Die vorliegende Arbeit setzt sich mit Bourdieus Ansatz, genauer: Bourdieus Habitustheorie und der Frage danach auseinander, ob, und wenn ja wie, diese Theorie, die zu den neueren der Soziologie gehört, zur Erklärbarkeit des Phänomens des sozialen Wandels beitragen kann.
Es ist kaum zu bestreiten, dass die Gesellschaften unserer Gegenwart, angesichts unerwarteter Krisen und Regimezusammenbrüche etwa, einem rasanten Wandel unterworfen sind. Der Dynamik dieser Entwicklungen mit den vielen Theorien und Labels hinterherzukommen, die den soziologischen Anstrengungen das Phänomen des sozialen Wandels zu erklären, entspringen, gestaltet sich immer schwieriger. Besonders in US-amerikanischen Debatten der Soziologie wird in jüngster Zeit eine mangelnde Beschäftigung mit sozialem Wandel festgestellt und kritisiert.
Maureen T. Hallinan etwa konstatiert der Soziologie Defizite in der Theoriebildung und fordert zu einem Neudenken auf. Um den sozialen Wandel der Gesellschaften unserer Gegenwart noch – oder wieder – adäquat beschreiben zu können, brauche es die Bildung neuer Theorien. Traditionelle makrosoziologische Theorien, wie politökonomische, system- und kommunikationstheoretische Ansätze etwa, die den sozialen Wandel entwicklungsmäßig auf einem hohen Abstraktionsniveau beschreiben und sich dabei auf lineare und langfristige Entwicklungen konzentrieren, verlieren in der Analyse des sozialen Wandels zunehmend an Bedeutung.
Jäger und Meyer stellen fest, dass diese Ansätze nicht nur zu abstrakt, sondern auch zu selektiv seien. Darüber hinaus erweckten sie den Eindruck, die soziologische Forschung habe die gesellschaftlichen Strukturen und Dynamiken bereits total durchschaut. Stattdessen sollen offenere Konzeptionen angestrebt werden, die dann empirisch zu füllen sind. Die Frage danach, ob, und wenn ja wie, gegenwärtige Gesellschafts- und Sozialtheorien (noch) zur Erklärbarkeit und Analyse sozialen Wandels beitragen können, ist somit eine von einer hohen Relevanz.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Einführung in die für die Fragestellung relevanten Perspektiven, Theorien, Konzepte und Begriffe
- Bourdieus Begriff und Theorie des Habitus
- ,Relationalen Denken': Das Verhältnis von Habitus und Feld, Habitus und Klasse und Habitus und Geschlecht
- Die Möglichkeit des sozialen Wandels nach Bourdieus Habitustheorie
- Kritik an der Habitustheorie
- Möglichkeiten und Grenzen der Erklärbarkeit sozialen Wandels nach der Habitustheorie
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit untersucht Bourdieus Habitustheorie und ihre Fähigkeit, sozialem Wandel gerecht zu werden. Die Arbeit konzentriert sich dabei auf die Frage, ob und wie Bourdieus Theorie, die den sozialen Wandel als ein komplexes, dynamisches Phänomen betrachtet, dieses Phänomen adäquat erklären kann.
- Der Begriff des Habitus und seine Bedeutung für die Sozialisation und die Reproduktion sozialer Strukturen.
- Die Beziehung zwischen Habitus und sozialen Feldern (z. B. Bildungssystem, Arbeitsmarkt).
- Kritik an der Habitustheorie und deren Fähigkeit, sozialem Wandel Rechnung zu tragen.
- Die Möglichkeiten und Grenzen des sozialen Wandels im Kontext der Habitustheorie.
- Die Relevanz der Habitustheorie für die Analyse aktueller gesellschaftlicher Entwicklungen.
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt das Problem des sozialen Wandels in der heutigen Gesellschaft dar und argumentiert, dass traditionelle soziologische Ansätze unzureichend sind, um die Dynamik des Wandels zu erfassen. Die Arbeit konzentriert sich deshalb auf Bourdieus Habitustheorie, um zu untersuchen, ob sie eine Alternative für die Erklärung sozialen Wandels bietet.
Das zweite Kapitel führt in die relevanten Perspektiven, Theorien, Konzepte und Begriffe ein, die für die Analyse der Fragestellung relevant sind. Es wird insbesondere auf Bourdieus Begriff des Habitus und das "relationale Denken" eingegangen. Das Kapitel beleuchtet die Beziehung zwischen Habitus und Feld, Habitus und Klasse sowie Habitus und Geschlecht.
Das dritte Kapitel befasst sich mit der Frage, ob und wie die Habitustheorie den sozialen Wandel erklären kann. Es werden kritische Einwände gegenüber der Habitustheorie diskutiert und die Frage nach den Möglichkeiten und Grenzen der Erklärbarkeit sozialen Wandels nach Bourdieu geklärt.
Schlüsselwörter
Die Arbeit konzentriert sich auf die folgenden Schlüsselwörter und Themen: Habitus, sozialer Wandel, Pierre Bourdieu, Feld, Klasse, Geschlecht, soziale Reproduktion, Praxis, strategisches Handeln, Kritik, Möglichkeiten und Grenzen.
- Citation du texte
- Josefa Aygün (Auteur), 2018, Bourdieus Habitustheorie und die Erklärbarkeit sozialen Wandels, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/509849