorgehoben und im Idealfall eine etwas bestehende Forschungslücke heraus gearbeitet. Im Hinblick auf die Forschungsfrage einer wissen- schaftlichen Arbeit werden die gesammelten Informationen analysiert. Ziel dieser Me- thode ist es, ein klares Ergebnis hervorzubringen, wobei dieses kritisch hinterfragt werden sollte (Weis et al. 2015).

5 Theoretischer Rahmen und Analyse

Das gesellschaftliche Phänomen, dass immer mehr Flüchtlinge Gewalt durch die in der Bundesrepublik Deutschland ansässige Bevölkerung erfahren, wird im Folgenden mit Hilfe der vier traditionellen soziologischen Theorien analysiert.

5.1 Konflikt-Theorie

Als Konflikt-Theorie wird ein theoretischer Ansatz bezeichnet, der die Gesellschaft als historisches Produkt versteht, die durch Konflikte zwischen verschiedenen Interessen- gruppen maßgeblich beeinflusst wird. Die Veränderung der Strukturformen menschli- cher Gemeinschaften wird danach durch einen Machtwechsel innerhalb sozialer Struk- turen ausgelöst. Die soziale Ordnung ist nach der Konflikt-Theorie definiert durch das unterschiedliche Maß an Macht und die davon abhängige Möglichkeit, Interessen durchzusetzen. Unter Macht wird dabei verstanden, dass man sich in einer dominie- renden Position befindet oder aber dominiert wird, was maßgeblich von Besitz bzw. Besitzlosigkeit abhängig sein soll.

[...]

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Details

Title
Untersuchung der Ursachen fremdenfeindlicher Gewalt unter Zugrundelegung soziologischer Theorien
College
University of Frankfurt (Main)
Grade
2,0
Author
Year
2016
Pages
17
Catalog Number
V508871
ISBN (eBook)
9783346071866
ISBN (Book)
9783346071873
Language
German
Keywords
untersuchung, ursachen, gewalt, zugrundelegung, theorien
Quote paper
Viviane Menges (Author), 2016, Untersuchung der Ursachen fremdenfeindlicher Gewalt unter Zugrundelegung soziologischer Theorien, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/508871

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