Die Aleviten und ihre Erwartungen an die religiöse Erziehung in Österreich


Masterarbeit, 2012

114 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Danksagung

Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Fragestellung und Methode

3. Forschungsstand

4. Begriffliche Definition
4.1 Alevite
4.2 Bektaschi
4.3 Kizilbasch
4.4 Tahtadschi
4.5 Siradsch
4.6 Yörük
4.7 Çepni
4.8 Abdal
4.9 Nusayri
4.10 Andere Gruppen

5. Aleviten in Österreich

6. Glaube und Rituale der Aleviten
6.1 Glaube und die schriftlichen Quellen der Aleviten
6.2 Das Wertesystem bzw. die vier Tore und die vierzig Stufen bei Aleviten
6.2.1 Das Tor der Çeriat (des Gesetzes od. der Ordnung)
6.2.2 Das Tor der Tarikat (des Ordens bzw. des mystischen Weges)
6.2.3 Das Tor der Marifet (der Erkenntnis)
6.2.4 Das Tor der Hakikat (der Wahrheit)
6.3 Die Weggemeinschaft (Musahiplik)
6.4 Einverständnis (Rizalik) bei Aleviten
6.5 Die Cem-Zeremonie
6.5.1 Die 12 Bediensteten
6.5.2 Arten der Cem
6.5.3 Ablauf einer Cem-Zeremonie
6.6 Opferung im Alevitentum
6.7 Das Fasten bei Aleviten
6.8 Alevitische Feste
6.8.1 Hizirfest
6.8.2 Alis Geburtstag bzw. Nevruz (Neujahrsfest)
6.8.3 Opferfest
6.8.4 Aschura-Fest
6.8.5 Gedenktage

7. Auswertung der Fragebögen - Forschungsteil
7.1 Forschungsdesign und Vorgangsweise
7.2 Forschungserhebungen:
7.2.1 Demografische Erfassungen
7.2.2 Erhebungen zur Bidung
7.2.3 Erhebungen zur Organisation
7.2.4 Erhebungen zum Glauben
7.2.5 Erhebungen zur Praktizierung
7.2.6 Betrachtung des Alevitentums

8. Zusammenfassung und Schlussfolgerung

Quellenverzeichnis

Literaturverzeichnis:

Internetquellen

Abstract

Anhang

Danksagung

Die Verfassung dieser Arbeit hat viel Kraft und Geduld gekostet. Deshalb möchte ich mich an dieser Stelle bei all meinen Familienmitgliedern, die immer motivierend an meiner Seite standen, ganz herzlich bedanken.

Weiters bedanke ich mich bei Herrn Univ.-Prof. Dr. phil. Ednan Aslan, der mich hilfreich und geduldig unterstützte und diese Arbeit betreute.

Außerdem bedanke ich mich herzlich bei allen alevitischen GemeindemitgliederInnen, die ihre werte Zeit opferten und bei meiner Befragung mitmachten.

Zuletzt bedanke ich mich bei jedem Menschen, der auf die eine oder andere Weise seinen werten Beitrag zur Realisierung dieser Arbeit geleistet hat.

Mehmet Bag

1. Einleitung

Der Anlass meines Interesses an diesem Thema liegt aufgrund eines persönlichen Erlebnisses einige Jahre zurück. Als ich im Jahre 2004 nach meiner Tätigkeit in Burgenland und in Niederösterreich als Religionslehrer zum ersten Mal nach Wien versetzt wurde, kam eine Kollegin (KV d. 4.Kl.) zu mir und fragte mich, ob es nicht möglich wäre, eine Schülerin vom islamischen Religionsunterricht (IRU) nach Ablauf der Frist abzumelden, mit der Begründung, die Schülerin sei erst jetzt vom Urlaub aus der Türkei zurückgekommen und habe daher die Abmeldungsfrist versäumt. Ich gab ihr als Antwort, dass es rechtlich nicht möglich wäre, es aber andererseits pädagogisch nicht richtig sei, jemanden zum Besuch dieses Unterrichts zu zwingen. Daraufhin holte die Kollegin die Schülerin in das Lehrerzimmer, damit ich ein Gespräch mit ihr führen konnte. Nach einem mühsamen Gespräch zwischen mir und der Schülerin stellte sich heraus, dass die Schülerin eine Alevitin1 ist und sich deshalb abmelden wollte. In diesem Fall konnte ich zwar die Schülerin überzeugen, doch am IRU teilzunehmen, aber dennoch stellte ich mir viele Fragen wie: Warum melden sich die alevitische SchülerInnen vom IRU ab? Wie ist ihre Glaubenspraxis überhaupt; gibt es so viele Unterschiede zwischen uns und ihnen? Wie beten sie? Welche Feste feiern sie? und so weiter... Mir sind nämlich Hunderte von Fällen bekannt, bei denen SchülerInnen sich, nur weil sie „Alevi“ sind, vom IRU abmelden. Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass es den anderen ReligionslehrerInnen auch nicht anders geht. Daher fragt man sich, ob die alevitische SchülerInnen überhaupt eine religiöse Erziehung bekommen, wenn sie den IRU in der Schule ablehnen? Wenn ja, wo, wie und in welcher Form?

Innerhalb von zwei Wochen (23. März und 9. April) reichten im Jahre 2009 zwei verschiedene alevitische Vereine beim Kultusamt des Bundesministeriums für Unterricht, Kunst und Kultur Anträge auf Anerkennung als „religiöse Bekenntnisgemeinschaft“ ein.2 Durch diese beiden Anträge rückten auch sie ins Zentrum des öffentlichen Interesses, was bis dahin eher begrenzter erfolgte. Gleichzeitig fragt man sich aber, warum die Aleviten sich durch die IGGIÖ nicht vertreten fühl(t)en, warum zwei unterschiedliche Anträge für ein und denselben Glaube gestellt wurden, was sie überhaupt wollen, ob sie als eigenständige Religion oder doch als eine spezielle Untergruppe des Islam betrachtet werden wollen bzw. können. Anders ausgedrückt: Sind sie überhaupt Muslime, oder wie ist ihr Verhältnis zum Islam? Denn obwohl die ALEVI inzwischen offiziell als religiöse Vertreter der Aleviten in Österreich seitens des Verfassungsgerichts anerkannt wurde, kämpft die AABF noch immer um die eigenständige Anerkennung als religiöse Gemeinschaft.3

Da mir bis jetzt in diesem Kontext keine empirische Studie in Österreich bekannt ist, habe mich entschlossen, darüber selbst zu forschen und zu berichten. Daher bedanke ich mich beim Prof. Aslan, dass er mir durch die Annahme dieses Themas als Masterarbeit die Gelegenheit gab, dies zu verwirklichen.

In dieser vorliegenden Arbeit, die aus zwei Teilen besteht, werden im ersten Teil anhand der angegebenen Literatur verschiedene alevitische Gruppen, ihre Glaubensinhalte, Gottesdienste, Feste sowie Andachten hinsichtlich ihres Ursprungs und ihres Hintergrundes erläutert. Der zweite Teil dieser Arbeit widmet sich einer quantitativen Studie mit explorativem Charakter, in der die Meinungen bzw. Vorstellungen der alevitischen Teilnehmerinnen zur Familie, zur Bildungssituation, zu Organisation, Glaube und Ritualen der hier in Österreich lebenden Aleviten erfasst wird.

2. Fragestellung und Methode

Nach intensiver Literaturrecherche entwickelte ich, ausgehend von den oben genannten Problemen bzw. Fragen, als nächsten Schritt für meine Untersuchung eine quantitative Befragung mit geschlossenen Fragen. Für die Erstellung des Fragebogens notwendiges Wissen bzw. Kenntnisse eignete ich mir vor allem aus ähnlichen Arbeiten an, die in anderen Sprachen bzw. Ländern verfasst wurden. Zu erwähnen sind hier besonders die Schriften von Melikoff Irene4, Türkdogan Orhan5, Eröz Mehmet6, Sezgin Abdülkadir7, Aktas Ali8 und Yaman Ali 9, wobei sie ihre Feldforschungen über einen Zeitraum von einigen Jahren unter in der Türkei beheimateten Aleviten durchführten. Außerdem befragte Yildiz Sadi im Rahmen seiner Masterarbeitsstudie die alevitischen Akademiker und Vereinsfunktionäre in der Türkei bezüglich ihrer Meinung zu den Themen „Religionsunterricht“ und „Diyanet“ (Präsidium für Religionsangelegenheiten)10.

Für meine Studie gliederte ich den Fragebogen in vier Bereiche bzw. Themenblöcke:aus demografische Erfassung, Bildung, Organisation und Glaube. Dabei wurden die ersten zwölf Fragen der demografischen Erfassung, die nächsten sieben der Bildung, danach vier Fragen der Organisation, anschließend zwei dem Glaubensbereich zugeordnet; die letzte Frage war Wünschen, Anregungen und Ergänzungen gewidmet.

Im ersten Fragenbereich geht es um die persönliche und soziale Lage der Probanden. Im „Bildungsbereich“ wird versucht, das Wissensniveau zum Alevitentum und die erzieherischen Vorstellungen der Befragten zu erfassen. Die Fragen zum „Organisationsbereich“ sollen die Vertretungsansprüche der Aleviten aufzeigen. Durch die zwei Fragen bezüglich dem „Glaubensbereich“ bekommt man einen Überblick über die religiöse Lebenswelt der Befragten, wobei die erste Glaubensbereichsfrage intern in zwei Gruppen jeweils mit 33 Fragen und somit aus insgesamt 66 Fragen besteht. Am Ende des Fragebogens gab ich den TeilnehmerInnen durch eine offene Frage die Möglichkeit, ihre eventuellen Ergänzungen, Wünsche und Anregungen zu äußern.

In dieser Arbeit geht es mir erstens um die Erörterung des alevitischen Glaubenskomplexes, um herauszufinden, worin die Unterschiede zwischen Sunniten und Aleviten bestehen und welche die Hintergründe ihres Glaubens sind, was ich im ersten Teil dieser Arbeit erläutere. Zweitens soll gezeigt werden, wie und auf welche Art die Wissensaneignung bei den Aleviten erfolgt. Drittens ist zu eruieren, wie weit der in den alevitischen schriftlichen Quellen erwähnte theoretische Teil bzw. Glaube den Alltag eines Aleviten beeinflusst, bzw. ob und wie weit ihre Theologie im Praxisleben überhaupt stattfindet. Auf die letzten beiden Punkte gehe ich im zweiten Teil meiner Arbeit ein.

Wie ich schon erwähnte, ist diese Arbeit die erste empirische Studie, welche in Österreich unter diesem Thema durchgeführt wurde; daher hoffe ich, dass es einen Beitrag für zukünftige Forschungen über die Aleviten bzw. das Alevitentum leistet, was ich persönlich als notwendig empfinde. Außerdem hoffe ich auch, dass diese Arbeit zur Abbau der vorhandenen Vorurteile von Sunniten über die Aleviten und umgekehrt und somit zur „Konfliktlösung“ unter ihnen mitwirkt.

