Die folgende Arbeit soll sich mit ‚dem Orient‘ beschäftigen. Nicht im Sinne der Vermehrung des Wissens über das, was wir – die europäische Wissenschaft, die europäische Erzählung - für den Orient halten, sondern genau mit den Diskursen, die in einer bestimmten Tradition westlichen Denkens den Orient erst hervorbringen. Orient wir hier also nicht verstanden als ein lokalisierbarer Ort, als ein kohärentes Set an religiösen Praktiken, kulturellen, medizinischen, philosophischen oder sprachlichen Eindeutigkeiten, als eine authentische Identität, die es wissenschaftlich zu entdecken gilt. Orient ist hier zuallererst der Diskurs über ihn, der ihn hervorbringt, codiert und recodiert, inszeniert, kurz: konstruiert. Die Hausarbeit möchte zweierlei. In dem ersten Abschnitt geht um die Nachzeichnung der Gedankengänge Saids. Um einen umfassenderen Überblick über die theoretischen Wurzeln des Werkes zu geben, werde ich zuerst Foucaults Diskursbegriff und Gramscis Hegemoniebegriff darstellen, da diese beiden maßgeblich für das Verständnis Saids sind. Nach der Ausführung der wesentlichen Gedanken des Buches Orientalism werde ich verschiedene Stränge in der darauffolgenden Diskussion nachzeichnen. Dabei stelle ich lediglich eine Auswahl an RezipientInnen vor. Neben allgemeinen Kritiken werde ich ein Augenmerk auf die feministische Kritik werfen, da diese gerade viele der theoretischen Annahmen Saids teilt. Darüber hinaus werde ich mich insbesondere dem Verhältnis Orient-Okzident zuwenden. Zu Abschluß werde ich eine eigene Einschätzung vornehmen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Diskurse bei Foucault
- Gramscis Hegemoniebegriff
- Said: Orientalism
- Weitergehende Diskussionen
- Orient und Okzident
- Zum Ende
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Konstruktion des „Orients“ im westlichen Diskurs, fokussiert auf Edward Saids Werk „Orientalism“. Sie analysiert die theoretischen Grundlagen von Saids Argumentation, insbesondere Foucaults Diskursbegriff und Gramscis Hegemoniekonzept. Die Arbeit verfolgt das Ziel, Saids zentrale Thesen nachzuzeichnen und die nachfolgende Debatte kritisch zu beleuchten.
- Foucaults Diskursbegriff und seine Anwendung auf die Darstellung des Orients
- Gramscis Hegemoniekonzept und seine Relevanz für die westliche Sicht auf den Orient
- Saids Kritik am Orientalismus und seine Unterscheidung verschiedener Formen des Orientalismus
- Die Rezeption von Saids Werk und die darauf folgende Diskussion, insbesondere die feministische Kritik
- Das Verhältnis von Orient und Okzident als diskursives Konstrukt
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung: Die Einleitung führt in die Thematik ein und definiert den "Orient" nicht als geografischen Ort, sondern als diskursives Konstrukt, hervorgebracht durch den westlichen Diskurs. Die Arbeit kündigt die Nachzeichnung von Saids Gedankengängen an, einschließlich der Einbettung in die theoretischen Konzepte Foucaults und Gramscis, sowie die Auseinandersetzung mit der darauf folgenden Diskussion und der feministischen Kritik an Said.
Diskurse bei Foucault: Dieses Kapitel erläutert Foucaults Diskursbegriff, der in Saids Werk zentral ist. Foucault beschreibt Diskurse als sprachliche Anordnungen, die festlegen, was in einem bestimmten Bereich sagbar und "wahr" ist. Die Regulierung von Diskursen erfolgt durch verschiedene Praktiken, wie Verbote, Ausgrenzung und den „Wille zur Wahrheit“, der seine eigene Ausschließungsmaschinerie verschleiert. Foucault analysiert den Kommentar, den Autor und die Disziplinierung als Mechanismen der Diskursregulierung. Er stellt die traditionelle Vorstellung von selbstauthentischen Subjekten in Frage und betont die Bedeutung der Wiederholung und Serie in der Entstehung von Diskursen.
Gramscis Hegemoniebegriff: Dieses Kapitel behandelt Gramscis Hegemoniebegriff, ebenfalls relevant für Saids Analyse. Hegemonie wird als sprachlich vermittelte, geistig-ideologische Dominanz und Attraktionswirkung beschrieben, die durch die Bereitstellung einer Ideologie einen „spontanen Konsens“ herstellt. Gramsci betont die zentrumslose und allgegenwärtige Natur der Macht, die in allen Lebensbereichen wirkt und nicht als Besitz, sondern als Disposition verstanden werden sollte. Die komplexe gesellschaftliche Situierung von Subjekten und ihre kontextbezogene Unterschiedlichkeit werden hervorgehoben.
