Das Wahlplakat richtet sich an die breite Öffentlichkeit und ist für jedermann zugänglich. Untersucht man das Wahlplakat genauer, stellt sich die Frage, wie es die Parteien schaffen, die Wählerschaft mit Hilfe eines Plakates zu überzeugen. Wie schaffen sie es, Emotionen auszulösen und Werte wie Vertrauenswürdigkeit und Ehrlichkeit zu erwecken? Die These dieser Arbeit ist, dass die Parteien versuchen, die eigentliche Fremdheit und Distanz beider Kommunikationspartner zu überbrücken und im Gegenzug Vertrauen und Nähe zu ihrer Wählerschaft zu konstruieren. Diese Vermutung wird überprüft und untersucht, welcher sprachlichen und nichtsprachlichen Mittel sich die Produzenten der Wahlplakate bedienen, um ihre Ziele zu erreichen.
Um diese Fragen zu beantworten, widmet sich die Arbeit dem Thema der konzeptionellen Mündlichkeit und Schriftlichkeit, welches sich mit Nähe und Distanz in sprachlichen Äußerungen befasst. Der schematischen Analyse von Koch und Oesterreicher entsprechend, werden die Wahlplakate der Reihe nach auf die Kommunikationsbedingungen, die Versprachlichungsstrategien und zuletzt auf die universalen nähesprachlichen Merkmale des Spanischen untersucht. Der Korpus setzt sich aus Wahlplakaten der Parlamentswahlen Spaniens aus den Jahren 1977 bis 2019 zusammen.
Für eine linguistische Textanalyse wird zunächst kurz erörtert, was ein Wahlplakat überhaupt zu einem Text macht: Ein Text ist eine sprachliche Äußerung innerhalb eines Kommunikationsaktes, die einen bestimmten Zweck verfolgt. Unter einer kommunikativen Funktion, oder kurz Textfunktion, versteht man die bezweckte Wirkung eines Textes in einer Kommunikationssituation. Ein Text kann zum Beispiel eine informative, unterhaltende oder appellative Funktion haben. Demnach ist es das Ziel des Produzenten, den Rezipienten zu informieren, zu unterhalten oder anzuweisen. Es können auch mehrere Funktionen parallel vertreten sein; in dem Fall bestimmt die dominierende Kommunikationsfunktion die Textfunktion. Ein Text muss nicht rein sprachlicher Natur sein; durch die Kombination aus sprachlicher und bildlicher Komponente stellt das Wahlplakat einen "gemischten Text" dar. Es dominieren sowohl linguale als auch außerlinguale Elemente.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einführung
- 2. Das Wahlplakat als Text
- 3. Mündlichkeit in Wahlplakaten
- 3.1. Theoretisches
- 3.2. Analyse
- 3.2.1 Kommunikationsbedingungen
- 3.2.1.1 Grad der Öffentlichkeit
- 3.2.1.2 Grad der Vertrautheit
- 3.2.1.3 Grad der emotionalen Beteiligung
- 3.2.1.4 Grad der Situations- und Handlungseinbindung
- 3.2.1.5 Referenzbezug
- 3.2.1.6 Physische Nähe der Kommunikationspartner
- 3.2.1.7 Grad der Kooperation
- 3.2.1.8 Grad der Dialogizität
- 3.2.1.9 Grad der Spontaneität
- 3.2.1.10 Grad der Themenfixierung
- 3.2.1.11 Konzeptionelles Relief
- 3.2.2 Versprachlichungsstrategien
- 3.2.2.1 Präferenz von Kontexttypen
- 3.2.2.2 Planungsaufwand
- 3.2.2.3 Vorläufigkeit vs. Endgültigkeit
- 3.2.2.4 Sparsamkeit vs. Kompaktheit
- 3.2.3 Nähesprachliche Merkmale
- 3.2.3.1 Textuell-pragmatischer Bereich
- 3.2.3.2 Syntaktischer Bereich
- 3.2.3.3 Semantischer Bereich
- 3.2.1 Kommunikationsbedingungen
- 4. Schlussbetrachtung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit untersucht spanische Wahlplakate im Hinblick auf die Frage, wie Parteien durch diese Werbemittel Wähler überzeugen und Nähe zu ihrer Wählerschaft konstruieren. Die zentrale Forschungsfrage ist, welche sprachlichen und nichtsprachlichen Mittel dabei eingesetzt werden. Die Analyse basiert auf dem Konzept der konzeptionellen Mündlichkeit und Schriftlichkeit nach Koch und Oesterreicher.