3. Forschungsstand

Im Rahmen meiner Literaturrecherche stellte ich fest, dass mir nur eine sehr begrenzte Anzahl an niedergeschriebenen Texten als Primär- bzw. Hauptquellen zur Verfügung steht11, weil den Aleviten bis ins 20. Jahrhundert hinein die schriftliche Form der Weiterleitung ihres Glaubens und ihrer Tradition fremd war. Stattdessen tradierten ihre spirituellen Führer bzw. Geistlichen (Dede) diese Inhalte mündlich an ihre Gemeinschaft und an die nächste Generation. Deshalb unterscheiden sich die Selbstdarstellungen der Aleviten und sind sehr heterogen.

Einige unter ihnen wollen das Alevitentum als eine eigene Religion ansehen. Für die anderen ist es eine „türkisch-kemalistische Ideologie“ (als spezifisch türkischer Islam), für manche die „wahre Schia“. Für eine alevitische Gruppe ist das Alevitentum sogar der „wahre Islam“.12 Geht es nach der französischen Religionshistorikerin Irene Melikoff, von der die Erforschung des Alevitentums in den letzten drei Jahrzehnten enorm geprägt wurde, ist das Alevitentum als „islamisierter Schamanismus“ zu verstehen. 13 Klaus E. Müller betrachtet in dem Buch „Studien zur Kulturkunde“ die Aleviten als Genese pseudo-islamischer Sekten­gebilde in der Türkei . 14

Wie ich schon vorher erwähnte, wurden in der Türkei mehrere Forschungsarbeiten, Master­arbeiten und Befragungen bezüglich der Probleme der Aleviten und ihrer Erwartungen bzw. Forderungen erstellt15, was in Österreich jedoch nicht erfolgt ist, weshalb es dies zu erforschen gilt.

Es ist hier noch anzumerken, dass ich auch sehr von den deutschsprachigen Abhandlungen bzw. Forschungen von Langer Robert16, Kehlbodrogi-Krisztina17, Vorhoff Karin18, Engin Ismail/Erhard Franz19, Gorzewski Andreas20, Spuler-Stegemann Ursula21 und Kaplan Ismail22 sowie den türkischsprachigen von Ocak Ahmet Yasar23, Üzüm Ilyas24, Yörükan Yusuf Ziya25 und Bedri Noyan26 profitierte, die als bedeutende Untersuchungen im Zusammenhang mit dem Alevitentum gelten. Die letzte Version der Befragung, ich werde noch im Kapitel Forschungsdesign auf die früheren Fassungen eingehen, wurde meinerseits von Februar 2010 bis Mitte September durchgeführt. Damals war der Antrag vom Kulturverein der Aleviten in Wien noch nicht offiziell anerkannt, daher sind die Fragen noch dementsprechend aufgebaut. Inzwischen stieß ich in der Bibliothek der Universität Wien auf eine Dissertationsarbeit, eine Masterarbeit und eine Diplomarbeit (alle drei aus der Politikwissenschaft), die im Kontext mit den Aleviten stehen.27

4. Begriffliche Definition

Zunächst sind einige Begriffe, die für meine Arbeit von Relevanz sind, wie Alevite, Bektaschi, Kizilbasch, Tahtadschi, Siradsch, Yörük, Çepni, Abdal und Nusayri etymologisch zu untersuchen. Da diese wichtigen Begriffe im Kontext mit den Aleviten stehen, dient dies der Untersuchung im Sinne eines besseren Verständnisses.

4.1 Alevite

„Der Begriff ,Alevi‘ leitet sich vom Namen des Heiligen Ali, dem Vetter und Schwiegersohn des Propheten Mohammed ab und bedeutet demnach Anhänger Alis. Die Bezeichnung Aleviten wird als Sammelbezeichnung für die verschiedenen kulturell und geographisch bedingten Begriffe (Bektaschi/Bektaçi, Kizilbaç, Tahtaci, Siraç, Yörük, Çepni, Abdal, Nusayri) verwendet.“28

So lautet die Begriffserklärung in den beiden Statuten der alevitischen Vereine in Österreich für das Wort „Alevi“. Erhard Franz drückt es noch wissenschaftlicher aus, indem er schreibt: „Das Wort ,Alevi ‘ ist die türkische Version des arabischen Wortes „Alawi“ (Anhänger Alis, Alide).“29 Nach Melikoff und ihrem Schüler Ocak bedeutet „Alevi“ auch Nachkommen bzw. Verehrer Alis.30 „Alevite“ ist die deutsche Version für das Wort „Alevi“. Für Melikoff ist die Bezeichnung „Alevi“ für die Aleviten aus wissenschaftlicher Sicht falsch, und zwar aus folgendem Grund: Wenn man im Iran heutzutage sagen würde, dass man Alevi sei, würden die Menschen dort denjenigen als Nachkommen Alis verstehen und somit auch als „Seyyid“ (Name der Nachkommenschaft von Hüseyin, dem Enkelkind des Propheten) betrachten.31 Als Anhänger Alis verstehen sich aber zudem die „schiitischen“ Muslime, und in dem Sinne auch als Alevite. Die historischen Erörterungen bestätigen Melikoffs Aussage, weil nämlich die frühere Bezeichnung für die Aleviten das Wort „Kizilba§“ war. Erst im 19. Jahrhundert hat man die Bezeichnung „Kizilba§“ auf „Alevi“ umgeändert32, worauf ich im Geschichtsteil näher eingehen werde. Aus den obigen Erklärungen ist es erkennbar, dass die Aleviten keine ethnische Gruppe, sondern eine Gemeinschaft bilden, die aber nach ihrem eigenen Aleviten- Verständnis in unterschiedliche Gruppierungen unterteilt sind und zum Teil einander widersprechen. Auch die „sunnitischen“ Muslime fühlen sich als Aleviten, weil sie ebenfalls Ali verehren. Im Sinne ethnischer Abstammung zählt Gümü§ in seinem Buch33 türkisch-, kurdisch-, zaza- und arabischstämmige Aleviten auf, wobei die Bevölkerungsanzahl der Aleviten zu ca. 2/3 aus türkischstämmigen und zu 1/3 aus den restlichen Gruppen besteht.34 Trotz der oben genannten Vieldeutigkeit des Begriffes werde ich bei meiner Arbeit das Wort „Alevite“ bevorzugen, da es wegen ihrer Selbstbezeichnung mit diesen Begriff sinnvoll ist. Damit sind allerdings die Aleviten in Österreich gemeint, die ursprünglich aus der Türkei kamen.

4.2 Bektaschi

Der Name „Bektaschi“ leitet sich vom Hadschi Bektasch Veli, dem Gründer des Bektaschi- Ordens, ab und bezeichnet diejenigen, die seinem Weg folgen, an seine Lehre gebunden sind und seinem Orden angehören. Hadschi Bektasch Veli kam in Nischabur ca. im Jahre 1209 auf die Welt. Nach der Bektaschi-Tradition war er ein Chorasan-Heiliger (Horasan erenleri), er soll Schüler und danach der Nachfolger des berühmten Mystikers Ahmed Yesevi gewesen sein, was aber nicht den Tatsachen entsprechen kann, da Ahmed Yesevi etwa hundert Jahre vor ihm lebte.35 Der Historiker Ahmed A§iki (lebte im 15. Jahrhundert, hatte Nachkommen von Baba Ilyas) überliefert in seinem „A§ikpasazade Tarihi“ das zuverlässigste Wissen über Hadschi Bektasch Velis Herkunft und über sein Wirken.36 Nach Asiki kamen Hadschi Bektaschi Veli, der ursprünglich „Bektes“ hieß, und sein Bruder Mentes aus Chorasan noch vor den Osmanen nach Anatolien und schlossen sich dem Baba Ilyas-Orden (Provinz Sivas) an. Sein Bruder wurde (höchstwahrscheinlich beim Babai-Aufstand) getötet, und Bektasch ging von dort nach Suluca Karahöyük (heute: Hacibektas), wo er die „Hatun Ana“ (unter Bektaschis bekannt als „Kadincik ana“) traf, sie adoptierte und ihr alles, was er wusste, beibrachte. Er selbst führte ein asketisches Leben und wollte weder Scheich werden noch einen Nachfolger haben. Hatun Ana gehörte zu „Baciyani Rum“ (dt.: Gemeinschaft der anatolischen Schwestern) und hatte einen Derwischfreund namens Abdal Musa (lebte zurzeit des Sultans Orhan).37 Abdal Musa und seine anderen Wanderderwische nahmen bei Kämpfen auf der Seite Orhan Gazis teil, hatten gute Verbindungen zu den „Mächtigen“ und konnten dadurch ihre „Zaviyeler“ (dt. Derwischklöster) weiter aufspannen.38 Der Sultan erkannte ihr „Wirken“ und schloss seine Janitscharen dem Bektaschi-Orden an. Mit Großmeister Balim Sultan (gest.1516), der im Jahre 1501 seitens Bayezid II. zum Ordensführer bestellt wurde, bekam der Orden seine endgültige Gestalt.39 Somit wurden die Bektaschiten im Laufe der Zeit ein Staatsorden, der nicht nur sunnitische, sondern auch eine nicht konformistische, synkretische und gnostische Denkweise besaß. Deshalb fand je nach dem Umfeld mit der Zeit eine schamanistische, manichäische, zoroastrische, buddhistische, hurufische (kabbalistische), islamische, christliche sogar eine jüdische Glaubens-Traditionsmischung statt.40

Von der Glaubensform her betrachtet wird ein Bektaschi auch als Alevite bezeichnet. Dennoch gibt es unter ihnen Unterschiede, nämlich im sozialen und organisatorischen Bereich.41 Um ein Alevite zu sein, muss man von alevitischen Eltern gezeugt sein. Bei den Bektaschiten ist dies nicht der Fall, sie sind eine Beitrittsgemeinschaft sowie andere Orden mit bestimmten Aufnahmeregeln. Bis auf wenige Ausnahmen sind die Bektaschiten in den Städten sesshaft gewesen, wobei die Aleviten „Landbewohner“ und fast zur Gänze Analphabeten waren, weshalb sie auch „Steppen Bektaschi“ genannt wurden. Organisatorisch sind gehören die Bektaschiten dem Orden an, wobei sich die Ordensführung ab Balim Sultan in zwei konkurrierende Gruppen aufteilte. Die „Bel evlatlari“ (dt.: Kinder der Lende) nennen sich „Tschelebi“ (türk. „Çelebi“)42, erben ihre Würde als direkte Nachkommen von Hadschi Bektaschi Veli und die „Yol evlatlari“ (dt.: Kinder des Weges) und werden „Baba“ genannt. Manche von ihnen legen ihre Gelübde für die Ehelosigkeit ab, womit sie sich Balim Sultan anschließen.43 Die Aleviten sind Angehörige der „Ocak“ (dt.: heilige Familie), und ihre geistlichen Führer heißen „Dede“ (dt.: Großvater), die derzeit zu 90% die „Thschelebi“ (Hacibektaç-Kloster) als oberste Geistliche anerkennen.44 Darüber hinaus gibt es auch Methoden- und Regelunterschiede bei den Zeremonien, weshalb jeder Bektaschi als Alevite, aber nicht jeder Alevite als Bektaschi gilt.45

4.3 Kizilbasch

Der Begriff „Kizilbasch“ (dt.: Rotkopf) ist einer der diversen Bezeichnungen der alten Türken, die sie untereinander im Zusammenhang mit ihrer Kopfbedeckung verwendeten. So wurde eine Gruppe unter ihnen, weil sie eine schwarze Kappe trugen, als „Karapapak“ bzw. Karakalpake bezeichnet. Die Sufiten aus der Buhara-Schule wurden wegen ihrer grünen Kopfbedeckung „Yeschilbasch“ (Grünkopf) genannt. Diejenigen Türkenstämme, die einen roten Turban trugen, wurden mit dem Ausdruck „Kizilbasch“ bezeichnet.46 Obwohl es sich nicht klar feststellen lässt, wann das Wort „Kizilbasch“ seine sozial-politisch charakterisie­rende Eigenschaft gewann, sind die bekannten ReligionshistorikerInnen der Gegenwart wie Spuler-Stegman, Melikoff, Ocak, Kehl-Bodrogi, Müller, Eröz, Üzüm und einige andere der Auffassung, dass dies erst im 15. Jahrhundert geschah.