Said: Orientalism: Dieses Kapitel fasst Saids „Orientalism“ zusammen. Said untersucht, wie die Vorstellung des Orients durch den westlichen Diskurs konstruiert wird und analysiert verschiedene Textarten, um seine These zu untermauern. Er definiert "Orientalisten" als alle, die über den Orient lehren, schreiben oder forschen und unterscheidet drei Formen des Orientalismus: die klassische Forschung, die Binarität Orient/Okzident und den westlichen Diskurs über den Orient als Instrument der Beherrschung. Orientalismus wird als Wille zum Verständnis und gleichzeitig als Wissen zur Kontrolle und Manipulation beschrieben.
Schlüsselwörter
Orientalismus, Edward Said, Michel Foucault, Antonio Gramsci, Diskurs, Hegemonie, Orient, Okzident, Kolonialismus, Postkolonialismus, feministische Kritik, Macht, Wissen, Konstruktion von Identität.
Häufig gestellte Fragen zum Text: Konstruktion des „Orients“ im westlichen Diskurs
Was ist das zentrale Thema des Textes?
Der Text analysiert die Konstruktion des „Orients“ im westlichen Diskurs, fokussiert auf Edward Saids Werk „Orientalism“. Er untersucht, wie der Orient nicht als geografischer Ort, sondern als diskursives Konstrukt durch den westlichen Diskurs geschaffen wurde.
Welche theoretischen Grundlagen werden verwendet?
Der Text stützt sich auf die Theorien von Michel Foucault (Diskursanalyse) und Antonio Gramsci (Hegemoniebegriff), um Saids Argumentation zu verstehen und zu analysieren.
Was ist der Diskursbegriff nach Foucault und wie wird er angewendet?
Foucaults Diskursbegriff beschreibt sprachliche Anordnungen, die festlegen, was sagbar und „wahr“ ist. Der Text zeigt, wie der westliche Diskurs über den Orient bestimmte Darstellungen als wahr etablierte und andere ausschloss. Mechanismen wie Verbote, Ausgrenzung und der „Wille zur Wahrheit“ werden in diesem Zusammenhang untersucht.
Welche Rolle spielt Gramscis Hegemoniebegriff?
Gramscis Hegemoniebegriff beschreibt eine sprachlich vermittelte, geistig-ideologische Dominanz. Der Text erklärt, wie diese Hegemonie dazu beitrug, eine bestimmte Sichtweise des Orients im Westen zu etablieren und aufrechtzuerhalten.
Was sind Saids zentrale Thesen in „Orientalism“?
Said untersucht, wie der Orient im westlichen Diskurs konstruiert wird. Er analysiert verschiedene Textarten und unterscheidet drei Formen des Orientalismus: klassische Forschung, die Binarität Orient/Okzident und den westlichen Diskurs als Instrument der Beherrschung. Orientalismus wird als Wille zum Verständnis und gleichzeitig als Wissen zur Kontrolle und Manipulation beschrieben.
Welche weiteren Diskussionen werden behandelt?
Der Text beleuchtet die Rezeption von Saids Werk und die darauf folgende Debatte, insbesondere die feministische Kritik an Said.
Wie wird das Verhältnis von Orient und Okzident dargestellt?
Das Verhältnis von Orient und Okzident wird als diskursives Konstrukt verstanden, das durch den westlichen Diskurs geschaffen und aufrechterhalten wurde.
Welche Kapitel umfasst der Text?
Der Text beinhaltet Kapitel zu Einleitung, Foucaults Diskursbegriff, Gramscis Hegemoniebegriff, Saids „Orientalism“, weitergehenden Diskussionen, dem Verhältnis von Orient und Okzident und einem Schlusskapitel.
Welche Schlüsselwörter beschreiben den Text?
Orientalismus, Edward Said, Michel Foucault, Antonio Gramsci, Diskurs, Hegemonie, Orient, Okzident, Kolonialismus, Postkolonialismus, feministische Kritik, Macht, Wissen, Konstruktion von Identität.
Welches Ziel verfolgt der Text?
Der Text verfolgt das Ziel, Saids zentrale Thesen nachzuzeichnen und die nachfolgende Debatte kritisch zu beleuchten, indem er Foucaults und Gramscis Theorien einbezieht.
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- Dr. Jürgen Budde (Author), 2000, Analyse und kritische Betrachtung Edward Saids Buch "Orientalism", Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/51335