Einleitung
In der vorgelegten Hausarbeit Moral, Wissenschaft und Politik soll ein Vergleich der Dramen Das kalte Licht (1955) von Carl Zuckmayer und In der Sache J. Robert Oppenheimer (1964) von Heinar Kipphardt erfolgen. Dazu möchte ich zuerst die Situation des Dramas in den fünfziger und sechziger Jahren kurz erläutern. Das soll die Basis sein für eine spätere Einordnung der Stücke in ihren Zeitzusammenhang und speziell der Kategorisierung des Zuckmayerdramas als Übergangsphänomen zwischen synthetischer und nach-synthetischer Moderne. Ich werde versuchen zu zeigen, dass Das kalte Licht gerade auf Grund dieser Zwischenposition, also der Verhaftung in alten Traditionen und der Andeutung neuer dramatischer Konzepte, bei Publikum und Kritikern Verwirrung und auch Ablehnung hervorrief. Den Vergleich der beiden Dramen werde ich bezüglich ihres Aufbaus, ihrer Rezeptionsgeschichte und unter dem Aspekt der Historizität bzw. Fiktionalität vollziehen und mich dabei eingehend mit der Konzeption des dokumentarischen Dramas beschäftigen. Es sollen dabei die Wirkungsweise, Ziele aber auch die Problematik des dokumentarischen Theaters dargestellt werden.
Daraus wird in der folgenden Betrachtung der Themenkomplexe Moral, Wissenschaft und Politik auch die unterschiedliche Darstellungsabsicht der beiden Dramatiker deutlich werden. Obwohl in beiden Dramen Atomphysiker als Hauptpersonen agieren, möchte Zuckmayer gesellschaftlich-moralisches Verhalten darstellen, Kipphardt die unlösbare Problematik des Wissenschaftlers im Atomzeitalter. Im Zusammenhang damit werde ich mich mit einer der wenigen Gemeinsamkeiten der Stücke beschäftigen: der Funktion des Stellvertreters, die sowohl Kristof Wolters als auch J. Robert Oppenheimer einnehmen. Dabei werde ich differenziert analysieren wer und in wie weit dadurch seine Individualität verliert, bzw. ob einer von beiden eventuell sogar zum Typus stilisiert wird. Ausgehend von der Tatsache, dass Carl Zuckmayer sein Drama im Nachwort als Stück mit über-aktuellem Thema bezeichnet, möchte ich in einem kleinen Exkurs die Aktualität der beiden Stücke bewerten. Bei der vergleichenden Analyse der beiden Stücke werde ich weniger auf stilistische oder literarische Merkmale eingehen, sondern mein Hauptaugenmerk auf das Darstellungsinteresse und die durch die jeweilige dramatische Form hervorgerufene Wirkung setzen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Situation des Dramas
- Das Drama in den 50er Jahren
- Das Drama in den 60er Jahren
- Vergleich Zuckmayer – Kipphardt
- Aufbau
- Rezeption
- Fiktion versus Dokument
- Spannungsverhältnis Moral - Wissenschaft – Politik
- Stellvertreterschaft
- Exkurs zur Aktualität
- Zuckmayers Das kalte Licht als Übergangsphänomen
- Zusammenfassung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Hausarbeit „Moral, Wissenschaft und Politik“ vergleicht die Dramen „Das kalte Licht“ von Carl Zuckmayer und „In der Sache J. Robert Oppenheimer“ von Heinar Kipphardt. Das Ziel ist es, die Stücke im Kontext der 1950er und 1960er Jahre zu analysieren und Zuckmayers Werk als Übergangsphänomen zwischen synthetischer und nach-synthetischer Moderne zu kategorisieren.
- Vergleich des Aufbaus und der Rezeption der Dramen
- Untersuchung der Beziehung zwischen Fiktion und Dokument im Kontext des dokumentarischen Dramas
- Analyse des Spannungsverhältnisses zwischen Moral, Wissenschaft und Politik in beiden Dramen
- Die Rolle des Stellvertreters in den beiden Dramen
- Die Aktualität der Stücke im Hinblick auf das Atomzeitalter
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung
Die Einleitung stellt die Thematik der Hausarbeit vor und erläutert die Ziele des Vergleichs zwischen den beiden Dramen. Sie skizziert die Einordnung der Stücke in ihren jeweiligen Zeitkontext und bezeichnet Zuckmayers „Das kalte Licht“ als Übergangsphänomen zwischen verschiedenen literarischen Strömungen.
Situation des Dramas
Das Drama in den fünfziger Jahren
Dieser Abschnitt beleuchtet die Situation des Dramas in den 1950er Jahren, die sich durch eine Abkehr von „realistischen“ Schreibweisen und ein Vordringen in neue literarische Modelle auszeichnet. Der wirtschaftliche Aufschwung und die Irritation nach dem Krieg führen zu einer spürbaren Veränderung in der Theaterlandschaft, die durch Experimentierbühnen, freie Theatergruppen und eine kritische Debatte über die Rolle des Theaters geprägt ist.
Das Drama in den sechziger Jahren
Der Abschnitt beschreibt die wachsende Kritik an Politik und Literatur in den 1960er Jahren, die mit dem Bedürfnis nach einer Bestandsaufnahme verbunden ist. Die Ereignisse der Zeit, wie die Spiegel-Affäre und die Auschwitz-Prozesse, führen zu einer Erschütterung des Vertrauens in die Staatsgewalt und einer vertieften Auseinandersetzung mit der Vergangenheit.
Vergleich Zuckmayer – Kipphardt
Dieser Abschnitt beschreibt die unterschiedlichen Ziele und Darstellungsabsichten der beiden Dramatiker. Obwohl beide Stücke Atomphysiker als Hauptpersonen zeigen, konzentriert sich Zuckmayer auf gesellschaftlich-moralisches Verhalten, während Kipphardt die Problematik des Wissenschaftlers im Atomzeitalter in den Vordergrund stellt.
Zuckmayers Das kalte Licht als Übergangsphänomen
Dieser Abschnitt befasst sich mit Zuckmayers Werk als Übergangsphänomen zwischen synthetischer und nach-synthetischer Moderne. Die Verhaftung in alten Traditionen und die Andeutung neuer dramatischer Konzepte führen zu Verwirrung und Ablehnung bei Publikum und Kritikern.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit den Themen Moral, Wissenschaft und Politik im Kontext der 1950er und 1960er Jahre. Die Analyse der Dramen „Das kalte Licht“ von Carl Zuckmayer und „In der Sache J. Robert Oppenheimer“ von Heinar Kipphardt fokussiert auf die Konzepte des dokumentarischen Dramas, den Vergleich von Fiktion und Dokument sowie die Rolle des Stellvertreters. Dabei werden Themen wie das Atomzeitalter, die Vergangenheitsbewältigung, die gesellschaftliche Verantwortung von Wissenschaftlern und die moralischen Implikationen wissenschaftlicher Erkenntnisse behandelt.
- Arbeit zitieren
- B.A. Yvonne Hoock (Autor:in), 2005, Moral, Wissenschaft und Politik. Zuckmayer und Kipphardt, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/51196