Gegen Ende des 15. Jahrhunderts verordnete Haydar, der Ordensscheich von Ardabil, seinen Anhängern eine zwölfzwickelige rote Kappe zu tragen, die sie „Tac-i Haydari“ (dt. Haydars- Krone) nannten, damit sie sich von den „Anderen“ unterscheiden konnten, wobei jeder Zwickel einzelne Imame symbolisierte. Ab diesem Zeitpunkt wurden die Angehörigen des Ardabil-Ordens wegen ihrer speziellen Kopfbedeckung als „Kizilbasch“ bezeichnet. Diese Gefolgsleute des Ardabil-Ordens (unter ihnen waren sieben Turkmenenstämme) verhalfen kurze Zeit später dem Schach Ismail (Sohn vom Scheich Haydar) zur Gründung der Safawiden-Dynastie. Für ihre fanatische Ergebenheit und militärische Schlagkraft zeichnete sie Schach Ismail mit dieser „Haydars-Krone“ aus. Deshalb bekamen diese Eliteleute der Safawiden-Dynastie den Ehrennamen „Kizilbasch“.47 48 Die schnelle Expansion der Safawiden bildete für die Osmanen eine große Gefahr, weshalb alle Gruppen in dieser Gegend, die irgendwelche Beziehung zu den Safawiden hatten, seitens der Osmanen als Kizilbasch bezeichnet wurden. Auch die Häretiker, die auf irgendeiner Weise schiitisch geprägt waren, wurden hierunter subsumiert. Deshalb nahm dieser Ausdruck bei den Osmanen im Laufe der Zeit fälschlicherweise eine erniedrigende und spöttische Bedeutung an. Erst im 19. Jahrhundert konnten die Mitglieder dieser Gemeinschaft die Eigenbezeichnung „Alevi“ als Folge der pejorativen Bezeichnung Kizilbaç 49 im offiziellen Sprachgebrauch durchsetzen.50

Darüber hinaus wird versucht, den Ursprung dieses Terminus „Kizilbasch“ mit der früh­islamischen Zeit zu verbinden. Als Beweis werden einige Ereignisse aus dieser Zeit erläutert wie z. B.: Ali, der Schwiegersohn und gleichzeitig Vetter Muhammeds (a.s), soll bei der Eroberung der Hayber-Burg einen roten Turban angelegt haben, und daher wurde er „Kizilbasch“ genannt.51 Nach einer anderen Erläuterung soll beim Uhud-Kampf Abu Dudschane die gleiche Bezeichnung erhalten haben, weil die weiße Farbe seines Turbans wegen seiner Verletzung am Kopf (Blutung), die er sich, um den Propheten zu beschützen, zuzog, sich rot färbte.52 Auch die Soldaten von Ali sollen bei der Siffin-Auseinandersetzung so bezeichnet worden sein, weil sie, um sich von den Soldaten der Muawiya zu unterscheiden, rote Turbane nutzten.53 Bei all diesen Erläuterungen lässt sich die Verbindung zum Begriff „Kizilbasch“ historisch nicht belegen, daher sind solche Erläuterungen als ein Streben zu betrachten, das eine Heiligkeit zu dieser Sache zusprechen will.54

4.4 Tahtadschi

Obwohl die oben erwähnten Begriffe eigentlich sämtliche alevitischen Konfessions­angehörigen umfassen, sind die Tahtadschi als eine Sondergruppe unter ihnen zu erwähnen.

Der Termini „Tahtadschi“ (türk.: tahtaci)55 wird im Allgemeinen für Personen, die beruflich mit Holz zu tun haben, verwendet.56 Im Speziellen bezeichnet dieser Begriff Menschen, deren Glaube alevitisch ist, die bewaldete Gebirgsregionen der West- und Südtürkei bewohnen und beruflich bis vor Kurzem ausschließlich und derzeit überwiegend in der Forstwirtschaft tätig sind.57 Die Behauptung von Forschern wie Bent, Luschan und auch K. E. Müller, dass die Vorfahren der Tahtadschi die alten Lykier bzw. orthodoxe oder häretische Christen waren, hat inzwischen ihre Glaubwürdigkeit verloren, weil der derzeit gängigen Auffassung nach die Tahtadschi zu den Turkmenen aus Zentralasien gehören.58 Hingegen herrscht Uneinigkeit unter den Forschern über die Stammeszugehörigkeit der Tahtadschi. Die türkischen Historiker Faruk Sümer, Ziya Gökalp, Ismail Hakki behaupten, dass die „Agaç eri“59 (turkmenischer Nomadenstamm von Oguzen) die Vorgänger der Tahtadschi waren. Sie stützen ihre Behaup­tung auf die historischen Dokumente der Osmanen, in denen eine Gruppe ab dem 13. Jahr­hundert als „Agaç eri“ erwähnt wird, welche ab dem 16. Jahrhundert „Cemaati Tahtaciyan“ (Gemeinschaft der Holzarbeiter) genannt wird, der Begriff „Agaç eri“ wird danach nicht mehr benutzt. Die geografische Lage der Tahtadschi ist auch mit derjenigen der „Agaç eri“ damals identisch, was aus dem Archivmaterial hervorgeht.60 Für Ülkütaçir und Kehl-Bodrogi ist dies nicht ausreichend, um von einer direkten genealogischen Abstammung zwischen Tahtadschi und Agaç eri zu sprechen.61 Yusuf Ziya Yörükan und seine Gefolgsleute meinen, dass die Vorfahren der Tahtadschi die „Tahtah“ seien.62

Die Tahtadschi bilden eine Sondergruppe unter den Aleviten, wenn nicht gar eine eigene. Nach Kehl-Bodrogi ist für ihre Sonderidentität weder ihre Konfession noch ihre Abstammung bestimmend. Die Endogamie - die nur Eheschließungen unter den Tahtadschi erlaubt - verdeutlicht zwar ihre Abgrenzung gegenüber den anderen Gruppen, aber ausschlaggebend dafür ist in erster Linie die Zugehörigkeit zu einer der beiden Tahtadschi-Ocak. Die Tahtadschi gehören nämlich zu keinem anderen „Ocak“ außer „Yayin Yatir“ bzw. „Haci Emirli“ an, und diese beiden „Ocak“ sind nicht, wie die meisten anderen „Ocak“, mit dem „Hacibektaç-Kloster“ verbunden, weil deren Mitglieder ihre Abstammung auf den siebenten Imam Musa Kazim zurückführen.63

4.5 Siradsch

Im Umfeld von Tokat und Sivas der heutigen Türkei leben in den hoch gelegenen Regionen Angehörige der alten Beydili Turkmenenstämme namens „Siradsch“, die nach eigenen Berichten ursprünglich aus Chorasan gekommen und fast vollständig alevitisch sind.64 Der türkische Name „Siradsch“ ist ein zusammengesetztes Wort aus „sir“ (dt.: Geheimnis, Mysterium) und „aç“ (dt.: öffne, Imperativ von „açmak“), was wörtlich „enthüllen bzw. offenbaren“ bedeutet. Mystisch werden unter diesem Begriff einerseits die Beherrscher bzw. Bewahrer des Geheimnisses, aber andererseits auch diejenigen, welche die intuitive Erkenntnis erlangen bzw. die Kenner des Weges „HakMuhammedAli“ sind verstanden.65 Manche unter ihnen wollen diesen Begriff aus dem Arabischen ableiten und die Bedeutung „nur, i§ik“ (dt.: heiliges Licht) geben, wozu ich aber keine Quelle finden konnte.

Die Siradsch gehören zu 95% der Ocak Hubyar Sultan und die restlichen der Anscha Baci und Hidirscheyh an, wobei die Trennung der heiligen Familien (Ocak) nach den Ereignissen im Jahre 1820 geschah. Der Name Siradsch bekam, ähnlich wie bei „Kizilbasch“, im Laufe der Zeit eine abwertende Bedeutung wie „tollpatschig“, „roh“ und „ungebildet“, „ohne gutes Benehmen“, weshalb ihnen die Benennung „Hubyar“ (Name eines Heiligen aus ihren Vorahnen) lieber ist. Sie unterscheiden sich durch die Geheimnisaufbewahrung (türk.: sir saklama) eigene Begräbniszeremonien und die Endogamie von den anderen alevitischen Gruppen.66 Das Sprichwort „serrini ver sirrini verme“ (dt.: lieber sterben wollen als ein Geheimnis verraten) ist als Motto der Siradsch zu betrachten. Deshalb bilden sie, ähnlich wie die Tahtadschi, eine sehr in sich geschlossene Gruppe, was sich mittels meiner Recherchen verifizieren ließ.