- Konzeptionelle Mündlichkeit und Schriftlichkeit in Wahlplakaten
- Analyse der Kommunikationsbedingungen (Öffentlichkeit, Vertrautheit etc.)
- Untersuchung der Versprachlichungsstrategien (Kontexttypen, Planungsaufwand etc.)
- Identifizierung universaler nähesprachlicher Merkmale im Spanischen
- Konstruktion von Nähe und Distanz im politischen Diskurs
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einführung: Diese Einleitung führt in das Thema der spanischen Wahlplakate als Massenkommunikationsmittel ein und stellt die zentrale These auf, dass Parteien versuchen, durch Wahlplakate die Distanz zur Wählerschaft zu überwinden und Vertrauensaufbau zu betreiben. Es wird die Methodik der Arbeit vorgestellt, die auf dem Modell der konzeptionellen Mündlichkeit und Schriftlichkeit basiert und die Analyse der Kommunikationsbedingungen, Versprachlichungsstrategien und nähesprachlichen Merkmale umfasst. Der Korpus besteht aus Wahlplakaten der Parlamentswahlen von 1977 bis 2019.
2. Das Wahlplakat als Text: Dieses Kapitel definiert das Wahlplakat als einen "gemischten Text" aus sprachlichen und bildlichen Komponenten, der eine appellative Funktion erfüllt, um die Wählerschaft zu beeinflussen. Es wird der Begriff "Text" linguistisch definiert und die appellative Funktion von Wahlplakaten durch die Verwendung von Imperativen oder instruierenden Infinitiven erläutert.
3. Mündlichkeit in Wahlplakaten: Dieses Kapitel analysiert die konzeptionelle Mündlichkeit und Schriftlichkeit in Wahlplakaten. Es werden zunächst die theoretischen Grundlagen der Unterscheidung zwischen Mündlichkeit und Schriftlichkeit auf medialer und konzeptioneller Ebene erläutert. Anschließend wird die Analysemethode vorgestellt, die die Kommunikationsbedingungen, Versprachlichungsstrategien und nähesprachliche Merkmale umfasst. Die Analyse der einzelnen Aspekte wie Grad der Öffentlichkeit, Vertrautheit, emotionale Beteiligung, Situations- und Handlungseinbindung, Referenzbezug, physische Nähe, Kooperation, Dialogizität, Spontaneität, Themenfixierung und konzeptionelles Relief wird detailliert dargelegt, um die Position der Wahlplakate im Nähe-Distanz-Kontinuum zu bestimmen. Die Analyse der Versprachlichungsstrategien umfasst die Präferenz von Kontexttypen, den Planungsaufwand, die Vorläufigkeit versus Endgültigkeit und die Sparsamkeit versus Kompaktheit. Schließlich untersucht das Kapitel die nähesprachlichen Merkmale im textuell-pragmatischen, syntaktischen und semantischen Bereich, inklusive der Analyse von Kontaktsignalen, Engführungen, geringer syntaktischer Komplexität, Passe-partout-Wörtern und expressiv-affektiven Ausdrucksverfahren.
Schlüsselwörter
Spanische Wahlplakate, konzeptionelle Mündlichkeit, konzeptionelle Schriftlichkeit, Kommunikationsbedingungen, Versprachlichungsstrategien, Nähesprache, Distanzsprache, politische Kommunikation, Textanalyse, Appellfunktion, Massenkommunikation, Wahlwerbung.
