Frederick Winslow Taylor, der schon zu Lebzeiten als Pionier der modernen Betriebsführung galt, verfolgte den Grundsatz, die Anwendung der menschlichen Arbeitskraft zum Gegenstand wissenschaftlicher Beobachtungen und Analysen zu machen und die daraus gewonnenen Erkenntnisse zum Wohle aller zu nutzen: Die mit seinem System des Scientific Management (Wissenschaftliche Betriebsführung) gesteigerte Produktivität sollte gleichermaßen die Gewinne der Unternehmen, die Verdienste der Arbeiter und allgemein den Wohlstand der Bevölkerung erhöhen. Allerdings manifestierte sich von Anfang an die Ambiguität seines Systems, die darin bestand, dass Taylor zwar Ordnung und Verlässlichkeit schuf und sich mithin gegen Willkür, Faustregeltum und Traditionen in den Betrieben seiner Zeit stellte, indes gleichzeitig auch gegen die Selbstbestimmung des einzelnen Arbeiters, den er in ein Regeln befolgendes straffes System einspannen wollte, welches seiner Auffassung nach für eine effiziente Arbeitsweise nötig war. Seine Ausführungen zogen daher sofort kritische Stimmen nach sich, die bis heute nicht verstummt sind und dem „menschenverachtenden Taylorismus“ stets eine zynische Entseelung der Arbeiterschaft und deren Ausbeutung durch hohe Leistungsvorgaben vorwarfen. Anknüpfend an diese kritischen Stimmen beschränkt sich diese Abhandlung auf den humanwissenschaftlichen Aspekt der Taylor’schen Arbeitsmotivation und fragt danach, wie Frederick Taylor die Arbeiter dazu bringen wollte, unter seinem kritisierten (starren und monotonen?) Regelsystem täglich das zu erbringen, was er als „angemessene Tagesleistung“ betrachtete.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- I Die Wissenschaftliche Betriebsführung
- I.1 Historische Hintergründe
- I.2 Die Prinzipien der Wissenschaftlichen Betriebsführung
- II Die defizitäre Arbeitsmoral
- II.1 Die „irrtümlichen“ Leistungszurückhaltungen
- II.2 Die „gerechtfertigten“ Leistungszurückhaltungen
- III Taylors Ansätze zur Motivationssteigerung der Arbeiter
- III.1 Taylors Menschenbild
- III.2 Die „geistige Umwälzung“
- III.3 Unterwerfung unter die Wissenschaftlichkeit
- III.4 Die Lohnsysteme
- III.5 Die Mitbestimmung der Arbeiter
- IV Schlussfolgerungen und Grenzen von Taylors Ansätzen
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Abhandlung untersucht den humanwissenschaftlichen Aspekt von Frederick Winslow Taylors Ansatz zur Arbeitsmotivation. Sie beleuchtet, wie Taylor die Arbeiter dazu bringen wollte, unter seinem kritisierten starren Regelsystem die von ihm als „angemessene Tagesleistung“ definierte Arbeitsmenge zu erbringen. Der Fokus liegt dabei auf der Beziehung zwischen Unternehmensleitung und Arbeiterschaft im Kontext von Taylors Scientific Management.
- Taylors Wissenschaftliche Betriebsführung und deren Prinzipien
- Ursachen für Leistungszurückhaltungen der Arbeiter zu Taylors Zeit
- Taylors Lösungsansätze zur Steigerung der Arbeitsmotivation
- Das Menschenbild Taylors und seine Auswirkungen auf seine Motivationstheorie
- Grenzen und Kritik an Taylors motivationspsychologischen Überlegungen
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung: Die Einleitung stellt Frederick Winslow Taylor und sein Scientific Management vor, hebt dessen Ambivalenz hervor – die Schaffung von Ordnung und Verlässlichkeit einerseits und die Einschränkung der Arbeiterselbstbestimmung andererseits. Sie skizziert die kritischen Stimmen zum Taylorismus und kündigt die Fokussierung auf den humanwissenschaftlichen Aspekt von Taylors Arbeitsmotivationstheorie an. Die zentrale Frage lautet: Wie wollte Taylor die Arbeiter unter seinem starren System zu einer angemessenen Tagesleistung motivieren? Die methodische Herausforderung besteht darin, eine singuläre Frage aus dem umfassenden Taylor-System herauszulösen, ohne das Gesamtkonzept zu vereinfachen.