4.6 Yörük

Der Terminus „Yörük“ war ursprünglich keine Stammesbezeichnung, sondern wurde als Synonym für das Wort „Turkmenen“ verwendet und umfasste alle Turkmenenstämme.67 Dieses Wort leitet sich im Türkischen vom Verb „yürümek“ (dt.: gehen, sich fortbewegen) ab und bedeutet „Zeltbewohner“ oder „Gehender“.68 Durch die Sesshaftwerdung der Turkmenen im Laufe der Zeit verlor dieser Begriff seine ursprüngliche Bedeutung und wurde der allgemeine Ausdruck für die eine nomadische Lebensweise führenden (besonders Viehnomaden) Turkmenen in Anatolien und Thrazien, was bis heute noch so verstanden wird.69 Aufgrund ihrer nomadischen Lebensweise (teilweise bis heute noch) trugen sie sehr viel zur Erhaltung von Kultur, Tradition und Lebensart der früheren Turkmenen bei. Derzeit gibt es durch die Sedentarisierungspolitik der Osmanen bis auf einige Ausnahmen in der Region Toros (auch sie sind örtlich registriert) keine Yörüken mehr, die nicht sesshaft geworden sind70. Unter den Yörüken gibt es Angehörige sowohl sunnitischer als auch alevitischer Konfession, wobei die Ersteren die Mehrheit bilden.71

4.7 Çepni

Im ältesten Türkischwörterbuch „Divani Lügati't Türk“ von Kaçgarli Mahmud, übersetzt von Besim Atalay im Jahre 1940, steht über Çepnis Folgendes: „Çepni ist der Name des 21. Stammes von insgesamt 22 Turkmenenstämmen der Oguzen. Deren Angehörige werden generell als mutig, tapfer, rebellisch, kämpferisch und heldenhaft beschrieben“.72 Nach Sümer gehören sie zu dem Üçoklu-Teil des Oguzen-Stammes an.73 Gölpinarli zählt sogar in seiner Übersetzung der Vilayetname, Hadschi Bektaschi Veli und seine damaligen SchülerInnen zum Çepni-Stamm.74 Auch in Hadschi Bektaschi Velis Vilayetname werden die Çepni erwähnt.75 Nach Sümer lebten die Çepni zuerst in Turkestan, danach in Chorasan, anschließend wanderten sie mit den Seldschuken nach Anatolien und spielten bei der Türkisierung Kleinasiens eine große Rolle.76 Die Stammesgruppen der Çepni, die im Heer Uzun Hasans waren, halfen dem Schach Ismail bei der Gründung der Safawiden-Dynastie mit.77 Manche von ihnen nahmen auch am Babai-Aufstand im Jahre 1240 - in dem , wie schon erwähnt, auch der Bruder von Hadschi Bektasch Veli „Mentesch“ starb - teil.78 Heutzutage sind Çepni in der Küstenregion der West- und Südtürkei von Balikesir bis Aydin und am Schwarzen Meer in der Umgebung von Trabzon angesiedelt. Dabei sind die Letzteren mit wenigen Ausnahmen gegenwärtig alle Sunniten, hingegen gehören die Ersteren der alevitischen Konfession an.79 80

4.8 Abdal

Auch die Abdalen sind wie die Yörüks und Çepnis keine reine alevitische Gemeinschaft. Der Begriff „Abdal” ist die Pluralform des arabischen Wortes „badal“ und bedeutet wörtlich „verändern“, „ersetzen“, „umwandeln“, „umwechseln“ oder „eintauschen“. Abdal ist einerseits im Sufismus eine Bezeichnung für verborgene Heilige (rical-al-gayb), die bei der Lenkung der Weltgeschehnisse von Gott beauftragt werden. Nach mehrheitlicher Meinung der Sufigelehrten besitzen sie auf der zehnstufigen Rangliste unter den „Heiligen“ die fünfte Stufe. An erster Stelle ist der Kutb ( Pol), danach kommen seine zwei Helfer (die Imaman), gefolgt von den vier Avtad oder ‘Umud, an vierter Stelle die sieben Afrad und als Fünftes die vierzig Abdal. Die sechste Stufe besetzen die 60 Nucaba', an siebenter Stelle sind 300 Nukaba', danach folgen die 500 ‘Asa'ib, an neunter Stelle die Hukama oder Mufradun und die Letzten werden Racabiyun genannt.81 Andererseits wird im Sufismus das Wort „Abdal“ als ein Ehrentitel für wandernde Derwische verwendet. Außerdem ist dieser Begriff auch eine Bezeichnung für Menschen mit ekstatischer Lebensführung; heilige, fromme gottesfürchtige Personen, Flöte-, Pauke- bzw. Trommelspieler und Bettler.82 Als Eigenname wird das Wort Abdal für die nomadische Turkmenen in Anatolien (sie kamen von Chorasan zur Zeit der Seldschuken nach Anatolien und gehören dem Oguzenstamm der Beydili an83 ) und für ein Turkmenenstamm in Afghanistan verwendet.84 Fälschlicherweise werden heutzutage in der Türkei auch die Zigeuner als Abdal bezeichnet. Bei den unter Abdals durchgeführten Untersuchungen verneinten sie ausdrücklich die Zugehörigkeit der Zigeuner zu ihrer Stammesgruppe.85 Trotzdem werden sie, wahrscheinlich wegen der gleichen Berufsausübung, gängig als Ab dal bezeichnet und umgekehrt, was bei der Kategorisierung der beiden Bevölkerungen manchmal zu Verwechslungen führt.86 Die Abdals sind derzeit überwiegend Aleviten, aber in Gegenden wie Diyarbakir, Kahramanmaraç und Gaziantep begegnet man auch sunnitischen Abdals. Aleviten gebrauchen dieses Wort öfters im Kontext mit ihren heiligen Dichtern als Pseudonym (z. B.: Pir Sultan Abdal 16. Jahrhundert, Hubyar Abdal 12. oder 16. Jahrhundert, Abdal Musa 12. Jahrhundert, Kaygusuz Abdal 14./15. Jahrhundert). Im Allgemeinen könnte man die Abdals heute als marginale Gruppe betrachten. Die Endogamie findet auch bei ihnen überwiegend noch statt.87

4.9 Nusayri

88 Die Gegend Westsyrien zwischen Latakia und Dschebel Ansairiya ist am dichtesten von den Nusairiern besiedelt. Sie bilden ca. 8-12% der Bevölkerung Syriens. Darüber hinaus sind sie im Süden der Türkei, in Hatay, Iskenderun, teilweise Adana in und Mersin und auch im Norden des Libanons sesshaft.89 Über ihre Bezeichnung gibt es unterschiedliche Meinungen, aber davon ist die verlässlichste, dass der Name „Nusayri“ auf den im 9. Jahrhundert lebenden bin Nusayr en Nemiri (gest.883) zurückgeht. Diese Gruppe wird in früheren Werken wie Makalat von Esch'ari, El-Makalat vel Firak von El-Kummi als „Nemiriyye“ erwähnt, was die älteste Bezeichnung für Nusairier war.90 Um dem Häresievorwurf entgegenzuwirken, änderten sie während des Ersten Weltkriegs unter französischer Herrschung ihren Namen auf „Alawi“ um.91 Sie sind muttersprachlich - bis auf einige Ausnahmen in der Türkei - arabisch und legen extrem hohen Wert auf die Geheimhaltung ihrer Lehren. Nur dem Scheich werden die letzten Mysterien ihre Glaube eingeweiht.92 Man wusste auch bis gegen Ende des 19.

Jahrhunderts über ihre Lehren nicht sehr viel, bis französische Orientalisten wie Dussaud u. Massignon Ausführliches über sie und ihre Literatur niederschrieben.93 Die Nusairier teilen sich intern als Initiierte und nicht Initiierte auf. Die Initiation erfolgt in drei Zeremonien, wobei nur die Männer bzw. die Söhne initiiert werden (die Frauen sind von solchen Zeremonien ausgeschlossen) und der Kandidat (Mindestalter 15 Jahre) während der Initiationsdauer (ca. ein Jahr) dem Initiationsmeister („Ammus as-sayyid“) übergeben wird.94 Die internen Meinungsunterschiede brachten unter ihnen, Gruppierungen wie Haydariyya (Gaybiyya, Schamsiyya) und Kilaziyya (Qameriyya) im 15. Jhdt hervor. Die Ersteren bilden die Mehrheit der Nusairier, und beide verehren Ali als Gott., was ihrem heiligen Buch Kitab el-mecmu' zu entnehmen ist, worin das Bekenntnis wie folgt lautet: „Ich bezeuge, dass es keinen Gott außer Ali ibni Ebu Talib gibt, Muhammed der ,Hicab‘ (dt.: Schleier) und Salman der ,Bab‘ (dt.: Tor) ist.“95 Deshalb haben die Nusairier eigene Wurzeln und mit den anatolischen Aleviten außer Namensähnlichkeit und Verehrung der Ehli- Beyt (dt.: Familie des Hauses = Propheten) nichts gemeinsam.96 Um Verwechslungen zu vermeiden, werden sie in der Türkei als nusairitisch-arabische Aleviten oder auch Fellah (dt.: Bauer) bezeichnet.97 Weil ich mich bei meiner Definition bzw. Darstellung nach der Bezeichnung in den Statuten der IAGÖ richte, habe ich sie mit einbezogen.

4.10 Andere Gruppen

Es sind auch andere Gruppierungen unter den Aleviten wie Amucalar, Av(f)scharen, Nalcilar, Ahlul-haqq usw. zu finden, die hier erwähnt werden können. Da ich bei meiner Arbeit die Statuten der IAGÖ als Basis hergenommen habe, werde ich auf die anderen Gruppierungen nicht ausführlich eingehen.

5. Aleviten in Österreich

Der geografisch-räumliche Wechsel der Aleviten nach dem Zweiten Weltkrieg aufgrund der Industrialisierung, der sich von ihren abgelegenen Regionen hin zu den Großstädten der Türkei vollzog, führte sie anschließend auch nach Europa. Besonders ab den 1960er Jahren kamen allmählich türkische „Gastarbeiter“ auch nach Österreich. Wegen ihrer schlechten wirtschaftlichen Lage in ihrer Heimat waren unter den Emigranten damals auch Aleviten, wobei sie zu dieser Zeit der Allgemeinheit noch nicht bekannt waren, weil man hierzulande über die unterschiedlichen Gruppen- bzw. Konfessionszugehörigkeiten der türkischen Bürger noch nicht so genau Bescheid wusste.98

Ab den 80er Jahren wurde seitens der Gastgebergesellschaft gelegentlich die Frage gestellt, wer die Aleviten seien und was das Wort überhaupt heiße.99 Die Ereignisse in der Türkei im Jahre 1978 (in Malatya und Kahramanmaraç), 1980 in Çorum, 1993 in Sivas und 1995 in Gaziosmanpaça, bei denen viele alevitische GemeindemitgliederInnen bedauerlicherweise zu Opfer wurden, trieben die Aleviten an, mehr in der Öffentlichkeit aufzutreten und Organisationen zu bilden - auch in Europa, entsprechend in Österreich. 100 Besonders das Ereignis in Sivas im Jahr 1993 gilt als Wendepunkt in der jüngeren Geschichte der Aleviten für die Wiederbelebung ihrer eigenen Identität.101 Die in Österreich lebenden Aleviten, die überwiegend mit sozialistischen bzw. linken Organisationen in der Türkei sympathisierten, benutzten ihre „Erfahrungen“ für die Herausführung ihrer Gemeinschaft aus ihrer „Isolation“, mobilisierten viele Veranstaltungen und informierten unermüdlich die Öffentlichkeit über ihren Glauben, ihre Kultur und ihr Anliegen.102 Begonnen haben sie gegen Ende der 80er Jahre mit der Gründung der AKM in St. Pölten (Alevitische Kulturgemeinschaft St. Pölten), der als der erste alevitische Verein in Österreich gilt und auch mit einem Cem-Haus ausgestattet ist.103 Ein Jahr später folgte in Wien der Verein d. Alevi Ehlibeyt-u.Bektasi Angehörigen (später VAKB-Kulturverein der Aleviten in Wien)104. Dem schloss sich die Bildung von Vereinen in anderen Bundesländern an. Im Jahre 1998 wurde die Föderation der Aleviten Gemeinden in Österreich (AABF) als Dachverband der in Österreich tätigen alevitischen Kulturvereine gegründet. 105

Es wurden seitens der VAKB-Funktionäre im März 2009 als (IAGÖ) der Islamischen Alevitischen Glaubensgemeinschaft in Österreich106 und zwei Wochen später im April 2009 durch den Vorstand der AABF als ARÖ (Alevitische Religionsgemeinschaft in Österreich), zwei getrennte Anträge an das Kultusministerium um öffentliche Anerkennung als religiöse Gemeinschaft gestellt107, wobei der Letztere sich vom Ersten inhaltlich - bis auf das Verhältnis zum Islam - nicht unterschied. Deshalb und wegen der späteren Einreichung wurde der Antrag vom VAKB zuerst abgewiesen, aber danach vom Verfassungsgerichtshof doch anerkannt. Daher sieht sich die Islamisch Alevitische Glaubensgemeinschaft in Österreich (ALEVI) als einzig legitime Vertreterin der in Österreich lebenden ca. 60.000 Aleviten108, wobei ihr mit der

- ALEVI Wien, 21., Schererstr. 4,
- ALEVI Niederösterreich, 21., Schererstr. 4,
- ALEVI Tirol, A-6020 Innsbruck, Dörrstraße 55,
- ALEVI Vorarlberg, 6923 Lauterach, Bundesstraße 21 a insgesamt vier Glaubensgemeinden 109 und ca. 7000 Mitglieder110 angehören.

