Einleitung
Deutschland zu Beginn des 20. Jahrhunderts: es herrschte Aufbruchstimmung in vielen gesellschaftlichen Bereichen. Die Menschen wähnten sich bereits mitten im technisierten Zeitalter, das Bild vom neuen Menschen entwickelte sich noch frei in vielfältigen Varianten. In der Kunst, in den Naturwissenschaften, in der Philosophie, in der Politik war man eingestellt auf revolutionäre Thesen. Nietzsche gehörte bereits der Vergangenheit an, die Sozialdemokratie wie auch die Idee des Sozialismus sind nicht aus der öffentlichen Debatte wegzudenken. Trotzdem befand sich der Großteil der Deutschen noch im Dornröschenschlaf des Kaiserreiches: es war normal, an die Güte und Weisheit des deutschen Übervaters zu glauben. Ideen präsentierten sich noch nicht dermaßen polarisiert, wie sie es einige Jahrzehnte später taten. Wer sich beispielsweise als Bodenreformer bezeichnete, musste nicht gegen die Monarchie sein. Wer einen „nationalen Sozialismus“ wollte, konnte sich diesen im Geist der Menschheitsliebe ausmalen. Die pädagogische Presse war es gewohnt, sich mit reformpädagogischen Ansätzen auseinanderzusetzen. Die Theorien der vielen pädagogischen Vordenker wurden dort kritisch bis sehr wohlwollend behandelt. Das Zeitphänomen Reformpädagogik war den Rezensenten neuer Bücher geläufig und sie versuchten – falls nicht im Bann persönlicher Zu- oder Abneigung – die Spreu vom Weizen zu trennen und die besprochenen Bücher auf die Machbarkeit der beschriebenen Theorien hin zu durchleuchten. Ein recht häufig besprochener Pädagoge war der aus Schlesien stammende Berthold Otto, der es mit seinen Schriften und seinen Reform-Schulen in Berlin-Lichterfelde und Magdeburg zu einiger Berühmtheit gebracht hatte.
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Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Zum Inhalt
- Erkenntnisgrundlagen
- Beurteilung der Theorie/Einschätzung der Machbarkeit
- Die Sprache
- Der Stil
- Das Kinderdeutsch
- Vergleiche
- Das Übliche
- Ähnlichkeiten
- Politik
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit untersucht die Rezeption des pädagogischen Werkes Berthold Ottos in der deutschen Fachpresse zwischen 1900 und 1914. Die Untersuchung konzentriert sich auf 34 Rezensionen von Ottos Schriften, die hauptsächlich aus pädagogischen Fachzeitschriften stammen. Ziel ist es, die Reaktionen der Fachwelt auf Ottos Theorien zu analysieren und die Bedeutung seines Werkes in der damaligen Zeit zu beleuchten.
- Bewertung von Ottos pädagogischen Theorien
- Analyse der Sprache und des Stils in Ottos Schriften
- Vergleich mit anderen Reformern und der gängigen pädagogischen Praxis
- Einschätzung von Ottos politischer Stellung
- Die Rolle von Erfahrung und Praxis in Ottos pädagogischem Ansatz
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel befasst sich mit der Kritik der Rezensenten am Inhalt und der Praxistauglichkeit von Ottos Theorien. Hierbei wird deutlich, dass Ottos Werk im Allgemeinen wohlwollend aufgenommen wurde, trotz einiger kritischer Stimmen. Die Rezensenten argumentieren, dass Ottos pädagogische Theorie aus seiner eigenen Erfahrung als Hauslehrer und Erzieher seiner Kinder entstanden ist.
Das zweite Kapitel befasst sich mit der Bewertung von Ottos Stil. Seine verständliche Sprache findet bei den Kritikern großen Zuspruch.
Das dritte Kapitel widmet sich Vergleichen mit anderen Reformern und der gängigen pädagogischen Praxis. Anhand von vergleichenden Äußerungen wird die Bedeutung von Ottos Werk im Kontext seiner Zeit beleuchtet.
Kapitel vier widmet sich der Bewertung von Ottos politischer Stellung.
Schlüsselwörter
Berthold Otto, Reformpädagogik, Pädagogische Presse, Rezeption, Zeitgeist, Erkenntnisgrundlagen, Sprache, Stil, Kinderdeutsch, Vergleich, Politik.
- Citation du texte
- Steffen Lasch (Auteur), 2005, Die Rezeption Berthold Ottos in der pädagogischen Presse von 1900 bis 1914, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/51348