I Die Wissenschaftliche Betriebsführung: Dieses Kapitel bietet eine kurze Darstellung der Prinzipien des Scientific Managements. Zunächst wird die defizitäre Organisationsstruktur der US-Industrie um die Jahrhundertwende charakterisiert, bevor die wichtigsten Aspekte von Taylors Wissenschaftlicher Betriebsführung erläutert werden. Es legt den Grundstein für das Verständnis der späteren Ausführungen zur Arbeitsmotivation im Kontext des Taylor-Systems.
I.1 Historische Hintergründe: Dieser Abschnitt beschreibt den historischen Kontext von Taylors Wirken in der schnell wachsenden US-Stahlindustrie. Er beleuchtet die bestehenden, defizitären Organisationsstrukturen – das Vertragsunternehmersystem und das Werkmeistersystem – die durch Willkürlichkeit der Lohnzahlungen, Inkompetenz der Unternehmer und mangelnde Skalierbarkeit gekennzeichnet waren. Die bestehenden Systeme basierten auf Prinzipien kleiner Handwerksbetriebe und förderten Konflikte zwischen Vorarbeitern und Arbeitern sowie mangelnde Kostentransparenz. Diese Ineffizienzen bildeten die Grundlage für Taylors Reformpläne.
I.2 Die Prinzipien der Wissenschaftlichen Betriebsführung: Dieser Abschnitt beschreibt Taylors Antwort auf die Probleme der US-Industrie. Im Gegensatz zu isolierten innovativen Strategien anderer Unternehmer, zielte Taylors Scientific Management auf eine umfassende Reform der Betriebe ab. Das System basiert auf generalisierbaren Prinzipien und einer „geistigen Revolution“, die Kooperation zwischen Arbeitern und Unternehmensleitung fördert. Ein zentrales Element ist das Vertrauen in eine neue Wissenschaft, die Arbeitsbedingungen unparteiisch festlegt. Taylor sah die bewusste Leistungszurückhaltung der Arbeiter ("soldiering") als Ausgangsproblem und zielte mit seinem System auf eine Leistungssteigerung ohne Mehrbelastung der Arbeiter ab.
II Die defizitäre Arbeitsmoral: Dieses Kapitel analysiert die Gründe für die Leistungszurückhaltung der Arbeiter zu Taylors Zeit. Es differenziert zwischen "irrtümlichen" und "gerechtfertigten" Gründen, um ein umfassendes Verständnis der damaligen Arbeitsrealität zu schaffen und Taylors Lösungsansätze im folgenden Kapitel zu kontextualisieren.
III Taylors Ansätze zur Motivationssteigerung der Arbeiter: Dieses Kapitel präsentiert Taylors Strategien zur Steigerung der Arbeitermotivation. Es beleuchtet sein Menschenbild, die angestrebte „geistige Umwälzung“, die Unterwerfung unter die Wissenschaftlichkeit, seine Lohnsysteme und die Rolle der Mitbestimmung der Arbeiter innerhalb seines Systems. Die verschiedenen Aspekte werden im Kontext seines Gesamtkonzepts analysiert, um die Kohärenz und die Wirkungsweise seiner Ansätze zu verdeutlichen.
Häufig gestellte Fragen zu: Wissenschaftliche Betriebsführung und Arbeitsmotivation nach Taylor
Was ist der Gegenstand dieser Abhandlung?
Diese Abhandlung untersucht den humanwissenschaftlichen Aspekt von Frederick Winslow Taylors Ansatz zur Arbeitsmotivation. Sie beleuchtet, wie Taylor die Arbeiter dazu bringen wollte, unter seinem kritisierten starren Regelsystem die von ihm als „angemessene Tagesleistung“ definierte Arbeitsmenge zu erbringen. Der Fokus liegt auf der Beziehung zwischen Unternehmensleitung und Arbeiterschaft im Kontext von Taylors Scientific Management.
Welche Themen werden behandelt?
Die Abhandlung behandelt folgende Themenschwerpunkte: Taylors Wissenschaftliche Betriebsführung und deren Prinzipien; Ursachen für Leistungszurückhaltungen der Arbeiter zu Taylors Zeit; Taylors Lösungsansätze zur Steigerung der Arbeitsmotivation; Das Menschenbild Taylors und seine Auswirkungen auf seine Motivationstheorie; Grenzen und Kritik an Taylors motivationspsychologischen Überlegungen.