Hingegen kämpft die AABF mit den Abweisungen ihres Ansuchens vom April 2009 unermüdlich. Zuletzt111 wurde die Anfechtung des Ablehnungsbeschlusses des VfGH beim Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte (EGMR) per Presseerklärung der Öster­reichischen Öffentlichkeit bekannt gegeben. Die AABF verfügt über ca. 5000 Mitglieder112, und folgende Vereine gehören als ordentliche Mitglieder dem Dachverband an.

- Bund d. Alevitischen Jugendlichen in Österreich, 21., Schererstraße 4,
- Bund der Alevitischen Frauen in Österreich, 21., Schererstraße 4,
- Beerdigungsfons der Aleviten Gemeinden in Österreich, 21., Schererstraße 4,
- YOL TV Avusturya, 21., Schererstraße 4,
- Alevitische Gemeinde in Wien, 20., Leystraße 42,
- Verein d. Alev. Kulturgemeinschaft in St. Pölten, 3100 Ratzersdorf, Keltenstr. 1,
- Berndorf Pir Sultan Abdal Kulturverein, 2560 Berndorf, Hirtenbergerstraße 1,
- Alevitische Kulturgemeinde Linz, 4020 Linz, Paul-Hahn-Straße 1,
- Perg Pir Sultan Abdal Kulturverein, 4312 Perg-Ried i.d.Riedmark, Blindendorf 36,
- Alevitischer Kulturverein in Wels, 4600 Wels, Hans-Sachs-Straße 93,
- Verein d. Anatolischen Aleviten in Kufstein, 6330 Kufstein, Südtiroler Platz 12,
- Pir Sultan Abdal Kulturzentrum in Tirol, 6200 Jenbach, Achenseestraße 38,
- Alevitischer Kulturverein in Vorarlberg, 6833, Weiler, Zehenweg 8.113

Somit vertreten beide Vereine insgesamt 15 alevitische Gemeinden, 12000 Mitglieder, 1 Beerdigungsfonds und einen Fernsehklub, wobei ihre Mitglieder ethnisch türkischer, kurdi­scher und zazakischer Abstammung sind. Außerdem sind noch in Wien die Vereine Muhabbet Kültür Dernegi (Muhabbet Kulturverein), Evciler Kültür Merkezi (Kulturgemeinschaft der Evciler), Avusturya Alevi Kültür Merkezi (Österreich Alevitische Kulturgemeinschaft), HAB Europäische Hubyaren Gemeinschaft, Dersim Doga ve Kültür Dernegi (Dersim Natur- und Kulturverein), und in Wr. Neustadt, Ternitz und Graz jeweils eine Alevitische Kultur­gemeinschaft entweder unabhängig oder lokal aktiv.114

Der Kulturverein der Aleviten in Wien (VAKB) ist nach der Anerkennung seines Antrages vom März 2009 am 13.12.2010 aus dem Dachverband AABF ausgetreten. 115 Dadurch wurde die schon lange Zeit herrschende Auseinandersetzung zwischen den beiden Vereinen offiziell, und als Folge fand diese Abspaltung auch räumlich statt: Die AABF siedelte von der gemeingenützten Räumlichkeit in Floridsdorf in den 20. Bezirk um.116 Die Uneinigkeiten zwischen den beiden Organisationen sind zwar bedauerlich, andererseits aber als eine Widerspiegelung von unterschiedlichen alevitischen Strömungen aus der Türkei zu betrachten. Der rasche sozio-ökonomische Wandel, Zerfall des Kommunismus und das zunehmende Islambewusstsein der Sunniten in der Türkei veranlassten die Aleviten, ihre Identität neu zu überdenken. Dabei versuchten ihre Intellektuellen, geprägt durch ihre linke Weltanschauung, das Alevitentum als Widerstandsideologie darzustellen.117 Dies führte zum Autoritätsverlust der Geistlichen (Dede) gegenüber ihren „Gebildeten“ bzw. Intellektuellen und in der Folge beim Identitätsdiskurs - wer ein Alevite sei - zu unterschiedlichen Deutungen. Somit begegnet man heutzutage nicht nur einer, sondern mehreren unterschiedlichen alevitischen Identitäten, die auch verschieden gelebt werden und dementsprechenden Gruppierungen bzw. Organisationen angehören. 118 Diese Gruppierungen bzw. Strömungen kann man im Groben in folgender Weise kategorisieren.

1) Aleviten türkischer Abstammung betrachten das Alevitentum innerhalb des Islam,
2) Aleviten türkischer Abstammung betrachten das Alevitentum außerhalb des Islam, für sie ist das Alevitentum ein universelles Religionsverständnis der Turkstämme,
3) Aleviten kurdischer Abstammung, die das Alevitentum innerhalb des Islam betrachten,
4) Aleviten kurdischer Abstammung, die das Alevitentum außerhalb des Islam sehen, für sie ist das Alevitentum eine kurdische Auslegung, eine revolutionäre bzw. rebellische Bewe­gung gegen das etablierte System.119

Wenn man die hierzulande lebenden Aleviten aus dieser Perspektive betrachtet, sind die internen Uneinigkeiten unter ihnen nachvollziehbar. Um die angeführten vier Strömungen (in Österreich sind sie in zwei Gruppen etabliert) noch besser zu verdeutlichen, möchte ich die Selbstbeschreibung der Glaubenslehre der oben genannten Vereine ALEVI und AABF zitieren.

Die Selbstdarstellung der Religionslehre von ALEVI lautet:

Das Alevitentum ist eine islamische Glaubensrichtung. Alevitentum bezeichnet die Islamauffassung, die im Rat der Vierzigen gereift, durch die zwölf Imame weiterentwickelt wurde und das Kriterium des Verstandes von Imam Cafer-i Sadik zu seiner Richtschnur gemacht hat.

Frauen und Männer nehmen ohne räumliche Trennung gleichberechtigt am Gottesdienst teil.

Der Gottesdienst umfasst Gebet und Auslegung durch Geistliche sowie Tanz der Gläubigen (Semah) unter musikalischer Begleitung durch das Saiteninstrument Saz.

Durch den Heiligen Primus, welcher mit Gunst und Unterstützung der Heiligen von Chorasan nach Anatolien kam, und durch Gedichte und Hymnen der verehrten Volksänger, findet das Alevitentum seinen Ausdruck. 120

In dieser Selbstdarstellung wird Alevitentum innerhalb des Islam mit einer speziellen Islaminterpretation und einem besonderen Gottesdienst beschrieben, was ursprünglich durch die Heiligen von Chorasan (gemeint sind Haci Bektas Veli und seine Vorgänger wie Yesevi, Baba Ilyas usw.) nach Anatolien überbracht und im Laufe der Zeit durch ihre Heiligen Dichter beeinflusst wurde, bis es die heutige Form annahm.

Die AABF sieht die Sache ein bisschen anders.

Das Alevitentum ist weder eine islamische Konfession (oder islamische Religion) noch eine Sonderform des schiitischen Islam, sondern ein eigenständiger und synkretistischer Glaube mit islamischen Wurzeln bzw. ein ursprünglich aus dem Islam hervorgegangener Universalglaube, in dessen Mittelpunkt der vollkommene Mensch (Insan-i Kamil) als Wiederspiegelung Gottes (En-el Hakk) steht. Die alevitische Glaubenstheologie und -praxis ist nach dem „irdischen Ableben“ von Mohammed und Ali mit der anschließenden Glaubenstheologie und -praxis des Islam unvereinbar. Die Aleviten sind eine heterogene Glaubensgemeinschaft, weshalb sich die Mitglieder der AABF außerhalb der Ummah verorten. 121

Diese obere Ansicht der AABF wird auch seitens der Alevitischen Union Europas (als europäischer Dachverband mit 220 Mitgliedsgemeinden in 9 Ländern) und der Föderation d. Aleviten-Bektaschiten (als türkischer Dachverband mit 193 Mitgliedsgemeinden) inhaltlich unterstützt.122

Bevor ich zu den Glaubensinhalten und Ritualen der Aleviten übergehe, möchte ich den Medienbereich der Aleviten kurz schildern. Sie sind hier in Österreich mit der Fernsehsen­dung Yol TV und der Zeitschrift Alevilerin Sesi (die Stimme der Aleviten) auf die Aleviten in Deutschland angewiesen, wobei die österreichischen Vertretungen dieser Medien sie mit Programmen, Nachrichten und Mitgliedern versorgen. 123 Neben der Yol-TV-Vertretung ist Hallac Medien und Kultur, nach der Übergabe der Öneri -Zeitung an den „Verein Öneri“, mit der Veröffentlichung von Büchern tätig.124

6. Glaube und Rituale der Aleviten

6.1 Glaube und die schriftlichen Quellen der Aleviten

Obwohl im Gedankengut der Aleviten die Zugehörigkeit zur „mezheb“ (Rechtschule) Caferiya betont wird, was in ihrer historischen Verbindung zu den Safawiden verwurzelt ist,125 ist dieses Bekenntnis nominell, denn sie befolgen außer der Verehrung von Ali, der „Ehli Beyt“ (engere Familie Muhammeds) und der zwölf Imame das schiitische Prinzip der Verstellung (Takiyya sowie Tevella (Liebe bzw. Achtung vor Alis Freunden) und Teberra (Lossagung bzw. Schmähung der Feinde Alis). Außerdem ist das Gedenken an den Tod von Imam Hüseyin bei Kerbela dem schiitischen Glauben ähnlich, auch wenn dies keine dramatischen Formen annimmt, wie es jährlich bei den Schiiten im Fernsehen zu sehen ist.126

Diese Ähnlichkeiten sind für Melikoff, Ocak, Üzüm, Y. N. Öztürk kein hinreichender Grundum die alevitische Lehre auf das Schiitenturn zurückzuführen. Die Distanz zwischen Aleviten und Schiiten wird auch seitens alevitischer Autoren wie Gülçiçek, Kaygusuz, Kaplan, Kaya u.a. ausdrücklich betont.

