Ziel dieser Arbeit ist die Darlegung einer ideologiekritischen Inhaltsanalyse, sowie eine Konkretisierung des Themenbereichs "Verschwörungstheorien". Dabei sollen zunächst die definitorischen Probleme des Gegenstandes "Verschwörungstheorien" dargelegt werden, wobei die Problematik des Begriffs "Verschwörungstheorie" unter Rückgriff auf die von Armin Pfahl-Traughber vorgeschlagene Terminologie, sowie den von Georg Lukács entwickelten Ideologiebegriff aufgelöst werden soll. Schließlich soll durch die Entwicklung eines eigens hierfür konzipierten Klassifikationssystems ein Verständnis von Verschwörungsideologien als heterodoxes, irrationales, materialistisches Glaubenssystem mit dem Gegenstand Staat-Politik-Wirtschaft entwickelt werden, das Gemeinsamkeiten und Unterschiede zu anderen Glaubenssystemen herausstellt. Die so gewonnene Vorgehensweise soll an zwei Kanälen der verschwörungsideologischen Internetszene exemplifiziert werden: Des libertären Verschwörungstheoretikers Oliver Janich, und das Portal "quer-denken.tv" des Historikers Michael Voigt.
Das Verständnis des komplexen und heterogenen Themenbereiches als absurdes Abgleiten menschlichen Denkens in "verrückte Vorstellungen", teilweise "erklärt" durch psychische oder neuronale Fehlfunktionen, und die Auseinandersetzung damit als erheiterndes aber letztlich doch irrelevantes Freizeitvergnügen verfehlt allerdings nicht nur den Kern der Sache, sondern auch die gesellschaftlichen Ursachen und Folgen "verschwörungstheoretischen" Denkens.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Probleme der Definition
- 3. Die bisherige Untersuchung des Phänomens – ein interdisziplinärer Überblick
- 3.1 Die anthropologische Konstante
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit verfolgt das Ziel, eine ideologiekritische Inhaltsanalyse von Verschwörungstheorien durchzuführen und den Themenbereich zu konkretisieren. Dabei werden zunächst die definitorischen Probleme des Begriffs "Verschwörungstheorie" unter Berücksichtigung der Terminologie von Armin Pfahl-Traughber und des Ideologiebegriffs von Georg Lukács geklärt. Es wird ein Klassifikationssystem entwickelt, um Verschwörungsideologien als heterodoxes, irrationales, materialistisches Glaubenssystem zu verstehen, das den Gegenstand Staat-Politik-Wirtschaft behandelt und Gemeinsamkeiten sowie Unterschiede zu anderen Glaubenssystemen aufzeigt. Die Vorgehensweise wird an Beispielen aus der verschwörungsideologischen Internetszene illustriert.
- Definitorische Probleme des Begriffs "Verschwörungstheorie"
- Ideologiekritische Inhaltsanalyse von Verschwörungstheorien
- Entwicklung eines Klassifikationssystems für Verschwörungsideologien
- Analyse der verschwörungsideologischen Internetszene
- Vergleich mit anderen Glaubenssystemen
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung: Die Einleitung beleuchtet den gestiegenen Einfluss von Verschwörungstheorien in der öffentlichen Wahrnehmung, insbesondere seit den Anschlägen vom 11. September 2001 und dem Ukraine-Krieg. Sie hebt die Verbindung von Verschwörungstheorien mit Antisemitismus in der Vergangenheit hervor und beschreibt die Ausweitung ihrer Themengebiete auf ökonomische, politische und kulturelle Bereiche. Die Einleitung stellt die Notwendigkeit einer gesellschaftswissenschaftlichen Auseinandersetzung mit dem Thema heraus, insbesondere im Kontext der "jüdisch-bolschewistischen Weltverschwörung" und der Debatte um "Fake News" und "Alternative Facts". Das Hauptziel der Arbeit wird als ideologiekritische Inhaltsanalyse und Konkretisierung des Themenbereichs "Verschwörungstheorien" definiert. Die Arbeit plant, die definitorischen Probleme des Gegenstandes zu klären und ein Klassifikationssystem für Verschwörungsideologien zu entwickeln. Die Analyse wird an zwei Kanälen der verschwörungsideologischen Internetszene – Oliver Janich und quer-denken.tv – exemplifiziert.
2. Probleme der Definition: Dieses Kapitel befasst sich mit der Schwierigkeit, Verschwörungstheorien im wissenschaftlichen Kontext zu definieren. Es hinterfragt, ob es sich überhaupt um Theorien im strengen Sinne handelt, da ihnen oft empirisch nicht nachweisbare Fakten zugrunde liegen. Die rein etymologische Definition als "Theorie über eine Verschwörung" wird als unzureichend kritisiert, da sie den Wahrheitsgehalt und das Ausmaß der Verschwörung außer Acht lässt. Das Kapitel diskutiert die unterschiedliche Verwendung des Begriffs "Verschwörung" im angelsächsischen und europäischen Kontext und strebt eine differenzierte Betrachtung der Mannigfaltigkeit des Begriffs und seines Inhalts an, die verschiedene Inhalte durch unterschiedliche Begriffe abbilden muss.
