Edmund Burke's "Reflections on the Revolution in France". Die England-Politik des 18. Jahrhunderts


Hausarbeit (Hauptseminar), 2018

12 Seiten, Note: 1,7


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Politischer Hintergrund der „Reflections“

3. Analyse der „Reflections“
3.1 Inhalt
3.2 Autor
3.3 Werk

4. Quelleninterpretation

5. Fazit

6. Quellen- und Literaturverzeichnis

1. Einleitung

„Let us imitate their caution, if we wish to deserve their fortune, or to retain their bequests. Let us add, if we please, but let us preserve what they have left; and standing on the firm ground of the British constitution, let us be satisfied to admire, rather than attempt to follow in their desperate flights, the aëronauts of France.”1

Diesen Ratschlag, der auch als Aufruf gesehen werden kann, gibt Edmund Burke am Ende seiner „Reflections on the Revolution in France“2 den britischen Bürgern. Sie sollen den Franzosen zwar in einigen Dingen gleichziehen, aber größtenteils sollte man sich auf die britische Konstitution berufen und auf dieser aufbauen, bevor es zu Verzweiflungstaten wie in Frankreich kommt. Edmund Burke’s „Reflections on the Revolution in France” sind zwar vor der Hauptzeit der französischen Revolution entstanden (sie wurden im November 1790 veröffentlicht), enthalten aber doch viele Voraussagungen, die dann so eingetroffen sind.

Der Aufbau der Arbeit soll folgender sein: zuerst soll das politische Umfeld der Entstehungszeit der „Reflections“ analysiert werden, danach folgt eine detaillierte Quellenanalyse des Inhalts, Autors und Werk selbst, eine Interpretation des Werkes, sowie eine abschließende Zusammenfassung.

Die Leitfragen, die diese Arbeit stützen sollen, sind einerseits die Frage nach Burke’s Motivation die Französische Revolution als zu radikal anzusehen und andererseits welche Rolle die englische Politiklandschaft der damaligen Zeit gespielt hat.

Burke selbst war zwar irischen Ursprungs, hatte aber dennoch einen Platz im englischen Parlament, bei den Partei der Whigs.3 Besonders während der Französischen Revolution hatten die Whigs und die konservative Partei der Tories große Probleme miteinander.4 Auch auf diese Probleme soll eingegangen werden.Als einer der Begründer des modernen Konservatismus ging es ihm um einen Neuaufbau der Regierung und der Monarchie. Seine Meinung zur Französischen Revolution war größtenteils schlecht – er sah in ihr nicht nur eine Bedrohung für England, sondern für ganz Europa und die gesamte Menschheit.5

2. Politischer Hintergrund der „Reflections“

Wie schon in der Einleitung erwähnt, wurden Burke’s „Reflections on the Revolution in France“ 1790 veröffentlicht, zum Ende des Jahres im November. Die Veröffentlichung war zuerst als Antwort auf einen Brief gedacht, die ihm ein junger Franzose, der die Revolution unterstützte, zukommen ließ.6 Die Anfänge der Französischen Revolution sind 1789 zu sehen: mit dem Sturz der Bastille im Juli und den darauffolgenden Volksaufständen, sowie dem Marsch nach Versailles im Oktober, um Ludwig XVI. von seinem Sitz zu vertreiben.7 Man sieht also, dass Burke nicht sehr lange gebraucht hat, um sich seine Gedanken über die Situation in Frankreich zu machen und diese zu Papier zu bringen.

1790 war außerdem das hundertjährige Jubiläum der „Glorious Revolution“ in England, sowie den Kolonialaufständen der englischen Kolonien in Amerika. Diese Revolution sowie die Hinrichtung Charles I. war laut Burke notwendig für den Verlauf der englischen Geschichte.8 Burke benutzt die Revolution von 1689 außerdem sehr viel zum Illustrieren der (seiner Meinung nach) Problematik der Französischen Revolution. Nach 1660 wurden unter dem wieder eingesetzten damaligen König Karls II. viele Pläne gemacht, um die englische Kolonialmacht auszubauen, dabei wurden englische Händler sowie Sklaven nach Amerika verschifft. Während dieser Zeit hat sich die Anzahl englischer Kolonien verdoppelt, es wurden aber auch etliche Gesetze zur Verschärfung des Handels eingeführt, die nicht jedem in den Kolonien und in England zugesagt haben. Der wahre Aufstand in den Kolonien entstand aber erst in der Zeit, nachdem Wilhelm III. von Oranien und Maria II. in England gekrönt wurden.9 Die Krönung der beiden war der Höhepunkt einer andauernden Machtverschiebung in England, welche eigentlich noch die späten Folgen des englischen Bürgerkriegs 1642 waren. Der König Karl II. wurde nach Cromwells Republik wiedereingesetzt. 1660 setzte er einen Akt durch, um Cromwells verbliebenen Anhängern und Republikanern Straffreiheit zu zusprechen – durch Konflikte mit Republikanern und die Religionskrise (durch ein antikatholisch verstimmtes England) löste Karl II. sein Parlament auf und begann wieder mit den Strafverfolgungen seiner Gegner.10