Bei der Vertiefung in den alevitischen Glaubenskomplex begegnet man vielmehr muslimisch bedeckten, gnostischen, platonischen Elementen (durch Sufismus eingeflossen) und Bestandteilen fremder Religionen wie Schamanismus, Buddhismus, Manichäismus sowie dem Judentum und Christentum, wovon Elemente im Laufe der Geschichte mit dem Alevitentum verschmolzen.127

Es ist ferner zu erwähnen, dass es ein schwieriges Unterfangen ist, die alevitische Glaubenslehre zu analysieren, da sie zu keinem Zeitpunkt in ihrer Geschichte ein verbindliches Dogma bzw. eine einheitliche schriftliche Lektüre besaß und ihre Lehre bis zum letzten Jahrhundert esoterisch weiter tradiert wurde. Noch schwieriger ist es, die moderne bzw. die heutige alevitische Lehre festzulegen und zu kategorisieren, denn bei dieser Gruppe ist zwar eine kollektive Identität gegenüber den Anderen vorhanden, aber ihr Aleviten- Verständnis ist intern nicht mehr homogen, sogar widersprüchlich.128 Wie zuvor bei den Begriffserklärungen erwähnt, versucht jeder seinen eigenen Aleviten zu „basteln“129. Daher werde ich beim Erhellen der alevitischen Glaubenslehre nicht alle Aspekte erwähnen, sondern versuchen, die wichtigsten Punkte bzw. zentrale Themen mithilfe der „schriftlichen Quellen“, die seitens allen Aleviten akzeptiert werden, darzustellen. Die „schriftlichen Quellen“ sind laut den Bildungsbeauftragten der AABF in Deutschland, Herrn Kaplan, die Folgenden.

1) Buyruk (Das Gebot, Buch über den Glaubensvollzug der Aleviten); Autor: Bisati, (16. Jahrhundert)
2) Nehcü'l Belaga (Sprüche vom Heiligen Ali)
3) Gedichte von den sogenannten sieben „Großen Dichtern“ (türk. Seyyid Nesimi, Fuzuli, Hatayi, Pir Sultan Abdal, Kul Himmet, Yemini, Virani)
4) Velayetname (Erzählungen über das Leben und Handlungen von Haci Bektas Veli)
5) Makalat (Gedankengut von Haci Bektas Veli zum alevitischen Wertesystem)130

Bemerkenswert ist, dass Herr Kaplan den Qur'an als schriftliche Quelle nicht aufzählt, den aber viele Aleviten als solche anerkennen, auch wenn es für manche nur eine von mehreren ist. Hingegen erwähnt Herr Kaplan den Buyruk an der ersten Stelle ihrer heiligen Schriften, wobei das „Buyruk“ bis jetzt in drei unterschiedlichen Versionen veröffentlicht wurde. „Büyük Buyruk“ (Großes Gebot), was auch als „,§eyh Safi Buyrugu“ bekannt ist, wird auf den Ordensgründer der Safawiden, Scheich Sadreddin (gest. 1392), zurückgeführt, wurde aber laut GÖLPINARLI zurzeit von Schach Tahmasb I. (gest. 1576), dem Sohn Schach Ismails von „Bisati“, verfasst bzw. verschriftlicht.131 Die zweite Version vom „Buyruk“ wird als „Kücük Buyruk“ (Kleines Gebot) bezeichnet, stammt aus dem 17. Jahrhundert und wird dem Schach Abbas II. (gest. 1667) zugeschrieben.132 Bei der dritten Art des Buyruks handelt es sich um ein Buch namens „Imam Caferi Sadik Buyrugu“ (Gebote Imams Cafer Sadik), es ist weder bezüglich des Verfassers noch von der Niederschriftzeit her eindeutig einzuordnen.133 Ich habe dankenswerterweise von einem Funktionär der VAKB (Alevitischer Kulturverein Wien) ein Exemplar bekommen. Darin steht als Herausgeber Hasan Ayyildiz vom Ayyildiz- Verlag, und als Verfasser wird eine „Kommission“ angegeben, jedoch ist keine Veröffentlichungsdatierung vorhanden. Laut Bozkurt Fuat wurde das besagte Exemplar in Istanbul im Jahre 1962 herausgegeben.134 In diesem Buch wird die islamische Geschichte, beginnend mit der Geburt des Propheten Muhammed bis zum Tod von Imam Hüseyin mit oberflächlichem Islamwissen erzählt. Im zweiten Teil werden hundert Fragen beantwortet, die angeblich vom byzantinischen Kaiser an Muaviye gestellt wurden, die er selber nicht beantworten konnte. Im dritten Teil sind kurz die Geschichte von Imam Cafer Sadik und seine Testamente vorhanden. Danach wird die Erschaffung Adams aus alevitischer Sicht beschrieben; anschließend werden einzelne Stufen des Sufismus erklärt. Der nächste Abschnitt wird mit „Buyruk name-i Imam Cafer Sadik“ überschrieben, wobei es sich um die Beziehung zwischen Pir (Wegweiser) und Talib (Schüler) handelt. Als Nächstes werden Instanzen beim Beschreiten des Weges erläutert und zum Schluss Gebete (Gülbeng), die für verschiedene Anlässe gedacht sind, zusammengefasst. Im Allgemeinen beinhaltet dieses Buch oberflächliche Informationen über den Qur'an und sufistische-islamische Themen, die man nicht als wissenschaftlich heranziehen könnte.

Die „Buyruks“ waren bis zum letzten Jahrhundert nur den Dedes (Geistlichen) zugänglich und in osmanischer Sprache verfasst. Sefer Aytekin hat sie in Lateinbuchstaben ins heutige Türkisch übersetzt.

Mehmet Yaman (Dede) fasst die Glaubensinhalte und Rituale aus dem Buyruk folgender­maßen zusammen.135

1) Der Glaube an die Existenz und Einheit Gottes (Allah), an dem Propheten Muhammed und an den Heiligen Ali.
2) Sich selbst und Hakk (Gott) in Adam erkennen, der Glaube, dass der Islam aus vier Stufen besteht: §eriat (Gesetz bzw. Ordnung), Tarikat (mystischer Weg), Marifet (Erkenntnis), Hakikat (Wahrheit).
3) Der Glaube an die Propheten, Bücher, Engel, den Jüngsten Tag, an das Schicksal - dass, das Gute von Allah kommt, aber das Schlechte von Menschen selbst entstehen.
4) Der Glaube an Muhammed als Prophet und Mürçit (Führer), an Ali als Veli (Heiliger) und Pir (Schutzpatron bzw. Wegweiser) und daran, dass Muhammed und Ali aus demselben Licht (Nur) entstanden und Wegbrüder sind.

[...]


1 Der Einfachheit wegen werde ich im weiteren Verlauf der Masterarbeit stets die männliche Form verwenden, beziehe mich aber damit auch auf die weibliche.

2 Pressedossier: AABF (Föderation der Aleviten Gemeinden in Österreich), 10. April 2009. Pressedossier: Kulturverein der Aleviten in Wien, 7. April 2009. Siehe auch: Beig, Stefan: Wir sind waschechte Muslime. Wiener Zeitung, 9. April 2009, S. 3. Beig, Stefan: Aleviten drängen auf Anerkennung. Wiener Zeitung, 16. April 2009.

3 Presseerklärung der AABF vom 06.02.2012

4 Melikoff Irene, Originaltitel: Au banquet des Quarante - Exploration au cour du Bektchisme-Alevisme übersetzt v.Turan Alptekin, Kirklarin ceminde,Demos yayinlari. Istanbul 2007

5 Türkdogan, Orhan: Alevi Bektasi kimligi. Sosyo- Antropolojik Arastirma. (Die alevitisch- bektaschistische Identität. Sozio-anthropologische Forschung), Istanbul: Timas Verlag, 2004

6 Eröz, Mehmet: Türkiyede Alevilik Bektasilik (Alevitentum Bektaschitentum in der Türkei); Otag Matbacilik. Istanbul 1977

7 Sezgin, Abdülkadir: Alevilik-Bektasilik. Sosyolojik açidan. (Alevitentum-Bektaschitentum. Aus soziologischer Perspektive), Ankara: Yeni Türkiye Verlag, 2002

8 Aktas, Ali: Kent Ortaminda Alevilerin Kendilerini Tanimlama Bicimleri ve Inanc Ritüellerini Uygulama Sikliklarinin Sosyolojik Acindan Degerlendirilmesi (Auswertung der Selbstbezeichnung der Aleviten und Praktizierungszyklus ihrer Rituale in Ballungszentren in sozialer Hinsicht) I. Türk Kültürü ve Haci Bektas-i Veli Sempozyomu Bildirileri (1. Türkische Kultur und Haci Bektaschi Veli Symposiunskundgebung ), Ankara 1999, S. 449-482

9 Yaman, Ali: Dissertation. Dedelik kurumu ekseninde degisim sürecinde alevilik (Alevitentum im Wand­lungsprozess um die Institution der Geistlichen). Ist.Üni.Sos.Bil.Enstitüsü, Istanbul 2001

10 Sadi, Yildiz: Türkiye'deki Alevilerin Din Egitiminden Beklentileri, unveröffentlichte Masterarbeit, Sakarya, 2002

11 „Buyruk“ (Das Gebot), „Nehcül Belaga“ (Die Sprüche von Hlg.Ali), Velayetname u. Makalat (Erzählungen und Gedankengut ) von Haci Bektaschi Veli, Die Gedichte von den sogenannten sieben „großen Dichtern“.

12 Dressler, Markus: Die Alevitische Religion. Traditionslinien und Neubestimmungen, Würzburg: Ergon­Verlag, 2002, S. 10

13 „Chamanisme islamise“ (Melikoff 2009: Kap. 1)

14 Müller, E. Klaus: Kulturhistorische Studien zur Genese Pseudo-islamischer Sektengebilde in Vorderasien, Franzsteiner-Verlag: Wiesbaden 1967.