3. Die bisherige Untersuchung des Phänomens – ein interdisziplinärer Überblick: Dieses Kapitel bietet einen interdisziplinären Überblick über die bisherigen Untersuchungen des Phänomens der Verschwörungstheorien, mit Fokus auf anthropologischen, psychologischen und politikwissenschaftlichen Arbeiten, da explizit soziologische Untersuchungen eher rar sind. Der Abschnitt 3.1 ("Die anthropologische Konstante") zieht einen Vergleich zum Hexenglauben des 17. Jahrhunderts, um Gemeinsamkeiten und Unterschiede zu Verschwörungstheorien aufzuzeigen. Es wird analysiert, inwiefern der Hexenglauben als frühe Form der Verschwörungstheorie betrachtet werden kann und wo sich entscheidende Unterschiede finden, insbesondere in Bezug auf die Quelle der Macht der Akteure (transzendente Entität vs. die Verschwörung selbst).
Schlüsselwörter
Verschwörungstheorien, Ideologiekritik, Inhaltsanalyse, Definitionsprobleme, Klassifikationssystem, Internetszene, Oliver Janich, quer-denken.tv, Hexenglaube, Ideologiebegriff, Georg Lukács, Armin Pfahl-Traughber, Staat, Politik, Wirtschaft.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zu: Ideologiekritische Inhaltsanalyse von Verschwörungstheorien
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit führt eine ideologiekritische Inhaltsanalyse von Verschwörungstheorien durch. Sie zielt darauf ab, den Begriff "Verschwörungstheorie" zu präzisieren und ein Klassifikationssystem für Verschwörungsideologien zu entwickeln. Die Analyse wird anhand von Beispielen aus der verschwörungsideologischen Internetszene illustriert, insbesondere anhand der Kanäle von Oliver Janich und quer-denken.tv.
Welche Ziele werden verfolgt?
Die Arbeit klärt zunächst die definitorischen Probleme des Begriffs "Verschwörungstheorie", unter Berücksichtigung der Arbeiten von Armin Pfahl-Traughber und Georg Lukács. Sie entwickelt ein Klassifikationssystem, um Verschwörungsideologien als heterodoxe, irrationale und materialistische Glaubenssysteme zu verstehen, die sich mit Staat, Politik und Wirtschaft befassen. Gemeinsamkeiten und Unterschiede zu anderen Glaubenssystemen werden aufgezeigt.
Welche Themenschwerpunkte werden behandelt?
Die zentralen Themen sind die definitorischen Probleme von "Verschwörungstheorie", die ideologiekritische Inhaltsanalyse, die Entwicklung eines Klassifikationssystems für Verschwörungsideologien, die Analyse der verschwörungsideologischen Internetszene und der Vergleich mit anderen Glaubenssystemen.
Wie ist die Arbeit aufgebaut?
Die Arbeit gliedert sich in mehrere Kapitel: Eine Einleitung, die den aktuellen Kontext und die Relevanz des Themas beleuchtet; ein Kapitel zu den Problemen der Definition von Verschwörungstheorien; ein Kapitel mit einem interdisziplinären Überblick über bisherige Forschung, inklusive eines Abschnitts zum anthropologischen Vergleich mit dem Hexenglauben des 17. Jahrhunderts; und abschließende Kapitel mit Zusammenfassung und Schlüsselwörtern.
Welche Methoden werden angewendet?
Die Arbeit verwendet eine ideologiekritische Inhaltsanalyse. Sie analysiert die Inhalte von Verschwörungstheorien, um deren ideologische Grundlagen und Wirkungsweisen zu verstehen. Ein Vergleich mit anderen Glaubenssystemen dient der Einordnung und Kontextualisierung.
Welche Autoren werden zitiert?
Die Arbeit bezieht sich auf die Arbeiten von Armin Pfahl-Traughber und Georg Lukács bezüglich der Definition von Ideologie und Verschwörungstheorien.
Welche Beispiele werden verwendet?
Die Analyse wird an Beispielen aus der verschwörungsideologischen Internetszene illustriert, insbesondere an den Kanälen von Oliver Janich und quer-denken.tv.
Was sind die Schlüsselwörter der Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Verschwörungstheorien, Ideologiekritik, Inhaltsanalyse, Definitionsprobleme, Klassifikationssystem, Internetszene, Oliver Janich, quer-denken.tv, Hexenglaube, Ideologiebegriff, Georg Lukács, Armin Pfahl-Traughber, Staat, Politik, Wirtschaft.
Welche Bedeutung hat der Vergleich mit dem Hexenglauben?
Der Vergleich mit dem Hexenglauben des 17. Jahrhunderts dient dazu, Gemeinsamkeiten und Unterschiede zu modernen Verschwörungstheorien aufzuzeigen und die historische Perspektive zu beleuchten. Der Fokus liegt auf den unterschiedlichen Quellen der Macht der Akteure (transzendente Entität vs. die Verschwörung selbst).
Was ist das Fazit der Einleitung?
Die Einleitung betont den gestiegenen Einfluss von Verschwörungstheorien, insbesondere nach 9/11 und dem Ukraine-Krieg, sowie deren Verbindung zu Antisemitismus. Sie unterstreicht die Notwendigkeit einer wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit dem Thema im Kontext von "Fake News" und "Alternative Facts".
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- Oliver Giel (Author), 2019, Entstehung und Verbreitung von Verschwörungstheorien über das Internet, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/509841