Sein Nachfolger und Bruder Jakob II. war hingegen ein überzeugter Katholik. Ihm gegenüber stand die Partei der Whigs - er selbst unterstützte die konservativen Tories. Nach einigen politischen Fehlschlägen zeigte er sich aufgeschlossener und wollte etwas offener auf die Whigs zugehen. Wegen seiner Religionspolitik hatte er viele Feinde, vor allem in der Church of England. Durch mehrere politische und vor allem religiöse Fehlentscheidungen, unter anderem dem Prozess der sieben Bischöfe, bei dem mehrere Bischöfe eine Petition gegen Jakobs II. Religionspolitik stellten und daraufhin strafverfolgt wurden, nahmen der Protest unter dem Volk, der beiden Parteien, sowie der Kirche noch stärker zu.11

Das Volk wollte den oben kurz erwähnten Wilhelm III. von Oranien, der durch seine Hochzeit mit Jakobs II. Tochter Maria sein Schwiegersohn war auf dem Thron sehen. Wilhelm gefiel die katholische Politik Jakobs II. auch nicht, er wollte aber auch nicht direkt den englischen Thron für sich beanspruchen. Deshalb ließ er sich von Angehörigen des Parlaments eine Einladung nach England schicken und wurde in seinem Vorhaben von dem damaligen Papst Leopold I. unterstützt. Bei seiner Ankunft in England stellten sich ihm zwar Soldaten von Jakob II. in den Weg, viele davon liefen jedoch auf seine Seite über. Jakob II. schickte daraufhin seinen Sohn und seine Frau nach Frankreich und versuchte selbst zu fliehen.12 Im Dezember 1688 gelang ihm die Flucht und Wilhelm III. konnte den Thron besteigen. Ein Parlament wurde schnell wiedergewählt und setzte Wilhelm III. und seine Frau Maria II. im Januar 1689 auf den englischen Thron. Dem Parlament wurden wieder einige Freiheiten zugesprochen, man konnte jedoch noch nicht von einer konstitutionellen Monarchie sprechen. Die Krönung von Wilhelm III. und Maria II. erfolgte am 11. April 1689.13

Der Sturz von Jakob II. und die Krönung von Wilhelm III. und Maria II. gelten nicht nur als bedeutungsvoll für Englands Geschichte, sondern auch für die Entwicklung des Parlamentarismus.

Die Wichtigkeit der „Glorious Revolution“ kommt im ersten Abschnitt der „Reflections“ zu tragen: Burke vergleicht diese darin mit der Französischen Revolution und zeigt die Unterschiede der beiden Revolutionen auf. Seiner Meinung nach war die „Glorious Revolution“ letztendlich ein Erfolg für England, die Französische Revolution jedoch ein zum Scheitern verurteiltes Unternehmen. Die Revolution in England war folglich auf den Prinzipien des Konservierens und Korrigierens basiert – es wurde demnach nicht das komplette Land verändert, sondern nur seine nicht mehr funktionierenden Stellen. Die Französische Revolution hingegen basierte auf dem Gedanken, alles neu zu beginnen, ohne Rücksicht auf Geschichte und Bräuche des Landes.14 Abschließend kann also gesagt werden, dass die „Glorious Revolution“ einen großen Einfluss auf Burkes‘ Denken und seine Partei der Whigs gehabt hat. Diese hatten einen Großteil mit der Herbeiführung der „Glorious Revolution“ zu tun und damit, das Herrschaftssystem wieder zu stabilisieren.15 Er bindet diese Revolution auch oft in die „Reflections“ ein, um sie von der Französischen Revolution abzugrenzen.

3. Analyse der „Reflections“

Nach dem Umriss der politischen Umstände, die zum Entstehen der „Reflections“ beigetragen haben, soll nun eine genauere Analyse der „Reflections“ folgen. Zuerst soll diese mit einer Analyse des Inhaltes beginnen, vor allem bezogen auf die Kernthesen aus der Einleitung. Als nächstes wird die Person Burke’s genauer beleuchtet und schlussendlich das Werk selbst und sein Einfluss, bevor die Quelle interpretiert und ausgewertet wird.