15 Z. B. die Masterarbeit „Türkiye'deki Alevilerin Din Egitiminden Beklentileri“ (dt.: Die Erwartungen der Aleviten in der Türkei vom Religionsunterricht) vom Herrn YILDIZ Sadi an der Universität Sakarya, 2002. Taskin, Ahmet: Alevilerin Tarihi Gelisimleri ve Tarihi Durumu (Die historische Entwicklung der Aleviten und ihre historische Lage), Universität Selcuk, nicht veröffentlicht 1997. Yaman, Ali: Dissertation. Dedelik kurumu ekseninde degisim sürecinde alevilik. (Alevitentum im Wandlungsprozess um die Institution der Geistlichen), Ist.Üni.Sos.Bil.Enstitüsü, Istanbul 2001

16 Langer, Robert: Migration und Ritualtransfer, Frankfurt am Main, Wien u.a.: Lang, 2005, siehe auch: Langer, Robert: Alevitische Rituale, in: Sökefeld, Martin (Hrsg.): Aleviten in Deutschland. Identitätsprozesse einer Religionsgemeinschaft in der Diaspora, Bielefeld: transcript Verlag, 2008

17 Kehl-Bodrogi, Kriztina: Die Kizilbas/Aleviten, Berlin: Klaus Schwarz Verlag, 1988

18 Vorhoff,Karin: Zwischen Glaube,Nation und neuer Gemeinschaft, Berlin: Klaus Schwarz Verlag, 1995

19 Engin, Ismail/Erhard, Franz: Aleviler/Alewiten,Deutsches Orient-Institut, 3 Bde., Hamburg, 2000,

20 Gorzewski Andreas (Hrsg.): Bonner Islamstudien. Das Alevitentum in seinen divergierenden Verhältnis­bestimmungen zum Islam, Bd. 17, Berlin: EB-Verlag, 2010,

21 Spuler-Stegemann, Ursula: Ist die Alevitsche Gemeinde Deutschland e.V. eine Religionsgemeinschaft?, AABF (Hrsg.), Marburg 2003

22 Kaplan, Ismail: Das Alevitentum. Eine Glaubens- und Lebensgemeinschaft in Deutschland, Alevitische Gemeinde Detuschland e.V. (Hrsg.), 2004

23 Ocak, Ahmet Yasar: Alevi ve Bektasi Inanclarinin Islam öncesi Temelleri, Iletisim Yayinlari, Istanbul, 2000

24 Üzüm, Ilyas: Alevilik. Tarihsel ve kültürel boyutlariyla. (Alevitentum mit seinen historischen und kulturellen Dimensionen), Istanbul: ISAM Verlag, 2006

25 Yörükan, Yusuf Ziya/Yörükan Turhan (Hrsg.): Anadoluda Aleviler ve Tahtacilar (Aleviten und Tahtadschi in Anatolien), Ötüken Nesriyat, Ankara, 1998

26 Noyan, Bedri: Bektasilik Alevilik nedir (Was bedeutet Alevismus Bektaschismus), Sanat Kitabevi, Ankara 1987 Arslan, Zeynep: Die anatolischen AlevitInnen in der Diaspora am Beispiel der Alevitischen Minderheit in Österreich (Diss.), UniWien 2010 Aslan, Arif: Religiöse Gewalt im Osmanischen Reich Beispiel Aleviten, (Masterarbeit), UniWien 2009 Cakir, Alev: Governance religiöser Diversität in Österreich, (Dipl.), UniWien 2011

27 Arslan, Zeynep: Die anatolischen AlevitInnen in der Diaspora am Beispiel der Alevitischen Minderheit in Österreich (Diss.), UniWien 2010 Aslan, Arif: Religiöse Gewalt im Osmanischen Reich Beispiel Aleviten, (Masterarbeit), UniWien 2009 Cakir, Alev: Governance religiöser Diversität in Österreich, (Dipl.), UniWien 2011

28 www.aleviten.at/log_de/Begriffserklärungen, [Stand: 07.05.2011]

29 Engin, Ismail/Erhard, Franz: Aleviler/Alewiten, Deutsches Orient-Institut, Bd. 1, Hamburg 2000, S. 15

30 Melikoff, Irene: Uyur idik uyardilar (Wir schliefen, wurden aufgeweckt), demosYayinlari, Istanbul 2009, S. 32

31 Ebd., S. 33

32 Ebd., S. 34

33 Gümüç, Burak: Türkische Aleviten vom Osmanischen Reich bis zur heutigen Türkei, Konstanz: Hartung- Gorre Verlag, 2007, S. 10

34 Eigennotizen während der persönlichen Gespräche mit den alevitischen Funktionären und Gelehrten, welche ich bei weiteren Fußnoten als „Eigene Erhebung“ angeben werde.

35 Eröz, Mehmet: Türkiyede Alevilik Bektaçilik (Alevitentum Bektaschitentum in der Türkei); Otag Matbacilik, Istanbul 1977, S. 52

36 Açiki, Derviç Ahmed: Asikpasazade Tarihi; Mostar, Istanbul 2008, S. 281

37 Ebd., S. 282

38 Spuler-Stegemann, Ursula: Ist die Alevitsche Gemeinde Deutschland e.V. eine Religionsgemeinschaft?, AABF (Hrsg.), Marbug 2003, S. 9

39 Kehl-Bodrogi, Kriztina: Die Kizilbas/Aleviten. Berlin: Klaus Schwarz Verlag, 1988, S. 45-46

40 Melikoff, Irene: Uyur idik uyardilar (Wir schliefen, wurden aufgeweckt), übersetzt v. Turan, Alptekin; demos Yayinlari, Istanbul 2009, S. 31

41 Ebd., S. 25

42 Wörtlich: feiner (vornehmer, gebildeter, höflicher, leutseliger) Herr. Fachlich: Titel der höchsten Geistlichen des Bektaschi-Mewlewi-Ordens, Steuerwald, Karl, Türkisch-Deutsches Wörterbuch, Istanbul: ABC Verlag, 1974

43 Vgl. Eröz, Mehmet, S. 61-64; Kehl-Bodrogi, Krisztina, S. 46

44 Nach Angabe von Hrn. Ulusoy (Çelebi), oberster Führer der Bektaschiten

45 Ein bekanntes Beispiel dafür ist die „Müsahiblik“ (dt.: Weggemeinschaft) oder „Ahiret Kardeçi“ (dt.: Jenseitsbruderschaft), die es nur bei den Aleviten gibt. Ihre „Ayini-Cem-Zeremonien“ dürfen diejenigen, die nicht mit einem „Musahip“ eingeweiht sind, nicht besuchen. Hingegen dürfen bei Bektaschis alle, die initiiert sind, egal ob ledig oder verheiratet, teilnehmen. Ein weiteres Beispiel ist die Anlegung einer Schnur „Tig Bend“ um den Hals bei den Bektaschiten während des Initiationsverfahrens, was die Opferung des eigenen Egos symbolisiert. Vgl. Melikoff, Irene: Uyur idik uyardilar (Wir schliefen, wurden aufgeweckt), übersetzt v. Turan, Alptekin; demos Yayinlari, Istanbul 2009, S. 48 und Eröz, Mehmet: Türkiyede Alevilik Bektaçilik (Alevitentum Bektaschitentum in der Türkei); Otag Matbacilik, Istanbul 1977, S. 67

46 Vgl. Eröz, Mehmet: Türkiyede Alevilik Bektaçilik (Alevitentum Bektaschitentum in der Türkei); Otag Matbacilik, Istanbul 1977, S. 80-82

47 Vgl. Melikoff, Irene: Uyur idik uyardilar (Wir schliefen, wurden aufgeweckt), übersetzt v. Turan, Alptekin; demos Yayinlari, Istanbul, 2009, S. 52-53 u. Walter, Hinz: Irans Aufstieg zum Nationalstaat im fünfzehnten Jahrhundert, Berlin/Leipzig 1936, S. 84

48 Kehl-Bodrogi, Kriztina: Die Kizilbaç/Aleviten, Berlin: Klaus Schwarz Verlag, 1988, S. 9

49 Kizilbaç ist die türkische Schreibweise für Kizilbasch.

50 Ebd., S. 9; vgl. Müller, Klaus E.: Kulturhistorische Studien zur Genese Pseudo-islamischer Sektengebilde in Vorderasien, Wiesbaden: Franz Steiner Verlag, 1967, S. 12

51 Üzüm, Ilyas: Kizilbas, in: Türkiye Diyanet Vakfi Islam Ansiklopedisi, Bd. 25, TDV, Istanbul 2007, S. 546

52 Vgl. Eröz, Mehmet: Türkiyede Alevilik Bektaçilik (Alevitentum Bektaschitentum in der Türkei); Otag Matbacilik, Istanbul 1977, S. 87

53 Üzüm, Ilyas: Kizilbas, in: Türkiye Diyanet Vakfi Islam Ansiklopedisi, Bd. 25, TDV, Istanbul 2007, S. 547

54 Vgl. Eröz, Mehmet: Türkiyede Alevilik Bektaçilik (Alevitentum Bektaschitentum in der Türkei); Otag Matbacilik, Istanbul 1977, S. 88

55 Wörtlich: Hölzer

56 Müller, Klaus E.: Kulturhistorische Studien zur Genese Pseudo-islamischer Sektengebilde in Vorderasien, Wiesbaden: Franz Steiner Verlag, 1967, S. 3

57 Vgl. Kehl-Bodrogi, Kriztina: Die KizilbaçAleviten, Berlin: Klaus Schwarz Verlag, 1988, S. 75-76; Engin, Ismail/Erhard, Franz: Aleviler/Alewiten, Deutsches Orient-Institut, Bd. 1, Hamburg, 2000, S. 142

58 Vgl. Engin, Ismail/Erhard, Franz: Aleviler/Alewiten, Bd. 1, Hamburg: Deutsches Orient-Institut, 2000, S. 139 u. Kehl-Bodrogi, Kriztina: Die Kizilbaç/Aleviten, Berlin: Klaus Schwarz Verlag, 1988, S. 83-84, Eröz, Mehmet: Türkiyede Alevilik Bektaçilik (Alevitentum Bektaschitentum in der Türkei); Otag Matbacilik, Istanbul 1977, S. 22-23

59 Wörtlich: Baum- od. Waldmann, d. h. ähnliche Bedeutung wie Tahtadschi.

60 Vgl. Kehl-Bodrogi, Kriztina: Die Kizilbaç/Aleviten, Berlin: Klaus Schwarz Verlag, 1988, S. 79-80

61 Ebd., S. 81; siehe auch Ülkütasir, M. §.: Abdal, in: Asâr-i islam-Türk Ansiklopedisi, 1968, S. 840

62 Yörükan, Yusuf Ziya/Yörükan Turhan (Hrsg.): Anadoluda Aleviler ve Tahtacilar (Aleviten und Tahtadschi in Anatolien), Ötüken Nesriyat, Ankara 1998, S. 380-388

63 Kehl-Bodrogi, Kriztina: Die Kizilbaç/Aleviten, Berlin: Klaus Schwarz Verlag, 1988, S. 82

64 Kenanoglu, Ali: Siraç Türkmenleri Ve Cenaze Erkani, http://www.psakd.org/yazarlar/ sirac_turkmenleri_cenaze.html, [Stand: 14.7.2011]

65 Özvar, Erol: XVII. Yüzyil Osmanli Taçra Maliyesinde Degiçim (Wandel bei der Landesfinanz der Osmanen im 17.Jhdt.), Marmara Ün. Sos. Bil. Ens. Yayinlanmamiç Doktora Tezi (unveröffentlichte Dissertation), Istanbul 1998, S. 109-110

66 Kenanoglu, Ali: Siraç Türkmenleri Ve Cenaze Erkani, http://www.psakd.org/yazarlar/ sirac_turkmenleri_cenaze.html, [Stand: 14.7.2011]

67 Köprülü, M. Fuad: Türkiye Tarihi (Die Geschichte der Türkei), Akcag, Istanbul 1923, S. 146

68 Houtsma, Martijn Theodor (Hrsg.): Islam ansiklopedisi (Enzyklopedie des Islam),Maarif Matbaasi, Bd. 13, Istanbul 1986, S. 430

69 Sümer, Faruk: Oguzlar (Türkmenler), Türk Dünyasi Arastirmalar Vakfi, Ankara, 1967, S. 172

70 Ebd., S. 173

71 Houtsma, Martijn Theodor (Hrsg.): Islam ansiklopedisi (Enzyklopedie des Islam), Bd. 13, Maarif Matbaasi, Istanbul 1986, S. 435