Häufig gestellte Fragen zum Dokument "Analyse Spanischer Wahlplakate"
Was ist der Gegenstand der Untersuchung?
Die Arbeit analysiert spanische Wahlplakate aus linguistischer Sicht. Der Fokus liegt darauf, wie Parteien durch diese Werbemittel Wähler überzeugen und Nähe zu ihrer Wählerschaft konstruieren. Untersucht werden die sprachlichen und nichtsprachlichen Mittel, die dabei zum Einsatz kommen.
Welche Methodik wird angewendet?
Die Analyse basiert auf dem Konzept der konzeptionellen Mündlichkeit und Schriftlichkeit nach Koch und Oesterreicher. Es werden die Kommunikationsbedingungen, Versprachlichungsstrategien und nähesprachliche Merkmale der Plakate untersucht. Der Korpus umfasst Wahlplakate der Parlamentswahlen von 1977 bis 2019.
Welche Aspekte der Kommunikationsbedingungen werden analysiert?
Die Analyse der Kommunikationsbedingungen umfasst den Grad der Öffentlichkeit, Vertrautheit, emotionalen Beteiligung, Situations- und Handlungseinbindung, Referenzbezug, physische Nähe der Kommunikationspartner, Grad der Kooperation, Dialogizität, Spontaneität, Themenfixierung und das konzeptionelle Relief.
Welche Versprachlichungsstrategien werden betrachtet?
Die Untersuchung der Versprachlichungsstrategien beinhaltet die Präferenz von Kontexttypen, den Planungsaufwand, die Vorläufigkeit versus Endgültigkeit und die Sparsamkeit versus Kompaktheit der verwendeten Sprache.
Welche nähesprachlichen Merkmale werden untersucht?
Die Analyse der nähesprachlichen Merkmale umfasst den textuell-pragmatischen, syntaktischen und semantischen Bereich. Hier werden unter anderem Kontaktsignale, Engführungen, geringe syntaktische Komplexität, Passe-partout-Wörter und expressiv-affektive Ausdrucksverfahren betrachtet.
Wie wird das Wahlplakat linguistisch definiert?
Das Wahlplakat wird als "gemischter Text" definiert, der sprachliche und bildliche Komponenten kombiniert und eine appellative Funktion zur Beeinflussung der Wählerschaft erfüllt. Die appellative Funktion wird durch den Einsatz von Imperativen oder instruierenden Infinitiven verdeutlicht.
Welche zentrale Forschungsfrage wird behandelt?
Die zentrale Forschungsfrage lautet: Welche sprachlichen und nichtsprachlichen Mittel werden in spanischen Wahlplakaten eingesetzt, um Wähler zu überzeugen und Nähe zur Wählerschaft zu konstruieren?
Welche Schlüsselwörter beschreiben die Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Spanische Wahlplakate, konzeptionelle Mündlichkeit, konzeptionelle Schriftlichkeit, Kommunikationsbedingungen, Versprachlichungsstrategien, Nähesprache, Distanzsprache, politische Kommunikation, Textanalyse, Appellfunktion, Massenkommunikation, Wahlwerbung.
Wie ist der Aufbau des Dokuments?
Das Dokument umfasst eine Einführung, ein Kapitel zum Wahlplakat als Text, ein Kapitel zur Mündlichkeit in Wahlplakaten (mit Unterkapiteln zu den Kommunikationsbedingungen, Versprachlichungsstrategien und nähesprachlichen Merkmalen) und eine Schlussbetrachtung. Es enthält außerdem ein Inhaltsverzeichnis, die Zielsetzung und Themenschwerpunkte sowie Zusammenfassungen der einzelnen Kapitel.
- Citar trabajo
- Stella Fritz (Autor), 2019, Spanische Wahlplakate zwischen konzeptioneller Mündlichkeit und Schriftlichkeit. Wie gelingt es den Parteien, Distanz zu überbrücken?, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/512444