Diese Arbeit befasst sich mit der Theorie des unzuverlässigen Erzählens in Rafal Horzons Werk "Das weisse Buch".
Schon der Verlag bewirbt das Buch mit dem Spannungsfeld zwischen Fakt und Fiktion, der sich in diesem (scheinbar) autobiografischen Roman von Rafael Horzon zeigen soll. Während dieser gleichzeitig Autor, Figur und Erzähler seines Romans darstellt, fällt es schwer, eine Grenze zwischen eben diesen drei Instanzen zu ziehen. An welchen Stellen finden wir wahre Begebenheiten, wo zeigen sich fiktive Elemente und werden eventuell sogar faktuale Erlebnisse fiktionalisiert?
Diese letzte These, die Fiktionalisierung von faktualen Begebenheiten in Horzons Werk soll im Mittelpunkt dieser Arbeit stehen, denn gerade hier findet sich die Relevanz der Medienkombinatorik. So ist nämlich "Das weisse Buch" nicht nur ein Roman auf Textbasis, es sind zudem zahlreiche schwarz-weiß Fotos enthalten, die Bezug zu Schilderungen aus dem Werk nehmen und bestimmte Ereignisse belegen sollen. Bei näherer Betrachtung wird sich jedoch zeigen, dass genau hier mit Fakt und Fiktion gespielt wird und das unzuverlässige Erzählen eine neue Dimension erreicht: Unzuverlässiges Erzählen im Foto-Text. Und zudem scheint hier der Bereich des Werkes zu liegen, der "kontrovers diskutiert" (Suhrkamp Verlag AG 2011) werden kann.
Um all dies näher zu betrachten, soll also in dieser Arbeit zum einen das unzuverlässige Erzählen in der Theorie erläutert werden, aber auch im besonderen Maße an diesem Werk als Foto-Text in der Praxis gezeigt werden.
Das medienkombinatorische unzuverlässige Erzählen soll zudem anhand von ausgewählten Beispielen betrachtet werden und im Fazit eine abschließende Antwort auf die Fiktionalisierung oder auch Faktualisierung des Textes durch die Wechselwirkung mit den eingefügten Fotos gefunden werden.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Unzuverlässiges Erzählen in der Theorie
- 3. Unzuverlässiges Erzählen in der Praxis: Rafael Horzons „Das weisse Buch“
- 3.1 Fakten und Fiktion zum Werk
- 3.2 „Das weisse Buch“ als Foto-Text
- 3.3 Exemplarische Betrachtung der Fotofunktion
- 3.3.1 Fotos und Fiktion
- 3.3.2 Fotos und Fakten
- 3.3.3 Fotos und ...?
- 4. Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit dem Konzept des unzuverlässigen Erzählens im Roman „Das weisse Buch“ von Rafael Horzon. Sie analysiert die Wechselwirkung zwischen Fakten und Fiktion, die durch die Integration von Fotos in den Text entsteht, und untersucht, wie diese Medienkombination das unzuverlässige Erzählen in eine neue Dimension führt.
- Unzuverlässiges Erzählen in der Theorie
- „Das weisse Buch“ als Foto-Text
- Die Funktion von Fotos in Bezug auf Fakten und Fiktion
- Die Rolle des autodiegetischen Erzählers
- Die Kontroverse um die Glaubwürdigkeit von Horzons Erzählung
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik des unzuverlässigen Erzählens in „Das weisse Buch“ ein und stellt die zentrale Fragestellung der Arbeit dar: Inwiefern wird durch die Integration von Fotos die Glaubwürdigkeit der Erzählung in Frage gestellt? Das zweite Kapitel gibt einen theoretischen Überblick über das Konzept des unzuverlässigen Erzählens, wobei auf die Definition von Wayne Booth und verschiedene Ansätze zur Bewertung der Zuverlässigkeit von Erzählern eingegangen wird.
Kapitel 3 widmet sich der Analyse des unzuverlässigen Erzählens in „Das weisse Buch“ und fokussiert auf die medienkombinatorische Gestaltung des Romans, die durch die Einbindung von Fotos eine besondere Dynamik erhält. Dabei wird die Frage beleuchtet, inwiefern Fotos als Beweismittel fungieren oder ob sie eher fiktive Elemente der Geschichte verstärken.
Schlüsselwörter
Unzuverlässiges Erzählen, Medienkombinatorik, Foto-Text, Rafael Horzon, „Das weisse Buch“, Fakten und Fiktion, autodiegetischer Erzähler, Evidenzmittel, Fiktionalisierung, Faktualisierung.
- Quote paper
- Lisa Krenke (Author), 2017, Lügen wie gedruckt in schwarz auf weiß. Medienkombinatorisches unzuverlässiges Erzählen in Rafael Horzons "Das weisse Buch", Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/513287