3.1 Inhalt

Der Inhalt der Reflections ist sehr kompakt und deshalb mit knapp 200 Seiten auch nicht sehr leicht zusammenzufassen. Im folgenden Abschnitt sollen deshalb nur Kernthesen Burkes‘ die immer wieder vorkommen, analysiert werden.

Einen Unterschied den Burke immer wieder betont und welcher auch bei seiner Entscheidung zwischen „Glorious Revolution“ und Französischer Revolution eine Rolle spielt, ist der Gegensatz von Radikalismus und liberalem Konservatismus. So kann man in der Französischen Revolution den Radikalismus sehen und bei dem von ihm unterstützen liberalen Konservatismus eine Evolution des Staates.16 Ein illustrierendes Zitat aus den „Reflections“ findet man beispielsweise hier:

„They render deliberation a matter not of choice, but of necessity; they make all change a subject of compromise, which naturally begets moderation; they produce temperaments preventing the sore evil of harsh, crude, unqualified reformations; and rendering all the headlong exertions of arbitrary power, in the few or in the many, for ever impracticable. […] You had all these advantages in your ancient states; but you chose to act as if you had never been moulded into civil society, and had everything to begin anew. You began ill, because you began by despising everything that belonged to you.”17

In diesem zugegebenermaßen sehr langen Zitat sieht man sehr viel von Burke’s Meinung zu der aktuellen Lage in Frankreich. Die Franzosen sehen in ihrer Befreiung und Revolution keine Wahl, sondern eine Notwendigkeit. Freiheit lag in Burkes Augen nicht darin, zu tun was man wollte, sondern frei innerhalb des Gesetzes sein. Er bezeichnet sie außerdem damit, mit ihrem Erbe des Staates nichts anzufangen, sondern ihn so zu behandeln, als wären sie nie in eine Zivilgesellschaft geformt worden und einen komplett neuen Anfang ihrer Zivilisation zu starten – durch eine radikale Revolution und Reformen. Burke findet außerdem, dass ein großer Fehler der Franzosen war, dass sie damit anfingen, gegen alles zu streben, was zu ihnen gehörte. Also lag das Scheitern der Revolution laut Burke schon in ihren Anfängen und der Einstellung der Franzosen gegenüber ihrem Land.

[...]


1 Burke, Edmund: Reflections on the Revolution in France, and on the proceedings in certain societies in London. URL: http://gallica.bnf.fr/ark:/12148/bpt6k111218p/f5.double (letzter Aufruf 01.07.2018), S.355.

2 Die „Reflections on the Revolution in France” werden von mir mit „Reflections“ abgekürzt

3 Otten, Kurt: Burke, Carlyle und die Französische Revolution. Zur Vorgeschichte von Dickens‘ A Tale of Two Cities, Heidelberg 1992, S. 13.

4 Macaulay, Thomas B.: Die Glorreiche Revolution. Geschichte Englands 1688/89. Zürich 1998, S.525ff.

5 Otten: Burke, Carlyle und die frz. Revolution, S. 13f.

6 White, Stephen K.: Edmund Burke. Modernity, Politics, and Aesthetics (Modernity and Political Thought, 5). Thousand Oaks [u.a.] 1994, S. 17.

7 Burke, Edmund: Reflections on the Revolution in France, neu hrsg. von Frank M. Turner, New York 2003, xii.

8 Otten: Burke, Carlyle und die frz. Revolution, S.18.

9 Lovejoy, David S.: The Glorious Revolution in America. New York 1972, S.1ff.

10 Macaulay: Die Glorreiche Revolution, S. 16ff.

11 Ebd., S.175ff.

12 Ebd., S.505ff.

13 Macaulay: Die glorreiche Revolution, S. 576ff.

14 Fidler, David P. / Welsh, Jennifer M.: Empire and Community. Edmund Burke’s writings and speeches on international relations. Boulder 1999, S. 29ff.

15 Otten: Burke, Carlyle und die frz. Revolution, S.13.

16 Otten: Burke, Carlyle und die frz. Revolution, S.15.

17 Burke: Reflections, S.51.

Ende der Leseprobe aus 12 Seiten

Details

Titel
Edmund Burke's "Reflections on the Revolution in France". Die England-Politik des 18. Jahrhunderts
Hochschule
Universität Erfurt
Note
1,7
Autor
Jahr
2018
Seiten
12
Katalognummer
V513225
ISBN (eBook)
9783346098542
ISBN (Buch)
9783346098559
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Edmund Burke, Reflections on the Revolution in France, 18. Jahrhundert, Frankreich
Arbeit zitieren
Teresa Ruß (Autor:in), 2018, Edmund Burke's "Reflections on the Revolution in France". Die England-Politik des 18. Jahrhunderts, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/513225

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