DIE GESCHICHTE EINER IDEE
Körper, Männerkörper, Ästhetisierung, Panzerung. Angeregt durch die Lektüre Foucaults „Sexualität und Wahrheit“ kam ich auf die Frage, ob die von Foucault beschriebenen Strategien des Sexualitätsdispositives ausschöpfend oder beispielhaft seien. Was wären mögliche weitere Strategien? Modernere? Diese Frage blieb auf der Ebene einer Gedankenspielerei, bis Maihofer im Rahmen eines Vortrages auf die Ästhetisierung von Männerkörpern zu sprechen kam, auf den im 19. Jhd. postulierten Zusammenhang von Physiognomie und Psychologie. Von hier liefen Gedanken in verschiedene Richtungen, die Lektüre Theweleits fiel mir wieder ein und die Rede vom „soldatischen Mann“ und vom „Männerkörperpanzer“, moderne Zurichtung der Körper durch gleichermaßen rigiden und flexiblen Appell und Zwang an die Körper, sich dem anzunähern, was landläufig „Schönheitsideal“ heißt. Ist dieser Appell für Frauenkörper different zu dem der Männerkörper, verändert sich die Differenz? Brücken schlugen sich zu der Frage der Bedeutung, der Gewichtigkeit von Körperkonstruktionen verschiedener Ansätze zur Geschlechterforschung, Maihofers Kritik an Butler und deren Wertung von Text und Körper. Und letztendlich, ist die Frage nach der Ästhetisierung nicht schon die von Foucault gedachte produktive Seite der Macht, nicht die Repression der Körper, sondern der schöpferische Effekt des Diskurses? Kann - unter der zu prüfenden Voraussetzung, daß die Ästhetisierung der Körper ein bedeutsames Gewicht in der Konstruktion von Geschlecht hat - kann also diese These in Foucault hineingelesen werden, oder ist es möglich, unter Zuhilfenahme eines selbstgebastelten Rahmens zwischen Theweleit, Maihofer und Butler eine weitere Strategie im Sexualitätsdipositiv zu beschreiben?
Diesen Versuch, und nur bei einem Versuch wird es bleiben können, möchte ich in der folgenden Arbeit unternehmen. Dabei werde ich aus persönlichem Interesse mein Hauptaugenmerk auf den Männerkörper, seine Ideale und Entwicklungen legen, diesem Körper, der, gepanzert im Soldaten oder in eine kalte Ästhetik bei Fidus gemeißelt, ein wesentlicher Bestandteil bei der Durchsetzung von männlicher Dominanz und hegemonialer Männlichkeit1 war und ist. Diesen Versuch zu strukturieren werde ich folgendermaßen vorgehen: Unter 1 werde ich Foucaults Thesen aus dem ersten Band von „Sexualität und Wahrheit“ zusammenfassen...
Inhaltsverzeichnis
- GESCHICHTE EINER IDEE
- FOUCAULT
- Repression und Hervorbringung
- Das Dispositiv der Sexualität
- Die Strategien
- GRAU, MEIN FREUND, IST ALLE THEORIE
- „Die Seele ist das Gefängnis des Körpers“
- „Männerpanzer“
- Existenzweisen
- „Die Seele ist die Oberfläche, die auf den Körper eingeschrieben wird“
- Disko
- WAS HEISST HIER ÜBERHAUPT ÄSTHETIK
- Männerkörper im Wandel
- Ästhetisierung als Figur
- Appell, Prozeß und Zwang
- WO LIEGT DER WEG?
- Einarbeitung in Foucault
- Die Anderen
- BUNTE BASTELWELT
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit befasst sich mit der Ästhetisierung von Körpern, insbesondere Männerkörpern, und untersucht, wie diese Ästhetisierung im Rahmen des von Michel Foucault beschriebenen Sexualitätsdispositivs funktioniert. Ziel ist es, die Frage zu beantworten, ob die Ästhetisierung des Körpers als eine weitere Strategie innerhalb des Dispositivs verstanden werden kann, die neben der Repression des Körpers auch seine produktive Seite beleuchtet.
- Foucaults Konzept des Sexualitätsdispositivs und seine Kritik an der Repressionshypothese
- Die Rolle der Ästhetisierung von Körpern bei der Konstruktion von Geschlecht
- Der Einfluss von Diskursen und Wissen auf die Wahrnehmung und Gestaltung von Körpern
- Die Bedeutung von Männlichkeitskonstruktionen und deren Einfluss auf die Ästhetisierung des Körpers
- Die Frage, ob die Ästhetisierung des Körpers als eine schöpferische Seite der Macht verstanden werden kann.
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel beschäftigt sich mit Foucaults Thesen aus dem ersten Band von "Sexualität und Wahrheit" und setzt sich mit seiner Kritik an der Repressionshypothese auseinander. Dabei wird betont, dass der Diskurs über Sexualität nicht primär zur Unterdrückung, sondern zur Hervorbringung von Wissen und Wahrheiten dient.
Das zweite Kapitel befasst sich mit verschiedenen theoretischen Blickwinkeln auf die Vorstellung eines Körpers, wobei die Arbeiten von Theweleit und Maihofer im Fokus stehen. Hier werden Themen wie „Männerpanzer“ und die Konstruktion von Männlichkeit behandelt.
Das dritte Kapitel beschäftigt sich mit dem Konzept der Ästhetisierung von Körpern und versucht, den Appell und den Zwang zur Ästhetisierung zu beschreiben. Es wird deutlich, dass die Ästhetisierung eine wichtige Rolle bei der Konstruktion von Geschlecht spielt und die Wahrnehmung und Gestaltung von Körpern beeinflusst.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit den Themen Ästhetisierung, Körper, Männerkörper, Geschlecht, Sexualität, Foucault, Dispositiv, Repression, Hervorbringung, Wissen, Macht, Männlichkeit, hegemoniale Männlichkeit, Theweleit, Maihofer, Butler.
- Citation du texte
- Dr. Jürgen Budde (Auteur), 2000, Ästhetisierung der Körper, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/51338