Forschungen haben gezeigt, dass sich Menschen hinsichtlich der Fähigkeiten der Gesichtsverarbeitung stark unterscheiden. In der Vergangenheit kam daher wiederholt die Frage auf, wo die Ursachen dieser Differenzen liegen. Aus diesem Grund untersucht die vorliegende Arbeit den Grad an autistischen Zügen als einen Faktor, dem bisher wenig Beachtung geschenkt wurde. Es wird überprüft, ob mit dessen Hilfe Vorhersagen auf die individuellen Unterschiede bei der Gesichtsverarbeitung möglich sind.
Bisher haben Studien gezeigt, dass Menschen mit einer Autismus-Spektrum-Störung ein Defizit bei der Rekognition von Gesichtern aufweisen. So wurden Beeinträchtigungen bei der Wiedererkennung neu gelernter und dem Abgleichen von unbekannten Gesichtern aufgedeckt. Weniger Forschungsergebnisse gibt es hingegen bei der Rekognition bekannter Gesichter, dennoch lassen auch diese Studien eine Tendenz hinsichtlich eines Defizites bei autistischen Personen vermuten.
Autistische Charakterzüge sind indes nicht nur im klinischen Bereich zu finden, sondern treten durchaus auch in milderen Formen in der neurotypischen Bevölkerung auf. Das bedeutet, dass auch bei Menschen, bei denen keine autistische Störung diagnostizierbar ist, dennoch einzelne autistische Symptome auftreten können. Der Autismus-Spektrum-Quotienten misst den Grad an autistischen Charakterzügen in der neurotypischen Bevölkerung. Mit dessen Hilfe werden in der vorliegenden Arbeit die Hypothesen überprüft, ob mit ansteigender Anzahl und Schwere autistischer Symptome Defizite in der Rekognition bekannter und neu gelernter Gesichter, bei dem Abgleichen unbekannter Identitäten und Veränderungen im Verarbeitungsstil visueller Stimuli (Verarbeitung der Eigenschaften im Einzelnen oder im Ganzen) einhergehen.
Nach ausführlicher Analyse konnte eruiert werden, dass diese Hypothesen nicht zutreffen. Daher kann zum einen angenommen werden, dass milde autistische Symptomatik bei neurotypischen Personen nicht im Zusammenhang zu Defiziten der Gesichtsverarbeitung steht, welche bei autistischen Menschen entdeckt werden. Zum andern ist es jedoch möglich, dass es die beschriebenen Defizite auch in der neurotypischen Bevölkerung mit autistischen Charakterzügen gibt, jedoch die Methoden nicht sensitiv genug dafür waren.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Einleitung
- 2 Theoretischer Hintergrund
- 2.1 Autismus-Spektrum-Störungen
- 2.2 Der Autismus-Spektrum-Quotient (AQ)
- 2.3 Gesichtsverarbeitung im Spektrum der autistischen Symptomatik
- 2.3.1 Rekognition bekannter Gesichter
- 2.3.2 Rekognition neu gelernter Gesichter
- 2.3.3 Rekognition emotionaler Gesichtsausdrücke
- 2.3.4 Abgleich unbekannter Identitäten
- 2.3.5 Perzeptueller Verarbeitungsstil
- 3 Hypothesenformulierung
- 4 Methoden
- 4.1 Stichprobe
- 4.2 Messinstrumente
- 4.2.1 Die abhängigen Variablen
- 4.2.2 Facial expressions of emotion: stimuli and tests (FEEST)
- 4.2.3 Glasgow Face Matching Test (GFMT)
- 4.2.4 Die unabhängigen Variablen
- 4.3 Durchführung
- 4.4 Verwendete statistische Verfahren
- 5 Ergebnisse
- 5.1 Überprüfung der Hypothesen
- 5.1.1 Prüfung der Hypothese 1
- 5.1.2 Prüfung der Hypothese 2
- 5.1.3 Prüfung der Hypothese 3
- 5.1.4 Prüfung der Hypothese 4
- 5.1.5 Prüfung der Hypothese 5
- 5.2 Explorative Untersuchung der Emotionen des FEEST
- 5.3 Multiple Lineare Regressionsanalyse
- 6 Diskussion
- 6.1 Rekognition bekannter Gesichter
- 6.2 Rekognition neu gelernter Gesichter
- 6.3 Rekognition emotionaler Gesichtsausdrücke
- 6.4 Abgleich unbekannter Identitäten
- 6.5 Perzeptueller Verarbeitungsstil
- 6.6 Weitere mögliche Einflussfaktoren auf die Ergebnisse
- 6.7 Konklusion
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Bachelorarbeit untersucht den Zusammenhang zwischen dem Ausmaß an autistischen Zügen, gemessen mit dem Autismus-Spektrum-Quotienten (AQ), und individuellen Unterschieden in der Gesichtserkennung. Ziel ist es herauszufinden, ob der AQ die Vorhersage individueller Unterschiede in der Gesichtsverarbeitung ermöglicht.
- Gesichtserkennung bei Personen mit Autismus-Spektrum-Störungen
- Der Autismus-Spektrum-Quotient (AQ) als Messinstrument
- Zusammenhang zwischen AQ-Wert und Leistung in verschiedenen Gesichtserkennungsaufgaben
- Unterschiede im perzeptuellen Verarbeitungsstil (ganzheitlich vs. detailorientiert)
- Mögliche Einflussfaktoren auf die Ergebnisse
Zusammenfassung der Kapitel
1 Einleitung: Diese Einleitung führt in das Thema der individuellen Unterschiede in der Gesichtserkennung ein und begründet die Relevanz der Untersuchung des Autismus-Spektrum-Quotienten (AQ) als prädiktiver Faktor. Sie stellt die Forschungsfrage und die Hypothesen der Arbeit vor und skizziert den Aufbau der Arbeit.
