Am Anfang steht die Frage: Was ist internationaler Handel und welche Aufgaben haben hierbei Rechtsordnungen? Zur Beantwortung wird in dieser Arbeit die Neue Institutionenökonomik (NIÖ) herangezogen, die wirtschaftliche Aktivität auf Transaktionskostenbasis analysiert und davon ausgeht, dass Transaktionen im Rahmen von rechtlichen Institutionen stattfinden. Grundlage jeglichen Wirtschaftens ist eine institutionelle Rechtsordnung, die in besonderem Maße bei Wirtschaftsbeziehungen über die Staatsgrenzen hinweg von Bedeutung ist. Der Zusammenhang von Wirtschaftssystemen und rechtlichem Rahmen führt auf internationaler Ebene allerdings zu einer Unsicherheit, die in der Berührung von Außenhandelstransaktionen mit unterschiedlichen Rechtssystemen und der Territorialität von Staatsgewalt ihren Ursprung findet. Dies äußert sich in zusätzlichen Transaktionskosten als Hindernis für koordinationseffiziente Arbeitsteilung, denen einerseits durch privatautonome Kräfte und andererseits durch Harmonisierung, Rechtsvereinheitlichung sowie Einführung neuen Rechts auf völkerrechtlicher Grundlage begegnet werden kann. Diese Aspekte sind Forschungsschwerpunkt der Neuen Institutionenökonomik Internationaler Transaktionen (NIIT) - dem Thema der vorliegenden Arbeit. Als junge Theorie setzt sich bisher mit der Frage nach den ökonomischen Gründen für die Zersplitterung der Rechtsordnungen, optimalen Rechtsräumen, den Auswirkungen der Territorialität bei grenzüberschreitenden Kooperationen von privaten und staatlichen Akteuren sowie den möglichen Lösungsansätzen auseinander.
In dieser Arbeit wird nach einer Darstellung der NIÖ als Analyseinstrument und der darauf aufbauenden NIIT, das theoretische Modell des Tauschdilemmas bei internationalen Transaktionen als Grundlage der Betrachtungen erörtert. Auf dieser Basis werden konstitutionelle Lösungsansätze in der Theorie und Praxis aufgeführt und auf das Beispiel der Europäischen Union (EU) bezogen. Die Ergebnisse sind im letzten Kapitel zusammenfassend dargestellt.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Von der Neoklassik zur Neuen Institutionenökonomik
- Einführende Differenzierung
- Ausrichtungen der Neuen Institutionenökonomik
- Neue Institutionenökonomik Internationaler Transaktionen
- Entstehung einer alternativen Außenhandelstheorie
- Das ,,Internationale“ der Transaktion
- Territorialität des Rechts als Grundlage für konstitutionelle Unsicherheit
- Spieltheoretische Grundlage
- Das Transaktionsdilemma – Rückblick auf die ökonomische Basis
- Wege zur Überwindung des Dilemmas
- Vereinheitlichte Rechtsnormen als Lösung des Dilemmas?
- Der theoretische Weg zur Rechtsvereinheitlichung
- Aufgaben und Inhalte des Internationalen Privatrechts
- Transaktionsrelevanz des Internationalen Privatrechts
- Das Plus an Transaktionssicherheit
- Das Minus an Transaktionssicherheit
- Rechtsvereinheitlichung des Internationalen Privatrechts am Beispiel der EU
- Resümee
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit der Neuen Institutionenökonomik Internationaler Transaktionen (NIIT) und analysiert, wie diese Theorie die Herausforderungen des internationalen Handels im Kontext unterschiedlicher Rechtssysteme angeht. Sie untersucht die Entstehung und Entwicklung der NIIT und ihre Kritik am neoklassischen Wirtschaftsmodell.
- Transaktionskosten und ihre Auswirkungen auf die Organisation und Durchführung wirtschaftlicher Aktivitäten
- Die Bedeutung der Verfügungsrechte und der rechtlichen Rahmenbedingungen für den internationalen Handel
- Die Herausforderungen der Territorialität von Rechtssystemen für grenzüberschreitende Kooperationen
- Das Transaktionsdilemma und die Möglichkeiten zur Überwindung desselben
- Die Rolle der Rechtsvereinheitlichung für die Förderung von Transaktionssicherheit
Zusammenfassung der Kapitel
- Kapitel 1: Einleitung: Dieses Kapitel führt in die Thematik des internationalen Handels und die Bedeutung von Rechtsordnungen in diesem Kontext ein. Die NIÖ wird als Analyseinstrument vorgestellt, das wirtschaftliche Aktivitäten auf Transaktionskostenbasis betrachtet. Die Unsicherheiten, die durch die Berührung von Außenhandelstransaktionen mit unterschiedlichen Rechtssystemen und der Territorialität von Staatsgewalt entstehen, werden beleuchtet.
- Kapitel 2: Von der Neoklassik zur Neuen Institutionenökonomik: Dieses Kapitel befasst sich mit den grundlegenden Annahmen der Neoklassik und ihren Unterschieden zur NIÖ. Es wird erläutert, dass die NIÖ das institutionelle Umfeld und seine Auswirkungen auf das menschliche Verhalten und die Wirtschaft in den Mittelpunkt stellt.
- Kapitel 3: Neue Institutionenökonomik Internationaler Transaktionen: Dieses Kapitel widmet sich den Herausforderungen des internationalen Handels im Kontext der NIIT. Es erläutert die Entstehung einer alternativen Außenhandelstheorie, die Bedeutung des "Internationalen" der Transaktion und die Rolle der Territorialität des Rechts bei der Entstehung von konstitutioneller Unsicherheit.
- Kapitel 4: Spieltheoretische Grundlage: Dieses Kapitel untersucht das Transaktionsdilemma und die ökonomischen Grundlagen, die zu diesem Dilemma führen. Es werden verschiedene Ansätze zur Überwindung des Dilemmas vorgestellt.
- Kapitel 5: Vereinheitlichte Rechtsnormen als Lösung des Dilemmas?: Dieses Kapitel befasst sich mit der Frage, ob die Vereinheitlichung von Rechtsnormen eine Lösung für das Transaktionsdilemma bietet. Es analysiert den theoretischen Weg zur Rechtsvereinheitlichung und die Aufgaben und Inhalte des Internationalen Privatrechts.
- Kapitel 6: Rechtsvereinheitlichung des Internationalen Privatrechts am Beispiel der EU: Dieses Kapitel untersucht die Rechtsvereinheitlichung des Internationalen Privatrechts im Kontext der Europäischen Union. Es zeigt auf, welche Auswirkungen die Rechtsvereinheitlichung auf die Transaktionssicherheit hat.
Schlüsselwörter
Die Arbeit beschäftigt sich mit zentralen Themen der NIÖ, wie z.B. Transaktionskosten, Verfügungsrechte, Vertragsbeziehungen und Territorialität des Rechts. Im Fokus steht insbesondere die Analyse der NIIT, die sich mit den Herausforderungen des internationalen Handels und den Möglichkeiten der Rechtsvereinheitlichung auseinandersetzt. Wichtige Konzepte, die in der Arbeit behandelt werden, sind konstitutionelle Unsicherheit, Transaktionsdilemma, Rechtsräume und optimale Rechtsgestaltung. Die Arbeit befasst sich auch mit praktischen Beispielen, wie z.B. der Europäischen Union, um die theoretischen Konzepte zu illustrieren.
- Citation du texte
- Kay-Ute Dallmeier-Tießen (Auteur), 2005, Neue Institutionenökonomik internationaler Transaktionen, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/51017