1. Das Erdbeben im historischen Kontext
Die Zeit in der Heinrich von Kleist das Erdbeben geschrieben hat, ist eine Zeit des Umbruchs. Ereignisse wie das Erdbeben von Lissabon, vor allem aber die Französische Revolution mit all ihren Schattenseiten, haben die Menschen verunsichert und die Grundsätze der Aufklärung in Frage gestellt.
Das Erdbeben lässt sich zwar nicht eindeutig einer literarischen Epoche zuordnen, es sollte aber im geschichtlichen Kontext seiner Entstehung gesehen werden, denn Bezüge zu historischen Ereignissen und zeitgenössischer Literatur sind nicht von der Hand zu weisen.
Die im Erdbeben geschilderten Ereignisse sind von keiner bestimmten Machtinstanz zu verantworten. Christliche Motive weisen auf die Existenz einer allmächtigen Gottheit hin, während in anderen Passagen alles zufällig und unvorhersehbar erscheint. Die Personen in der Erzählung könnte man als dritte Instanz verstehen, da dem Menschen spätestens seit der Aufklärung mit dem Verstand auch Eigenverantwortung und –macht zugesprochen wird.
Diese Problematik der verschiedenen Machtinstanzen spiegelt die Zerrissenheit und Verunsicherung in der damaligen Zeit wieder, und besonders das Theodizeeproblem beschäftigte die Menschen im 18. Jahrhundert.
Inhaltsverzeichnis
- Das Erdbeben im historischen Kontext
- Das Theodizeeproblem
- Theodizeevorstellungen im 18. Jahrhundert
- Leibniz und die beste aller Welten
- Voltaire oder der Pessimismus?
- Katastrophen im Erdbeben in Verbindung mit den zeitgenössischen Theodizeevorstellungen
- Theodizeevorstellungen im 18. Jahrhundert
- Der Mensch als Machtinstanz?
- Die Personen im Erdbeben als Täter oder Opfer
- Das Liebespaar
- Don Fernando der „göttliche Held“
- Die Kinder
- Staat und Anarchie
- Die Personen im Erdbeben als Täter oder Opfer
- Das Motiv des Zufalls
- Zufall als Gegenbeweis zu Gott?
- Ist konstruierter Zufall noch zufällig?
- Das Erdbeben als Ausdruck einer zerrissenen Seele
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit analysiert Heinrich von Kleists „Erdbeben von Chili“ im Kontext der Aufklärung und des Theodizeeproblems. Sie befasst sich mit den verschiedenen Machtinstanzen, die im Werk in Frage gestellt werden, und untersucht, wie Kleist die Verunsicherung und Zerrissenheit der Zeit in seiner Erzählung verarbeitet.
- Die Relevanz des Erdbebens von Lissabon und Voltaires Candide für Kleists Werk
- Das Theodizeeproblem als Ausgangspunkt für die Analyse der verschiedenen Machtinstanzen im Erdbeben
- Der Mensch als handelnde und verantwortliche Instanz im Kontext der Aufklärung
- Die Rolle des Zufalls und seiner Interpretation im Erdbeben
- Das Erdbeben als Metapher für die Zerrissenheit der Seele
Zusammenfassung der Kapitel
1. Das Erdbeben im historischen Kontext
Dieses Kapitel beleuchtet den historischen Hintergrund von Kleists „Erdbeben von Chili“, indem es die Zeit des Umbruchs, die von Ereignissen wie dem Erdbeben von Lissabon und der Französischen Revolution geprägt war, beschreibt. Das Erdbeben, so wird argumentiert, lässt sich zwar keiner bestimmten Epoche eindeutig zuordnen, sollte aber im Kontext seiner Entstehung gesehen werden, da Bezüge zu historischen Ereignissen und zeitgenössischer Literatur deutlich erkennbar sind.
2. Das Theodizeeproblem
Dieses Kapitel analysiert das Theodizeeproblem, also die Frage, wie Gott allgütig und allmächtig sein kann, wenn es gleichzeitig so viel Unglück und Ungerechtigkeit in der Welt gibt. Es befasst sich mit den Theodizeevorstellungen des 18. Jahrhunderts und stellt insbesondere die Ideen von Leibniz und Voltaire vor. Leibniz' Vorstellung von der besten aller Welten wird kritisch betrachtet, während Voltaires pessimistischer Blick auf das Leid in der Welt im Kontext des Erdbebens von Lissabon diskutiert wird.
3. Der Mensch als Machtinstanz?
Dieses Kapitel untersucht die Rolle des Menschen als Machtinstanz in Kleists „Erdbeben von Chili“. Es werden die Personen im Erdbeben als Täter oder Opfer analysiert, wobei das Liebespaar, Don Fernando und die Kinder im Fokus stehen. Die Problematik von Staat und Anarchie wird ebenfalls in diesem Kapitel beleuchtet.
4. Das Motiv des Zufalls
Dieses Kapitel befasst sich mit dem Motiv des Zufalls in Kleists Werk und untersucht die Frage, ob Zufall ein Gegenbeweis zu Gott ist oder ob konstruierter Zufall noch zufällig ist.
5. Das Erdbeben als Ausdruck einer zerrissenen Seele
Dieses Kapitel analysiert das Erdbeben als Metapher für die Zerrissenheit der Seele, die im Erdbeben von Chili dargestellt wird.
Schlüsselwörter
Die Arbeit analysiert Heinrich von Kleists „Erdbeben von Chili“ unter den Schlüsselbegriffen: Erdbeben von Lissabon, Theodizee, Aufklärung, Machtinstanzen, Zufall, Zerrissenheit der Seele, Gott, Mensch, Staat, Anarchie.
- Citation du texte
- Maria Benz (Auteur), 2003, Das Problem der Machtinstanzen in Heinrich von Kleists 'Erdbeben von Chili', Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/51120