2 Theoretischer Hintergrund: Dieses Kapitel liefert einen Überblick über Autismus-Spektrum-Störungen, den AQ als Messinstrument für autistische Züge in der neurotypischen Bevölkerung und den aktuellen Forschungsstand zur Gesichtsverarbeitung bei Personen im Autismus-Spektrum. Es werden verschiedene Aspekte der Gesichtsverarbeitung detailliert beschrieben, darunter die Rekognition bekannter und neu gelernter Gesichter, die Erkennung emotionaler Gesichtsausdrücke und der Abgleich unbekannter Identitäten. Der Einfluss des perzeptuellen Verarbeitungsstils auf die Gesichtserkennung wird ebenfalls beleuchtet.
3 Hypothesenformulierung: Dieses Kapitel formuliert präzise Hypothesen, die den Zusammenhang zwischen dem AQ und den verschiedenen Aspekten der Gesichtserkennung untersuchen. Es wird prädiziert, dass ein höherer AQ-Wert mit Beeinträchtigungen in der Gesichtserkennung und einem spezifischen perzeptuellen Verarbeitungsstil einhergeht.
4 Methoden: Dieses Kapitel beschreibt detailliert die Methodik der Studie, einschließlich der Stichprobenbeschreibung, der verwendeten Messinstrumente (z.B. AQ, FEEST, GFMT) und der statistischen Verfahren.
5 Ergebnisse: Dieses Kapitel präsentiert die Ergebnisse der statistischen Analysen und beschreibt die Überprüfung der im vorherigen Kapitel formulierten Hypothesen. Es werden sowohl die Ergebnisse der einzelnen Hypothesentests als auch die Ergebnisse explorativer Analysen dargestellt.
Schlüsselwörter
Gesichtserkennung, Autismus-Spektrum-Störung, Autismus-Spektrum-Quotient (AQ), Gesichtsverarbeitung, Perzeptueller Verarbeitungsstil, Individuelle Unterschiede, Empirische Forschung.
Häufig gestellte Fragen zur Bachelorarbeit: Gesichtserkennung und Autismus-Spektrum-Quotient
Was ist das Thema der Bachelorarbeit?
Die Bachelorarbeit untersucht den Zusammenhang zwischen dem Ausmaß an autistischen Zügen, gemessen mit dem Autismus-Spektrum-Quotienten (AQ), und individuellen Unterschieden in der Gesichtserkennung. Das Ziel ist es herauszufinden, ob der AQ die Vorhersage individueller Unterschiede in der Gesichtsverarbeitung ermöglicht.
Welche Aspekte der Gesichtserkennung werden untersucht?
Die Arbeit untersucht verschiedene Aspekte der Gesichtserkennung, darunter die Rekognition bekannter und neu gelernter Gesichter, die Erkennung emotionaler Gesichtsausdrücke und der Abgleich unbekannter Identitäten. Der Einfluss des perzeptuellen Verarbeitungsstils (ganzheitlich vs. detailorientiert) wird ebenfalls berücksichtigt.
Welches Messinstrument wird verwendet?
Der Autismus-Spektrum-Quotient (AQ) wird als Messinstrument für autistische Züge verwendet. Zusätzlich werden der Facial expressions of emotion: stimuli and tests (FEEST) und der Glasgow Face Matching Test (GFMT) zur Erfassung der Gesichtserkennungsleistung eingesetzt.
Welche Hypothesen werden in der Arbeit untersucht?
Die Arbeit formuliert präzise Hypothesen, die den Zusammenhang zwischen dem AQ und den verschiedenen Aspekten der Gesichtserkennung untersuchen. Es wird prädiziert, dass ein höherer AQ-Wert mit Beeinträchtigungen in der Gesichtserkennung und einem spezifischen perzeptuellen Verarbeitungsstil einhergeht.
Welche Methoden wurden angewendet?
Die Arbeit beschreibt detailliert die Methodik der Studie, einschließlich der Stichprobenbeschreibung, der verwendeten Messinstrumente (AQ, FEEST, GFMT) und der statistischen Verfahren (Multiple Lineare Regressionsanalyse).
Welche Ergebnisse wurden erzielt?
Das Kapitel "Ergebnisse" präsentiert die Ergebnisse der statistischen Analysen und beschreibt die Überprüfung der Hypothesen. Es werden sowohl die Ergebnisse der einzelnen Hypothesentests als auch die Ergebnisse explorativer Analysen dargestellt.
Welche Schlussfolgerungen werden gezogen?
Die Diskussion analysiert die Ergebnisse im Kontext des aktuellen Forschungsstandes und zieht Schlussfolgerungen über den Zusammenhang zwischen AQ und Gesichtserkennung. Mögliche Einflussfaktoren auf die Ergebnisse und Limitationen der Studie werden ebenfalls diskutiert.
Welche Schlüsselwörter beschreiben die Arbeit?
Gesichtserkennung, Autismus-Spektrum-Störung, Autismus-Spektrum-Quotient (AQ), Gesichtsverarbeitung, Perzeptueller Verarbeitungsstil, Individuelle Unterschiede, Empirische Forschung.
Wie ist die Arbeit strukturiert?
Die Arbeit ist in mehrere Kapitel gegliedert: Einleitung, Theoretischer Hintergrund, Hypothesenformulierung, Methoden, Ergebnisse und Diskussion. Ein Inhaltsverzeichnis bietet einen detaillierten Überblick über die einzelnen Kapitel und Unterkapitel.
- Citation du texte
- Stefanie Linde (Auteur), 2013, Vorhersagbarkeit von individuellen Unterschieden bei der Gesichtsrekognition durch den Autismus-Spektrum-Quotienten, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/512973