Welche Kapitel umfasst die Abhandlung?
Die Abhandlung gliedert sich in folgende Kapitel: Einleitung; I Die Wissenschaftliche Betriebsführung (inkl. I.1 Historische Hintergründe und I.2 Die Prinzipien der Wissenschaftlichen Betriebsführung); II Die defizitäre Arbeitsmoral; III Taylors Ansätze zur Motivationssteigerung der Arbeiter; IV Schlussfolgerungen und Grenzen von Taylors Ansätzen.
Was wird in der Einleitung beschrieben?
Die Einleitung stellt Frederick Winslow Taylor und sein Scientific Management vor, hebt dessen Ambivalenz hervor (Ordnung und Verlässlichkeit vs. Einschränkung der Arbeiterselbstbestimmung), skizziert kritische Stimmen zum Taylorismus und kündigt die Fokussierung auf den humanwissenschaftlichen Aspekt von Taylors Arbeitsmotivationstheorie an. Die zentrale Frage ist: Wie wollte Taylor die Arbeiter unter seinem starren System zu einer angemessenen Tagesleistung motivieren?
Worum geht es im Kapitel „Die Wissenschaftliche Betriebsführung“?
Dieses Kapitel bietet eine kurze Darstellung der Prinzipien des Scientific Managements. Es charakterisiert die defizitäre Organisationsstruktur der US-Industrie um die Jahrhundertwende und erläutert die wichtigsten Aspekte von Taylors Wissenschaftlicher Betriebsführung. Es legt den Grundstein für das Verständnis der späteren Ausführungen zur Arbeitsmotivation im Kontext des Taylor-Systems.
Was wird in den Unterkapiteln zu „Die Wissenschaftliche Betriebsführung“ behandelt?
I.1 Historische Hintergründe: Beschreibt den historischen Kontext von Taylors Wirken, beleuchtet die bestehenden, defizitären Organisationsstrukturen (Vertragsunternehmersystem und Werkmeistersystem) und deren Ineffizienzen als Grundlage für Taylors Reformpläne. I.2 Die Prinzipien der Wissenschaftlichen Betriebsführung: Beschreibt Taylors Antwort auf die Probleme der US-Industrie, sein umfassendes Reformprogramm basierend auf generalisierbaren Prinzipien und einer „geistigen Revolution“, das Vertrauen in eine neue Wissenschaft und die bewusste Leistungszurückhaltung der Arbeiter ("soldiering") als Ausgangsproblem.
Worum geht es im Kapitel „Die defizitäre Arbeitsmoral“?
Dieses Kapitel analysiert die Gründe für die Leistungszurückhaltung der Arbeiter zu Taylors Zeit. Es differenziert zwischen "irrtümlichen" und "gerechtfertigten" Gründen, um ein umfassendes Verständnis der damaligen Arbeitsrealität zu schaffen und Taylors Lösungsansätze im folgenden Kapitel zu kontextualisieren.
Was wird im Kapitel „Taylors Ansätze zur Motivationssteigerung der Arbeiter“ behandelt?
Dieses Kapitel präsentiert Taylors Strategien zur Steigerung der Arbeitermotivation. Es beleuchtet sein Menschenbild, die angestrebte „geistige Umwälzung“, die Unterwerfung unter die Wissenschaftlichkeit, seine Lohnsysteme und die Rolle der Mitbestimmung der Arbeiter innerhalb seines Systems. Die verschiedenen Aspekte werden im Kontext seines Gesamtkonzepts analysiert.
Welche Schlussfolgerungen werden gezogen?
Das letzte Kapitel (IV Schlussfolgerungen und Grenzen von Taylors Ansätzen) fasst die Ergebnisse zusammen und diskutiert die Grenzen und Kritikpunkte an Taylors Ansatz. (Der genaue Inhalt dieses Kapitels ist in der gegebenen Vorschau nicht detailliert beschrieben.)
- Citation du texte
- Dominik Jesse (Auteur), 2005, Erziehung und Verbesserung des Arbeitsmaterials: Wie Frederick Winslow Taylor die Arbeitsmotivation in die Betriebe bringen wollte, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/51130