In dieser Arbeit will ich anhand von Zeit, den Orten, dem Kollektiv und schließlich der Protagonistin selbst, untersuchen inwiefern die Erzählung "Arzèstula", sowohl einen Eingriff in den politischen als auch literarischen Diskurs darstellt.
Im Jahr 2009, zur Hochzeit der Wirtschaftskrise, die der Bankenkrise 2008 folgte, veröffentlichte Mark Fisher, ein britischer Kulturwissenschaftler, sein Buch "Capitalist Realism", in dem er die ideologische Wirkungsweise des modernen Spätkapitalismus analysierte. Darin beschreibt er den Kapitalismus als eine kafkaeske und adaptive Ideologie, die jeglichen Gedanken an eine Alternative zu sich unterbindet und sich einverleibt. In Anlehnung an Deleuze spricht Fisher von einer dunklen Potenzialität. Hervorgegangen aus der Thatcher Ära und den damit verbundenen neoliberalen Reformen, die im Zuge der Krise insbesondere im Süden Europas durchgesetzt wurden, schuf diese Ideologie ein Klima der Alternativ- und Zeitlosigkeit. Eine Alternative wurde für die Menschen spätestens mit dem Fall der Sowjetunion unvorstellbar, argumentiert Fisher. Der Kapitalismus ist zu verzweigt und undurchsichtig geworden, als dass man hinter ihm noch eine Zukunft sehen könne.
Im März des gleichen Jahres erscheint die Anthologie "Anteprima nazionale. Nove visioni del nostro futuro invisibile". In der namhafte Autor*innen u.a. Vasta und Genna, versuchten eine italienische Zukunft zu skizzieren. In Anknüpfung an Fishers These fällt diese aber denkbar düster aus. Lediglich Wu Mings Erzählung "Arzèstula" trotzt der scheinbaren Aussichtslosigkeit in dem sie zwar, angesichts der Umstände, nüchtern eine post-apokalyptische Welt entwirft, doch auch einen Lösungsansatz bietet wie eine zerrütte Menschheit gerettet werden kann. Mit dem New Italian Epic hatte Wu Ming bereits eine revolutionäre Denkweise wieder in den literarischen Diskurs einfließen lassen und der Idee einer letteratura impegnata neues Leben eingehaucht. In "Arzèstula" verbinden sich somit literarischer und politischer Anspruch des Autors in den gegenwärtigen Diskurs eines postmodernen Spätkapitalismus einzugreifen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Zeit
- Raum
- Kollektiv als Gegenhegemonie
- Protagonistin
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Hausarbeit analysiert Wu Ming 1s Erzählung "Arzèstula" im Kontext von Mark Fishers "Capitalist Realism" und untersucht, wie die Erzählung einen emanzipatorischen Ansatz im postmodernen Spätkapitalismus präsentiert. Die Arbeit beleuchtet, wie die Erzählung in den politischen und literarischen Diskurs eingreift.
- Das Element der Temporalität in der Erzählung
- Die Rolle des Kollektivs als Gegenhegemonie
- Die Protagonistin als Vertreterin eines emanzipatorischen Ansatzes
- Der Einfluss von Deleuze und Lacan auf die Analyse der Erzählung
- Die Bedeutung der Orte in der Erzählung
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung
Die Einleitung führt den Leser in das Thema der Hausarbeit ein und stellt die zentrale These dar. Sie setzt die Erzählung "Arzèstula" in den Kontext von Mark Fishers "Capitalist Realism" und beschreibt die ideologische Wirkungsweise des Spätkapitalismus.
Zeit
Dieses Kapitel analysiert die Temporalität in "Arzèstula" auf vier Ebenen: Histoire, Discours, Historizität und deleuzesches Zeitkonzept. Es wird untersucht, wie die Vergangenheit die Gegenwart beeinflusst und wie die Geschichte als ein materialistisch-dialektischer Prozess verstanden werden kann.
Raum
Dieses Kapitel wird sich mit dem Element des Raumes in der Erzählung befassen. Es wird untersucht, wie die Orte in der Erzählung eine wichtige Rolle spielen und wie sie mit der Protagonistin und ihrer Entwicklung in Verbindung stehen.
Kollektiv als Gegenhegemonie
Dieses Kapitel wird die Rolle des Kollektivs in der Erzählung beleuchten. Es wird untersucht, wie das Kollektiv als Gegenhegemonie fungiert und welche Bedeutung es für den emanzipatorischen Ansatz der Erzählung hat.
Schlüsselwörter
Die zentralen Schlüsselwörter der Arbeit sind: "Arzèstula", "Wu Ming 1", "Capitalist Realism", "Emanzipation", "Kollektiv", "Gegenhegemonie", "Temporalität", "Deleuze", "Lacan", "Spätkapitalismus", "Postmoderne", "Literatur", "Politik".
- Citar trabajo
- Julius Zukowski-Krebs (Autor), 2019, Phönix aus der Asche. Emanzipatorische Ansätze in Wu Mings Erzählung "Arzèstula", Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/509757