72 Atalay, Besim: Divani Lügati't - Türk. Ankara: Türk Tarih Kurumu Basimevi, Bd. 1, 2006, S. 57

73 Sümer Faruk,in istanbul Üniversitesi iktisat Fakültesi Mecmuasi Dizini (Bde. 1-56) (1939- 2007), Bd. 11

74 Gölpinarli, Abdulbaki: Velayetname, Istanbul 1958, S. 26. Vgl. auch Melikoff Irene: Au banquet des Quarante - Exploration au cour du Bektchisme-Alevisme, übersetzt v. Turan Alptekin, Kirklarin ceminde, Demos yayinlari, Istanbul 2007

75 Korkmaz, Esat: Haci Bektaç Veli Vilayetname. Menakibi Haci Bektas Veli; Istanbul, Can Yayinlari, 2006, S.51

76 Sümer, Faruk: Oguzlar (Türkmenler), Türk Dünyasi Arastirmalar Vakfi, Istanbul 1999, S. 322

77 Sümer, Faruk: Safevi Devletinin Kurulmasinda ve Geliçmesinde Anadolu Türklerinin Rolü (Die Rolle der anatolischen Türken bei der Gründung und Entwicklung des Safawidenstaats), Ankara: Güven Verlag, 1976, S.3

78 Köprülü, Fuad: Anadoluda islamiyet, Akcag, Ankara, 2005, S. 41-45

79 Eröz, Mehmet: Türkiyede Alevilik Bektaçilik (Alevitentum Bektaschitentum in der Türkei); Otag Matbacilik, Istanbul 1977, S. 19-22

80 Okumus, Ejder: Türkiye‘de marjinal bir grup olarak abdallar (Die Abdalen als eine marginale Gruppe in der Türkei); http://www.scribd.com/doc/69141882/abdallar [Stand: 23.5.2011, 13:53], S. 599

81 Houtsma, Martijn Theodor (Hrsg.) Islam Ansiklopedisi (Enzyklopedie des Islam), Maarif Matbaasi, Istanbul,1940, Bd. 1, S. 3

82 Dogan, D.Mehmet: Büyük Türkçe Sözlük (großes Türkischwörterbuch), Iz yayincilik, Istanbul, 1996, S. 2

83 Ülkütasir, M. Abdal, in: Asâr-i islam-Türk Ansiklopedisi, 1940, B.1, S. 183-185

84 Dogan, D.Mehmet: Büyük Türkçe Sözlük (großes Türkischwörterbuch), Iz yayincilik, Istanbul, 1996, S. 3

85 Kehl-Bodrogi, Kriztina: Die Kizilbaç/Aleviten, Berlin: Klaus Schwarz Verlag, 1988, S. 89

86 Ebd., S. 88

87 Okumus, Ejder: Türkiye‘de marjinal bir grup olarak abdallar (Die Abdalen als eine marginale Gruppe in der Türkei); http://www.scribd.com/doc/69141882/abdallar [Stand: 23.5.2011], S. 624

88 Ich habe die Schreibversion (türkisch) wie in den Statuten der IAGÖ als Überschrift übernommen, danach die deutsche Version verwendet.

89 Üzüm, Ilyas: Kizilbas, in: Türkiye Diyanet Vakfi Islam Ansiklopedisi, Bd. 33, TDV, Istanbul 2007, S. 272

90 Üzüm, Ilyas: Kizilbas, in: Türkiye Diyanet Vakfi Islam Ansiklopedisi, Bd. 33, TDV, Istanbul 2007, S. 270

91 Engin, Ismail/Erhard, Franz: Aleviler/Alewiten, Deutsches Orient-Institut, Bd. 1, Hamburg, 2000, S. 158

92 Müller, Klaus E.: Kulturhistorische Studien zur Genese Pseudo-islamischer Sektengebilde in Vorderasien, Wiesbaden, Franz Steiner Verlag 1967, S. 53-57

93 Üzüm, Ilyas: Kizilbas, in: Türkiye Diyanet Vakfi Islam Ansiklopedisi, Bd. 33, TDV, Istanbul 2007, S. 273

94 Vgl. Müller, Klaus E.: Kulturhistorische Studien zur Genese Pseudo-islamischer Sektengebilde in Vorder- asien, Wiesbaden: Franz Steiner Verlag, 1967, S. 57-59

95 Üzüm, Ilyas: Kizilbas, in: Türkiye Diyanet Vakfi Islam Ansiklopedisi, TDV, Bd. 33, Istanbul 2007, S. 271

96 Engin, Ismail/Erhard, Franz: Aleviler/Alewiten,Deutsches Orient-Institut, Bd. 1, Hamburg 2000, S. 159

97 Üzüm, Ilyas: Kizilbas, in: Türkiye Diyanet Vakfi Islam Ansiklopedisi, TDV, Bd. 33, Istanbul, 2007, S. 271

98 Langer, Robert: Alevitische Rituale, S. 66

99 Kaplan, Ismail: Das Alevitentum. Eine Glaubens- und Lebensgemeinschaft in Deutschland. Alevitische Gemeinde Detuschland e.V. [Hrsg.], 2004, S. 11

100 Ebd., S. 19

101 Ebd., S. 20

102 Eigene Erhebung

103 http://www.aagt.at/modules.php?name=Forum&topic=277.0 [Stand: 20.7.2012]

104 http://www.hubyardernegi.org/defteroku.asp?sayfa=81 [Stand: 20.7.2012]

105 http://www.aleviten.or.at/menuleft/aabf/geschichte.html [Stand: 19.7.2012]

106 http://diepresse.com/home/panorama/religion/468374/Religion_Aleviten-wollen-eigene- GlaubenswbrGemeinschaft [Stand: 07.04.2009]

107 http://www.aleviten.or.at/de-detail/article/aabf-stellt-antrag-auf-religioese-bekenntnisgemeinschaft.html [Stand: 14.7.2010]

108 Laut Presseerklärung der ALEVI vom 21.1.2011 und der AABF 26.1.2011, Die ALEVI hat die Anzahl derzeit sogar erhöht, sie geben als 80000 auf ihrer Homepage an. http://www.aleviten.at/de/ stand 19.7.2012

109 http://www.aleviten.at/de/?page_id=7 [Stand: 19.7.2012]

110 Orientierung (Fernsehsendung), ORF2, 23. Januar 2011, 12:30

111 Presseerklärung der AABF vom 06.02.2012

112 Orientierung (Fernsehsendung), ORF2, 23. Januar 2011, 12:30

113 http://www.aleviten.or.at/menuleft/aabf/geschichte.html [Stand: 19.7.2012]

114 Eigene Erhebung

115 Presseerklärung der ALEVI vom 21.12.2010

116 http://www.aleviten.or.at/menuleft/konukyazar/article/viyana-alevi-toplumu-kendi-yerinde.html [Stand: 19.7.2012]

117 Yavuz, M. Hakan: Deg. Sür. Alevi kimligi (Alev. Ident. im Wandelprozess) in: Aleviler, Bd.1, S. 80-81

118 Ebd., S. 91. Vgl. auch: Vorhoff, Karin: Identität und Differenzierungen, S. 59-74

119 Ebd., S. 93

120 Auszug aus der Darstellung der Religionslehre der ALEVI, http://www.aleviten.at/de/?page_id=12, [Stand: 21.7.2012]

121 Darstellung der alevitischen Glaubenslehre von AABF: Auszug aus der VfGH- Beschwerde vom 24.1.2011, http://www.aleviten.or.at/de-detail/article/alevitischer-dachverband-bringt-vfgh-beschwerde-ein.html, [Stand: 21.7.12012]

122 Ebd.: Darstellung der alevitischen Gemeindevertretung

123 http://www.aleviten.or.at/yol-club/yol-club-avusturya.html [Stand: 20.7.2012]

124 http://www.hallac.org/index.php?id=10&PHPSESSID=72936fd7656beea58b1130b748e4602c [Stand: 20.7.2012]

125 Üzüm, Ilyas: Kizilbas, in: Türkiye Diyanet Vakfi Islam Ansiklopedisi, TDV, Istanbul, 2007, Band 25 S. 553

126 Ebd., S. 551 Kehl-Bodrogi, Kriztina: Die Kizilbaç/Aleviten, Berlin: Klaus Schwarz Verlag, 1988, S. 120-121

127 Yesilyurt, Temel: Alevi-Bektasiligin Inanc Boyutu (Glaubensdimensionen des Alevitentums- Bektaschitentums), in: Islamiyat VI, 2003, Nr. 3, S. 13; Üzüm, Ilyas: Kizilbas, in: Türkiye Diyanet Vakfi Islam Ansiklopedisi, Bd. 33, TDV, Istanbul 2007, S. 551

128 Kehl-Bodrogi, Kriztina: Die Kizilbaç/Aleviten, Berlin: Klaus Schwarz Verlag, 1988, S. 121

129 Vorhoff, Karin: In Engin, Ismail/ Erhard, Franz: Aleviler/Alewiten,Deutsches Orient-Institut, Bd. 1, Hamburg, 2000, S. 59

130 Kaplan, Ismail: Das Alevitentum. Eine Glaubens- und Lebensgemeinschaft in Deutschland. Alevitische Gemeinde Detuschland e.V. (Hrsg.), 2004, S. 34

131 Yaman, Mehmet: Inanc Bicimleri ve Dini Hayat/ Glaubensvorstellungen und religiöses Leben, in: Engin, Ismail/ Erhard, Franz: Aleviler/Alewiten,Deutsches Orient-Institut, Hamburg, 2000, Bd. 2 S. 15; siehe auch: Gölpinarli, Abdulbaki: Tarih Boyunca islam Mezhepleri ve §iilik (Die islamischen Rechtschulen im Laufe der Geschichte und Schiitentum), Der Yayinlari, Istanbul, 1979, S. 178-179

132 Ebd., S. 16

133 Ebd., S. 24

134 Bozkurt, Fuat: Buyruk. Kapi Verlag, Istanbul, 2009, S. 8

135 Yaman, Mehmet: Inanc Bicimleri ve Dini Hayat/ Glaubensvorstellungen und religiöses Leben, in: Engin, Ismail/Erhard, Franz: Aleviler/Alewiten, Deutsches Orient-Institut, Bd. 2, Hamburg, 2000, S. 23

Ende der Leseprobe aus 114 Seiten

Details

Titel
Die Aleviten und ihre Erwartungen an die religiöse Erziehung in Österreich
Hochschule
Universität Wien
Note
1,0
Autor
Jahr
2012
Seiten
114
Katalognummer
V512361
ISBN (eBook)
9783346089304
ISBN (Buch)
9783346089311
Sprache
Deutsch
Schlagworte
aleviten, erwartungen, erziehung, österreich
Arbeit zitieren
Mehmet Bag (Autor:in), 2012, Die Aleviten und ihre Erwartungen an die religiöse Erziehung in Österreich, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/512361

Kommentare

  • Noch keine Kommentare.
Blick ins Buch
Titel: Die Aleviten und ihre Erwartungen an die religiöse Erziehung in Österreich



Ihre Arbeit hochladen

Ihre Hausarbeit / Abschlussarbeit:

- Publikation als eBook und Buch
- Hohes Honorar auf die Verkäufe
- Für Sie komplett kostenlos – mit ISBN
- Es dauert nur 5 Minuten
- Jede Arbeit findet Leser

Kostenlos Autor werden